Der Jom-Kippur-Krieg war 1973 nach dem Israelischen
Unabhängigkeitskrieg (1948), der Sueskrise (1956) und dem Sechstagekrieg von 1967 der vierte arabisch-israelische Krieg im Rahmen des Nahostkonflikts. Auf arabischer Seite wird der Krieg auch
„Ramadan-Krieg“ genannt, da er in den islamischen Fastenmonat Ramadan fiel. Gleichzeitig heißt er auch „Oktoberkrieg“ (in Ägypten Harb Uktūbar, in Syrien Harb Tischrīn).
Der Krieg begann mit einem Überraschungsangriff Ägyptens und Syriens
am 6. Oktober 1973, dem höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur, auf dem Sinai und den Golan-Höhen, die sechs Jahre zuvor von Israel im Zuge des Sechstagekrieges erobert worden waren.
Nur während der ersten 24 bis 48 Stunden rückten die Streitkräfte
Ägyptens und Syriens vor, danach wendete sich der Verlauf des Krieges zugunsten der Israelis, die zunächst ihre Truppen hatten mobilisieren müssen. Nach der zweiten Kriegswoche waren die Syrer
vollständig aus den Golanhöhen abgedrängt worden. Im Sinai waren die israelischen Streitkräfte zwischen zwei einmarschierenden ägyptischen Armeen durchgebrochen, hatten den Sueskanal (die alte
Waffenstillstandslinie) überschritten und eine ganze ägyptische Armee abgeschnitten, bevor der UN-Waffenstillstand am 24. Oktober 1973 in Kraft trat.
Der Krieg hatte weitreichende Folgen für viele Staaten. Die arabische
Welt, die durch die vollständige Niederlage der ägyptisch-syrisch-jordanischen Allianz des Sechstagekriegs gedemütigt war, konnte aus den anfänglichen Erfolgen des Krieges psychologische Vorteile
ziehen. Diese psychologische Bestätigung war die Voraussetzung für die Friedensverhandlungen, die folgen sollten. Sie machte auch Liberalisierungen wie die ägyptische Infitah-Politik möglich. Der
israelisch-ägyptische Friedensvertrag, der fünfeinhalb Jahre nach dem Kriege folgte, normalisierte die Beziehungen zwischen Ägypten und Israel – zum ersten Mal erkannte ein arabischer Staat
Israel an.
Dieser Krieg war Teil des Nahostkonfliktes, eines Konflikts, der zu
mehreren Zusammenstößen und Kriegen geführt hatte. Während des Sechstagekrieges hatten die Israelis den Sinai bis zum Sueskanal erobert, welcher die Waffenstillstandslinie wurde. Israel hatte
auch etwa die Hälfte der Golanhöhen von Syrien erobert.
In den Nachkriegsjahren errichtete Israel sowohl im Sinai als auch in
den Golanhöhen militärische Befestigungsanlagen. Im Jahre 1971 gab Israel 500 Millionen US-Dollar für die Befestigungsanlagen am Sueskanal aus – eine Befestigungskette mit riesigen Erdwällen, die
als die Bar-Lew-Linie bekannt wurde (benannt nach dem israelischen General Chaim Bar-Lew). Der überwältigende Sieg im Sechstagekrieg und der zumindest nicht verlorene Abnutzungskrieg führten bei
der israelischen Regierung zu einem fast grenzenlosen Vertrauen in die eigenen Möglichkeiten.
Ägypten und Syrien strebten eine Rückgewinnung der 1967 verlorenen
Gebiete an. Verhandlungen hierüber hatten sie jedoch bereits im selben Jahr mit den "Drei Neins von Khartoum" zurückgewiesen. Im September 1970 starb der ägyptische Staatspräsident Gamal Abdel
Nasser. Sein Nachfolger wurde Anwar as-Sadat, der sich entschloss, Israel zu bekämpfen, um die Gebiete zurückzubekommen. Nach dem Scheitern der Jarring-Mission hoffte Sadat, selbst durch eine
minimale Niederlage Israels den status quo verändern zu können und damit Verhandlungen zu erreichen. Der syrische Präsident Hafiz al-Assad hatte hingegen andere Motive und war einzig an der
militärischen Zurückgewinnung der Golan-Höhen interessiert. Seit dem Sechstagekrieg hatte Assad enorme Anstrengungen unternommen, Syrien zu einer dominanten militärischen Macht in der arabischen
Welt zu machen. Assad war überzeugt davon, zusammen mit Ägypten die israelischen Streitkräfte besiegen zu können und damit die syrische Rolle in der Region zu sichern. Unter der Annahme, dass der
Golan bereits erobert sei, erwog Assad allenfalls Verhandlungen über eine Aufgabe des Westjordanlandes und des Gazastreifens durch die Israelis zu führen.
