Libanonkriege

 

Operation Litani

 

Im Verlauf der Operation Litani marschierte die israelische Armee ab dem 14. März 1978 mit 25.000 Soldaten in den Libanon ein und besetzte das Gebiet südlich des Flusses Litani. Dabei wurden zwischen 1.000 und 2.000 Personen getötet und nach Schätzungen der libanesischen Regierung rund 280.000 vertrieben. Den unmittelbaren Anstoß gab am 11. März der Küstenstraßen-Anschlag, der letzte und mit 37 toten und 71 verletzten israelischen Zivilisten der schlimmste einer Reihe von Anschlägen. Beim Küstenstraßenanschlag hatte ein angelandetes bewaffnetes Kommando der Fatah auf der Küstenstraße Fußgänger und Autofahrer erschossen und die Fahrgäste zweier Verkehrsbusse, darunter viele Kinder, auf dem Weg nach Tel Aviv entführt und an einer Straßensperre der Polizei den Bus in Brand gesetzt und die Passagiere zu ermorden begonnen.

 

Hintergrund

 

Obwohl sie die Gestalt eines israelischen militärischen Einfalls in den Libanon annahm, ist die Operation Litani im langjährigen Israelisch-Palästinensischen Konflikt begründet. Ab 1968 stellten die Palästinensische Befreiungsorganisation (PLO), die Volksfront zur Befreiung Palästinas (PFLP), und andere palästinensische Gruppen einen Quasistaat im Südlibanon her und nutzten das Gebiet als Basis für Terroranschläge und Angriffe auf Nordisrael. Israel reagierte mit Angriffen gegen Führungspersonal der PLO. Der Libanonkrieg 1982 hatte die endgültige Vertreibung der PLO aus dem israelischen Umland zum Ziel.

 

Wesentliche Zwischenfälle, die der Operation Litani vorausgingen:

 

  • Am 26. Dezember 1968 reisten zwei palästinensische bewaffnete Terroristen von Beirut nach Athen und kaperten einen El-Al-Jet. Eine Person kam dabei ums Leben. Bei der Vergeltungsaktion vom 28. Dezember 1968 zerstörten israelische Truppen auf dem internationalen Flughafen von Beirut 13 zivile Flugzeuge.
  • Bei einem Anschlag am 8. Mai 1970 überschritten drei palästinensische Terroristen die libanesisch-israelische Grenze und drangen in den Kibbuz von Avivim ein. Dort nahmen sie den örtlichen Schulbus unter Feuer und töteten neun Kinder und drei Erwachsene und verletzten 19 weitere Kinder schwer (Avivim-Schulbus-Anschlag).
  • Am 10. April 1973 töteten israelische Kommandoeinheiten drei Führer der PLO, Yusef Al Najjar, Kamal Adwan und Kamal Nasserin in Beirut (Operation Frühling der Jugend).
  • Am 11. April 1974 sickerten drei Mitglieder der PFLP vom Libanon aus in Kiryat Schmona ein und töteten achtzehn Bewohner einer Wohnanlage, einschließlich neun Kinder (Kiryat-Schmona-Anschlag); sie wurden schließlich während eines Feuergefechts durch eine israelische Rettungsmission getötet.
  • Am 15. Mai 1974 sickerten Mitglieder der PFLP in die israelische Grenzstadt von Ma'alot ein, töteten fünf Erwachsene und nahmen zunächst 21 Grundschulkinder in einer lokalen Schule als Geiseln. Sie erschossen schließlich 11 der Kinder, bevor sie von israelische Soldaten getötet wurden (Ma'alot-Anschlag).
  • Am 5. März 1975 fuhren acht bewaffnete PLO-Terroristen in einem Gummischlauchboot über das Mittelmeer vom Libanon aus nach Tel Aviv, betraten das Savoy-Hotel und nahmen Dutzende von Geiseln. Während der Rettungsmission durch die israelische Armee wurden drei Soldaten getötet und acht Geiseln verwundet. Die PLO-Terroristen zogen sich zurück und versuchten, sich in die Luft zu sprengen, töteten dabei acht Geiseln und verwundeten elf. Dabei wurden auch sieben der PLO-Terroristen getötet. (Savoy Operation).
  • Am 11. März 1978 drangen elf Fatah-Mitglieder vom Libanon in Israel ein und töteten einen US-amerikanischen Touristen am Strand. Sie überfielen dann einen Bus auf der Küstenstraße nahe Haifa und auf dem Weg nach Tel Aviv enterten sie noch einen zweiten. Nach einer langen Verfolgung und einem Schusswechsel wurden 37 Israelis getötet und 76 verwundet. Dieses war der Casus belli für die israelische Invasion drei Tage später. (Küstenstraßen-Anschlag)

Nach Robert Fisk erhöhte der Konflikt zwischen der PLO und Israel die politischen Spannungen zwischen den maronitischen Christen, den Drusen und den Moslems.

