Liste von Anschlägen auf Juden und jüdische Einrichtungen im deutschsprachigen Raum nach 1945

 

 

Die Liste von Anschlägen auf Juden und jüdische Einrichtungen im deutschsprachigen Raum nach 1945 umfasst antisemitische und antisemitisch motivierte Straftaten oder solche, bei denen man aufgrund der Tatumstände von ebendiesem Zusammenhang ausgeht, und beinhaltet auch Angriffe auf israelische Institutionen oder auf Gedenkstätten des Holocaust.

 

 

Hintergrund

 

Da in Deutschland das Bundeskriminalamt keine gesonderte Statistik über judenfeindliche Hintergründe von Straftaten führt, sind verlässliche Daten über den Komplex schwer zu finden. 2001 führte das Bundesinnenministerium neue Kriterien für die Erfassung der Politisch motivierten Kriminalität (PMK) ein, die die „tatauslösende politische Motivation“ berücksichtigen und nach rechtsextremen, linksextremen und migrationsbezogenen Tätermileus unterscheiden. Vielfach werden jedoch Straftaten mit politischem Hintergrund nicht als solche erkannt und entsprechend nicht in dieser Rubrik erfasst.

 

Der „Unabhängige Expertenkreis Antisemitismus“ der Bundesregierung, das American Jewish Committee und der Antisemitismus-Beauftragte der Bundesregierung kritisierten ferner 2017, dass antisemitische Straftaten „grundsätzlich immer dann dem Phänomenbereich PMK-Rechts zugeordnet“ würden, wenn keine weiteren Spezifika erkennbar oder Tatverdächtige bekannt seien. So ergebe sich „möglicherweise ein nach rechts verzerrtes“ Täterbild. Die offiziellen Zahlen unterscheiden sich teilweise deutlich von denen gesellschaftlicher Gruppen, die nach eigenen Angaben systematisch Vorfälle erfassen. So führt zum Beispiel die Berliner Amadeu Antonio Stiftung seit 2002 eine Chronik antisemitischer Straftaten auf der Grundlage von Presseauswertung. Bei allen Zahlenangaben wird von einer großen Dunkelziffer ausgegangen.

 

Im März 2004 hatte die Europäische Stelle zur Beobachtung von Rassismus und Fremdenfeindlichkeit (EUMC) eine Studie über das Anwachsen des Antisemitismus in der Europäischen Union vorgelegt. Das auf Deutschland bezogene Ergebnis zeigte, dass es im Jahr 2000 einen erheblichen Anstieg an antisemitisch motivierten Handlungen gab. Die seit 2001 veröffentlichten Zahlen des Bundesinnenministeriums waren bis 2009 konstant auf dem hohen Niveau von durchschnittlich 1690, also täglich vier bis fünf antisemitischen Delikten. Meistens handelt es sich dabei um Propagandadelikte, Sachbeschädigungen, Volksverhetzungen sowie Verstöße gegen das Versammlungsgesetz, es fallen darunter auch Pöbeleien gegen Jüdinnen und Juden, Brandanschläge auf Synagogen, Schändungen jüdischer Friedhöfe oder auch die Zerstörung von Stolpersteinen. Mit 1800 registrierten Fällen gilt das Jahr 2006 als das mit den meisten Übergriffen. Im Jahr 2009 zählte die Statistik 1690 Übergriffe. 2010 ging die Zahl auf 1268 zurück, 2011 waren es 1239 Delikte, 2012 stieg die Zahl wieder etwas an auf 1374 und 2013 ging sie zurück auf 1275 Delikte. Davon zu unterscheiden ist die Registrierung antisemitischer Gewaltdelikte, die im Jahr 2012 mit 41 Taten und 2013 mit 51 Taten angegeben sind.

 

In Antworten der Bundesregierung auf regelmäßige Kleinen Anfragen durch die Fraktion der Linken werden seit einigen Jahren quartalsweise die polizeilich erfassten antisemitischen Straftaten veröffentlicht. Zum Beispiel wurden im ersten Halbjahr 2012, unter Vorbehalt der endgültigen Werte, insgesamt 436 Straftaten gemeldet, darunter waren dreizehn Gewalttaten. 425 dieser Taten, davon elf Gewalttaten, werden dem rechtsextremen Milieu zugeordnet, drei dem linksextremen und dreizehn Tätern mit Migrationshintergrund, davon zwei Gewalttaten. Acht Delikte sind unter sonstige politisch motivierte Kriminalität eingetragen.

 

In Österreich werden antisemitische Angriffe nicht gesondert registriert. Nach der EUMC-Studie kommt es selten zu physischen Taten, stattdessen seien „eher durch verworrene und traditionell verwurzelte Stereotype“ gekennzeichnete Äußerungen im Alltag stark verbreitet. Für die Deutschschweiz werden antisemitische Vorfälle durch den Schweizerischen Israelitischen Gemeindebund (SIG) jährlich erfasst und registriert und in Abgleich mit den von der Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus (GRA) gesammelten Daten veröffentlicht. Seit 2011 beobachtet der SIG zudem systematisch verschiedene Internetseiten, so wurden in diesem Jahr insgesamt 112 antisemitische Vorfälle gemeldet, von denen es sich bei 76 um Äußerungen im Internet handelt. (2010 waren lediglich fünf Internetdelikte bei einer Gesamtzahl von 34 Vorfällen aufgeführt.) Die übrigen 36 Angriffe des Jahres 2011 bestanden aus neun Schmierereien, einer Beleidigung, 15 antisemitischen Zuschriften über Briefe oder Mails, fünf Verbreitungen von antisemitischen Schriften und sechs unter Verschiedenes eingetragenen Delikten. Es wurden keine körperlichen Übergriffe registriert.

