Literarischer Antisemitismus - Judenfeindschaft als kultureller Gefühlswert

 

Ein Gastbeitrag von Monika Schwarz-Friesel (Teil 1) und Monika Schwarz-Friesel (Teil 2)

 

Dieser zweiteilige Artikel basiert auf dem gekürzten und überarbeiteten Vortrag „Gefühle als Basis des antisemitischen Ressentiments: Zur Symbiose von Emotion, Kognition und Sprache in literarischen Texten“ im Rahmen der interdisziplinären Fachtagung „Emotionen des Antisemitismus“ des Alfried Krupp Wissenschaftskollegs am 4.7.2017 in Greifswald.

 

Teil 1

 

Ein Blick auf die „Kulturgüter“ des Abendlandes offenbart stets eines: Dass das judenfeindliche Ressentiment kein Vorurteil unter vielen war und ist, sondern ein historisch unikales und im kollektiven Bewusstein verankertes Glaubenssystem, und als solches ein Phänomen der Weltdeutung. Antisemitisches Gedanken- und Gefühlsgut zeigt sich im 19. Jahrhundert nicht nur in Schriften der politischen Agitation und alltäglichen Diskriminierungskommunikation: Judeophobe Referenzialisierungen mit hohem Emotionspotenzial prägen auch maßgeblich die Sphäre von Kunst und Literatur. Für die Erklärung des Phänomens der Judenfeindschaft spielen emotional geprägte Einstellungen eine herausragende Rolle. Kollektive  Gefühle hatten und haben maßgeblich Einfluss auf die Art und Weise, wie Juden mental konzeptualisiert sowie verbal bewertet wurden (und werden) – insbesondere im Bereich der schöngeistigen Literatur. Hier zeigt sich deutlich, dass Judenfeindlichkeit keineswegs nur aus rassistischen, nationalistischen oder sozialdarwinistischen Gründen gespeist und stets bewusst als Judenhass kodiert sein muss, sondern dass es sich um ein kulturell verankertes Phänomen handelt, das auch nicht intentional artikuliert wird und dennoch bzw. gerade deshalb genauso gefährlich und nachhaltig auf das kollektive Bewusstsein einwirkt (wie gerade in diesen Tagen die verbal-antisemitische Aufforderung eines Schweizer Hotels an seine jüdischen Gäste gezeigt hat).

 

Antisemitismus und Emotionen: eine untrennbare Symbiose

 

Antisemitismus kann – als abendländisches Ressentiment – nicht ohne seine starke Gefühlsbasis verstanden werden, wie alle Korpusanalysen sowohl zu historischen als auch aktuellen judenfeindlichen Texten belegen. Emotionen stellen in erster Linie Bewertungssysteme dar: Jede Emotion beinhaltet Aktivierungen von bewertenden Urteilen. Entsprechend habe ich Judenfeindschaft als „kulturellen Gefühlswert“ bezeichnet, der tief im kollektiven Gedächtnis verankert ist. Dieser Gefühlswert hat als konzeptuellen Kern die Repräsentation ‚Juden als den Anderen/die Üblen‘ und emotional eine intensive Negativbewertung, die vom Hass gespeist wird. Als solcher hat er maßgeblich nicht nur den Alltag und die Politik im Umgang mit Jüdinnen und Juden, sondern auch viele Kunstwerke der vergangenen Jahrhunderte geprägt. Da emotionale Aktivierungen sich – anders als kognitiv-rationale Prozesse – den Prinzipien des Verstandes und der Vernunft oft widersetzen, sind sie resistent gegenüber Fakten, Aufklärung und Argumentation. Daher ist der antisemitische Gefühlswert trotz der Auschwitzaufarbeitung nachwievor eine in weiten Teilen der Gesellschaft unerschütterliche Konstante, die je nach Situation reaktiviert wird, sei es bewusst, sei es unbewusst als Klischee-Kodierung (wie z.B. 2015 im Petrenko-Fall, als in einem Text von NDR Kultur als Stilmittel der Kontrastierung die Gegenüberstellung des germanischen Recken Wotan und des“ jüdischen Gnoms“ Alberich benutzt wurde).