 

Verlauf

 

Am 14. März 1978 begann Israel die Operation Litani und besetzte den Bereich südlich des Litani-Flusses, mit Ausnahme der Stadt Tyros, mit über 25.000 Soldaten. Das erklärte Ziel war es, militante palästinensische Gruppen, insbesondere die PLO, von der israelischen Grenze abzudrängen und an deren Stelle die Südlibanesische Armee zu positionieren. Während der siebentägigen Offensive besetzten die israelischen Streitkräfte zuerst einen Streifen von ungefähr 10 Kilometer Breite. Später wurde diese Zone nach Norden bis zum Litani-Fluss ausgeweitet. Die libanesische Regierung schätzte, dass 285.000 Menschen flüchteten. Schätzungen der Verluste auf der libanesischen Seite reichen von 300 bis 2.000 Gefallenen. Einige israelische Soldaten wurden vor Gericht gestellt, nachdem libanesische Landarbeiter erdrosselt und Gefangene exekutiert wurden. 20 Israelis wurden bei den Kämpfen getötet. Die PLO zog sich nördlich des Litani-Flusses zurück und setzte den Beschuss der Israelis fort.

 

Resultat des Krieges

 

In Erwiderung auf die Invasion nahm der UN-Sicherheitsrat die Resolutionen 425 und 426 an, welche den Rückzug der israelischen Kräfte aus dem Libanon verlangten. Die Interimstruppe der Vereinten Nationen in Libanon (UNIFIL) wurde aufgestellt, um dieses Mandat zu erzwingen und den Frieden und die libanesische Hoheit im Südlibanon wiederherzustellen. Die UNIFIL-Kräfte kamen am 23. März 1978 im Libanon an und bezogen ihr Hauptquartier in Ras Naqoura (Rosh NaNiqura).

 

Die israelischen Streitkräfte zogen sich im Laufe des Jahres 1978 teilweise zurück, wobei sie die Positionen an ihren Verbündeten, die Südlibanesische Armee (SLA) unter der Führung des Majors Saad Haddad übergab. Die SLA bedrängte regelmäßig die UNIFIL-Soldaten. Am 19. April 1978, beschoss die SLA das UNIFIL-Hauptquartier mit Mörsergranaten und tötete acht UNO-Soldaten. Im April 1980, wurden zwei irische UNO-Soldaten entführt und durch bewaffnete christliche Terroristen in dem von der SLA kontrollierten Gebiet ermordet. Ein anderer irischer Soldat wurde von den Männern Haddads erschossen. Die israelische Presse zu der Zeit, insbesondere die Jerusalem Post, beschuldigte die Iren pro-PLO eingestellt zu sein.. Allerdings nahm auch die palästinensische Seite die UNIFIL zum Ziel. 1981 entführten sie einen irischen UNIFIL Soldaten und 1981 fuhr sie fort, Bereiche im Südlibanon zu besetzen.

 

 Resolutionen des UN-Sicherheitsrates

 

Im Jahre 2000 stellte der UN-Sicherheitsrat fest, dass Israel seine Kräfte am 16. Juni 2000, in Übereinstimmung mit der Resolution 425 des UN-Sicherheitsrates, aus dem Libanon zurückgezogen hat.

 

Der Libanon hat nicht die Kontrolle über den Südlibanon ausgebaut, obwohl die Resolution ihn dazu aufgefordert hatte. Dazu wurde er auch durch die Resolutionen 1391 und 1496 gedrängt. Israel hat deswegen mehrfachen Proteste gegen die Führung des Libanons vorgebracht.

 

Die Behauptung des Libanon, dass Israel nicht völlig abgezogen sei, wurde durch den Bericht des Generalsekretärs der Vereinten Nationen ausdrücklich zurückgewiesen. Der Bericht führte zur Resolution 1583. Die syrische Besetzung des Libanon veranlasste den UN-Sicherheitsrat zur Resolution 1559, welche den Abzug der restlichen 14.000 Soldaten (von ursprünglich 50.000) und die Auflösung der Hisbollah und anderer palästinensischer Milizen verlangt. Am 26. April 2005, nach 29 Jahren militärischer Anwesenheit im Libanon, zogen in Übereinstimmung mit der Resolution 425 die letzten syrischen Soldaten ab.

 

Libanonkrieg 1982

 

Der Libanonkrieg oder Libanon-Feldzug war der 5. israelisch-arabische Krieg. Israel nannte seine Teilnahme am Krieg „Frieden für Galiläa“. Der Libanonkrieg 1982 fand während des Libanesischen Bürgerkriegs statt; dieser trug nicht unwesentlich zur Eskalation bei und wurde durch Israels Eingreifen maßgeblich beeinflusst.