Sadat hatte auch wichtige innenpolitische Gründe für einen Krieg. Die
ägyptische Wirtschaft war zerstört, Sadat wusste aber um die immensen Widerstände in Teilen der ägyptischen Gesellschaft gegenüber den notwendigen Reformen. Nach einem militärischen Sieg erhoffte
er die notwendige Beliebtheit für die Durchführung nötiger Reformen zu erhalten. Zahlreiche ägyptische Studenten waren mit Sadats Zurückhaltung in den ersten drei Jahren seiner Amtszeit äußerst
unzufrieden und forderten in Massenprotesten, den Sinai zurückzugewinnen. Der amerikanische Historiker Abraham Rabinovich beschreibt die drei ersten Jahre der Regierungszeit Sadats allgemein als
von einer starken Demoralisierung der ägyptischen Bevölkerung geprägt. In der darniederliegenden wirtschaftlichen Situation und der landesweiten Hoffnungslosigkeit schien Krieg der einzige
Ausweg. In seiner Biographie über Sadat schreibt Raphael Israeli, dass Sadat die Wurzeln des Problems in der großen Schande des Sechstagekrieges sah und meinte, bevor irgendeine Reform
durchgeführt werden könnte, müsste zuerst die Schande überwunden werden.
Die anderen arabischen Staaten zeigten eine zurückhaltendere Position
in Bezug auf einen erneuten Krieg gegen Israel. Der jordanische König Hussein befürchtete einen weiteren großen Verlust jordanischen Territoriums, nach dem Verlust des Westjordanlands und
Ostjerusalems infolge des Sechstagekriegs. Sadat unterstützte den Machtanspruch der PLO auf diese Gebiete und versprach Jassir Arafat die Kontrolle über das Westjordanland und den Gazastreifen.
Hingegen sah Hussein das Westjordanland immer noch als Teil Jordaniens und strebte mit den verlorenen Gebieten eine Vereinigung zum Vereinigten Arabischen Königreiches an, was die PLO und die
meisten arabischen Staaten ablehnten. Jigal Allon befürwortete jedoch den Vorschlag und sah darin eine Lösung des Konfliktes. Außerdem hatten die Ereignisse des Schwarzen September, eines
Beinahe-Bürgerkriegs zwischen der PLO und der jordanischen Regierung, zu einer starken Ablehnung Husseins gegenüber der syrischen Führung geführt, die militärisch auf Seiten der PLO interveniert
hatte.
Auch der Irak und Syrien hatten belastete Beziehungen und die Iraker verweigerten eine Beteiligung an der Anfangsoffensive. Vom Libanon wurde nicht erwartet, dass er sich an den arabischen Kriegsbemühungen beteiligte, da er wegen innerer Instabilität und einer kleinen Armee zur Kriegsführung nicht in der Lage war.
Vor dem Krieg versuchte Sadat auf diplomatischem Wege Unterstützung
für den Krieg zu gewinnen. Im Laufe des Jahres 1973 behauptete Sadat, mehr als hundert Staaten unterstützten ihn. Zu den Unterstützerstaaten gehörten die meisten Staaten der Arabischen Liga, der
Bewegung der blockfreien Staaten und der Organisation für Afrikanische Einheit. Auch Sadats politische Bemühungen in Europa waren von Erfolgen begleitet: Großbritannien und Frankreich sammelten
sich zum ersten Mal im Lager der arabischen Staaten und stimmten im UN-Sicherheitsrat gegen Israel.
Die Sowjetunion wurde für das ägyptische Scheitern verantwortlich
gemacht. Nasser konnte seinen Luftabwehrschirm etwa erst aufbauen, nachdem er Moskau besucht und die sowjetische Regierung heftigst darum ansuchte, ihn nicht im Stich zu lassen. Er drohte damit,
sich in Zukunft den Amerikanern anzuschließen.