 

Gemäß der EUMC-Studie stammen die Täter zum einen aus der rechten Szene, oft handelt es sich um „junge Männer weißer Hautfarbe, die von rechtsextremistischem Gedankengut beeinflusst sind“. Eine weitere Gruppe besteht aus Tätern, die häufig als „junge Muslime, Personen nordafrikanischer Abstammung oder Immigranten“ klassifiziert werden und deren Motive einen deutlichen Zusammenhang mit dem Nahostkonflikt haben. Der Antisemitismusbericht des Deutschen Bundestages aus dem Jahr 2011 wies aus, dass etwa 90 Prozent aller antisemitischen Straftaten von Tätern begangen wurden, die dem rechten Spektrum zugeordnet werden. Weitere Tätergruppen wurden dem Linksextremismus im Zusammenhang sowohl mit einer Israel- wie einer Kapitalismuskritik und dem Umfeld des Islamismus zugeordnet.

 

 

Chronologische Auflistung

 

In der folgenden Liste sind einige der Angriffe und Anschläge auf Juden und jüdische wie israelische Einrichtungen und auf Gedenkstätten im deutschsprachigen Raum aufgenommen, die über mediale Diskussionen öffentliche Aufmerksamkeit erhielten.

 

Nicht aufgelistet ist die Vielzahl der antisemitischen Straftaten, die in Deutschland vier bis fünfmal pro Tag registriert werden. Diese umfassen Übergriffe und Beleidigungen gegenüber Menschen, bei denen eine jüdische Herkunft vermutet wird oder bekannt ist, die Schändungen und Verwüstungen von jüdischen Friedhöfen, das Einwerfen von Fensterscheiben, das Schmieren und Sprühen von antisemitischen Parolen, Hakenkreuzen und SS-Runen auf Synagogen und jüdische wie israelische Einrichtungen oder auf Gedenkstellen, Aufmärsche und Ansammlungen, auf denen antisemitische Parolen gerufen werden, die Störung von Gedenkfeierlichkeiten oder religiösen Festen, das Verteilen, Verbreiten oder Anbringen von Hetzschriften und Hetzplakaten, die Demolierung und Beschmierung von Fahrzeugen von bekannten Juden oder Leuten, die sich für die Belange von Juden einsetzen, das Verschicken antisemitischer Drohungen über Post und Mail und vieles mehr. Sachbeschädigungen auf jüdischen Friedhöfen sind bereits seit unmittelbarer Nachkriegszeit gleichbleibend hoch. Die Statistik weist aus, dass schon 1947 in Ost- und Westdeutschland wöchentlich ein jüdischer Friedhof geschändet wurde, im Durchschnitt wurden zwischen 2000 und 2009 in Deutschland 50,9 derartige Vorfälle pro Jahr registriert.

 

 

Ereignis

Datum

Ort

Anmerkung

Schändung der Neuen Synagoge Düsseldorf

Jan. 1959

Düsseldorf

Unbekannte beschmieren das Düsseldorfer Gotteshaus mit Hakenkreuzen.

Schändung der Synagoge in Köln

24. Dez. 1959

Köln

Zwei DRP-Mitglieder beschmierten am Abend des 24. Dezembers die Synagoge der jüdischen Gemeinde in Köln mit Hakenkreuzen und der Aufschrift „Deutsche fordern: Juden raus“. In den folgenden Wochen ereigneten sich hunderte ähnlicher Vorfälle in der Bundesrepublik, die als „antisemitische Schmierwelle“ Bekanntheit erlangten.

Anschlag auf die israelische Botschaft

8. Sep. 1969

Bonn

Unbekannt gebliebene Täter verübten einen Anschlag mit Handgranaten auf das Gebäude, zeitgleich wurden Anschläge auf die Botschaften in Den Haag und Brüssel ausgeführt. Im politischen Kontext sind die Taten dem palästinensischen Terrorismus zugeordnet.

Brandbombe im Gemeindehaus Fasanenstraße

9. Nov. 1969

Berlin-Charlottenburg

Die linksradikale Gruppe Tupamaros West-Berlin deponierte während einer Gedenkveranstaltung zum 31. Jahrestag der Novemberpogrome eine Bombe im Gemeindehaus. Der Anschlag scheiterte wegen eines defekten Zeitzünders. 2004 bekannte sich Albert Fichter, ein Mitglied der Gruppe, zu der Tat. Als Initiator gilt Dieter Kunzelmann, dem keine Tatbeteiligung nachgewiesen werden konnte.

Versuch einer Flugzeugentführung auf dem Flughafen München-Riem

10. Feb. 1970

München

Bei dem Versuch der Entführung einer El Al-Maschine durch ein palästinensisches Kommando kam es zu einem Handgemenge, dabei starb der 32-jährige Arie Katzenstein, elf weitere Personen wurden schwer verletzt.