 

Vorgeschichte

 

Die Vorgeschichte des Krieges bildeten Kämpfe zwischen der palästinensischen PLO und dem israelischen Militär, seit Israel im Verlauf der Operation Litani 1978 Teile des südlichen Libanon besetzt hatte. Dies wiederum war vor dem Hintergrund von Massakern an israelischen Zivilisten durch PLO-Kämpfer geschehen, die aus dem Libanon in Israel eingesickert waren (Avivim-Schulbus-Anschlag, Ma'alot-Massaker, Küstenstraßen-Anschlag).

 

Um die im Libanon erstarkte PLO zu schwächen und teilweise zu zerschlagen, begann Israel unter seinem Regierungschef Menachem Begin am 6. Juni 1982 mit einem Angriff auf den Libanon. Militärischer Oberbefehlshaber Israels war der Verteidigungsminister Ariel Scharon. Ziel war die Zerschlagung der militärischen PLO-Organisation durch den Vormarsch bis Beirut, von wo aus die PLO ihre Aktionen koordinierte. In Westbeirut wurden rund 10.000 PLO-Kämpfer von den israelischen Truppen eingeschlossen und zur Kapitulation aufgefordert.

 

Niederlage der PLO, Belagerung und Massaker der Phalange-Miliz

 

Ende August musste sich die PLO auf Druck Israels aus dem Libanon zurückziehen und richtete in Tunis ihr neues Hauptquartier ein. Ein Grund für den schnellen Sieg Israels über die PLO lag darin, dass die syrische und die libanesische Armee nicht in die Kämpfe zu Gunsten der PLO eingriffen, da Syrien und Libanon selbst ein Interesse daran hatten, die PLO als regionalen Machtfaktor auszuschalten. Israel hatte sich verpflichtet, die eigenen Truppen aus dem Libanon zurückzuziehen, blieb aber weiterhin dort, da sonst Sicherheit und Ordnung nicht gewährleistet seien. Ab dem 16. September kam es zu Massakern in den palästinensischen Flüchtlingslagern Sabra und Schatila durch die maronitische Phalange-Miliz. Die Schätzungen über die Zahl der Opfer sind sehr umstritten und reichen von 460 bis 3.000. Dem vorausgegangen war die Ermordung des libanesischen Präsidenten Bachir Gemayel, einem Maroniten, durch ein Bombenattentat. Dem israelischen Militär wird vorgeworfen, das Massaker unterstützt zu haben.

 

Sicherheitszone im Südlibanon

 

Israel besetzte den südlichen Libanon mit seiner Armee zunächst bis 1985 und richtete daraufhin dort ein Gebiet ein, das es fortan als „Sicherheitszone" bezeichnete. Erst am 24. Mai 2000 wurde die "Sicherheitszone" von Israel endgültig geräumt; einige der dortigen Libanesen, insbesondere Milizionäre der mit Israel kooperierenden SLA und deren Familien, siedelten nach Israel über, da sie einerseits mit Strafverfolgung durch den libanesischen Staat rechnen mussten, andererseits Racheakte und Lynchjustiz befürchteten. Mit dem Libanon bestehen allerdings bis heute Streitigkeiten um ein 25 km² großes Gebiet, die so genannten Schebaa-Farmen. Die Staatszugehörigkeit dieser Flächen am Fuß der Golanhöhen ist nicht eindeutig geklärt.

 

Die „Sicherheitszone" erfüllte ihren Zweck nur bedingt. Es kam immer wieder zu Angriffen der Hisbollah mit Katjuscha-Raketen auf nordisraelische Städte, vor allem auf Kiryat Shmona.

 

Politische Folgen

 

Infolge des Libanon-Feldzugs und des Massakers von Sabra und Schatila musste Ariel Scharon, der zu diesem Zeitpunkt das Amt des Verteidigungsministers innehatte, 1983 nach einem Prozess in Israel zurücktreten. Seine Verantwortung für den Krieg wird noch heute oftmals hervorgehoben. Als allerdings am 8. Juni 1982 Abgeordnete der linken Chadasch-Front den Rücktritt des israelischen Kabinetts forderten, wurde selbst von den Oppositionsführern der Awoda, Rabin und Peres die Einheit des Volkes gefordert und somit nicht grundsätzlich gegen den Krieg opponiert.