 

Entsprechend habe ich Judenfeindschaft als „kulturellen Gefühlswert“ bezeichnet, der tief im kollektiven Gedächtnis verankert ist.

 

In vielen literarischen Texten stellen Gefühle ein wesentliches Charakteristikum der jeweiligen fiktiven Textwelt dar; und von vielen Dichtern, Schriftstellern und Wissenschaftlern werden Emotionsmanifestationen als zentrales Bestimmungs-merkmal von Literatur und Kunst angesehen. Die Wirkung literarischer Texte hängt maßgeblich von ihrem Emotionspotenzial ab: Auf allen sprachlichen Ebenen lassen sich Einheiten und Strukturen identifizieren, die Gefühle kodieren. Es sind aber nicht nur explizite Sprachstrukturen, die emotionsausdrückend und -konstituierend sind, sondern auch die spezifische Interaktion von Referenz, Über- oder Unterspezifikation (also ein Mehr oder weniger an Informationen zur Realitätsabbildung) und Informationsstruktur des gesamten Textes. Insbesondere die impliziten emotionsbasierten Bewertungen spielen dabei eine entscheidende Rolle. Wenn beispielsweise in einem Roman immer wieder betont wird, wie schmutzig die Räume sind, in denen sich Juden aufhalten,  kommt der Leser automatisch zur Bewertung, dass Juden und Schmutz assoziiert seien. So z.B. in Dickens Oliver Twist (S. 39): „Die Wände des Raumes waren von Schmutz und Rauch geschwärzt“ – hier werden auch die Gegenstände, die die jüdischen Figuren in ihren Händen halten, fast ausschließlich als „schmutzig“ bezeichnet: „In der Gaststube war niemand anwesend außer einem jungen Juden, der in einem schmutzigen Zeitungsblatt las“.

 

Literarischer Antisemitismus: die narrative Normalität

 

Während bei Sach- und Fachtexten sowie Gebrauchstexten die emotionale Dimension von eher geringer Bedeutung ist, spielt die Evozierung von Gefühlen bei literarischen Texten folglich eine herausragende Rolle. Viele Werke erzeugen über figurenbezogene Emotionsmanifestationen Empathie beim Leser, andere Spannung oder Ekel und Wut. Unter literarischen Antisemitismus subsumiere ich alle Formen des fiktiven Text-Genres, in denen intentional oder nicht-intentional judenfeindliche Stereotype kodiert und negative Gefühle vermittelt werden. Die fiktive Textwelt vermittelt also Konzeptualisierungen, in denen Juden und Judentum mittels pejorativer Zuschreibungen gezeichnet werden. Im Gegensatz zu antisemitischen Pamphleten, Predigten, Artikeln usw. ist das Thema der Werke nicht notwendigerweise mit Juden und Jüdinnen assoziiert. Weder die narrativen Makro- noch die Mikrostrukturen des Textes müssen jüdisches Leben im Fokus haben. Die Analyse einiger bekannter und einflussreicher Romane des 19. Jahrhunderts, die primär andere Hauptthemen haben, zeigt aber, dass deren Antagonisten und/ oder auch deren Neben-Figuren so repräsentiert werden, dass zwangsläufig eine antisemitische Lesart entsteht. Dabei ist hervorzuheben, dass die Produzenten dieser Texte keine überzeugten und obsessiven Antisemiten waren – (wie viele ihrer Zeitgenossen, die sich auch politisch aktiv gegen Juden einsetzten und öffentlich aussprachen) – deren Werke aber, dem Zeitgeist gemäß, Verbal-Antisemitismen als normale und übliche Kodierungen enthalten.

 

Im Gegensatz zu antisemitischen Pamphleten, Predigten, Artikeln usw. ist das Thema der Werke nicht notwendigerweise mit Juden und Jüdinnen assoziiert.

 

Zu diesen Werken gehören u.a. Literatur-Klassiker wie die deutschsprachigen Romane „Soll und Haben“ von Gustav Freytag und „Der Hungerpastor“ von Wilhelm Raabe sowie der berühmte englische Jugend-Roman von Charles Dickens „Oliver Twist“ oder „Das Bildnis des Dorian Gray“ von Oscar Wilde.