Die Sowjetunion hatte, im Gegensatz zu Ägypten, starke Interessen an
einer Abkühlung des Konflikts, um gefährliche Reibungen mit den USA zu vermeiden. Deshalb beschlossen die Supermächte nach einem Treffen in Oslo, den Status Quo beizubehalten - ein Beschluss, der
für die ägyptische Führung unannehmbar war. Nachdem ägyptische Angriffspläne durchgesickert waren, wurden die Sowjets im Juli 1972 aus Ägypten hinausgedrängt; beinahe alle 20.000 sowjetischen
Militärberater mussten das Land verlassen. Ägypten begann damit mit einer schrittweisen Annäherung an die USA.
Anwar Sadat meinte im Jahre 1972 öffentlich, dass sich Ägypten dem
Krieg gegen Israel verpflichtet habe und bereit sei, „eine Million ägyptischer Soldaten zu opfern“. Seit dem Ende desselben Jahres begann das Land mit konzentrierten Bemühungen, seine Truppen
aufzubauen. Die Sowjetunion lieferte MiG-21, SA-6, RPG-7 und besonders die Antipanzerwaffe AT-3 Sagger. Auch die militärische Taktik wurde verbessert: Politische Generäle, die für die Niederlage
im Sechstagekrieg verantwortlich waren, wurden durch kompetentere Offiziere ersetzt.
Die Sowjetunion sah Sadats Kriegschancen als gering an. Sie warnte,
jeder Versuch den stark befestigten Sueskanal zu überschreiten, würde zu schweren Verlusten führen. Sie verfolgte eine Politik der Detente und hatte deshalb keinerlei Interessen an einer
Destabilisierung des Nahen Ostens. Nach einem Treffen mit Richard Nixon im Juni 1973 sagte Leonid Breschnew, Israel solle sich auf die Grenzen vor dem Sechstagekrieg zurückziehen, ansonsten könne
die Sowjetunion eine Eskalation nicht verhindern. Dies wurde als Hinweis auf den Verlust des sowjetischen Einflusses auf Sadat interpretiert.
In einem in Newsweek veröffentlichtem Interview vom 9. April
1973 drohte Sadat erneut mit Krieg. Im Laufe des Jahres 1973 führte die ägyptische Armee verschiedene Übungen durch, die Israel jedes Mal auf die höchste Alarmstufe brachten, es gleichzeitig aber
davon überzeugte, jeden Angriff mit den israelischen Luftstreitkräften zurückschlagen zu können.
Beinahe genau ein Jahr vor dem Krieg, am 24. Oktober 1972, meinte
Sadat bei einem Treffen des höchsten Militärrates, er wolle selbst bei sowjetischer Unterstützung nicht in den Krieg ziehen. Die Planungen hierfür wurden selbst höchsten Befehlsebenen nicht
früher als eine Woche vor Kriegsbeginn bekannt gemacht. Untere Ränge wussten noch wenige Stunden vor dem Angriff nichts. Der konzertierte Angriffsplan wurde schließlich Operation Badr
genannt (arabisch für Vollmond).
Am 6. Oktober 1973, dem jüdischen Versöhnungsfest Jom Kippur,
eröffneten Syrien und Ägypten einen neuen Krieg (4. Israelisch-arabischer Krieg, Oktoberkrieg). Nach Jüdischem Kalender war es der 10. Tischri 5734.
Am 6. Oktober 1973 eröffnete die ägyptische Artillerie aus 1.650 Geschützen das Feuer an der Sues-Front zur Vorbereitung einer Kanalüberquerung. Über 50 Hubschrauber vom Typ Mi-8 brachten ägyptische Soldaten zum Ostufer am Südende des Sueskanals, während Pioniereinheiten bei Gabasat mit Flammenwerfern und Sprengladungen die Verteidigungsstellungen der Israelis durchbrachen. An fünf Stellen überquerten die Soldaten den Sueskanal: bei al-Qantara, al-Firdan, Ismailia, bei den Bitterseen und nördlich von Sues. Amphibische Panzer vom Typ PT-76 überquerten den Kanal, zerstörten israelische Bunkerstellungen und bildeten Brückenköpfe am Ostufer. Es folgte der schnelle Aufbau von Pontonbrücken, so dass die Ägypter Kampfpanzer vom Typ T-54 und T-55 an das Ostufer nachrücken lassen konnten. Die ägyptische Luftwaffe griff mit 220 Flugzeugen die Flughäfen al-Mulaiz Bir Thanada und as-Sur an. Weitere Luftangriffe richteten sich gegen Hawk-Stützpunkte, Artilleriestellungen im Hinterland, Radarstellungen und Kommunikationszentren. Mit Frog-Raketen erfolgte der Angriff auf die israelischen Stützpunkte von Bir Gafgafa und Tasa. Danach erfolgte ein Angriff der ägyptischen Luftwaffe auf Umm Kuschaiba sowie auf Kommunikationszentren zwischen al-Qantara und Abu Aghaila. Weiter östlich gelegene Ziele wurden mit Kelt-Raketen angegriffen, die von Tupolew Tu-16 abgeschossen wurden. Die israelische Luftwaffe mit ihren Mirage- und Phantom-Kampfflugzeugen wurde von den Ägyptern erfolgreich durch die mobilen Flugabwehrraketensysteme SA-2 Guideline, SA-6 Gainful und SA-3 Goa bekämpft und verzeichneten bis zum 5. Kriegstag rund 85 Abschüsse, darunter 50 Phantoms.
