Die zwölf Stämme Israels

 

Die Zwölf Stämme Israels bilden nach dem Tanach, der hebräischen Bibel, zusammen das von JHWH erwählte Volk Israel, die Israeliten. Sie repräsentieren die vorstaatliche Frühzeit in der Geschichte Israels (etwa 1200–1000 v. Chr.).

 

·        Ruben

·        Simeon

·        Levi

         Juda

·        Dan

·        Naftali

·        Gad

         Ascher

·        Issachar

         Sebulon

·        Josef

         Manasse

·        Ephraim

 Benjamin

 

Der Name Israel

 

Der Stämmebund tritt dort seit dem 2. Buch Mose als Volk „Israel“ unter einheitlicher Führung auf. Zu diesem Volk wurde er jedoch erst im Lauf des Ansiedlungsprozesses im Kulturland Kanaan, in das Stämme von Halbnomaden unterschiedlicher Herkunft seit etwa 1500 bis 1000 v. Chr. in der Spätbronzezeit einsickerten. Eine erste außerbiblische Bestätigung dafür gibt die "Israelstele" des Pharaos Merenptah (um 1210 v. Chr.).

 

Die zusammenwachsenden Stämme entwickelten durch gemeinsame Sprache, benachbarte Siedlungsgebiete, vor allem durch den an bestimmten Kultorten geübten Glauben an JHWH ein Bewusstsein ihrer Zusammengehörigkeit. Die biblische Geschichtsschreibung hat ihre Einzelüberlieferungen – besonders die Geschichten von Abraham bis zu Josef – so miteinander verknüpft, dass das Werden dieses Volkes von Beginn an als Gottes zielgerichtetes Wirken in der Geschichte dargestellt wird. Die Stämme führten sich auf gemeinsame Erzväter zurück, deren Überlieferungen in eine Generationenfolge gebracht wurden. Der dritte dieser Stammväter, Jakob, habe von Gott den Ehrennamen „Israel“ erhalten.

 

Die Herkunft dieses Namens ist nicht mehr aufzuklären. Seine Wortbildung ähnelt anderen im Raum Kanaans üblichen Orts- und Personennamen, die mit dem dortigen Gottestitel El kombiniert waren. Die Übersetzung lautet „Gottesstreiter“, möglich wäre auch „Gott streitet für dich“. Darin drückt sich der mühsam errungene Glaube der Israeliten an ihre Besonderheit unter den übrigen Völkern aus. Sie sahen es als ihre Aufgabe an, der Welt ihren Gott als Schöpfer aller Menschen und seinen Segenswillen bekannt zu machen und dafür Gottes Gerichte, Widerstände und die Verfolgung durch andere Völker auf sich zu nehmen (vgl. Gen 12,3 EU).

 

Die Zwölf Stämme Israels erscheinen biblisch also als Nachkommen der zwölf Söhne Jakob-Israels. Sie hatten anfangs keine gemeinsamen politischen Führer und Institutionen. Gleichwohl verband ihr Glaube an den in der Geschichte wirkenden Gott ihrer Väter sie zu einer Gemeinschaft.

 

Biblische Stämmelisten

 

Die in der Bibel überlieferten Ahnentafeln und Stämmelisten unterscheiden Anordnung, Zahl und Namen der Stämme, halten aber die übergeordnete Zwölfzahl fest. Eine Liste der zwölf Jakobsöhne erscheint im 1. Buch Mose dreimal:

 

 

 

  • Gen 29,31-30,24:

 Leas Söhne: Ruben, Simeon, Levi, Juda.

 Bilhas Söhne: Dan, Naftali.

 Silpas Söhne: Gad, Ascher.

 Leas Söhne: Issaschar, Sebulon (Tochter Dina).

 Rahels Sohn: Josef. Ihre Bitte um einen weiteren Sohn wird etwas später mit der Geburt Benjamins erhört (Gen 35,18).

 

  • Gen 35,23-26:

 Leas Söhne: Ruben, Simeon, Levi, Juda, Issaschar, Sebulon.

 Rahels Söhne: Josef, Benjamin.

 Bilhas Söhne: Dan, Naftali.

 Silpas Söhne: Gad, Ascher (=1. Chron 2,1f).

 

Die Namen der Stämme sind hier nach Stammesmüttern gruppiert, chronologisch bzw. nach Status ihrer Mutter (Jakobs erster Frau, zweiter Frau, deren Mägden als „Leihmüttern“). Ruben, Simeon, Levi und Juda stehen in beiden Auflistungen an erster Stelle und bildeten offenbar mit den übrigen Söhnen der Lea eine Einheit.

 

  • Gen 49,1-27: Jakob segnet vor seinem Tod jeden seiner Söhne: Ruben, Simeon, Levi, Juda, Sebulon, Issaschar, Dan, Gad, Ascher, Naftali, Josef und Benjamin.

Man erfährt einiges über ihre Besonderheiten, ihr Stammesgebiet und ihr künftiges Schicksal. Simeon und Levi wird eine Zerstreuung angekündet, was auf späteres Fehlen eines eigenen Stammesgebietes hinweist. Juda erhält bereits die Ankündigung eines Herrschers: ein Hinweis auf das Königreich Juda und die dort aufgekommene Messiaserwartung. Dort ist dieser Text vermutlich entstanden.

 

  • Num 26,4-51: Zum Abschluss der Wüstenwanderung werden die direkten Nachkommen jedes der zwölf Söhne aufgelistet: Ruben, Simeon, Gad, Juda, Issaschar, Sebulon, Josef – aufgeteilt auf seine beiden Söhne Manasse und Efraim – Benjamin, Dan, Ascher, Naftali.

 Die Leviten sind hier zwar ebenfalls genannt, aber getrennt von den eigentlichen „Kindern Israels“. Dies wird damit begründet, dass sie kein eigenes Land erhielten und daher nicht zu den festen Bewohnern Israels zählten. Sie erhielten den Auftrag, als Priestergeschlecht für alle übrigen Stämme da zu sein. Nach der Landverteilung, die das Buch Josua in Jos 14-19 beschreibt, erhielt der Stamm Levi daher Wohnstädte innerhalb der übrigen Stammesgebiete (Jos 21).

 

Offenbar wurde in dieser späteren Version die Notwendigkeit empfunden, die Zwölfzahl nach dem Wegfall Levis aufrecht zu erhalten: Darum wurde der Stamm Josef in die Stämme Manasse und Efraim aufgeteilt. Zugleich rückte Gad an Levis Stelle, so dass auch die Anzahl der Söhne Leas sechs blieb. Daher hielt Martin Noth die Versionen, die Levi als eigenen Stamm an dritter Stelle nennen, für älter als die, in denen er fehlt. Die feste Reihung der sechs Söhne Leas erklärte er aus einer frühen Stammeseinheit, noch bevor die übrigen Stämme in das Siedlungsgebiet Israels einrückten.

 

Keine der Stämmelisten bildete demnach einen bestimmten, aus den Überlieferungen der Stämme bekannten historischen Siedlungszustand ab. Die drei erstgenannten Stammesgebiete waren laut Noth schon zu der Zeit, als spätere Stämme wie Josef und Benjamin hinzukamen, in größeren Einheiten aufgegangen; ihre Namen wurden gleichwohl festgehalten.

 

Die Zwölfzahl war vermutlich jedoch nicht ursprünglich. Das Deborahlied (Ri 5), das als einer der ältesten Bestandteile des Pentateuch gilt, nennt nur zehn Stammesgebiete: Efraim, Benjamin, Machir (= Manasse), Sebulon, Issaschar, Ruben, Gelead (=Gad?), Dan, Ascher und Naftali. Es fehlen Juda und Simeon, deren Siedlungsgebiet später das Südreich Juda bildete, sowie Levi, von dem sich die Priester Israels herleiten. Es handelt sich also vermutlich um eine Tradition des Nordreichs Israel.