Brandanschlag auf das jüdische Gemeindezentrum

13. Feb. 1970

München

Im Treppenhaus des Gebäudes, in dessen oberen Stockwerk ein Altenheim eingerichtet war, wurde Benzin verteilt und angezündet. Bei dem Anschlag starben sieben Überlebende des Holocaust. Täter wurden nicht ermittelt.

Bombenanschlag auf einen Swissair-Flug

21. Feb. 1970

Zürich

An Bord einer Coronado auf einem regulären Linienflug von Zürich nach Tel Aviv detonierte eine Bombe palästinensischen Ursprungs. Die Maschine stürzte bei Würenlingen ab, dabei starben alle 47 Insassen. Die Täter wurden nicht gefasst.

Bombenanschlag auf einen Flug mit OE-LCU der Austrian Airlines

21. Feb. 1970

Frankfurt am Main

Zwanzig Minuten nach dem Start einer Caravelle für den Flug von Frankfurt nach Wien explodierte an Bord eine Bombe palästinensischer Herkunft und riss ein Loch in den Rumpf. Das Flugzeug konnte umkehren und sicher in Frankfurt landen, alle 38 Passagiere überlebten.

Geiselnahme bei der Olympiade

5. Sep. 1972

München

Bei dem Olympia-Attentat stürmten Mitglieder der palästinensischen Organisation Schwarzer September das Wohnquartier der israelischen Mannschaft und nahmen elf Mitglieder als Geiseln. Zwei Israelis starben bereits in den ersten Stunden der Geiselnahme. Bei einem gescheiterten Befreiungsversuch auf dem Militärflugplatz Fürstenfeldbruck starben am Abend desselben Tages alle verbleibenden neun Geiseln, ein Polizist und fünf der Terroristen. Insgesamt kamen 17 Menschen ums Leben.

Paketbombenanschlag auf Heinz Galinski

Aug. 1975

Berlin

Paketbombenanschlag auf Heinz Galinski

Sprengung von zwei Sendeanlagen

18. Jan. 1979

Koblenz / Münster

Während der deutschen Erstausstrahlung des Fernsehfilms Holocaust – Die Geschichte der Familie Weiss sprengte eine sich selbst Internationale revolutionäre Nationalisten nennende rechtsradikale Gruppe die Leitungen zum Südwestfunk-Sender Waldesch bei Koblenz und nahezu zeitgleich die Richtfunkstelle Nottuln bei Münster, so dass die Sendung in etwa hunderttausend Haushalten unterbrochen war.

Sprengstoffanschlag auf den Stadttempel

22. Apr. 1979

Wien

Im Hof der Synagoge wurde ein halbes Kilogramm Plastiksprengstoff gezündet, es entstand großer Sachschaden, alle Glasfenster zersplitterten, verletzt wurde niemand. Die palästinensische Gruppe Adler der Revolution (As-Saika) erklärte sich als Urheber des Anschlags.

Mord an Shlomo Lewin und Frida Poeschke

19. Dez. 1980

Erlangen

Der Verleger und seine Lebensgefährtin wurden in ihrem Wohnhaus erschossen, vermutlich durch ein Mitglied der rechtsextremen Wehrsportgruppe Hoffmann. Der mutmaßliche Täter Uwe Behrendt, der nicht gefasst wurde, soll später Selbstmord begangen haben.

Mord an Heinz Nittel

1. Mai 1981

Wien

Der österreichische Politiker war Präsident der Österreichisch-Israelischen Gesellschaft und Mitbegründer des Jewish Welcome Service Vienna. Er wurde mit den gezielten Schüssen eines Attentäters der palästinensischen Gruppe Fatah-Revolutionärer Rat vor seinem Wohnhaus ermordet.

Terroranschlag auf den Stadttempel

29. Aug. 1981

Wien

Während einer Sabbatfeier stürmten zwei mutmaßliche Mitglieder der palästinensischen Gruppe Fatah-Revolutionärer Rat die Synagoge, warfen Handgranaten und schossen in die Menge. Es starben zwei Menschen, 21 wurden verletzt.

Mord an Blanka Zmigrod

23. Feb. 1992

Frankfurt am Main

Die jüdische Garderobenfrau Blanka Zmigrod wurde im Frankfurter Westend auf offener Straße mit einem Kopfschuss getötet. Der schwedische Rechtsterrorist John Ausonius wurde im Februar 2018 wegen dieses Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt.

Sprengstoffanschlag auf das Mahnmal Putlitzbrücke

29. Aug. 1992

Berlin-Moabit

Das Deportationsmahnmal wurde bei dem Anschlag schwer beschädigt und musste demontiert werden. Im März 1993 erfolgte die Wiederaufstellung. Die drei Täter aus rechtsextremistischem Umfeld gaben Hass auf Ausländer und Juden an und sahen sich durch die Ausschreitungen in Rostock-Lichtenhagen motiviert.