 

siehe auch Meine Eindrücke vom ersten Libanonkrieg 1982

 

Operation Früchte des Zorns

 

Die so genannte Operation Früchte des Zorns (hebr. מבצע ענבי זעם) ist der Codename der israelischen Streitkräfte für einen sechzehn Tage dauernden israelischen militärischen Überraschungsangriff gegen den Libanon im Jahre 1996, der das Ziel hatte, den Beschuss Nordisraels mit Granaten durch die Hisbollah zu beenden. Israel führte mehr als 1100 Luftangriffe und verschoss ca. 25.000 Geschosse. Als von den Israelis eine UNO-Einrichtung getroffen wurde, starben 118 libanesische Zivilisten (siehe Hauptartikel Artillerieangriff auf Kana; Amnesty 1996). 639 Raketenangriffe der Hisbollah waren auf Nordisrael gerichtet, besonders auf die Stadt Kiryat Shmona. Truppen der Hisbollah trafen in zahlreichen Auseinandersetzungen mit Einheiten der israelischen Armee und der Südlibanesischen Armee (SLA) aufeinander. Der Konflikt wurde am 27. April durch eine Waffenstillstandsvereinbarung beendet, die Angriffe auf Zivilisten verbietet.

 

Historischer Hintergrund

 

Nach kontinuierlichen Terroranschlägen über die Grenze hinweg von Gruppen im südlichen Libanon drang die israelische Armee im Jahre 1982 ein zweites Mal in den Libanon ein (Libanonkrieg 1982). Nach drei Monaten besetzte sie die Hauptstadt Beirut. Während der nachfolgenden drei Jahre zog sich die israelische Armee teilweise zurück, bis sie 1985 eine sogenannte Sicherheitspufferzone im südlichen Libanon einrichtete. Der bewaffnete Widerstand gegen die israelische Besetzung hörte nie auf und 1993 reagierte Israel mit einem massiven Angriff gegen den Libanon – sogenannte Operation Verantwortlichkeit –, um die Tätigkeit der Hisbollah, der wichtigsten Widerstandskraft, zu brechen. Die militärische Kampagne war schließlich erfolglos, da die Hisbollah fortfuhr, Ziele im Libanon und in Nordisrael anzugreifen, einschließlich der israelischen Armee, der südlibanesischen Armeemiliz und ziviler Ziele. Die israelische Armee beschoss häufig Ziele in sehr großer Nähe oder innerhalb von Zivilgebieten, was häufig den Tod vieler Zivilisten verursachte. Im April 1996 entschied Israel, dass es noch einmal versuchen würde, die Hisbollah zu besiegen, und so wurde die sogenannte Operation Früchte des Zorns eingeleitet.

 

Casus Belli

 

Während der bewaffnete Konflikt zwischen den israelischen Streitkräften und der Südlibanesischen Armee (SLA) auf der einen und der Hisbollah und anderen libanesischen Milizen (z. B. Amal) auf der anderen Seite bis zum spätem März 1996 häufig intensiv war, so war er weitgehend auf den israelisch kontrollierten Bereich des Südlibanons und auf militärische Ziele beschränkt.

 

Am 30. März wurden zwei Männer durch einen israelischen Flugkörper beim Arbeiten auf einem Wasserturm in Yater im Libanon getötet. Die Hisbollah reagierte, indem sie 20 Flugkörper auf Nordisrael abschoss. Die israelische Armee bestätigte ihren Angriff als Irrtum. Eine Bombenexplosion am Straßenrand, die den Tod eines 14 Jahre alten libanesischen Jungen und die Verletzung von drei anderen im Dorf Barashit verursachte, wurde von Hisbollah als Grund für Zündung von 30 Flugkörpern auf Nordisrael am 9. April genannt.(UNIFIL 1996, amnesty 1996). Israelische Offizielle verkündeten dann die sogenannte Operation Früchte des Zorns am 11. April als Vergeltungs- und Präventivmaßnahme gegen den Beschuss durch die Hisbollah, durch den sechs israelische Zivilisten verletzt wurden (Amnesty 1996).

 

Ergebnis

 

Israel führte Luftangriffe auf Katjuscha-Abschussrampen, Hisbollah-Einrichtungen und -Personal sowie Fahrzeuge und Zivil-Infrastruktur durch, die laut israelischen Angaben für militärische Zwecke verwendet wurden. Die Überfälle wurden von Radiomeldungen begleitet, welche die Bewohner drängten, aus dem Gebiet zu fliehen. Zwischen 300.000 und 500.000 Libanesen taten dies. Auch die Hisbollah verkündete durch den Rundfunk, dass israelische Zivilisten aus Nordisrael fliehen sollten und verursachte so die Flucht von ca. 30.000 Bewohnern an der Grenze. Etwa 154 (HRW 1997) bis 170 (ICRC 1997) libanesische Zivilisten wurden im Libanon bei Angriffen wie dem Mörserangriff auf Kana – einem Angriff auf ein mit Zivilisten besetztes Fahrzeug – und dem darauf folgenden Angriff am 18. April 1996 getötet, bei dem neun Menschen einschließlich einer Mutter und sieben ihrer Kinder und ein weiteres Kind getötet wurden, als israelische Kampfflugzeuge ein zweigeschossiges Gebäude beschossen, in welchem sie schliefen. Die israelische Armee behauptete, von dem Gebiet um das Gebäude herum sei Flugabwehrfeuer auf israelische Flugzeuge gerichtet gewesen.