 

Siedlungsgebiete

 

Bei der Landnahme Kanaans bedachte Josua bei der Versammlung in Silo nur sieben Stämme der Israeliten (Benjamin, Simeon, Sebulon, Issaschar, Ascher, Naftali, Dan) mit Land. Das Fehlen mancher Stämme bei dieser Zuteilung bedeutet jedoch nicht, dass sie zu diesem Zeitpunkt nicht existierten, sondern dass sie bereits ein festes Gebiet hatten. Die genannten Eroberungen bzw. Landnahmen sind rückblickend eher der späten Phase der frühzeitlichen israelischen Expansion zugehörig. Die zum Stamm Juda zusammengeschlossenen regionalen Stämme, unter anderem die Städte Jericho, Hebron, Jerusalem und Bethlehem, haben insbesondere die Abrahamerzählung tradiert, welche später in den Büchern des Pentateuch fixiert wurde, so dass eine deutlich frühere Existenz und Ansiedlung somit als gesichert gilt. Weiterhin deutet die Erzählung zu dem für Joseph rettenden Verkauf (als Sklave nach Ägypten, nach Vorschlag seines Bruders Juda, der später zur großen Hilfe für die im Land bleibenden Familie wurde, als es zu Hungersnöten kommt) ebenfalls auf eine bereits frühe Existenz hin. Hier handelt es sich vermutlich um eine südliche Tradition von Jerusalem und Juda aus.

 

Die im Buch Josua umrissene Landnahme hatte einen weiteren entscheidenden Effekt, da sie die nördlich von Juda angesiedelten Gebiete der Kanaaniter angliederte und so die bis dahin bestehende geografische Trennung der nördlichen und der südlichen Stammesgebiete beseitigte. Durch die damit erreichte territoriale Geschlossenheit wurde wiederum das politische und kulturelle Zusammenwachsen der über diese Fläche verteilten Stämme stark begünstigt.

 

Gemeinsame Einrichtungen

 

Jeder der Stämme verfügte über ein hohes Maß an Selbstbestimmung und brachte seine eigenen Traditionen und Geschichten mit, die in der Bibel gesammelt wurden. Den Zusammenhalt der zwölf Stämme bildeten gemeinsame Heiligtümer, an denen jährliche Opferfeste stattfanden. Sie erhielten Ernte-Abgaben, die vom dreizehnten Stamm, den Leviten, verwaltet wurden. Im Falle äußerer Bedrohung eines oder mehrerer Stämme vollzogen diese unter Umständen gemeinsame Abwehrfeldzüge. Dabei sandte ein sich berufen fühlender Heerführer Sendschreiben an alle Stämme aus, um ein Heer aufzustellen. Dieses war situationsbedingt und wurde nicht zu einer fest stehenden Institution.

 

Übergang zum Königtum

 

Nach dem 1. Buch Samuel beendete die langjährige Gefährdung durch die Philister die Ära des losen Stämmebundes, und Israel wurde eine Monarchie wie die umgebenden Völker. Der von einem Propheten designierte König wurde von den Stämmen ursprünglich erst bestätigt, nachdem er sich außenpolitisch als erfolgreich erwiesen hatte. Er übernahm also die Funktion des berufenen charismatischen Heerführers und verstetigte sie. Das Königreich Israel umfasste unter den ersten Königen Saul, David und Salomon alle zwölf Stämme, bevor es in das Nordreich Israel mit zehn Stämmen und das Südreich Juda mit zwei Stämmen zerbrach. David hatte Jerusalem zu seiner Hauptstadt gemacht, das später Hauptstadt des Südreiches war.

 

Die Amphiktyonie-Hypothese

 

Bis etwa 1960 erklärte die alttestamentliche Wissenschaft den israelitischen Stämmebund oft als eine Amphiktyonie, also eine feste Einheit von tatsächlichen zwölf Stämmen, die sich um ein Zentralheiligtum gruppierten. Diese Hypothese gilt heute weithin als widerlegt.

 

Vorläufer dieser These (einen Überblick dazu gibt Georg Fohrer) stellten H. Ewald (1864) und Hermann Gunkel auf: Sie nahmen im Anschluss an die Eigendarstellung des Pentateuch einen Stämmebund in der Patriarchenzeit an, der schon vor dem Auszug aus Ägypten unter Mose und der Übernahme des JHWH-Glaubens im Raum Palästinas existiert habe. Ewald wies bereits auf Zwölfer- und Sechserlisten für außerisraelitische Völker in der Bibel hin:

 

  • Gen 22,20-24: 12 Aramäer-Stämme
  • Gen 25,13-16: 12 Ismaeliten-Stämme
  • Gen 36,20-28: 12 Edomiter-Stämme.

 Max Weber ging von einer „Eidgenossenschaft“ aus, die als Kriegsbündnis konzipiert war und JHWH demgemäß als Kriegsgott sah. Dessen Mitglieder konnten dann durchaus wechseln.

 

Martin Noth entfaltete diese These seit 1930 mit dem Aufsatz Das System der zwölf Stämme Israels. Er erklärte den Stämmebund als Einigung der sesshaft gewordenen benachbarten Stämme auf die JHWH-Verehrung in der Richterzeit unter Josua, dem Nachfolger Moses, wie sie in Jos 24 und Ri 19-21 dargestellt sei. Für die Verbreitung einer solchen sakralen Einheit um ein Zentralheiligtum zog er außerbiblische Parallelen aus dem antiken Griechenland und den Italikern heran. Nur in Ausnahmefällen habe der israelitische Stämmebund auch Krieg geführt.

 

Albrecht Alt (Kleine Schriften I, 55ff. und II, 7f.21f.) übernahm diese Konzeption, erweiterte sie jedoch um eine Vorform in vorpalästinischer Zeit. Siegfried Mowinckel (vgl. 1946, 20ff.) ging dann von ursprünglich zehn Stämmen aus, die erst unter König David auf zwölf Stämmen erweitert worden seien. Ähnlich auch A. Weiser (1959, 96) und K.-H. Schunck (1963).

 

Verschiedene Forscher vertraten ergänzend dazu, es habe kleine Neben-Amphiktyonien gegeben, etwa in Hebron (Sayce 1889), Kadesch (Noth und Alt), Sichem (Noth und T.J. Meek 1936), Gilgal (K. Möhlenbrink 1938) oder Betel (Alfred Jepsen 1953/54).

 

Für Gerhard von Rad war der Heilige Krieg eine wiederkehrende, zentrale gemeinsame Aktion des sakralen Bundes aus zwölf Stämmen. Ergänzend vertrat Dus (1960, 1965), dieser habe bereits eine politische Organisation mit Ältestenrat und Führer besessen, analog zum phönizischen Karthago.

 

Statt eines israelitischen Stämmebundes nahm Rahtjen (1965) eine Amphiktyonie der fünf Philisterstädte an.

 

Otto Eissfeldt kritisierte 1965 als einer der ersten Alttestamentler diese „Amphiktyonisierung“ der frühisraelitischen Geschichte. Völlig ablehnend waren auch Y. Kaufmann und H.M. Orliensky (1962). Einen eher lockeren Verband nahmen A.M. Beek (1961) und Siegfried Hermann (1962) an. Eine Zuteilung des JHWH-Krieges zu den Rahelstämmen und der Amphiktyonie zu den Leastämmen stammt von Rudolf Smend (1963). In der Sache wurde die Legitimität einer Analogiebildung zu den griechisch-italischen Vorbildern zuerst angezweifelt. Dies aber traf die Hypothese schon im Kern. Mit J. Maier (1965) wurde dann auch die Bundeslade immer mehr als um der Mobilität willen konstruiert erkannt (Bedrängnis durch die Philister).