Misshandlung eines Holocaustüberlebenden mit Todesfolge

21. Nov. 1992

Wülfrath

In einem Seniorenheim wird der 92-jährige Holocaustüberlebende Alfred Salomon von einem anderen Bewohner der Einrichtung wegen seiner jüdischen Herkunft beschimpft und geschlagen. Der Angreifer ist ein ehemaliger Obersturmführer der Organisation Todt. Salomon erleidet infolge des Angriffs einen Herzinfarkt und stirbt.

Brandanschlag auf die Lübecker Synagoge (1)

25. Mär. 1994

Lübeck

Vier Täter mit rechtsextremem Hintergrund warfen Molotowcocktails. Das Feuer wurde schnell entdeckt, so dass die fünf Menschen, die im Obergeschoss des Hauses schliefen, nicht in Lebensgefahr gerieten.

Die Täter wurden gefasst und ein Jahr später zu Freiheitsstrafen zwischen zwei und vier Jahren verurteilt.

Brandanschlag auf die Lübecker Synagoge (2)

7. Mai 1995

Lübeck

Zweiter Brandanschlag auf diese Synagoge. Ein angrenzendes Gebäude brannte aus, die Ermittlungen wurden im August 1997 eingestellt, da es keinen Hinweis auf die Täter gab.

Sprengstoffanschläge auf das Grab von Heinz Galinski

Sep.1998 und Dez. 1998

Berlin-Charlottenburg

Mit zwei Sprengstoffanschlägen auf dem Jüdischen Friedhof Heerstraße wurde der Stein auf Galinskis Grab fast vollständig zerstört. Ob ein Zusammenhang mit Straftaten der terroristischen Gruppe Nationalsozialistischer Untergrund besteht, wird ermittelt.

Brandanschlag auf die Erfurter Neue Synagoge

20. Apr. 2000

Erfurt

Der Brand wurde von Anwohnern gelöscht. Zwei Täter mit rechtsradikalem Hintergrund wurden ein Jahr später zu Haftstrafen von ein bis zwei Jahren verurteilt.

Bombenanschlag am S-Bahnhof Wehrhahn

27. Juli 2000

Düsseldorf

Ein Rohrbombenanschlag auf zehn russische Migranten mit mehrheitlich jüdischem Hintergrund. Eine Schwangere verlor ihr ungeborenes Kind. Der Anschlag wurde zunächst nicht aufgeklärt, 2015 wurden jedoch Beweisstücke auf verwertbare DNA-Spuren untersucht. Daraus ergaben sich neue Hinweise auf einen bereits damals verdächtigen Rechtsextremisten, der am 1. Februar 2017 unter dem Verdacht festgenommen wurde, den Anschlag verübt zu haben.

Brandanschlag auf die Düsseldorfer Neue Synagoge

3. Okt. 2000

Düsseldorf

Zwei Jugendliche arabischer Herkunft warfen drei Molotowcocktails gegen das Gebäude. Sie wurden gefasst und zu Bewährungsstrafen verurteilt.

Brandanschlag auf die Essener Alte Synagoge

7. Okt. 2000

Essen

Nach einer Demonstration von libanesischen Palästinensern bewarfen ca. 250 Randalierer die Alte Synagoge mit Steinen und verursachten Schäden von ca. 100 000 DM. 186 Randalierer wurden vorläufig festgenommen, gegen 3 wurde Haftbefehl erlassen. Ein vorbestrafter Haupttäter wurde zu 30 Monaten Haft verurteilt.

Mord an Abraham Grünbaum

7. Juni 2001

Zürich

Ein Unbekannter erschoss 2001 den Rabbiner Abraham Grünbaum, der auf dem Weg zum Abendgebet in der Synagoge war. Trotz intensiver Ermittlungen blieb der Mord ungeklärt.

Anschlag auf den Jüdischen Friedhof Heerstraße

16. Mär. 2002

Berlin-Charlottenburg

Im Eingangsbereich des Friedhofs wurde eine Rohrbombe gezündet, die Fenster der Trauerhalle wurden bei der Explosion zerstört.

Brandanschlag auf die Synagoge Fraenkelufer

28. Apr. 2002

Berlin-Kreuzberg

Unbekannt gebliebene Täter warfen Molotowcocktails auf das Gebäude, Sicherheitskräfte konnten den Brandsatz löschen. Die Synagoge war bereits im Jahr 2000 Ziel von Steinwürfen.

Brandanschlag auf die Gedenkstätte Todesmarsch im Belower Wald

4. Sep. 2002

Wittstock/Dosse

Bei dem Anschlag auf die Gedenkstätte zum Todesmarsch von KZ-Häftlingen brannte der Ausstellungsraum des Gebäudes nahezu aus, auf eine Erinnerungsstele wurden antisemitische Parolen gesprüht. Die Täter blieben unbekannt.

