Gedanken zum Jahreswechsel 2016 - 2017

 

Das Jahr 2016 ist vorbei und 2017 hat begonnen. Nein, ich möchte nicht spekulieren was das neue Jahr bringen wird, da lasse ich mich gerne überraschen.

 

Für mich persönlich war das Jahr 2016 mehr als ereignisreich. Wie ihr vielleicht wisst wurde ich Anfang des Jahres sehr krank. Ich hatte einen Herzstillstand, der sich zum Glück im Krankenhaus ereignete und so konnte ich sofort reanimiert werden, meine Herzklappen waren kaputt. Ich wurde operiert, bekam neue Aortenklappen und bin dann ins Koma gefallen. Ich bin fast nicht wieder aufgewacht. Danach hatte ich noch eine Operation. Ich hatte Wasser in der Lunge und im Herzbeutel. Ich lag wieder im Koma. Nach dem Krankenhausaufenthalt war ich für 6 Wochen zur Reha. Jetzt geht es mir wieder besser, ich muss einige Medikamente nehmen. Ich kann aber alles alleine machen und brauche keine Hilfe. Das nur für diejenigen, die das noch nicht wussten.

 

So, jetzt zum Wesentlichen. Auch wenn ich mich oute muss ich das mal loswerden. Es geht um die Haltung der USA Israel gegenüber oder um es einfacher auszudrücken und die Siedlungen im Westjordanland oder in den besetzten Gebieten. Ich bezeichne sie so und ich denke, dass ich auch das Recht dazu habe. Entgegen den meisten die in Facebook ihre Meinung äußeren habe ich im 6-Tage-Krieg, anderen Kriegen und diversen Kampfhandlungen meinen Arsch und meinen Kopf für Israel hingehalten. Das habe ich gerne und mit Überzeugung getan und ich würde es, wenn ich nicht zu alt wäre, jederzeit wieder so machen, ohne wenn und aber. Nach dem 6-Tage-Krieg war ich wie viele meiner israelischen Landsleute der Meinung, dass man die eingenommenen Gebiete zurückgeben sollte, allerdings mit Einschränkungen. Jerusalem auf keinen Fall, ebenso die Golanhöhen nicht und es hätten Grenzkorrekturen gemacht werden müssen. Also nicht alles zurückgeben, sondern nur den Teil, auf den Israel hätte durchaus verzichten können. Israel wäre viel Ungemach erspart geblieben, übrigens diese Meinung vertreten wohl diejenigen in Israel, die wie ich der Arbeiterpartei angehören. Viele Israels und Nichtisraelis reden von einem Großisrael und sind der Meinung, dass uns Juden das so zustehe. Unumstritten ist, dass wir Juden vor den Arabern (Palästinensern) dort ansässig gewesen sind. Heißt das aber, dass wir ein Anrecht auf das Land haben? Ja, dann müsste man mit dem gleichen Recht den Indianern Nord-, Mittel- und Südamerika zurückgeben, den Maoris Neuseeland und den Aborigines Australien um nur einige Beispiele zu nennen. Ich denke, dass sich das wohl nicht verwirklichen lässt.

 

Ich habe während und nach dem 6-Tage-Krieg gesehen wie die Palästinenser gehaust haben, anders kann man es nicht nennen. In elenden Lehmhütten ohne fließendes Wasser und ohne Elektrizität. Gut, einige lebten auch in Städten wie Ramallah Jenin, Tulkarem, Nablus, etc. Die Palästinenser wurden unter dem jordanischen König Hussein wie Tiere behandelt, getreten und gebeutelt wo es nur möglich war. Jedem, der halbwegs denken kann musste klar sein, dass das auf Dauer nicht gut gehen konnte. Weshalb haben wir Israelis uns also eben diese frustrierten Palästinenser samt „ihrem“ Land vereinnahmt? Es wäre für Israel bedeutend besser gewesen wenn sich die Jordanier weiterhin mit ihnen herumgeschlagen hätten, das haben sie eh schon vor dem 6-Tgae-Krieg, es gab genug Unruhen seitens der Palästinenser in Jordanien, die meistens von den Haschemiten (Jordanien auch haschemitisches Königreich) blutig niedergeschlagen wurden.

 

Ich bin, wie viele meiner Landsleute für eine 2-Staatenlösung. Natürlich nicht ohne wenn und aber, Grundvoraussetzung ist die Anerkennung Israels von allen palästinensischen Strömungen. Ob das überhaupt geschehen kann ist mehr als fraglich was aber auch daran liegt, dass Israel gerade durch immer währende Besiedlungen in den besetzten Gebieten für viel Unruhe unter den Palästinensern gesorgt hat. Ich bin kein Prophet oder Hellseher und kann natürlich nicht mit Sicherheit sagen, dass, wenn keine Besiedlungen stattgefunden hätten die Lage sich anders entwickelt hätte.

 

Nur eins ist klar, unter einem rechtsorientierten Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu wird es nie und nimmer Frieden geben. Der Hardliner Netanjahu will den auch gar nicht. Nur, wenn Netanjahu meint, dass in Bälde wenn Trump Präsident der USA ist alles so wird wie er es sich vorstellt hat er wohl die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Man sollte als logisch denkender Mensch nicht zu sehr auf das vertrauen, was Trump sagt und von sich gibt. Warten wir es ab, wie gesagt ich bin kein Hellseher habe aber so meine Bedenken Trump gegenüber und da bin ich nicht der der einzige.

 

 

Nun noch etwas in eigener Sache:

 

Zum Verlassen von Israel möchte ich folgendes bemerken: Im 1. Libanonkrieg 1982 saßen wir am Vorabend des Einmarsches mit meinem Panzer-Brigade-Kommandeur, Eli Geva, dem Oberbefehlshabenden von Zahal, Rafael Eitan, und dem damaligen Verteidigungsminister Ariel Sharon und mir zusammen (ich war damals Befehlshaber, Hauptmann der Reserve, der Panzerspäheinheit von Eli Gevas Brigade). Die Order, die Eli Geva (Panzer-Brigade-Kommandeur) erhielt lautete: So schnell wie möglich nach Beirut vorstoßen, nicht durch die Küstenregion, sonder so zu sagen "heimlich hinten herum". Israels Regierung hat immer wieder betont nur 40 km in den Libanon einzumarschieren um die "Fatah" zu vertreiben. Das war eine große Lüge, es sollte der ganze Libanon eingenommen werden und von der Fatah gesäubert werden. Kurz vor Beirut erhielt Eli Geva die Order in Beirut einzufallen, diesem widersetze er sich. Für die Öffentlichkeit hieß es, dass er das nicht machen wollte, weil er spielende Kinder in seinem Fernglas gesehen habe. Die Wahrheit ist aber eine andere, er sagte, dass er mit einer Panzerbrigade nicht in bebautes Terrain einfallen könne, da Panzer im bebauten Gebiet leicht zu "knacken" seien und er mit Rücksicht auf seine Soldaten nicht in Beirut einfallen werde. Er wurde daraufhin postwendend abgesetzt und sein Nachfolger führte selbstverständlich den Befehl aus. Es gab erhebliche Verluste bei meiner Einheit.

 

Über die Vorkommnisse des 1. Libanonkrieges habe ich diverse Vorträge gehalten. Zahal und Regierung waren not amused. Ich wurde aber auch keinen Repressalien ausgesetzt. Nur die ganze Verlogenheit der Regierung (damals wie heute Likud) führte dazu, dass wir Israel im Jahre 1986 verließen.

 

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