 

Dabei kommen „böse Juden“ als Antagonisten wie in Raabes Hungerpastor (der Moses Freudenstein ) oder Dickens Oliver Twist (die Figuren Fagin und Sikes) vor und dominieren damit die gesamte Makrostruktur des Textweltmodells durch einen Dualismus, der gut und böse als moralische Kategorien sehr genau und unzweideutig aufteilt (und zwar zu Ungunsten der jüdischen Figuren). Oft sind es aber auch die für narrative Struktur und Textwelt ganz marginalen Randfiguren, die als ‚Juden‘ kodiert und negativ entwertet werden, und die dem Werk das kulturell geprägte antisemitische Konzeptualisierungsmuster geben und den zeitgemäßen Gefühlswert vermitteln (wie bei Wildes Dorian Gray, s. nächster Teil).

 

Teil 2

 

Der Topos des bösen und hässlichen Juden

 

Bilder von Juden als Spekulanten und Wucherer, als böse und hässliche Ganoven, als herzlose, kalte Geschäftsleute oder zersetzende, unmoralische Intellektuelle finden sich in zwei im 19. Jahrhundert viel gelesenen Romanen der an sich liberal gesinnten Autoren Gustav Freytag („Soll und Haben“) und Wilhelm Raabe („Der Hungerpastor“). Dort fungieren explizit als jüdisch gekennzeichnete Figuren als Gegenspieler der als moralisch integer und verantwortungsbewusst charakterisierten Protagonisten; Der Jude Itzig Veitel wird bei Freytag folgendermaßen dargestellt:„Es war das Gesicht eines Teufels, … rotes Haar stand borstig in die Höhe, Höllenangst und Bosheit saß in den hässlichen Zügen.“ (Soll und Haben, 386)

 

In dieser Charakterisierung verschmelzen typisch antisemitische Stereotype, die sich auf angenommene äußere und innere Eigenschaften von Juden beziehen, subsumierbar unter das Konzept des körperlich wie seelisch verkommenen Juden, dies noch intensiviert durch die Dämonisierungs-Teufel-Metapher.

 

Die Wohnung des Juden Ehrenthal, eher eine Randfigur, wird mittels einer Personifikation als charakterlos bezeichnet und der explizite Vergleich mit der Zigeunerin knüpft an das Stereotyp des Fremden, des Heimatlosen an (Gustav Freytag, Soll und Haben, 175f.): „Es war kein guter Charakter in dem Hause, wie eine alte Zigeunerin sah es aus.“ Zudem wird über eine Implikatur die Geschmacklosigkeit seiner Familie betont, die über die Refenzialisierung des Wandschmuckes evoziert wird: „… und die zahlreichen schlechten Ölbilder an den Wänden“. Ehrenthas Tochter erscheint als lüsterne Nymphe, die anständige Christenmenschen verführen will und deren große Schönheit nicht ohne Hinweis auf die entsprechenden Stereotype vom jüdischen Aussehen beschrieben wird: „… rabenschwarze Hängelocken … große edle Gestalt mit glänzenden Augen … mit einer nur sehr wenig gebogenen Nase…“ (Gustav Freytag, Soll und Haben, 38). Jüdisches Geschäftsleben wird mittels metphorischer Projektion ins Tierleben als einflussreiche, unheimliche Größe gezeichnet: „… und in dem Viereck … windet sich aalglatt der jüdische Faktor hindurch …“ (Gustav Freytag, Soll und Haben, 490).