 

In der Bundesforschung der 1950er Jahre glaubte man ferner, die Gesamtanlage des Buches Deuteronomium und die Sinaiperikope entspreche dem Typus althethitischer Vertragsformulare, die man entschlüsselt hatte: Sie enthielten vom Großkönig aufgezwungene, durch Segen und Fluch unter den Schutz der Götter gestellte Verträge, in denen er für Gehorsamsleistungen seinerseits Gegenleistungen versprach. Da man diese Formulare auf vor 1200 datierte, legte man auch die Bundeskonzeption in Israels vorstaatliche Zeit und den Dekalog in die Zeit des Mose. Entsprechend der Amphiktyoniethese (verbunden mit der Annahme der wandernden Lade als Zentralheiligtum) bezeichnete man das vorkönigszeitliche Israel als Stämmebund, dem dann der Gottesbund treffend korrespondierte.

 

Mit der Aufgabe der Amphyktioniehypothese und der Erkenntnis, dass der Dekalog viel jünger ist als die in ihm beschriebenen Verhältnisse, fiel auch dieses Hypothesengebäude zusammen und der Gottesbund wurde als eine theologische Idee der späten Königszeit erklärt. Ebenso sind die 12 Stämme eine versuchte Rückprojektion der Verhältnisse in vorstaatliche Zeit, als noch kein zentrales Königtum bestand.

 

Ruben

 

Ruben (ראובן  re'uwen) heißt im Tanach, der hebräischen Bibel, der erste Sohn Jakobs. Sein Name bezeichnet dort zugleich den Stamm seiner Nachkommen. Alle Israeliten führen sich auf die Jakobsöhne als Erzväter der Zwölf Stämme Israels zurück.

 

Der Name

 

Ruben erscheint im 1. Buch Mose als erster Sohn Leas, Jakobs erster Frau. Sie deutete seinen Namen nach Gen 29,32 EU bei seiner Geburt mit dem dankbaren Glaubenssatz: Jahwe hat mein Elend gesehen. Denn Jakob habe eigentlich ihre jüngere Schwester Rahel gewollt und sie daher verschmäht (Gen 29,20-30 EU). Gott habe zum Ausgleich dafür Lea, nicht Rahel, fruchtbar gemacht. Demgemäß hoffte Lea nach der Geburt Rubens: Nun wird mich mein Mann lieben.

 

Der Alttestamentler Hermann Gunkel nannte diese Namenserklärung eine „halsbrecherische“ Etymologie. Denn wörtlich übersetzt bedeutet „Ruben“ im Hebräischen: „Seht her! Ein Sohn!“ (ראו בן  re'u wen bzw. ~ ben).

 

Biblische Person

 

Von Ruben, dem als Erstgeborenen das Erbrecht zustand, wird in den Jakobgeschichten auffällig wenig berichtet. Allerdings hielt er gemäß der biblischen Erzählung die Brüder davon ab, Josef aus Neid zu töten. Bei einem Rachefeldzug für die Schändung der Jakobstochter Dina tritt er anders als seine beiden jüngeren Brüder Simeon und Levi nicht namentlich in Erscheinung (Gen 34).

 

Erst am Ende der Jakobserzählungen heißt es beiläufig, er habe mit Bilha, der Magd Rahels, verkehrt, und dies sei seinem Vater bekannt geworden (Gen 35,22). Dies war Ehebruch, nach biblischem Recht ein todeswürdiges Vergehen. Denn Bilha gehörte als Nebenfrau Rubens Vater Jakob und war die Mutter von zweien seiner Halbbrüder. Erst auf seinem Sterbebett, als er seinen versammelten Söhnen seinen Segen erteilt, kommt Jakob auf dieses Vergehen zurück und begründet damit, dass Ruben nicht der „Oberste“ seiner Brüder sein, also sein Erstgeburtsrecht verlieren solle (Gen 49,4).

 

In der vorherigen Josefserzählung wird Ruben dagegen als vorbildlicher Sohn und Bruder dargestellt: Er widersprach als Einziger dem Plan seiner Brüder, den zweitjüngsten Jakobssohn Josef zu ermorden, und versuchte, dessen Leben zu retten (Gen 37,21f). Als Josef, inzwischen zum obersten Verwalter unter dem Pharao aufgestiegen, die Brüder beim Getreidekauf in Ägypten verhörte und als Spione zum Schein verhaften ließ, erinnerte Ruben sie an seine Warnung: Die Verhaftung sei die Folge des Mordversuchs und Sklavenverkaufs (Gen 42,22). Bei der zweiten Ägyptenreise übernahm er Verantwortung für das Leben Benjamins, des jüngsten der Jakobsöhne, den Josef sehen wollte, und versprach seinem Vater, ihn gesund wieder nachhause zu bringen oder andernfalls mit dem Leben seiner eigenen Söhne zu haften (Gen 42,37).

 

Hier wird also eine ununterbrochene Generationenfolge vom erbberechtigten Sohn zu den Enkeln Jakobs vorausgesetzt. Ruben soll vier Söhne gezeugt haben: Henoch, Pallu, Hezron und Karmi. Ein Hezron ist jedoch auch als Nachkomme Judas überliefert (Num 26,6f.21f). Angehörige des Rubenstammes fanden sich später in der „Rotte Korah“, die sich nach Num 16f. und Num 26,11 gegen Mose und Aaron erhob.

 

Stamm

 

Ruben gehörte gemäß den Einteilungen der Stämmelisten zu den Leasöhnen, die in Nordisrael ansässig waren und später das Königreich Israel bildeten. Über das genaue Stammesgebiet Rubens sind jedoch nur wenige und dazu widersprüchliche Angaben überliefert. Nach Jos 15,6 und Jos 18,17 lag das Gebiet im Gebiet Gads, also auf der Ostseite des nördlichen Toten Meeres. Wahrscheinlicher ist die Angabe in Num 32,37f, wonach der Rubenstamm im Westjordanland nördlich von dem Gebiet Gads angesiedelt war. Nach der Mescha-Stele befand sich das biblische Siedlungsgebiet der Rubeniter spätestens seit dem 9. Jahrhundert v. Chr. im Besitz der Gaditer.

 

Ri 5,15f. stellt missbilligend fest, dass Rubens Stamm in der Deborahschlacht fehlt. Offenbar war bei der schriftlichen Abfassung des Pentateuch nur noch wenig über den Stamm Ruben bekannt. Mit ihm oder bald danach wurde wohl auch Gad verdrängt. Ihr Verschwinden aus der biblischen Überlieferung wird etwa als Aufgehen in anderen, schneller wachsenden Stämmen oder aus kriegerischen Niederlagen erklärt. Der in Gen 35,22 erwähnte Ehebruch Rubens mit Bilha wird mit Konkurrenz zu deren Söhnen Dan und Naftali in Verbindung gebracht, für die es aber keine biblischen Belege gibt. Eventuell fiel der Stamm der Ausbreitung der nordöstlich von ihm angesiedelten Ammoniter zum Opfer.

 

Dennoch wurde Ruben noch lange nach seinem Absterben als der erste unter den Stämmen geführt und sein Weiterleben erbeten (Dtn 33,6 EU“Es lebe Ruben und sterbe nicht, dass seine Männer weniger werden“).

 

Jüdische Überlieferung

 

In den Testamenten der zwölf Patriarchen wird Rubens Fehltritt mit Bilha um einige Details angereichert. Ruben weiß einiges zu seiner Entschuldigung vorzubringen, so sei er z. B. betrunken gewesen. Diese biographischen Notizen nutzt der Verfasser der pseudepigraphen Schrift, um die Leser vor Unzucht, Trunkenheit und anderen Lastern eindringlich zu warnen. Die Laster haben dabei nicht nur eine moralische, sondern als Geister Beliars (Satans) eine dämonische Qualität.