 

Ca. 350 Zivilisten wurden im Libanon verwundet. 62 israelische Zivilisten wurden in Israel verwundet.

 

Die Beschädigung der libanesischen Infrastruktur war bedeutend, weil wichtige Brücken und Kraftwerke zerstört wurden. Human Rights Watch zufolge wurden 2018 Häuser und Gebäude im Südlibanon entweder vollständig zerstört oder stark beschädigt. Israel schätzte die Schäden am israelischen Zivileigentum bei 20 Million NIS (ungefähr 7 Millionen USD) und die indirekten Schäden für den Tourismus in Israel bei 40 Million NIS (ungefähr 13 Millionen USD). Die libanesische Seite gab ihre Schäden in Milliarden USD an (LCPS 1996).

 

Waffenstillstand

 

Die Feindseligkeiten nahmen nach der Vereinbarung eines israelisch-libanesischen Waffenstillstandes ab - eine formlose schriftliche Vereinbarung unter amerikanischer Vermittlung wurde am 26. April 1996 um 18:00 Uhr verkündet und trat am 27. April um 4:00 Uhr in Kraft. Die Vereinbarung bannte grenzüberschreitende Angriffe auf zivile Ziele und die Benutzung von Dörfern als Ausgangspunkt für Angriffe. Die Kommission zur Überwachung des Waffenstillstandes enthielt Vertreter der USA, Frankreichs, Syriens, Israels und des Libanon.

 

Libanonkrieg 2006

 

Als Libanonkrieg 2006 werden die Kämpfe zwischen der Hisbollah und Israel bezeichnet, die am 12. Juli begannen und mit einem Waffenstillstand am 14. August vorläufig zu Ende gingen. Auf israelischer Seite setzte sich für die Auseinandersetzungen die Bezeichnung „Zweiter Libanonkrieg“ durch. In arabischen Staaten sind die Bezeichnungen „Julikrieg“ und „33-Tage-Krieg“ verbreitet.

 

Dem Krieg voraus gingen anhaltende Konflikte der Hisbollah mit der israelischen Armee. Während der Kampfhandlungen verhängte Israel eine Seeblockade und begann mit Luftangriffen auf Ziele im gesamten Libanon, während die Hisbollah Orte im Norden Israels mit Raketen beschoss. Im späteren Verlauf setzte Israel zudem seine Landstreitkräfte im Südlibanon ein.

 

Die libanesischen Streitkräfte beschränkten sich auf Luftabwehr. Die libanesische Regierung verurteilte die Attacken der Hisbollah auf Israel und die Angriffe Israels auf den Libanon. Daher verlangte sie eine internationale Friedenstruppe, um den Konflikt zu beenden; die libanesische Armee verhielt sich daher in dessen Verlauf weitgehend passiv.

 

Nach Verabschiedung der UN-Resolution 1701 stimmten die Konfliktparteien einem Waffenstillstand zu, der am 14. August um 7.00 Uhr MESZ in Kraft trat. Die israelischen Streitkräfte (Tzahal) führten aber noch sechs Tage nach Inkrafttreten der Resolution in Budai im Bekaa-Tal westlich von Beirut ein Kommandounternehmen durch. Außerdem drangen Flugzeuge der IAF wiederholt in den Luftraum des Libanon und über den von UNIFIL überwachten Gewässern ein, um „Aufklärungsflüge“ durchzuführen. Die Hisbollah ihrerseits ist der „bedingungslosen Freilassung der entführten israelischen Soldaten“, welche durch die UN-Resolution gefordert wird, nicht nachgekommen, deren Leichen wurden gegen Gefangene und Leichen getöteter Hisbollahkämpfer ausgetauscht. Ebenso wenig erfolgte die in der Resolution geforderte vollständige Entwaffnung der Hisbollah und aller anderen nichtstaatlichen Organisationen durch die UNIFIL-Truppen und die libanesische Armee. Seit 1. Oktober sind die israelischen Truppen weitgehend aus dem Libanon abgezogen, nur im Grenzort Ghadschar sind noch israelische Soldaten nördlich der Blauen Linie stationiert. Der Abzug war erfolgt, nachdem reguläre Truppen der libanesischen Armee und Kontingente einer verstärkten UNIFIL-Mission im südlichen Libanon ihre Stellungen bezogen hatten. Im Laufe des 34 Tage andauernden Konflikts wurden mehr als 1500 Menschen getötet; der größte Teil von ihnen waren libanesische Zivilpersonen.