Todesfall Jeremiah Duggan

27. Mär. 2003

Wiesbaden-Erbenheim

Der britische und jüdische Student Jeremiah Duggan wurde von einem Auto tödlich erfasst, als er auf eine Schnellstraße bei Wiesbaden lief. Der Fall wurde durch die Polizei zunächst als Suizid eingestuft, bei den Ermittlungen stellte sich jedoch heraus, dass Duggan nach Wiesbaden gekommen war, um an einer vermeintlichen Anti-Kriegs-Konferenz teilzunehmen. Was er nicht wusste: Veranstalter war die mit antisemitischen Verschwörungstheorien werbende Politsekte LaRouche-Bewegung, für die Duggan im Rahmen seines Aufenthalts als neues Mitglied rekrutiert werden sollte. 2012 wurden die Ermittlungen wieder aufgenommen. Das Gericht stellte im Mai 2015 fest, dass Duggans Körper prämortale Verletzungen aufgewiesen hatte, die nicht von einem Autoaufprall stammen konnten. Die Todesursache Suizid wurde daraufhin ausgeschlossen. Der Fall ist bis heute (Stand: Juni 2018) nicht abschließend geklärt.

Versuchter Anschlag auf das Jüdische Zentrum München

9. Nov. 2003

München

Anlässlich der Grundsteinlegung eines neuen jüdischen Zentrums plante die neonazistische Vereinigung Kameradschaft Süd einen Bombenanschlag auf das Gelände. Die Polizei konnte dies im Vorwege vereiteln.

Schändung des Mahnmals Putlitzbrücke

Nov. 2003 und Dez. 2003

Berlin-Moabit

Insgesamt viermal wurde das Deportationsmahnmal im Jahr 2003 Ziel von Schmierereien und Zerstörungen. Es war bereits 1992 durch einen Sprengstoffanschlag zerstört und nach der Restaurierung 1993 neu aufgestellt worden. Auch in anderen Jahren ist es des Öfteren angegriffen worden.

Anschlag auf den Chabad-Kindergarten Or Avner

25. Feb. 2007

Berlin-Charlottenburg

Von unbekannten Tätern wurde die Fassade der Kindertagesstätte mit antisemitischen Parolen beschmiert und eine Rauchbombe in das Gebäude geworfen. Da diese nicht zündete, blieb der Sachschaden verhältnismäßig gering.

Messerangriff auf jüdischen Zivilist

12. Feb. 2008

Zürich

Im Zürcher Stadtkreis 3 wurde ein 60-jähriger Mann mit einem Messer angegriffen. Das als "Jude" betitelte Opfer wurde leicht verletzt.

Misshandlung eines Schülers

19. Juli 2009

Gummersbach

Zwei Männer verprügelten einen siebzehnjährigen Schüler aufgrund seiner jüdischen Herkunft und verletzten ihn schwer. Die Täter wurden ein Jahr später zu Haftstrafen von drei Jahren und vier Monaten bzw. zwei Jahren und vier Monaten verurteilt.

Brandanschlag auf das Haus der Demokratie

23. Jan. 2010

Zossen

In dem von der Bürgerinitiative Zossen zeigt Gesicht betriebenen Haus wurde eine Ausstellung zum Thema Jüdisches Leben in Zossen gezeigt, das Gebäude brannte vollständig aus. Für die Tat wurde ein Anführer der Zossener Neonazi-Szene zu drei Jahren und acht Monaten Haft verurteilt.

Misshandlung eines Jugendlichen

16. Apr. 2010

Laucha an der Unstrut

Ein in Israel geborener Jugendlicher wurde von einem jungen Mann zusammengeschlagen und antisemitisch beschimpft. Der Täter mit rechtsextremem Hintergrund wurde zu acht Monaten Haft auf Bewährung verurteilt.[47] Bei dem Opfer handelte es sich um den jüngeren Bruder des Künstlers Shahak Shapira, der am Silvesterabend 2014 in Berlin selbst Opfer eines antisemitischen Übergriffs wurde.

Brandanschlag auf die Wormser Synagoge

17. Mai 2010

Worms

Unbekannte Täter legten an acht verschiedenen Stellen des Gebäudes Feuer. Dieses konnte schnell gelöscht werden, so dass kein größerer Schaden entstand. Es wurde ein Schriftstück hinterlassen mit der Erklärung: „Sobald ihr nicht den Palästinensern Ruhe gibt [sic!], geben wir euch keine Ruhe.“

Steinwürfe auf eine jüdische Tanzgruppe

24. Juni 2010

Hannover

Während eines Stadtteilfests warf eine Gruppe Jugendlicher mit arabischem Migrationshintergrund Steine auf eine Tanzgruppe der Liberalen Jüdischen Gemeinde und rief dabei „Juden raus“. Eine Tänzerin wurde leicht verletzt.

Brandanschlag auf die Totenhalle des Jüdischen Friedhofs

29. Aug. 2010

Dresden

Unbekannte Täter setzten die Tür der Begräbnishalle des Jüdischen Friedhofs in Brand. Die rechtzeitige Entdeckung konnte eine Ausbreitung des Feuers verhindern.

Brandanschlag auf Mainzer Neue Synagoge

30. Okt. 2010

Mainz

Unbekannte Täter warfen einen Brandsatz auf die Synagoge, der allerdings keinen Schaden anrichtete. Das Gotteshaus war erst wenige Wochen zuvor, am 3. September 2010, eingeweiht worden.

Brandanschlag auf das Wohnhaus eines Einwanderers

23. Jan. 2011

Gosen

Ein Bungalow, in dem ein vor Jahren aus Israel immigrierter bekennender Jude wohnte, wurde mit Brandbeschleuniger angezündet und mit antisemitischen Parolen beschmiert. Da das Feuer zwischenzeitlich erloschen war, brannte das Haus nicht aus.