 

In der rabbinischen Tradition wurde der rechtschaffene Ruben oft mit dem finsteren Esau verglichen und diesem vorgezogen. Der Ehebruch mit der Magd seines Vaters wurde gern als Versuch gesehen, Ehre und Rang der Mutter Lea hochzuhalten. Stärker als das Vergehen zählte hiernach die Reue, so dass man aus Rubens Nachkommenschaft Hosea als den ersten Propheten der Rückkehr in das gelobte Land ohne Makel hervorgehen lassen konnte.

 

Simeon

 

Simeon (griech.-lat. Transkription von hebr. Schim'on; die verbreitete Form ist der männliche Vorname Simon; andere Personen siehe dort) ist im Tanach einer der 12 Söhne Jakobs und Stammvater eines der Zwölf Stämme Israels.

 

Er ist der zweite Sohn Jakobs und Leas nach Ruben. Von ihm wird in den biblischen Erzählungen unter anderem von einem Rachefeldzug mit seinen Brüdern gegen einen kanaanäischen Stadtstaat berichtet, nachdem dessen König seine Schwester Dina vergewaltigt hatte (Gen 34 EU). Später kündete sein Vater ihm vor seinem Tod die Zerstreuung seiner Nachkommen, also den Untergang seines Stammes, an (Gen 49 EU).

 

In der pseudepigraphen Schrift der Testamente der zwölf Patriarchen wird ebenfalls auf Simeons Neid und Hass angesprochen. Sein fehlendes Mitleid bereut er zutiefst, denn Mitleid und Erbarmen sind in den Patriarchentestamenten herausragende Tugenden. So mahnt er seine Nachkommen, es ihm nicht gleich zu tun.

 

Den Namen Simeon trugen später auch andere Israeliten. So erwähnt das Lukasevangelium einen Simeon neben der Prophetin Hanna in der Erzählung von der Darstellung Jesu im Tempel (Lk 2 EU). Biblische Träger des Kurznamens Simon waren der Jünger Jesu und spätere Apostel Simon Petrus und der Zauberer Simon Magus (Apg 8,9-25 EU).

 

Levi

 

Die Leviten, genannt nach dem Stammvater Levi, sind einer der Zwölf Stämme Israels, die nach dem Tanach von den Söhnen Jakobs abstammen.

 

Dort ist Levi der dritte Sohn Leas und Jakobs (Gen 29,34 LUT). Seine Nachkommen wurden laut 5. Buch Mose 18,1-8 LUT allein zum Priesterdienst für alle Israeliten erwählt. Als einziger der Stämme Israels erhielten sie keinen Landbesitz, stattdessen standen ihnen die Tempelabgaben zu. Im 4. Buch Mose 1,49f LUT heißt es dazu:

 

Nur den Stamm Levi sollst du nicht mustern und ihre Summe nicht aufnehmen unter den Söhnen Israels, sondern setze du die Leviten ein über die Wohnung des Zeugnisses und über all ihr Gerät und über alles, was zu ihr gehört! Sie sollen die Wohnung und all ihr Gerät tragen und sie sollen sie bedienen und sich rings um die Wohnung herum lagern.

 

Die Leviten wurden, da sie zusammen mit dem Stamm Simeon hinterhältig alle Männer der Stadt Sichem getötet hatten (Gen 34), von Jakob vor dessen Tod nicht gesegnet, sondern ihnen wurde ihre Zerstreuung angekündet (Gen 49,5 LUT nach der Lutherübersetzung 1984):

 

Die Brüder Simeon und Levi; ihre Schwerter sind mörderische Waffen. Meine Seele komme nicht in ihren Rat, und mein Herz sei nicht in ihrer Versammlung; denn in ihrem Zorn haben sie Männer gemordet, und in ihrem Mutwillen haben sie Stiere gelähmt. Verflucht sei ihr Zorn, dass er so heftig ist, und ihr Grimm, dass er so grausam ist. Ich will sie versprengen in Jakob und zerstreuen in Israel.

 

 Rabbinische Tradition

 

Für die Leviten, die bis heute als eigene Gruppe im religiösen Judentum existieren, gilt eine Reihe besonderer Gesetze und Vorschriften. Sie tragen heute oft (aber nicht immer) den Nachnamen Levi oder Levy bzw. Halevi oder Halevy. Unter anderem waren die Leviten für das Einhalten der Regeln im 3. Buch Mose (Levitikus) zuständig.

 

Der direkte priesterliche Dienst am Altar wurde nur von einer Untergruppe der Leviten, den Kohanim, ausgeübt; diese gelten als direkte Nachfahren Aarons, der selbst Levit war. Mit dem Ausdruck „Leviten“ sind heute meist nur die gemeint, die keine Kohanim sind. Auf die Zugehörigkeit zu den Kohanim weisen die Familiennamen Kohen, Kohn, Kahn, Kahane, Katz, Kagan, Kogan, Cohn, Cohen, Cahn o.ä. hin.

 

Redewendung

 

Im Mittelalter wurde das 26. Kapitel des o.g. Buches (3.Buch Mose) häufig als Grundlage für Strafpredigten eingesetzt; aus dieser Zeit stammt auch die Redewendung Jemandem die Leviten lesen.

 

Römisch-katholische Kirche

 

Als Leviten wurden vor dem 2. Vaticanum der Diakon und der Subdiakon bezeichnet, deren Aufgabe darin bestand, dem Priester bei der Feier der heiligen Messe in Form eines Levitierten Hochamtes im Tridentinischen Ritus zu assistieren. In der außerordentlichen Form des Römischen Ritus gibt es noch heute Levitenämter. Insbesondere verkünden die Leviten Lesung und Evangelium.

 

Juda

 

Juda (hebr.יהודה  Jehuda) war nach dem Tanach der vierte Sohn Jakobs, des dritten der Stammväter Israels, und Leas. Er gab einem der Zwölf Stämme Israels seinen Namen. Aus seinem Stammesgebiet ging um 933 v. Chr. das Königreich Juda, spätestens 520 v. Chr. die persische Provinz Jehuda und um 100 v. Chr. die römische Provinz Judäa hervor.

 

Name

 

Juda (hebräisch Jehuda oder Jehudi) wird biblisch in einer Volksetymologie als Zusammensetzung aus dem Gottesnamen (JHWH) und dem Verb hdh („loben, danken“) in der Bedeutung „Diesmal will ich JHWH lobpreisen“ (Gen 29,35 EU) verstanden. Wahrscheinlicher ist aber eine Ableitung von der Landschaftsbezeichnung Juda.

 

Jehudi bezeichnet einen Nachkommen Judas, später die Bewohner des gleichnamigen Reiches. Dieser Name bedeutet schlicht „judäisch“ oder „Judäer“. Daraus entstand der Begriff Jude(n). Weil das ehemalige Südreich Juda und die Provinz Judäa in der Geschichte des Volkes Israel die herausragende Stellung einnahmen, gilt diese Bezeichnung heute für alle Menschen israelitischer Herkunft und Angehörige des Judentums. Dieses war und ist die Religion Gesamtisraels. Obwohl nicht alle ihre Angehörigen den Tempel als Zentralheiligtum anerkannten, blieb ihr gemeinsamer Bezugspunkt die Thora, der erste und älteste Teil des Tanach.

 

Da manche Bibelstellen das Siedlungsgebiet des Stammes mit einem „Gebirge Juda“ (Jos 20,7 EU; 21,11 EU) oder einer „Wüste Juda“ (Ri 1,16 EU; Ps 63,1 EU) in Verbindung bringen, kann dieser Ortsname auch später auf den Stamm, der sich dort ansiedelte, übertragen worden sein. Dann wäre auch die Vorsilbe – der Bezug zum Gottesnamen – sekundäre Deutung.