 

Auch in Raabes „Hungerpastor“ werden Protagonist Hans Unwirsch und Antagonist Moses Freudenstein kontinuierlich mittels kontrastierender und polarisierender Darstellungen beschrieben. Die folgende Textsstelle ist hierfür ein prägnantes Beispiel, wobei das mittelalterliche Motiv von Juden als Teufel aktiviert wird:„Rührend war die ehrfurchtsvolle Scheu, welche Hans … wahrhaft diabolisch aber war die Art und Weise, in welcher Mose … diesem Glauben an die Autorität ein Bein zu stellen suchte.“ (Wilhelm Raabe, Der Hungerpastor, 137): Bezeichnend ist auch, dass der gutmütige, sensible Protagonist die erste intensive Negativemotion seines Lebens in Bezug auf den konvertierten Moses empfindet, der mit stark negativ bewertenden Lexemen, die typisch judeophobe Stereotype ausdrücken, bezeichnet wird: „Hans Unwirsch fühlte zum ersten Mal in seinem Leben, was der Hass sei; er hasste die schlüpfrige, ewig wechselnde Kreatur, die sich einst Moses Freudenstein nannte, von diesem Augenblick an mit ganzer Seele.“ (Wilhelm Raabe, Der Hungerpastor, 295)

 

Hass war stets und ist bis heute die Treibfeder des Antisemitismus

 

Mit der Phrase „schlüpfrige, ewig wechselnde Kreatur“ findet sich – ähnlich wie bei Freytag – die tradierte Konzeptualisierung von Juden als unbeständigen, nicht zu vertrauenden Wesen, wobei die Charakterisierung durch „Kreatur“ eine dehumanisierende Lesart aktiviert. Dass die Emotion Hass fokussiert wird, ist kein Zufall: Bis heute ist dieses Gefühl das im antisemitischen Diskurs vorherrschende; Hass war stets und ist bis heute die Treibfeder des Antisemitismus.

 

In beiden Romanen finden sich ähnliche Beschreibungen, die auf dieselben semantischen Felder zurückgreifen: Fokussiert ist das Dämonische (vgl. Gesicht eines Teufels und diabolisch), das Unberechenbare (vgl. aalglatt und schlüpfrig), das Undeutsche (so wird in beiden Romanen das Jiddische der jüdischen Personen nachgeahmt und deren fremdländisches Aussehen betont). Im 19. Jahrhundert ist diese Perspektive das Normale und auf allen Ebenen der Gesellschaft und in allen Textsorten (Predigten, Postkarten, Spottgedichte, Parteiprogramme usw.) anzutreffen.

 

Im englischsprachigen „Oliver Twist“ von Charles Dickens finden sich – fast identisch wie in den deutschen Romanen – die antisemitischen Referenzialisierungen von Aussehen und Charakter der jüdischen Figuren, die die Rolle der antagonistischen Bösewichte in der Textwelt besetzen und dabei stets mit Schmutz und Hässlichkeit assoziiert werden: „und am Kamin lehnte die zusammengeschrumpfte Gestalt eines alten Juden. Er hatte ein spitzbübisches Gesicht und dichtes rotes Haar.“„Fagin klingelte, und es erschien ein anderer Jude, jünger als er, aber ebenso hässlich.“ So transportieren auch die der Geschichte neben- und untergeordneten Informationen kontinuierlich anti-jüdische Wertungen.

 

