Shmini Azeret und Simchat Tora

 

Shmini Azeret

 

Der Achte (Shmini) zum Abschluss (Azeret), das ist der 8.Tag von Sukkot (in der Diaspora auch der 9.Tag) ist ein Feiertag für sich und beginnt auch wieder am Vorabend. Er hat keine besonderen Zeremonien oder Rituale. Er wird jedoch wie jeder Feiertag begrüßt mit Festlichtern, Kiddusch Shehechejanu. Es gilt das Ruhegebot für Jom tov. Das Mussaf (Zusatzgebet) enthält die Tfilat ha‘Geschem, eine besondere Bitte um Regen. Etliche Gemeinden halten ein Jiskor, eine Totengedenkfeier.

 

Simchat Tora

 

Am Abend des Shmini Azeret beginnt Simchat Tora, das Fest der Torafreude. Dieses wird erst seit dem 9. Jahrhundert (allg. Zeitrechnung) explizit gefeiert. Seit jeher findet zu diesem Zeitpunkt jedoch der jährliche Zyklus der Paraschot, der wöchentlichen Toralesungen, seinen Abschluss.

 

Simchat Torah folgt direkt auf Shmini Azeret, d.h. ein Feiertag folgt dem nächsten. Beim Lichtzünden wird deshalb Feuer von einer bereits vorhandenen Flamme genommen - nach Einbruch der Dunkelheit, denn an Feiertagen ist es nicht erlaubt neue Flammen zu erzeugen.

 

Der Segensspruch lautet wie immer: "Gelobt Du, Ewiger, unser G'tt, König der Welt, der uns geheiligt mit seinen Geboten und uns geboten anzuzünden die Kerze des Festtages". "Baruch Ata Adonai Elohejnu Melech haOlam, ascher kidschanu be‘mizvothav vezivanu lehadlik ner schel jom tov!"

 

Die letzte Passage der Torah (der Abschluss des Buches haDewarim, das V. Buches Mose) wird gelesen und die erste Passage des Buches beReschit (das I.Buch Mose) folgt.

 

BeReshit bara Elohim et haShamajim ve et ha‘arez; ve ha‘arez hajita tohu vawohu

 

 Am Anfang erschuf Gott Himmel und Erde; und die Erde war wüst und leer

 

Zur Feier des Tages werden (schon am Erev Simchat Tora) alle vorhandenen Torarollen, aus dem "Schrank des Heiligen" = "Aron HaKodesch" herausgehoben und unter Tanz und Gesang finden sieben Umzüge statt. An diesen Hakkafot nehmen auch die Kinder teil, anstelle der Torarollen tragen sie Fähnchen mit Abbildungen der Torah. Am Morgen des Simchat Tora werden die Umzüge wiederholt. Anschließend findet die feierliche Beendigung der Toralesung (diese ehrenvolle Aufgabe nimmt der zur Lesung aufgerufene Chatan Torah "Bräutigam der Torah" wahr, und gleichzeitig der Neubeginn der Lesung (diese ehrenvolle Aufgabe nimmt der zur Lesung aufgerufene Chatan Bereschit "Bräutigam am Anfang" wahr) mit dem 1. Buch der Torah statt.

 

Durch die Zuweisung der Funktion der Chatanim ist es der Gemeinde möglich einzelne Mitglieder in besonderer Weise Ehre zu erweisen, grundsätzlich wird an diesem Tage aber jeder am G'ttesdienst teilnehmende Mann zur Toralesung aufgerufen! Ebenso werden alle Kinder unter dem Bar Mizwa-Alter gemeinsam zur Toralesung aufgerufen, dies unter der Aufsicht eines Erwachsenen, der die Ehre hat Chatan kol haNe'arim ("Bräutigam aller Jugend") zu sein. Er beschenkt die Kinder anschließend mit Süßigkeiten und soll ihre Liebe zur Torah fördern. Die drei Chatanim bewirten anschließend die gesamte Gemeinde, falls dazu nicht die Synagogengemeinde insgesamt einlädt.

 

Nach der Feier geht man zu Kiddusch und Mittagstisch, am Abend, d.h. nach Einbruch der Dunkelheit wird die "Festwoche" durch die "Hawdalah" abgeschlossen.