 

Juda heißen in der Bibel außerdem noch der Sohn Netanjas und ein Bote der Fürsten des Südreichs Juda und König Jojakims Jer 36,14 EU

 

Stamm

 

Das Siedlungsgebiet der Judäer lag im Süden des heutigen Palästina westlich des Toten Meeres südlich eines Querriegels kanaanäischer Stadtstaaten, die es vom Rest Israels trennten und damit seine Sonderentwicklung begünstigten. Es umfasste neben Jericho auch die spätere Hauptstadt Jerusalem und Betlehem, die Heimatstadt Davids. Sein kultischer Mittelpunkt war jedoch zunächst Hebron, in dessen Nachbarschaft Abraham seine Grabstätte fand: den Hain Mamre.

 

Die Abrahamerzählungen sind wahrscheinlich vom Stamm Juda tradiert worden. Auch von ihrem Ahnherrn, Abrahams Urenkel Juda, wussten sie einige besondere Geschichten zu erzählen: Er soll es gewesen sein, der das Leben seines zweitjüngsten Bruders Josef rettete, indem er vorschlug, ihn nach Ägypten zu verkaufen (Gen 37, 26f). Später gelangte Josef dort zu Ehren und Macht und konnte als Getreideverwalter wiederum seine Familie vor dem Hungertod bewahren.

 

Juda selbst heiratete eine Kanaaniterin, die ihm drei Söhne gebar: Er, Onan und Schela. Da seine Schwiegertochter Thamar Judas Vorlieben kannte, ihr erster Mann starb und der zweite lieber onanierte, verkleidete sie sich als Dirne und gebar ihm zwei weitere Söhne, Perez und Serach (Gen 38).

 

In Jos 15,1-12 EU werden die Grenzen des Stammesgebiets beschrieben: Sie beziehen Regionen wie das Philisterland in der westlichen Küstenebene und Gebiete weiter südlich lebender Nachbarstämme mit ein. Mit diesen Kalebitern, Otnielitern, Kenitern, Jerachmeelitern und Simeonitern schloss der Stamm Juda sich später zu einem großjudäischen Stämmebund zusammen (1 Sam 27,10 EU). Daraus entstanden einige Sonderüberlieferungen von der Landnahme dieser Stämme (Ri 1,1ff EU; Jos 15,13ff EU).

 

Der zweite gesamtisraelitische König David konnte an diese Entwicklung anknüpfen. Nach seinen außenpolitischen Erfolgen wurde er zunächst König über das „Haus Juda“ (2 Sam 2,4 EU). Nachdem ihn auch die übrigen Nordstämme zu ihrem König erhoben, ließ er die Bundeslade, das mitziehende Heiligtum des Zwölfstämmebundes, nach Jerusalem überführen und den Tempelbau beginnen, den Davids Sohn Salomo vollendete. Nach dessen Tod zerfiel das junge Königreich in zwei Teile: Juda, das Südreich, war nun eine fast ununterbrochene Dynastie unter den Nachkommen Davids, während Israel, das Nordreich, die Gebiete der übrigen Stämme umfasste und häufiger wechselnde kurzlebige Dynastien ausbildete. Beide Reiche standen sich lange Zeit feindselig gegenüber und näherten sich erst unter dem Davididen Josaphat wieder einander an.

 

Seit etwa 750 v. Chr. geriet Juda unter die Vorherrschaft Assyriens und verlor um 597 v. Chr. durch Babylonien seine Eigenstaatlichkeit. Es wurde zweigeteilt; erst die Perser erhoben einen Rest Gesamtjudas zu einer Provinz mit eigenem Statthalter. In römischer Besatzungszeit wurden daraus die Provinzen Idumäa im Süden, Samaria im Norden (mit Teilen des alten Nordreichs) und Judäa um Jerusalem.

 

Dan

 

Dan (hebr. דָּן  Richter) ist eine biblische Gestalt. Er ist der fünfte Sohn des Jakob und Sohn der Bilha, der Dienerin von Rachel.

 

Dan gilt als der Begründer, Patriarch genannt, eines der Zwölf Stämme Israel (Stamm des Dan). Sein einziger direkter Nachkomme ist sein Sohn Huschim.

 

Eine Interpretation des Namens Dan ist „(Gott) hat Gericht gehalten, Recht verschafft“ und stammt vermutlich aus Genesis 30,6. Dan (und seine Nachkommen) wird durch den Segen Jakobs als Richter und Krieger gekennzeichnet (Genesis 49,16f. 5 Mo 33,22).

 

Die bemerkenswerteste biblische Gestalt aus dem Stamm Dan ist wohl der Richter und „Superheld“ Samson, von dem das Buch der Richter erzählt.

 

Die äthiopischen Juden betrachten sich als Angehörige des Stammes Dan.

 

Die Daniten, ein bluträchender Geheimbund aus der Frühgeschichte der Mormonen, benannten sich ebenfalls nach Dan.

 

Naftali

 

Naftali war einer der Söhne Jakobs und Ahnherr des gleichnamigen Stammes der Zwölf Stämme Israels in der Bibel. Sein Siedlungsgebiet lag im Nordreich Israel auf dem Ostteil des Berglandes der späteren römischen Provinz Galiläa. Das Gebiet war im 9. Jh. v. Chr. ständig von Eroberungsfeldzügen der Aramäer (Syrer) bedroht (1 Kön 15,20 EU) und wurde 733 v. Chr. vom assyrischen Reich annektiert (2 Kön 15,29 EU).

 

Die Bedeutung des Segens über Naftali

 

„Naftali ist ein schneller Hirsch, er gibt schöne Reden“. Aus diesem Spruch kann man ablesen, dass der Stamm geistige Vitalität und körperliche Beweglichkeiten aufweist.

 

„Naftali hat viel Gnade und ist voll Segen des JHWH“.

 

Gad

 

Gad ist der Name eines der zwölf Söhne Jakobs im Tanach, der hebräischen Bibel. Diese gelten dort als Stammväter der Zwölf Stämme Israels. Gads Mutter war Silpa, die Magd Leas, der Hauptfrau Jakobs (Gen 30,9ff EU). Sein direkter jüngerer Bruder war Ascher.

 

In anderen Stammeslisten erscheinen Gad und Ascher als letzte in der Reihung der Söhne (Gen 35,26 EU; 1. Chron 1,1ff).

 

Das Siedlungsgebiet des gleichnamigen Stammes lag wie das des Stammes Ruben im fruchtbaren Ostjordanland - dem früheren Gebiet der Amoriter - und umfasste eine Reihe von Städten Kanaans (Num 32,1 EU – 38).

 

Namensherkunft

 

Gad erscheint in Assyrien und Babylonien als Name eines Planeten und zugleich einer Astralgottheit. Die Römer ersetzen ihn mit dem Götternamen Jupiter (Mythologie).

 

Ascher

 

Ascher (auch Asser; hebräisch אָשֵׁר Asher) ist der Name eines der zwölf Söhne Jakobs, des dritten Stammvaters der Israeliten im Tanach, der hebräischen Bibel. Als seine Mutter gilt Silpa, die Magd Leas, der ersten Frau Jakobs (Gen 35,26 EU).

 

Zugleich trägt diesen Namen einer der Zwölf Stämme Israels, der sich auf Ascher zurückführt. Möglicherweise ist dieser Stamm identisch mit dem Volk der Asar, die von Sethos I. besiegt wurden und im Papyrus Anastasi I erwähnt werden. Nach der israelitischen Reichsteilung wurde das Stammesgebiet Ascher Teil des Nordreichs Israel.

 

Issachar

 

Issachar (hebr. יששכר, auch Isachar) ist der fünfte der zwölf Söhne Jakobs im Tanach, der hebräischen Bibel (Gen 35,23 EU). Seine Nachkommen gelten dort als einer der Zwölf Stämme Israels in der Frühzeit des jüdischen Volkes, das seine Herkunft auf die Erzväter zurückführte. Issachars Mutter war Lea, die erste Frau Jakobs.