 

Vorgeschichte

 

Seit dem Abzug der israelischen Truppen aus dem Libanon im Jahre 2000 gab es in fast regelmäßigen Abständen von zwei bis drei Monaten im israelisch-libanesischen Grenzgebiet bewaffnete Auseinandersetzungen zwischen der Hisbollah und der israelischen Armee. Am 26. Mai fielen Mahmoud Majzoub, Führer des Islamischen Dschihad, und dessen Bruder Nadir einem Attentat zum Opfer. Die Hisbollah machte Israel für diesen Anschlag verantwortlich und vergalt ihn ab 28. Mai mit Raketenangriffen auf Militärfahrzeuge und eine Militärbasis in Israel. Israel reagierte mit Luftangriffen auf ein palästinensisches Flüchtlingslager im Libanon. Am 29. Mai verstärkte die Hisbollah die Raketen- und Mörserangriffe, die Israel wiederum zu größeren Luft- und Artillerieangriffen veranlassten. Nach dem Abzug aus dem Gaza-Streifen im Sommer 2005 drang die israelische Armee am 24. Juni 2006 erstmals wieder in den Gazastreifen ein und nahm Osama und Mustafa Abu Muamar gefangen (Nach israelischen Angaben sind die beiden Hamas-Aktivisten, Hamas gibt an, die Brüder seien nur Söhne eines Hamasmitglieds).

 

Am 25. Juni 2006 hatten Aktivisten der Hamas auf israelischem Gebiet den 19-jährigen israelischen Korporal Gilad Schalit gefangen genommen. Dabei wurden zwei weitere israelische Soldaten getötet, und die Aktion veranlasste Israel zur Auslösung der Operation Sommerregen, in deren Verlauf die israelische Armee erneut in den Gazastreifen eindrang. Es gibt Berichte, dass die Aktion der Hisbollah am 12. Juli 2006 begonnen wurde, um Druck durch die israelische Armee von der Hamas im Gazastreifen zu nehmen. Dem steht die Aussage der Hisbollah gegenüber, die ihre Aktion gestartet haben will, um drei libanesische Häftlinge in Israel auszutauschen und Israel zum Abzug von den Schebaa-Farmen zu bewegen.

 

Verlauf

 

Beginn des Konflikts am 12. Juli 2006

 

Als unmittelbarer Auslöser des Krieges gilt die Entführung zweier israelischer Soldaten. Die Hisbollah setzte damit ihre erprobte Strategie fort, Soldaten zu entführen, um "Verhandlungsmasse" gegenüber der israelischen Regierung zu gewinnen. Es wurde zudem vermutet, dass die Hisbollah damit Druck von den Palästinensern zu nehmen suchte, die seit dem 28. Juni israelischen Militäraktionen ausgesetzt waren. Mit dieser Entführung bezweckte sie nach eigenen Angaben u. a. die Freilassung zahlreicher Libanesen aus israelischen Gefängnissen, darunter der wegen Mordes verurteilte Samir Kuntar. Anfang März 2007 äußerte Ehud Olmert vor einem israelischen Untersuchungsausschuss zum Libanonkrieg, dass der Krieg auf einen Monate zuvor ausgearbeiteten Plan zurückgeht. Ähnlich äußerte sich Israels stellvertretender Botschafter in Deutschland Ilan Mor schon während des Krieges. Er zeigte sich überzeugt, dass Israel den Krieg auch ohne die Entführung der beiden Soldaten begonnen hätte.

 

Zwar existieren gegensätzliche Versionen über die Frage, ob die Soldaten auf israelischem oder libanesischem Territorium aufgegriffen wurden. Allerdings bezeichneten die Vereinten Nationen, die EU, die G8, die Vereinigten Staaten und namhafte Nachrichtensender einschließlich des arabischen Senders Al-Dschasira die Aktion der Hisbollah als grenzüberschreitend und teilten damit die Sichtweise, dass die Gefangennahme auf israelischem Gebiet stattgefunden habe. Die libanesische Polizei und auch die Hisbollah gaben hingegen an, die israelischen Soldaten seien bei dem Versuch gefangen genommen worden, ein südlibanesisches Dorf zu infiltrieren.

 

Israelischen Erklärungen zufolge habe eine Gruppe von Hisbollah-Milizionären am Morgen des 12. Juli mit Panzerabwehrraketen einen Angriff auf zwei gepanzerte Fahrzeuge der Tzahal durchgeführt, die sich auf der israelischen Seite der israelisch-libanesischen Grenze auf Patrouille befanden. Dabei seien in der Nähe der Ortschaft Zar'it zwei israelische Soldaten entführt und drei weitere durch die Miliz getötet worden. Gleichzeitig seien die nordisraelische Stadt Shlomi und israelische Stellungen bei den Scheeba-Farmen mit Katjuscha-Raketen beschossen worden.