Zeitgleich griff die syrische Luftwaffe mit etwa 30 Maschinen im
Bereich des Berges Hermon an. Hubschrauber beförderten am 6. Oktober eine Kommandoeinheit des 82. syrischen Fallschirmjägerregiments auf den 2.800 m hohen schneebedeckten Berg, auf dem sich ein
Horchposten des israelischen Militärgeheimdienstes Aman mit 41 Militärtechnikern befand, der nur von 13 Infanteristen geschützt wurde. Der Sturm gelang, wobei 18 israelische Soldaten fielen und
31 verwundet wurden. Ein Rückeroberungsversuch Israels am 8. Oktober scheiterte mit Verlusten von 25 Toten und 51 Verwundeten. Erst am 22. Oktober gelang der Golanibrigade die Rückeroberung,
wobei 55 Soldaten der Brigade fielen und 79 verletzt wurden.
Der Angriff überraschte die unvorbereiteten Israelis und brachte den
Angreifern zunächst militärische Anfangserfolge. Aus israelischer Sicht wirkte sich der Überraschungsangriff auf die Einberufung, anders als die arabischen Strategen gedacht hatten, nicht negativ
aus. Im Gegenteil verlief die Einberufung der Reservisten außergewöhnlich schnell, und das trotz der anfänglichen Überraschung und einiger Verwirrung in den Mobilmachungsdepots. Während des
höchsten jüdischen Feiertags Jom Kippur ruhte das öffentliche Leben fast vollständig, wodurch kein Straßenverkehr die Militärtransporte behinderte und die Reservisten in ihren Häusern und
Synagogen schnell ausfindig gemacht werden konnten. Weniger als 24 Stunden nach Beginn der Kampfhandlungen erreichten die ersten Teile zweier Reservedivisionen unter Awraham Adan und Ariel
Scharon die Orte Baluza und Tasa, jeweils 250 Kilometer von ihren Heimatbasen entfernt.
Die Syrer drangen mit über 1400 Panzern in die Golanhöhen ein, die
Ägypter durchbrachen die israelischen Verteidigungsstellungen und überquerten den Sueskanal. Mit Ausnahme eines kleinen Gebietes um Port Said an der Mittelmeerküste gelang den Ägyptern die
Einnahme der Bar-Lev-Linie und die Besetzung eines Streifens parallel zum Sueskanal.
Den Israelis gelang es jedoch relativ bald, die Angreifer
zurückzuschlagen. Im Norden führte die Gegenoffensive zu einer Niederlage für die syrische Armee, die in wenigen Tagen – bis zum 10. Oktober – bereits besiegt war und 870 Panzer sowie tausende
Fahrzeuge und Geschütze zurücklassen musste. Die Syrer wurden bis 32 Kilometer vor Damaskus zurückgedrängt, die syrische Hauptstadt massiv bombardiert, was viele zivile Opfer forderte. Ein
Durchbruch durch die syrische Front gelang den israelischen Truppen jedoch nicht.
Auf der Sinai-Halbinsel drängten israelische Truppen die Ägypter
ebenfalls zurück und überquerten am 16. Oktober den Sueskanal. Südlich der Bitterseen gelang es den Israelis unter Führung von General Ariel Scharon, die auf dem Ostufer verbliebene 3. Ägyptische
Armee einzukesseln. Die israelische Armee stand nun jenseits des Sueskanals, 120 km vor Kairo.