 

Der Stamm Issachar bewohnte die östliche Jesreelebene, den Süden der späteren römischen Provinz Galiläa. Als einer der zehn Verlorenen Stämme Israels verschwand er nach der Eroberung des Nordreichs Israel durch den assyrischen Herrscher Sargon II. (722 v. Chr.).

 

Im Jakobssegen (Gen 49 EU) wird er als knorriger Esel und fronpflichter Knecht beschrieben. In den Testamenten der zwölf Patriarchen wird Issachar als einfacher Landmann geschildert. Er verkörpert die Tugend der Einfalt, die für eine prominente Rolle in der Ethik dieser Schrift steht. Issachar ist der einzige der zwölf Brüder, der von sich behauptet, keine Schuld auf sich geladen zu haben. Er wird damit in der christlichen Interpretation der Patriarchentestamente sogar zu einem Typus von Jesus Christus, dessen Erdenleben als ein Auftreten Gottes unter den Menschen in Einfalt und Demut geschildert wird.

 

Sebulon

 

Sebulon (hebr. זבולון auch Zebulon, Swulun) ist der Name eines der zwölf Söhne Jakobs in der Bibel (vgl. Gen 35,23 EU). Seine Mutter war Lea, die erste Frau Jakobs. Er war der jüngste ihrer sechs Söhne, während seine übrigen Halbbrüder andere Mütter hatten (vgl. Gen 29,31 EU – 30,24).

 

Der Stamm Sebulon

 

Nach ihm nannte sich auch einer der zwölf Stämme der Hebräer in der Frühzeit des jüdischen Volkes, das seine Herkunft auf die Erzväter zurückführte. Gemäß der Angabe „sie werden den Reichtum des Meeres gewinnen“ in den Segenssprüchen Moses (5. Mose 33,19) ließe sich vermuten, dass der Stamm an der Küste gesiedelt hätte, was jedoch mit der Beschreibung des Stammesgebietes im Buch Josua nicht in Einklang zu bringen ist (vgl. Josua 19,10-16). Im Buch der Richter heißt es, dass Sebulon im Rahmen der angeblichen Landnahme Kanaans die Orte Kitron und Nahalol nicht eingenommen hätte, sondern die Kanaaniter lediglich fronpflichtig gemacht worden wären.

 

Mit der Eroberung des Nordreichs Israel durch die Assyrer im Jahre 733 v. Chr. ging auch Sebulon unter. Allerdings blieb das Stammesgebiet bis in die neutestamentliche Zeit vertraut, sodass es auch der Evangelist Matthäus als Lokalisierungsangabe verwenden konnte. Für den Evangelisten erfüllt sich mit dem Wirken Jesu in dieser Landschaft die prophetische Ankündigung in Jesaja 8,23-9,1 („das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht“).

 

Josef

 

Josef (auch Joseph), hebr. יוֹסֵף, ist im Tanach der zweitjüngste Sohn Jakobs, des Stammvaters der Israeliten. Die Josefserzählung (Gen 37,ff EU) erzählt seine Geschichte und stellt den Übergang von den Vätergeschichten im 1. Buch Mose zur Geschichte Israels im 2. Buch Mose her, die mit der Erwählung Moses beginnt. Die gleiche Geschichte findet sich teilweise wörtlich als zehnseitiger Abschnitt in der zwölften Sure des Korans wieder. Die gesamte zwölfte Sure ist Yusuf gewidmet.

 

Josefsüberlieferung

 

Josef war vor Benjamin einer von zwei Söhnen, die Jakob mit Rachel hatte. Geboren wurde er wie seine zehn älteren Halbbrüder in Harran (heute die Altstadt der Provinzhauptstadt Urfa in der Türkei). Sein Name leitet sich ab von der hebräischen Zeitform יְהוֹסִיף, jehossif, „er fügt hinzu“, denn in dem Moment, als seine Mutter Rachel ihn gebar, rief sie aus: „Gott fügt mir noch einen Sohn hinzu.“

 

Schon in der Kindheit entdeckte Josef seine Gabe, Träume zu deuten, und wandte sie bei seinem Vater an. Weil er seinem Vater der liebste Sohn war, schenkte dieser ihm einen wunderschönen Rock. Dies brachte seine zehn Halbbrüder gegen ihn auf. Zu diesem Zeitpunkt war Josef etwa 17 Jahre alt. Ohne Wissen des Vaters warfen sie ihn in eine Zisterne und verkauften ihn bei erstbester Gelegenheit an ismaelitische Sklavenhändler, die ihn an Potifar weiterverkauften, den Oberaufseher der Leibwache und Kämmerer des Pharao in Ägypten.

 

Potifars Frau verliebte sich in den schönen Josef, wollte ihn verführen, wurde aber von dem keuschen Josef abgewiesen. Verschmäht und um sich zu rächen, verklagte sie Josef des Übergriffes, den er nicht begangen hatte. Josef kam ins Gefängnis. Dort deutete er zwei Gefangenen, dem Mundschenk und dem Bäcker des Pharao, ihre Träume. Jahre später wurde er auf Anraten des Mundschenks, der schon lange wieder frei war, aus dem Gefängnis zu Pharao gerufen, um ihm einen ungewöhnlichen Traum zu deuten. Josef erklärte, dass Ägypten sieben reiche, landwirtschaftlich ertragsreiche Jahre bevorstünden und sieben magere. Ägyptens Verwaltung konnte, durch diese Weissagung gewarnt, vorsorgen und Getreide lagern. Der Pharao ernannte den weitsichtigen Josef zum obersten Verwalter und zu seinem Stellvertreter. Er erhielt den Ehren-Namen Zafenat-Paneach. Um sein Glück voll zu machen, verheiratete der Pharao Josef mit Asenath, der Tochter des Hohepriesters Potifera von On. On ist ein alter Name für Heliopolis, die Stadt, wo der ägyptische Sonnengott verehrt und angebetet wurde. Josef wurde also zum Schwiegersohn des Sonnenpriesters. Asenath gebar Josef zwei Söhne: Manasse und Ephraim. Josefs Vater Jakob beanspruchte diese Söhne kurz vor seinem Tod für sich selbst, als seine eigenen.

 

„Jetzt sollen deine beiden Söhne, die dir in Ägypten geboren wurden, bevor ich zu dir nach Ägypten kam, mir gehören. Ephraim und Manasse sollen mir soviel gelten wie Ruben und Simeon. Die Nachkommen aber, die du erst nach ihnen gezeugt hast, sollen dir gehören; nach dem Namen ihrer Brüder soll man sie in ihrem Erbteil benennen.“

 

Genesis 48, 5-7, Einheitsübersetzung: Aus dem Sklaven von einst war ein Mächtiger geworden.