 

In einer Pressekonferenz am selben Tag teilte der Generalsekretär der Hisbollah, Hassan Nasrallah mit, die Organisation habe im Verlauf der sogenannten Operation „Die Erfüllung des Versprechens“ (arabisch: al-Wa’d al-Adeq) „zwei israelische Soldaten im südlichen Libanon gefangen“ und dass die Entführung israelischer Soldaten bereits seit fünf Monaten geplant worden sei. Er erklärte weiter, dass "keine Militäroperation sie zurückbringen wird… Die Gefangenen werden nicht zurückgebracht, außer auf eine Weise: indirekte Verhandlungen und Gefangenenaustausch." Verlangt wird die Freilassung von drei Libanesen, unter ihnen der in Israel wegen Mordes und Terrorismus verurteilte Samir Kuntar.

 

Die Tzahal reagierte nach israelischen Angaben mit der Entsendung einer mit Panzern und gepanzerten Truppentransportern ausgerüsteten Einheit, um die Verfolgung der Hisbollah-Kämpfer aufzunehmen. Gegen 11:00 Uhr sei ein israelischer Merkava-Panzer auf libanesischem Territorium, etwa 70 Meter nördlich des Grenzzaunes, über eine Bombe gefahren, die nach Schätzungen 200-300 kg Sprengstoff enthalten habe. Der Panzer sei durch die Explosion fast vollständig zerstört und die vier Insassen auf der Stelle getötet worden. Israelische Soldaten hätten sich daraufhin ein mehrstündiges Gefecht mit Bewaffneten der Hisbollah geliefert, in dessen Verlauf gegen 15:00 Uhr ein weiterer israelischer Soldat getötet und zwei weitere verwundet worden seien. Die Namen der beiden gefangenen Soldaten wurden später von der Tzahal mit Ehud Goldwasser und Eldad Regev angegeben.

 

Der Militäreinsatz Israels wurde anfangs unter der Bezeichnung „Operation Richtungswechsel“ geführt, Hisbollah nannte die von ihr durchgeführte Aktion „Operation Gehaltenes Versprechen“.

 

Israelische Angriffe

 

Mit der sogenannten Operation Just Reward („Gerechter Lohn“) begann Israel am 12. Juli eine großangelegte Offensive gegen die vom Libanon aus operierende Hisbollah. Laut einem Bericht von CNN drohte Dan Chalutz, Generalstabschef der israelischen Streitkräfte, durch die Zerstörung der Infrastruktur „die Uhr in Libanon um 20 Jahre zurückzudrehen“, falls die entführten Soldaten nicht freigelassen würden. Der pensionierte Oberst Gal Luft, früher Kommandeur in der Stadt Ramallah, erklärte der Washington Post die israelische Taktik aus seiner Sicht:

 

„Israel versucht, einen Riss zwischen der libanesischen Bevölkerung und den Hisbollah-Anhängern herzustellen, indem es einen hohen Preis von der Elite in Beirut fordert. Die Botschaft lautet: Wenn ihr wollt, dass eure Klimaanlage funktioniert, und wenn ihr in der Lage sein wollt, nach Paris zum Einkaufen zu fliegen, dann müsst ihr den Kopf aus dem Sand ziehen und Maßnahmen zur Abrüstung des Hisbollah-Landes ergreifen.“

 

Der israelische Ministerpräsident Ehud Olmert bezeichnete den Angriff der Hisbollah als Kriegsakt und kündigte Libanon eine „sehr schmerzvolle und weitreichende Antwort“ an. Der israelische Verteidigungsminister Amir Peretz erklärte, Israel machte die libanesische Regierung für das Schicksal der Soldaten verantwortlich. Da Hisbollah zum damaligen Zeitpunkt zwei Minister in der libanesischen Regierung stellte, wurden die Hisbollah-Angriffe von Israel auch als eine Aggression des Staates Libanon angesehen. Die libanesische Regierung unter Premierminister Fuad Siniora betonte dagegen, nichts von dem Angriff der Hisbollah gewusst zu haben und ihn nicht zu billigen.

 

Die israelische Luftwaffe bombardierte Straßen, Brücken sowie den Beiruter Flughafen und erzwang dessen Schließung. Ankommende Flugzeuge mussten nach Zypern umgeleitet werden. Außerdem wurden vermutete Stellungen der Hisbollah im Süden des Landes angegriffen. Nach Raketenangriffen der Hisbollah auf Nordisrael verhängte Israel am 14. Juli eine Luft- und Seeblockade und weitete seine Angriffe auf Ziele im Libanon aus, u. a. mit der Bombardierung der Autobahn Beirut - Damaskus.