In Oscar Wildes „Das Bildnis des Dorian Gray“ werden jüdische Randfiguren ausschließlich negativ mit den einschlägigen Stereotyp-Attributen ‚Schmutz, Schmierig, Geschmacklos-Neureich‘ repräsentiert, wobei durch die unbestimmte Nominalphrase „ein grässlicher Jude“ durch das Kopfnomen Jude nahegelegt wird, dass die beschriebenen Eigenschaften typisch für alle Juden seien, also eine ent-individualisierte allgemeine Lesart entsteht. „Ein grässlicher Jude in dem erstaunlichsten Rock, den ich je in meinem Leben sah, stand am Eingang und rauchte eine schlechte Zigarre. Er hatte fettige Ringellocken, und ein riesiger Diamant glitzerte auf der Mitte seines schmutzigen Hemdes (Das Bildnis des Dorian Gray, 45). Dieser pejorativen Referenz folgt unmittelbar noch zusätzlich die explizite affektive Bewertung: „Es war grotesk scheußlich.“ Der reiche Schurke, der die naive und unschuldige Christin Sibyl in Abhängigkeit hält (und damit an ein uraltes judenfeindliches Stereotyp anknüpft), hat den proto-typisch jüdischen Namen „Mr. Isaacs“. E wird eingeführt als „der fette jüdische Direktor, den sie am Tore trafen, strahlte übers ganze Gesicht mit einem öligen, hin und her zuckenden Lächeln“ , wobei selbst das Lächeln (sonst eher ein Kennzeichen der Freundlichkeit) als falsch und unbeständig konzeptualisiert wird. Kritik und Abscheu gegenüber diesem Typus des (neu)reichen, geschmacklosen Emporkömmlings spiegeln sich nicht nur in der referenziellen Sachverhaltsbeschreibung, sie wird noch verstärkt durch das explizit bekundete Gefühl der Text-Welt-Figur: „Er geleitete sie mit einer Art prahlerischer Unterwürfigkeit bis zu ihrer Loge, bewegte die fetten, juwelenglänzenden Hände eifrig hin und her und sprach in seinen höchsten Tönen. Dorian Gray empfand mehr als je Widerwillen gegen ihn.“ Dabei ist zu erwähnen, dass Juden in anderen fiktiven Werken (oder auch in dem Grimmschen Märchen „Der Jude im Dorn“) oft gar nicht als individuelle Figuren erwähnt werden, sondern namenlos lediglich als Typus und mit generischer Lesart als „der Jude“ bezeichnet werden. Sie verkörpern so das Prinzip des Bösen schlechthin – auch dies bis heute ein Grundbaustein des antisemitischen Weltbildes, der sich aktuell besonders ausgeprägt in der Dämonisierung des jüdischen Staates zeigt.

 

Fazit: die ungebrochene Wirkung des judeophoben Ressentiments

 

Judeophobe Stereotype, die über die Manifestationsformen der Sprache seit Jahrhunderten weitergegeben werden, finden sich auch in zahlreichen Romanen, die heute als Literatur-Klassiker gelten. Im 19. Jahrhundert ist das Konzept des geld- und machtgierigen, physisch wie moralisch hässlichen Juden ein gängiger Topos, der sich als kulturell verankertes Ressentiment und kommunikatives Muster auch in der schöngeistigen Literatur (des liberal gesinnten Bildungsbürgertums) niederschlägt. Die literarischen Werke kodieren ohne kritische Reflexion anti-jüdische Konzeptualisierungen mit einem besonders intensivem Emotionspotenzial und machen transparent, dass Judenfeindschaft ein abendländischer Gefühlswert ist, der bedenkenlos – und in seiner Normalität als gängiges Stilmittel zur polarisierenden Darstellung von Romanfiguren – in die fiktiven und ästhetischen Narrative einfliesst. Das Konzept des Anderen, des absoluten Feindes, des verkommenen Bösen findet künstlerisch in der Figur des jüdischen Antagonisten seinen belletristischen Ausdruck. Es ist eine Konzeptualisierung, die ohne Ausnahme alle Sphären des sozialen, politischen und kulturellen Lebens durchdringt und im 20. Jahrhundert in Radikalform die ideologische Basis für die eliminatorischen Aktivitäten der Nationalsozialisten ist.

 

Antisemitismus ist keine Menschenfeindlichkeit, sondern ausschließlich Judenfeindschaft

 

Dass der Einfluss solcher kulturhistorischer Antisemitismen bis heute – trotz aller Aufklärungsarbeit nach dem Holocaust – ungebrochen wirkt, zeigen alle empirischen Korpus-Analysen der letzten 15 Jahre. Die klassische Judenfeindschaft, sie ist keineswegs auf dem Rückzug oder in der aktuellen Kommunikation kaum noch anzutreffen (wie in letzter Zeit öfters zu lesen oder zu hören ist): Die klassischen Stereotype und die intensiven Gefühle, auf denen das judeophobe Ressentiment basiert, sie wirken ungebrochen weiter. Antisemitismus ist keine Menschenfeindlichkeit, sondern ausschließlich Judenfeindschaft. Das Chamäleon Antisemitismus verändert im Wandel der Zeit sich anpassend nur seine äußeren Erscheinungsformen, seine Inhalte aber bleiben.

 

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