 

Als die angekündigte Dürre eingetreten war, machten sich die Bewohner der Nachbarländer auf, um in Ägypten Getreide zu kaufen, darunter auch Josefs Brüder. Josef, der sie erkannte, sie ihn jedoch nicht, trieb mit seinen ehemals feindseligen Brüdern erst einmal Schabernack. Er behielt Simeon im Kerker zurück und schickte die übrigen Brüder mit soviel Getreide, wie sie wollten, wieder heim. Erst wenn sie auch den jüngsten der Brüder, Benjamin, der nicht mitgekommen war, zu ihm brächten, würde er Simeon wieder freigeben. Jakob, der Vater, ließ nach vielem Zureden seinen jüngsten Sohn Benjamin mit den Brüdern nach Ägypten. Josef hielt Wort und schenkte den Brüdern reichlich Getreide. Als sie jedoch nach Hause aufbrachen, beschuldigte Josefs Hausverwalter die Brüder, seinen Herrn bestohlen zu haben. Und tatsächlich, in Benjamins Sack fand sich der goldene Becher Josefs. Dieser drohte nun, den Jüngsten ins Gefängnis zu werfen, doch die Brüder setzten sich für ihn ein und beteuerten seine Unschuld. Als die Brüder vor Verzweiflung weder aus noch ein wussten, gab sich Josef zu erkennen und versöhnte sich mit seinen einstigen Peinigern. Er ordnete an, dass sein Vater Jakob und sein Gefolge, der Stamm der Hebräer, nach Ägypten kommen solle. Hier verbrachte Jakob seine letzten Jahre. Vor seinem Tod segnete Jakob die Söhne von Josef und Asenath, Manasse und Ephraim, wobei er den jüngeren Ephraim vor Manasse setzte und sagte, dass Israel mit seinem Namen segnen werde und sagen: Gott mache dich wie Ephraim und Manasse. Josef selbst soll 110 Jahre alt geworden sein, als er in Ägypten starb. Man balsamierte ihn ein und legte ihn in Ägypten in einen Sarg.

 

Ca. 500 Jahre später wurden seine sterblichen Reste in seinem Sarg beim Auszug der Israeliten von Moses aus Ägypten mitgenommen. Nach biblischer Erzählung (Jos 24,32 EU) wurde Josef in Sichem auf einem Stück Feld begraben, das Josefs Vater Jakob seinerzeit gekauft hatte.

 

Wirkungsgeschichte

 

Auffällig ist die thematische Verwandtschaft der Geschichte von Josef und der Frau des Potiphar mit dem ägyptischen Zweibrüdermärchen, das zwischen 1330 und 1200 v. Chr. entstanden ist, sowie dem Phaidra-Stoff der griechischen Mythologie.

 

Im Islam ist Josef der Prophet Yusuf, dessen Geschichte im Koran beschrieben wird (Sure Yusuf).

 

In der christlichen Welt wurde die Geschichte Josefs oft als Typologie auf Jesus von Nazareth verstanden. Das Bild, wie die Brüder Josef in den Brunnen werfen, wurde in der Ikonografie oft als Bild der Taufe verstanden. Die Darstellung der Geschichte Josefs in der Bildenden Kunst findet sich nur vereinzelt ab dem 4. Jahrhundert. Zwei Chorfenster des Erfurter Doms aus dem Jahre 1390 gehören zu den bedeutendsten mittelalterlichen Darstellungen. Mehrere Ereignisse der Josefs-Geschichte wurden auch durch Rembrandt van Rijn aufgegriffen. Im 19. Jahrhundert entstand ein umfangreicher Freskenzyklus durch die Nazarener Peter von Cornelius, Friedrich Overbeck, Wilhelm von Schadow und Philipp Veit, die sogenannten Fresken der Casa Bartholdy, die auf Putz aufgemalt, später abgetragen wurden und heute in der Alten Nationalgalerie in Berlin in der Originalaufhängung von 1879 zu sehen sind. Marc Chagall griff die alttestamentliche Erzählung im 20. Jahrhundert auf.

 

Manasse

 

Der Stamm Manasse, genannt nach dem Stammvater Manasse, ist einer der zwölf Stämme Israels, die nach dem Tanach oder Altem Testament von den Söhnen Jakobs abstammen. Manasse war der Sohn Josephs, seine Mutter war die Ägypterin Asenath, die Tochter des Sonnenpriesters Potiferas von On. Sein Bruder war Ephraim.

 

In der Bibel

 

Während der Wanderungen in der Wüste waren sie mit den Stämmen Ephraim und Benjamin verbunden und lagerten auf der Westseite des Tabernakel. Entsprechend der Zählung am Berg Sinai zählte dieser Stamm 32.200 Mitglieder. (4 Mos 1,10 EU, 4 Mos 1,35 EU, 4 Mos 2,21 EU)

 

Vierzig Jahre danach hatten sich die Zahlen bis 52.700 (4 Mos 26,34-37 EU) erhöht, und er war damit einer der bedeutendsten Stämme. Die Hälfte dieses Stammes, gekennzeichnet als die Familie von Machir, zusammen mit Ruben und Gad, bekamen von Mose ihr Gebiet bereits östlich des Jordan zugewiesen (Jos 13,7 EU); aber es war Josua belassen, die Grenzen für jeden Stamm zu definieren. Die Gegend östlich des Jordan war wertvoller und von größerem Umfang als alles, was den neuneinhalb Stämmen im Land Israel zugeteilt wurde. Es wird manchmal „das Land von Gilead“ genannt, und wurde auch besprochen als die „andere Seite des Jordan“. Der Teil, der dem halben Stamm von Manasse gegeben wurde, war der größte östlich des Jordan. Er umfasste das Ganze Baschan. Er wurde im Süden begrenzt von Mahanaim und erstreckt sich nördlich zu den Ausläufern des Libanon. Argob, mit seinen sechzig Städten, dem „Ozean der Basaltfelsen und der Flusssteine in wildestem Durcheinander geworfen“, lag in der Mitte dieser Gegend.

 

Unter anderem das sehr alte Deborahlied legt nahe, dass sich das Stammesbündnis der Israeliten über die Zeit änderte. Demnach wird Machir als Stamm eigenen Rechts behandelt, und erst später mit Manasse vermischt.

 

Einige Wissenschaftler nehmen an, dass Manasse ein Stamm nur westlich des Jordan war und sich später durch Vermischung mit dem Halbstamm Machir im Osten jenseits des Jordan ausbreitete.

 

Nachdem sie das vollständige „Land von Gilead“ erobert hatten, ließen die zweieinhalb Stämme ihre Frauen und Familien in befestigten Städten, begleiteten die anderen Stämme über den Jordan und nahmen mit ihnen an den Eroberungskriegen teil. Nach der Zuteilung des Landes entließ Josua die zweieinhalb Stämme und dankte ihnen für ihren heroischen Dienst (Jos 22,6 EU). Diese kehrten zurück über den Jordan zu ihrer eigenen Erbschaft.

 

Westlich des Jordan war die andere Hälfte des Stammes von Manasseh mit Ephraim verbunden, sie hatten den Teil in der Mitte von Israel, ein Bereich von ungefähr 1.300 Quadratmeilen (3400 km²), dem wertvollsten Teil des ganzen Landes, mit reichlich Wasserquellen. Manasses Teil lag unmittelbar nördlich von Ephraim. (Jos 16,4 EU) Das westliche Manasse verteidigte die Pässe von Esdraelon, das östliche die Pässe von Haurant.

 

Erben der Gegenwart

 

Die Bnei Menashe, eine Gruppe von Mizoram, Konvertiten zum Judentum in Nordostindien, beanspruchen die Abstammung vom Stamm Manasse. Im Jahr 2005 wurden die Ansprüche von Bnei Menashe anerkannt durch den Hauptrabbiner der Sepharden von Israel Shlomo Amar, sie sind als gesetzmäßige Nachkommen und Überlebende des Stammes von Menasse anerkannt worden und sind berechtigt Israel nach dem Gesetz der Rückkehr zu betreten (Voraussetzung ist, zum Judentum überzutreten, um als religiös jüdisch zu gelten).

 

Nicht-jüdische Gruppen

 

Die Sekte der Samaritaner beansprucht mit den meisten ihrer Anhänger von diesem Stamm abzustammen. Einige messianische Israeliten glauben „verpflanzt“ zu den verschiedenen Stämmen Nordisraels, einschließlich Manasse, zu sein. Dieser Glaube basiert nicht auf irgendeiner genetischen Verbindung, sondern entspricht eher ihrer Thora-Auslegung und ihrem Verständnis bestimmter Passagen im Tanach.