Am 22. Oktober rief der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen in der
Resolution 338 auf Druck der USA alle Parteien auf, das Feuer einzustellen. Bei Inkrafttreten des Waffenstillstands am 22. Oktober (Nordfront) bzw. 24. Oktober (Südfront) waren die Syrer besiegt;
die eingeschlossene und unversorgte 3. Ägyptische Armee stand vor der Vernichtung. Am 25. Oktober 1973 befürchteten die USA, dass die Sowjetunion Truppenverbände an die Suesfront entsenden und
damit die Entspannungspolitik untergraben könnte. In Militärkreisen wurde befürchtet, dass die Sowjetunion mit 12 Antonow-Transportflugzeugen bis zu vier Luftlandedivisionen nach Ägypten beordern
würde. Bislang flogen die sowjetischen Transportflugzeuge nur Waffen, darunter auch Panzer vom Typ T-62, sowie weitere SA-6-Gainful-Flugabwehrraketensysteme und Munition nach Ägypten.
US-Verteidigungsminister James R. Schlesinger und der Nationale Sicherheitsrat befahlen am 25. Oktober die Alarmstufe 3 (Defcon 3) und damit die Alarmierung zur Einsatzbereitschaft der
Atomstreitkräfte. US-Truppen in der Bundesrepublik Deutschland wurden daraufhin ebenfalls in Alarmbereitschaft versetzt und nahmen Position an der Grenze zur DDR und ČSSR ein. US-Präsident
Richard Nixon sah die Situation als „die schwerste Krise seit Kuba“. Nach Unterredung mit der sowjetischen Seite und der Erkenntnis, dass keine sowjetischen Truppen in Ägypten landeten, wurde die
Alarmbereitschaft in den USA am darauffolgenden Tag wieder zurückgenommen.
Die Verluste waren auf beiden Seiten hoch. Mehr als 2.600 israelische Soldaten fielen, 7.500 wurden verwundet und 300 gerieten in Gefangenschaft. Die israelische Luftwaffe erlitt große Verluste durch den Einsatz von Flugabwehr-Raketen aus sowjetischer Produktion. Auf arabischer Seite gab es über 8.500 Tote zu beklagen.
Der Krieg führte zu einer Traumatisierung der israelischen
Öffentlichkeit, die die außenpolitische Bedrohung kaum wahrgenommen hatte, weil die israelische Armee bis dahin als unbesiegbar gegolten hatte. Die Vorwürfe aufgrund der massiven Verluste zwangen
die israelische Regierungschefin Golda Meir im April 1974 zum Rücktritt.
Für Anwar as-Sadat stellte der militärisch verlorene Krieg politisch
dagegen einen Erfolg dar. Mit dem Krieg konnte er Israel zeigen, dass die arabische Welt ein militärisch nicht zu unterschätzender Gegner war. 1977 traf er mit Menachem Begin zusammen und schon
1979 unterzeichneten beide in Washington das Friedensabkommen von Camp David.
Durch die Demonstration der Stärke gewannen die arabischen Regierungen
wieder mehr Selbstbewusstsein, was zunächst den Islamismus eindämmte.
Der Jom-Kippur-Krieg war Auslöser der Ölkrise 1973. Die OAPEC
beschloss, ihre Erdölförderung so lange erheblich einzuschränken, bis die von Israel besetzen Gebiete „befreit“ und die „Rechte des palästinensischen Volkes“ wiederhergestellt seien. Die OPEC
erhöhte außerdem die Ölpreise erheblich. Gegen die USA und die Niederlande wurde seitens der OAPEC ein Lieferboykott verhängt.
Neben Israel, Ägypten und Syrien beteiligten sich viele andere Staaten am Krieg. Dies waren: Irak, Saudi-Arabien, Pakistan, Kuwait, Algerien, Tunesien, Sudan, Marokko, Libanon, Jordanien, indirekt auch Libyen. Israel wurde von den USA mit der Operation Nickel Grass, die arabischen Staaten von der Sowjetunion und Staaten des Warschauer Pakts unterstützt. So lieferte die DDR zwölf Jagdflugzeuge (von rd. 300 der Warschauer Vertragsstaaten), vom Typ MiG-21 an Syrien. Die Maschinen wurden zerlegt nach Aleppo transportiert, vor Ort von NVA–Angehörigen montiert und eingeflogen. Die Übergabe an die syrische Luftwaffe erfolgte Ende Oktober. Kuba entsandte etwa 1500 Soldaten.
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