 

In Israel und den meisten liberalen Gemeinden der Galuth (Diaspora), werden Shmini Azeret und Simchat Tora als ein Feiertag begangen. Bereits am Abend des letzten Halbfeiertages (Haschana rabah) finden Tora-Umzüge mit Gesang und Tanz statt. Am Morgen des 22.Tischri (in der Galut Shmini Azeret) wird dann die Tfilath haGeschem als auch der Jiskor abgehalten und direkt anschließend beginnen die sieben Hakkafot mit den Torarollen. Besonders in Israel hat es sich eingebürgert die Feiern mit musikalischen Darbietungen zu krönen. Zur Hawdalah finden Hakkafot häufig im Freien statt. In den Höfen der Synagogen und auf größeren Plätzen spielen Kapellen, es wird zu Tanz und Gesang gebeten.

 

Simchat Tora

 

Simchat Tora (hebr. שִׂמְחַת תּוֹרָה, deutsch „Freude der Tora“, d. h. des Gesetzes) ist der letzte der jüdischen Feiertage, die mit dem Laubhüttenfest (Sukkot) beginnen. In orthodoxen und konservativen Gemeinden der Diaspora wird er als zweiter Tag des Schemini Azeret-Festes am 23. Tischri, dem ersten Monat des jüdischen Kalenders, im September oder Oktober gefeiert – in Israel und in denjenigen Reformgemeinden, wo Schemini Azeret nur einen Tag dauert, gleichzeitig mit Schemini Azeret am 22. Tischri. Simchat Tora erfreut sich auch bei weniger religiösen Juden, vor allem bei Familien mit Kindern, großer Beliebtheit.

 

Simchat Tora als eigenständiger Feiertag entstand im Mittelalter, in der Zeit der Gaonim, als sich der jährliche Zyklus für die Vorlesung der Tora durchsetzte. Die Gebräuche, nach denen der Feiertag begangen wird, haben sich über einen längeren Zeitraum entwickelt und unterscheiden sich je nach Ort und Ausrichtung der Gemeinde teilweise erheblich.

 

Seit dem 14. Jahrhundert wird an diesem Festtag die Vorlesung der Tora, der fünf Bücher Moses, in der Synagoge mit dem letzten Abschnitt des fünften Buches beendet und sogleich wieder mit dem ersten Abschnitt des ersten Buches von neuem begonnen. Etwa gleichzeitig entstand der Brauch, die Torarollen in einer Prozession, Hakkafot genannt, durch die Synagoge zu tragen. Im 16. Jahrhundert wurde es üblich, am Abend des Festes alle Torarollen aus dem Toraschrank zu nehmen und um das Lesepult zu tragen. Heute werden die Torarollen von den Anwesenden in sieben Hakkafot um das Lesepult und durch die Synagoge getragen. Seit der frühen Neuzeit wird dazu getanzt und gesungen, und die Hakkafot können entsprechend lange dauern. In einigen Gemeinden wird bereits am Abend aus der Tora vorgelesen.

 

Während des Vormittagsgottesdienstes werden die Hakkafot vor der Toralesung wiederholt. In vielen Gemeinden werden an diesem Tag alle anwesenden erwachsenen Männer, in Reformgemeinden auch Frauen, zur Tora aufgerufen, wobei der entsprechende Toraabschnitt so oft wie erforderlich wiederholt wird, und zum Abschluss werden die Kinder gemeinsam aufgerufen. In den meisten Gemeinden ist es üblich, zwei Gemeindemitglieder, in einigen sephardischen Gemeinden drei oder nur eines, mit dem Aufruf zum letzten und zum ersten Abschnitt der Tora besonders zu ehren. Erstere werden als Chatan oder Kallat Tora (Bräutigam oder Braut der Tora (Gesetz)), letztere als Chatan oder Kallat Bereschit (Bräutigam oder Braut des Anfangs (Genesis)) bezeichnet. Von ihnen wird erwartet, dass sie nach dem Gottesdienst zu einem Empfang einladen und Geld für wohltätige Zwecke der Gemeinde spenden.

 

Für die Kinder ist Simchat Tora ein besonderer Festtag, an dem sie an den Prozessionen teilnehmen, nach aschkenasischem Brauch mit speziellen Fähnchen, und mit Früchten und Süßigkeiten beschenkt werden.

 

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