 

Ephraim

 

Ephraim (auch Efraim, hebräisch אֶפְרַיִם) ist der jüngere der beiden Söhne Josefs, des zweitjüngsten Sohns Jakobs, des Stammvaters Israels in der Bibel (Gen 46,20 EU). Ephraim wird in Ägypten geboren: Seine Mutter ist die Ägypterin Asenath, deren Vater Potifera dort ein Priester war. Sein Bruder heißt Manasse.

 

Ephraim erhält - wie viele Namen - in der Bibel eine Deutung: „Denn Gott hat mich wachsen lassen im Land meines Elends“, soll Josef bei seiner Geburt gesagt haben (Gen 41,52 EU). Ephraim bedeutet - aus dem Hebräischen - wörtlich etwa „doppelt fruchtbar“.

 

Der Name wurde später Synonym für ein Siedlungsgebiet der Hebräer in Kanaan, das von den Angehörigen des von Ephraim begründeten Volksstammes, einem der Zwölf Stämme Israels, bevölkert wurde. Die Zwölf Stämme Israels erscheinen biblisch als Nachkommen der zwölf Söhne Jakob-Israels. Tatsächlich wird der Stamm Joseph in zwei Teile geteilt, nachdem Jakob kurz vor seinem Tod die beiden Söhne von Joseph und Asenath, Ephraim und Manasse, die vor seiner Ankunft in Ägypten geboren waren, als seine Nachkommen adoptiert. Joseph stirbt in Ägypten und wird auch dort begraben (Gen 50,26 EU). Israel besteht nach dieser Teilung rechnerisch aus 13 Stämmen, von denen zwölf ein eigenes Siedlungsgebiet in Kanaan erhalten, während die Nachkommen Levis, die Leviten, als die Priesterschaft des Volkes Israel landlos bleiben.

 

Das Siedlungsgebiet Ephraims gehörte zum Nordreich Israel, das sich um 925 v. Chr. vom Südreich Juda trennte. Manchmal wird Ephraim in der Bibel daher auch als Kurzname für die zehn Nordstämme Israels während der Zeit der Aufteilung in ein Nord- und Südreich verwendet (so z. B. oft im Buch Hosea Hos 6,4 EU).

 

Benjamin

 

Benjamin, Sohn von Jakob war nach der Hebräischen Bibel und der 12. Sure des Korans der jüngste Sohn des Patriarchen Jakob und seiner Lieblingsfrau Rahel.

 

Überlieferung nach der Bibel

 

Benjamin wurde auf der Straße nach Efrata (heutiges Betlehem) in einem Zelt geboren. Seine Mutter Rahel starb bei der Geburt. Kurz vor ihrem Tod schlug sie als Namen für das Kind Ben-Oni vor, was bedeutet: „Kind des Schmerzes“. Doch Jakob nannte seinen Sohn Benjamin („Kind der Freude“).

 

Benjamin war zwischen neun und zehn Jahre jünger als sein nächstältester Bruder, Josef, der einzige seiner 11 Geschwister, mit dem er dieselbe Mutter hatte. Seine anderen Brüder waren bereits erwachsene Männer.

 

Als Josef später - nach falscher Aussage seiner älteren Halbbrüder - „von einem wilden Tier getötet“ wurde, verlor der ca. achtjährige Benjamin seinen Lieblingsbruder und musste von nun an allein mit seinen Halbbrüdern leben.

 

Als zwanzig Jahre später eine schwere Hungersnot in Kanaan ausbrach, schickte Jakob seine Söhne nach Ägypten, da hier ein Mann herrschte, der Nahrung verteilte. Bei ihrer Rückkehr fehlte jedoch Simeon. Die Brüder erzählten, dass der Fremde, ein Mann mit dem Namen Zafenat-Paneach, sie aufgefordert habe, ihren jüngsten Bruder Benjamin nach Ägypten mitzubringen, da er sie sonst als Spione ansah und Simeon umbrächte. Jakob weigerte sich, Benjamin ziehen zu lassen, war er doch nach dem Verlust Josefs sein nächster Lieblingssohn. Doch nachdem die Hungersnot immer schlimmer wurde, und er wusste, dass Ägypten die einzige Rettung war, ließ Jakob Benjamin ziehen. Hier trafen die Brüder Simeon wieder und Benjamin lernte Zafenat-Paneach kennen. Überrascht mussten die Brüder feststellen, dass der Herrscher sie in seinem Haus aufnahm, und sie königlich bewirtete. Als die Brüder am nächsten Tag aufbrechen wollten und kurz nach der Stadtgrenze waren, erschien der Hausverwalter des Zafenat-Paneach und konfrontierte sie mit der Tatsache, dass sein Herr bestohlen worden sei. Die Brüder taten dies als Missverständnis ab und boten an, wenn er etwas bei ihnen finden würde, könne der Hausverwalter den Dieb töten lassen und die übrigen Brüder zu Sklaven machen. Der Reihe nach durchsuchte der Hausverwalter die Säcke der Brüder und fand in Benjamins Sack schließlich den silbernen Becher seines Herrn. Die Brüder wurden auf der Stelle vor Zafenat-Paneach gebracht, der den anderen die Freiheit schenkte und Benjamin versklaven wollte. Doch Juda, einer der Brüder, weigerte sich und setzte sich leidenschaftlich für Benjamin ein. Nun wurde Zafenat-Paneach gerührt, weil er merkte, dass sich seine Brüder seit seinem Verkauf an eine Sklavenkarawane zum Positiven geändert hatten und gab sich ihnen zu erkennen. Er sei Josef, den sie vor Jahren in die Sklaverei verkauft hätten. Sie bräuchten keine Angst zu haben und sollten auch ihren Vater nach Ägypten holen. Er beschenkte jeden von ihnen, doch Benjamin erhielt 300 Silberstücke und fünf Feierkleider.

 

Benjamin zog also mit seinen Brüdern und seiner Familie nach Ägypten. Er hatte insgesamt zehn Söhne: Bela, Becher, Aschbel, Gera, Naaman, Ehi, Rosch, Muppim, Huppim und Ard.

 

Kurz vor dem Tod seines Vaters segnete Jakob seine Söhne. Über Benjamin sprach er:

 

Zitat: (Gen 49,27 EU: „Benjamin ist ein reißender Wolf; des Morgens wird er Raub fressen und des Abends wird er Beute austeilen!“)

 

Benjamin verstarb in Ägypten. Er gilt mit seinen Söhnen als der Begründer des Stammes Benjamin. Nur knapp 200 Jahre später soll die Anzahl der Benjamiter 45.600 betragen haben (Quelle: Num 26,41 EU).

 

Historisch nicht eindeutig zu klären ist die Frage, ob der Stamm Benjamin bei der Teilung des Königreiches Israel nach dem Tod König Salomons im Jahr 926 v. Chr. mit den Nordstämmen die Trennung vom Königreich Juda vollzogen hat oder nicht. Nach 1 Kön 11,35 EU gehen nur 10 Stämme in die Sezession; dabei könnte aber von nur elf Stämmen Israels ausgegangen sein, da der Stamm Levi landlos war. Nach 1 Kön 12,21 EU widersetzt sich Benjamin zusammen mit Juda der Aufteilung. Auf jeden Fall blieb das benjaministische Gebiet zwischen Nord- und Südreich umstritten (1 Kön 15,16ff EU). Benjamin wird mit Juda in Esr 1,5 EU u.ö. unter den Heimkehrern aus dem babylonischen Exil erwähnt und dürfte daher auch zuvor zum Königreich Juda gehört haben.

 

Benjamin in der Moderne

 

Mit dem Zitat „der Benjamin sein“ bezeichnet man den Jüngsten einer Gruppe. Das Zitat geht auf den jüngsten Sohn Jakobs zurück.

 

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