Misshandlung eines Jugendlichen

25. Aug. 2011

Stuttgart

Eine Gruppe von zehn Kindern und Jugendlichen verprügelte unter antisemitischen Beschimpfungen einen fünfzehnjährigen jüdischen Jugendlichen und verletzte ihn dabei schwer.

Friedhofsschändung und Körperverletzung

19. Nov. 2011

Oldenburg

Sechs Grabsteine des jüdischen Friedhof in Oldenburg wurde von fünf maskierten Tätern mit Farbbeuteln beworfen. Ein zufällig vorbeikommender Polizist verfolgte die Täter und wurde dabei mit Pfefferspray verletzt. Im November 2012 wurde ein 21-Jähriger vom Jugendschöffengericht am Amtsgericht Oldenburg wegen Störung der Totenruhe und Körperverletzung zu einer Strafe von 2 Jahren Haft auf Bewährung verurteilt.

Misshandlung des Rabbiners Daniel Alter

28. Aug. 2012

Berlin-Schöneberg

Daniel Alter wurde von vier Jugendlichen auf der Straße als Jude angesprochen und verprügelt, er erlitt dabei einen Jochbeinbruch. Die Täter konnten bislang nicht ermittelt werden. Rabbiner Alter war während der Tat in Begleitung seiner siebenjährigen Tochter, die ebenfalls bedroht wurde.

Beleidigung des Generalsekretärs des Zentralrats der Juden in Deutschland Stephan J. Kramer

27. Sep. 2012

Berlin

Kramer wurde nach dem Besuch einer Synagoge mit seinen Kindern auf der Straße angesprochen und aufgefordert, dahin zurückzugehen, wo er „herkomme“. Außerdem wurde ihm körperliche Gewalt angedroht.

Schändung eines Gedenksteines, der an die ehemalige Synagoge in Waren erinnert

11. Okt. 2012

Waren

Unbekannte beschmierten in der Nacht zum 11. Oktober einen Gedenkstein, der an die Synagoge in Waren erinnert.

Misshandlung einer Transsexuellen

13. Mär. 2013

Berlin-Schöneberg

Zwei arabisch sprechende Jugendliche schubsten eine Mann-zu-Frau-Transsexuelle aus Litauen, nachdem sie gehört hatten, wie sie in hebräischer Sprache betete, sodass diese stürzte und dabei ihre Tasche fallen ließ. Außerdem stahlen sie ihren Ausweis, die Tasche sowie Geld. Die Frau wurde leicht verletzt.

Misshandlung eines Discobesuchers

26. Mai 2013

Berlin-Mitte

Drei Unbekannte beleidigten einen Mann in einer Disco und schlugen auf ihn ein, weil er ein pro-israelisches T-Shirt trug und sich als Jude zu erkennen gab. Der Mann wurde leicht verletzt. Die Täter flohen, bevor die Polizei eintreffen konnte.

Misshandlung des Rabbiners Mendel Gurewitz

2. Juni 2013

Offenbach am Main

Eine Gruppe von sechs bis zehn „südländisch aussehenden“ Jugendlichen im Alter von 15 bis 16 Jahren beleidigte in einem Einkaufszentrum den Rabbiner Mendel Gurewitz, der sie daraufhin fotografierte, woraufhin das Sicherheitspersonal die Löschung der Aufnahmen verlangte. Er wurde beim Verlassen des Zentrums von den Jugendlichen weiter beleidigt, fotografiert und geschubst, ohne dass der Sicherheitsdienst eingriff. Gurewitz konnte im Auto eines zufällig vorbeifahrenden Bekannten entkommen.

Zerstörung der Tür eines Gemeindezentrums

9. Nov. 2013

Pinneberg

In der Nacht vom 9. zum 10. November 2013, dem 75. Jahrestag der Novemberpogrome 1938, zerstörten Unbekannte eine Glasscheibe der Eingangstür des jüdischen Gemeindezentrums in Pinneberg.

Friedhofsschändung

24. Nov. 2013

Oldenburg

Acht Gräber und die Trauerkapelle des jüdischen Friedhof in Oldenburg wurden in der Nacht vom 23. zum 24. November 2013 mit verfassungswidrigen Symbolen und dem Wort „Jude“ beschmiert.

Parolen, Bedrohung, Flaggenverbrennung

Nach dem 8. Juli 2014

Zahlreiche Städte

Auf Protestdemonstrationen in deutschen Großstädten anläßlich der Operation Protective Edge wurden judenfeindliche Parolen gerufen, so auf der Frankfurter Zeil, im Stadtzentrum von Gelsenkirchen und vor dem Brandenburger Tor in Berlin. Dabei wurde teilweise für die verbotene Organisation Hamas geworben.[ In Berlin wurde während einer Demonstration ein israelisches Ehepaar bedroht. In Essen kesselten ca. 200 pro-Gaza-Aktivisten ca. 100 pro-Israel-Demonstranten ein. In Göttingen wurden israelische Fahnen verbrannt.

