Sederabend zu Pessach

 

 

Sederabend – Haggada

 

Zum Mitverfolgen, Mitlesen und Mitbeten erhalten die Gäste des Seders eine Haggada, in der der gesamte Ablauf niedergeschrieben ist. Das können einfache Hefte sein oder auch aufwändig gearbeitete Büchlein mit kunstvollen Zeichnungen, die dann auch über weitere Erklärungen rund um Pessach beinhalten. Jüdische Gemeinden in Deutschland haben oft Hefte in Hebräisch als Originalsprache, dazu die meist gesprochene Sprache der Gemeinde (oft russisch und deutsch) sowie eine Transliteration, damit die Gebete auf Hebräisch gesprochen werden können. Während des Seders werden auch Lieder mit aramäischen Texten gesungen.

 

Auf dem oder den geschmückten Tischen steht an jedem Platz ein Sederteller, von dem die Gäste essen, so viel sie mögen. Einiges ist scharf wie der Meerrettich als bittere Speise und Ausdruck der Unterdrückung in Ägypten, andere sind süß wie Charosset, einer Mischung aus Feigen, Nüssen und Zimt, wobei die Zutaten je nach Verfügbarkeit variieren. Dazu steht Matze auf dem Tisch, ein geschmacksneutrales und ungesäuertes Brot, hergestellt nur aus Mehl und Wasser.

 

 

 

Sederabend – vier Schritte der Erlösung

 

Viermal werden Becher, die randvoll mit Wein gefüllt sind, geleert. Sie symbolisieren die vier Schritte der Erlösung (Exodus 12). Nach einiger Zeit gegen Ende des Seders dürfen die Gäste ein reiches Abendessen genießen. Der Sederabend ist nicht nur ein Fest für Erwachsene. So müssen alle anwesenden Kinder versteckte Matzenstücke oder den sogenannten Afikoman finden. Und vor allen Anwesenden fragt das jüngste Kind, vorausgesetzt es kann schon sprechen, den Leiter des Seders, was meist der Gemeinde-Rabbiner oder im Familienrahmen der Vater ist, nach der Bedeutung des verschiedenen Aspekte des Rituals. Die Erwachsenen warten gespannt, ob der Leiter auch alles richtig beantwortet und gleichzeitig werden Kinder oder gegebenenfalls Gäste in die Bedeutungen spielerisch eingeführt. Der Seder wird mit dem Lied „Chad gadja“ beendet.

Sederteller mit sechs verschiedenen Speisen.

 

 

 

 Sederabend – die symbolischen Speisen

 

Auf dem Sederteller befinden sich sechs verschiedene Speisen mit symbolischer Bedeutung:

 

Ungesäuertes Brot (Matze/Mezzot) als Symbol der Eile, in der die Juden aus Ägypten geflohen sind, so dass sie nicht einmal den Brotteig säuern konnten und dieser konnte so nicht aufgehen.

  • Salzwasser als Symbol des Weinens über die Zerstörung des Jerusalemer Tempels, wo das Pessachlamm geopfert wurde (Sephardim verwenden stattdessen Essig, die jemenitischen Juden lassen es ganz aus).
  • Ein Sederteller (Ka’ara), auf dem sich die folgenden Speisen befinden. In der Anordnung der Speisen gibt es Varianten, hier eine gängige Anordnung:
    • Maror – ein Bitterkraut, meist Meerrettich, auch Lattich, Chicoree oder Karotte, als Zeichen der Bitterkeit der Knechtschaft in Ägypten.
    • Seroa – eine angebratene Lammkeule mit wenig Fleisch, die an die biblische Vorschrift der Opferung eines Pessachlamms im Jerusalemer Tempel erinnert. Da der Tempel nicht mehr steht, wird heutzutage kein Lammbraten mehr zum Pessach gegessen, der Seroa bleibt während des Seder auf dem Teller liegen. So sagt es zumindest die Tradition der Aschkenasim. Manche Sephardim hingegen pflegen weiterhin die Tradition des Pessach-Lammes, indem sie eine Lammkeule zubereiten. Die christliche Orthodoxe Kirche und auch einige katholische Länder haben diese Tradition beibehalten.
    • Charosset – eine Mischung aus Apfel- bzw. auch Feigenstückchen und Datteln, Nüssen oder Mandeln, mit etwas Rotwein zusammengeknetet, mit Zimt oder Ingwer bestreut, als Symbol für den Lehm, aus dem die Israeliten in den Zeiten der Knechtschaft Ziegel herstellen mussten.
    • Chaseret – ein zweites Bitterkraut, kann aus derselben wie oder aus einer anderen Gemüseart als Maror sein, es wird zusammen mit dem Charosset gegessen.
    • Karpas – Sellerie (Eppich), Radieschen, Petersilie oder Kartoffeln als Frucht der Erde, symbolisiert die „zermürbende Arbeit“ in Ägypten. Diese Erdfrucht wird während des Mahls in das Salzwasser getaucht und gegessen.
    • Beitzah – ein gesottenes Ei, zum Zeichen der Gebrechlichkeit menschlicher Geschicke, aber auch der menschlichen Fruchtbarkeit und schließlich zum Zeichen der Trauer um den zerstörten Tempel in Jerusalem.
    • Ein Becher Wein, der für den Propheten Elija bestimmt ist.

 

 

Ablauf eines Sederabends

 

Der Ablauf des Sederabends ist nicht einheitlich geregelt und wird in Einzelheiten variiert. Hier ein möglicher Ablauf in 14 Schritten:

 

  1. Kadesch (Rezitation von Kiddusch und der erste Becher Wein)
  2. Urchatz (Waschen der Hände)
  3. Karpas (Vorspeise, das Karpas wird in Salzwasser getaucht und gegessen)
  4. Jachatz (Brechen der Matze)
  5. Magid (Nacherzählung; die Kinder fragen: „Weshalb ist dieser Abend anders als alle anderen?“, die vier Fragen: „Weshalb das Eintauchen? Warum nur Matze? Wozu die bitteren Kräuter? Warum entspannen wir uns und essen auf der linken Seite wie die Könige?“ und der zweite Becher Wein)
  6. Rochtzo (Waschen der Hände)
  7. Mozie Mazza (Verzehr der Matze)
  8. Maror (bittere Kräuter werden mit Chrosset gegessen)
  9. Korech (die Matze werden mit Maror und Charosset gegessen)
  10. Schulchan Orech (festliches Mahl)
  11. Zafun (das Afikoman wird von den Kindern aus dem Versteck zurückgebracht)
  12. Bairach (Der dritte Becher Wein als Dank nach dem Mahl und der Becher Elias)
  13. Hallel (Preisung und der vierte Becher Wein)
  14. Nirza (Annahme)

 

 

Sederabend – Biblischer Bezug

 

Die Geschichte des Auszugs ist im Alten Testament in den Büchern 2. bis 5. Mose niedergeschrieben. Nach über 400 Jahren Zwangsaufenthalt (2.Mo 12,40) kehrt Mose in Gottes Auftrag nach Ägypten zurück, um das Volk Israel herauszuführen (2.Mo 3,7ff) und aus der Unterdrückung zu befreien. Nach der zehnten göttlichen Plage über den Pharao und Ägypten (2.Mo 7,14; 11,29; 12,29-34), kann das Volk Israel aufbrechen.

 

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