Brandanschlag auf Synagoge

29. Juli 2014

Wuppertal

Drei Palästinenser warfen Brandsätze gegen den Eingang der Bergischen Synagoge. Im Februar 2015 verurteilte das Amtsgericht Wuppertal die beiden volljährigen Täter zu jeweils einem Jahr und drei Monaten Bewährungshaft sowie 200 Stunden gemeinnütziger Arbeit. Im Berufungsverfahren verurteilte das Landgericht Wuppertal die beiden im Januar 2016 zu 2 Jahren bzw. einem Jahr und elf Monaten Haft auf Bewährung.

Anschlag auf die Wohnung einer Frankfurter Jüdin

31. Juli 2014

Frankfurt

Unbekannte warfen in der Nacht eine volle Bierflasche in das Badezimmerfenster der bekannten Frankfurter Jüdin Elishewa Patterson. Patterson, die sich in der Vergangenheit immer wieder öffentlich gegen Antisemitismus positionierte, wurde von den Angreifern zugerufen: „Judenschwein“. Die Fensterscheibe wurde durch den Wurf stark beschädigt und musste ausgetauscht werden.

Misshandlung eines Israelis

31. Dez. 2014

Berlin

Der 26-jährige Israeli Shahak Shapira bat in der U-Bahn sieben jungen Männer arabischer Herkunft, damit aufzuhören, antisemitische Parolen zu singen, und wurde daraufhin von ihnen verprügelt. In dem vollbesetzten Waggon schritt niemand ein.

Friedhofsschändung

2. Feb. 2015

Oldenburg

Symbole verfassungswidriger Organisationen wurden an Säulen im Eingangsbereich des jüdischen Friedhof in Oldenburg sowie an eine Mauer und zwei Pkw in der Nähe geschmiert.

20 Neonazi beschimpfen und bespucken jüdischen Mann

4. Juli 2015

Zürich

Eine Gruppe von Neonazis bedrohten und bespuckten am 4. Juli einen jüdischen Zivilisten. Einer der Täter wurde mittlerweile vom Zürcher Obergericht verurteilt.

versuchter Totschlag

1. Jan. 2016

Nürnberg

In der U-Bahnstation Langwasser stieß ein 49-Jähriger einen anderen Mann ins Gleisbett und hinderte ihn durch Tritte gegen Kopf und Finger daran, wieder zum Bahnsteig hinaufzusteigen. Durch Eingreifen des VAG-Personals konnte das Opfer leicht verletzt gerettet werden. Der Täter erklärte bei seiner Festnahme: „Ich habe das gemacht, weil er ein Jude ist. Das nächste Mal mache ich es richtig“ und „Ich hasse alle Juden.“ Der einschlägig vorbestrafte und zum Tatzeitpunkt alkoholisierte Täter wurde im September 2016 zu einer Freiheitsstrafe von fünf Jahren verurteilt. Das antisemitische Motiv wurde in der Pressearbeit der Polizei und im Urteil verschwiegen, auch weite Teile der Berichterstattung thematisierten es nicht.

Versuchter Messerangriff auf jüdische Zivilisten

7. Juli 2018

Zürich

Ein Mann verfolgte im Zürcher Stadtkreis 3 drei orthodoxe Juden mit einem Messer und schrie antisemitische Parolen.

Körperverletzung, Volksverhetzung, Beleidigung

11. Juli 2018

Bonn

Yitzhak Melamed wurde im Park vor der Universität Bonn von einem 20-jährigen Deutschen palästinensischer Herkunft dreimal die Kippa vom Kopf geschlagen. Die herbeigerufene Polizei verwechselte den Täter mit dem Opfer und fixierte Melamed mit körperlichem Einsatz. Melamed beschwerte sich danach über die Handlungsweise der Polizei.

Angriff gegen ein koscheres Restaurant

27. Aug. 2018

Chemnitz

Am Abend des zweiten Tages der Ausschreitungen in Chemnitz 2018 wurden aus einer Gruppe von 10 bis 12 teils vermummten Unbekannten Steine, Flaschen und Gegenstände in Richtung eines koscheren Restaurants geworfen. Der Besitzer wurde beleidigt und leicht verletzt.

Beleidigung und Bespucken

3. Aug. 2019

München

Ein 53-jähriger Rabbiner und seine beiden 19-jährigen Söhne wurden nach dem Besuch der Synagoge von einem Mann von der gegenüberliegenden Straßenseite als „Scheiß Juden“ beleidigt. Nach Angaben der Polizei wurden sie von dem Täter durch das Tragen der Kippa als Juden identifiziert. Eine Frau beobachtete den Angaben zufolge den Vorfall aus ihrem Auto und beleidigte einen der beiden 19-jährigen ebenfalls als „Scheiß Jude“. Als der junge Mann sie zur Rede stellen wollte, wiederholte sie ihre Beschimpfung, spuckte ihm laut Polizeiangaben durch das geöffnete Autofenster ins Gesicht und fuhr davon. Kurz darauf meldete sich die Frau bei der Polizei, wies die Anschuldigungen sowie den Vorwurf der Judenfeindlichkeit zurück und sprach von wechselseitigen Beleidigungen. Knapp zwei Wochen zuvor war der Rabbiner der Jüdischen Gemeinde Berlin Yehuda Teichtal nach dem Besuch eines Gottesdienstes von zwei Männern auf Arabisch beschimpft und bespuckt worden. Eines seiner Kinder war bei dem Vorfall anwesend.

Körperverletzung

9. Sep. 2019

Berlin

Gegen 5 Uhr morgens unterhielten sich vier Touristen aus Israel vor einer Berliner Diskothek auf Hebräisch. Ein Mann, der das Gespräch mitanhörte, ging auf einen von ihnen zu und schlug ihm ins Gesicht. Anschließend flüchtete er. Die Touristen beschrieben den Täter als „arabisch aussehend“ und Arabisch sprechend.

Körperverletzung

2. Okt. 2019

Massing

Eine 27-jährige Frau wurde von einem Mann mit einem Stein beworfen, nachdem sie sich als Israelin zu erkennen gab. Der Mann rief auf Arabisch „Jude“, nachdem die Frau ihren Söhnen etwas auf Hebräisch zurief. Sie wurde leicht am Kopf verletzt, der Angreifer konnte flüchten.

Versuchter Messerangriff auf die Neue Synagoge in Berlin

4. Okt. 2019

Berlin

Am frühen Abend des 4. Oktobers überstieg der mutmaßliche Syrer Mohamad M. mit einem Messer bewaffnet den Sicherheitszaun der Neuen Synagoge und lief auf die Objektschützer zu. Zeugen zu Folge soll er „Allahu Akbar“ und „Fuck Israel“ gerufen haben. Er konnte von der Polizei überwältigt und festgenommen werden und wurde später in die Psychiatrie eingewiesen.

Angriff auf Synagoge

9. Okt. 2019

Halle (Saale)

 Am jüdischen Feiertag Jom Kippur versuchte ein Angreifer, gewaltsam in die Synagoge einzudringen. Der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Halle, Max Privorozki, sagte, man habe über die Kamera der Synagoge gesehen, dass ein schwer bewaffneter Täter mit Stahlhelm und Gewehr versucht habe, die Türen aufzuschießen. Die Sicherheitsvorkehrungen hätten jedoch dem Angriff standgehalten. In der Synagoge seien 70 bis 80 Personen versammelt gewesen. Laut dem Gemeinderabbiner seien keine Gemeindemitglieder getötet oder verletzt worden. Ein MDR-Video zeigte einen dunkel gekleideten Mann mit Helm und Stiefeln, der aus einer Waffe feuerte. Offenbar nahm der mutmaßliche Täter, der 27-jährige Stephan B., mithilfe einer Helmkamera das Geschehen auf, ebenso wie der Attentäter von Christchurch im März 2019. Das Video zeigt B., wie er in einem Auto sitzt und (teilweise auf Englisch, aber mit deutschem Akzent) den Holocaust leugnet; außerdem behauptet er, hinter Feminismus und Migration stecke „der Jude“ und Juden seien „die Wurzel aller Probleme“. Außerdem ist zu sehen, wie er eine Passantin in der Nähe des jüdischen Friedhofs erschießt sowie einen Gast in einem Döner-Bistro in der Nähe der Synagoge. Außer diesen beiden Todesopfern wurden nach Angaben des Bundesinnenministeriums mehrere Menschen verletzt. Der mutmaßliche Täter konnte festgenommen werden. Der Generalbundesanwalt zog die Ermittlungen an sich. Es bestehe Tatverdacht wegen Mordes mit Staatsschutzcharakter. Laut Innenministerium müsse davon ausgegangen werden, dass es sich um einen antisemitischen Angriff gehandelt habe, ein rechtsextremistisches Motiv sei zudem sehr wahrscheinlich.

 

 

Antisemitismus in der DDR

 

Nach der Staatsgründung der DDR im Oktober 1949 lebten in ihrem Staatsgebiet kaum mehr Jüdinnen oder Juden. Trotzdem kam es zu einer Reihe von antisemitisch motivierten Straf- und Gewalttaten. Auch die antisemitischen Vorurteile wurden nach 1945 nicht aufgearbeitet. Zwar versuchte sich der neu entstandene Staat als antifaschistischer Staat Legitimation zu verschaffen. Die Entnazifizierung verlief dabei vor allem auf den oberen Führungsebenen. Darunter blieben viele Mitläufer und NS-Täter weiter in führenden Positionen. Die Entnazifizierung, und damit auch die Auseinandersetzung mit Ursachen für Antisemitismus, wurde Anfang der 1950er Jahre für beendet erklärt. Der Wissenschaftler Harry Waibel versucht in seinen Arbeiten nachzuweisen, dass die SED nicht nur eine antisemitisch begründete, antizionistische Außenpolitik betrieb. Darüber hinaus habe die Partei dazu beigetragen, dass sich antisemitische Potentiale in breiten Bevölkerungsschichten entwickeln konnten. Eine breite, öffentliche und umfassende gesellschaftliche Aufarbeitung, beispielsweise des Antisemitismus in der DDR, fand nicht statt. Die Ausstellung der Amadeu Antonio Stiftung Antisemitismus in der DDR – „Das hat’s bei uns nicht gegeben!“ versucht das Thema seit 2006 einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Die Ausstellung enthält u.a. eine Chronologie zu antisemitischen Straf- und Gewalttaten in der DDR. 

 

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