 

Nachdem bei den Angriffen der israelischen Luftwaffe zunächst etwa 60 libanesische Zivilisten getötet worden waren, sagte Hisbollah-Anführer Nasrallah, „Ihr wolltet den offenen Krieg, und wir steuern auf den offenen Krieg zu. Wir sind auf ihn vorbereitet.“ Der Sprecher des Weißen Hauses betonte, dass die USA keinen Druck auf Israel zur Durchsetzung eines Waffenstillstands mit dem Libanon ausüben würden.

 

Gegenüber den Vereinten Nationen bekräftigte Ministerpräsident Ehud Olmert drei Forderungen, die Israel erfüllt sehen wolle: die Hisbollah müsse die beiden entführten israelischen Soldaten freilassen, ihre Raketenangriffe beenden und der Libanon die UN-Resolution 1559 erfüllen, welche unter anderem die Auflösung aller paramilitärischen Milizen im Libanon und die Stationierung von Truppen der regulären libanesischen Armee vorsieht.

 

Die israelische Armee setzte ihre Angriffe auf Ziele im gesamten Libanon fort. Angegriffen wurden ab 15. Juli die als Hochburg der Hisbollah geltenden südlichen Stadtteile und Vororte von Beirut (u. a. Haret Hreik), Treibstofflager wie das bei Sidon im Süden des Landes und die libanesischen Militärbasen bei Rayak im Osten und Koleyat im Norden des Landes. Neu waren Luftangriffe auf das Hauptwohngebiet der christlichen Maroniten, die als überwiegend antisyrisch und prowestlich eingestuft werden und auf Hafenanlagen in der dicht mit Hochhäusern bebauten und nahezu ausschließlich von Christen bewohnten Bucht von Jounieh.

 

Am 23. Juli überquerten erst mal in diesem Krieg israelische Bodentruppen die Grenze zum Libanon und drangen auf Marun ar-Ras vor; die Ortschaft liegt auf einem Berg, der die Gegend überragt und wurde nach israelischen Angaben als Basis für den Abschuss für Hisbollah-Raketen genutzt. Israelische Truppen attackierten vom 25. Juli an die Stadt Bint Dschubail, die als Hochburg der Hisbollah in Grenznähe gilt. Die Kämpfe dauerten mehrere Tage an. Am 27. Juli kam es zu einem Schusswechsel, bei welchem acht israelische Soldaten und einige Hisbollah-Milizionäre getötet wurden. Die israelische Armee zog sich am 29. Juli zunächst aus dem Gebiet zurück.

 

Der Justizminister Israels, Chaim Ramon, sagte in einem Armeesender, dass „sich jeder klar ist, dass ein Sieg der Hisbollah ein Sieg für den weltweiten Terrorismus ist … All jene, die jetzt im Süden Libanons sind, sind Terroristen, die in irgendeiner Weise mit der Hisbollah verbunden sind.“ Ramons Aufruf zur Benutzung von mehr Feuerkraft ging unmittelbar der Entscheidung des Kabinetts über die weitere Fortführung der Militäroffensive voraus.

 

Nachdem bei einem Luftangriff auf Kana am 30. Juli mindestens 28 Menschen ums Leben kamen, davon 16 Kinder, wuchs die internationale Kritik an der israelischen Kriegsführung. Der Zwischenfall, der zu einer 48 Stunden dauernden Aussetzung der Luftangriffe führte, bewirkte eine Intensivierung der diplomatischen Bemühungen zur Beendigung des Konflikts.

 

Die Israelische Luftwaffe hat nach ihren Angaben während Kampfhandlungen 15.500 Einsätze über dem Libanon geflogen und dabei 7.000 Ziele angegriffen. Die israelische Marine hat 2.500 Ziele entlang der libanesischen Küste ins Feuer genommen.

 

Raketenbeschuss durch die Hisbollah

 

Nach dem Start der israelischen Offensive als Reaktion auf die Gefangennahme der beiden israelischen Soldaten und den anfänglichen Raketenbeschuss auf Nordisrael begann die Hisbollah damit, weitere nordisraelische Orte mit Katjuscha-Raketen zu beschießen. Die Miliz gab an, über 13.000 Flugkörper zur Verfügung zu haben. Am Abend des 13. Juli beschossen nach israelischen Angaben Hisbollah-Milizionäre die Stadt Haifa mit Raketen. Die Hisbollah dementierte dies. Am nächsten Tag griff die Hisbollah mit rund 100 Katjuscha-Raketen die Städte Naharija, Safed, Hatzor, Rosch Pina, Kiryat Schmona sowie mehrere kleinere Siedlungen an. Dabei seien 30 Personen verletzt und in Meron zwei Zivilisten getötet worden. Die Hisbollah feuerte täglich etwa einhundert Raketen auf Ziele in Nordisrael. (Auf dem Höhepunkt der Gefechte unmittelbar vor Beginn des Waffenstillstandes wurden in Israel über zweihundert Raketentreffer täglich registriert.)

 

Am 14. Juli wurde die INS Hanit, ein israelisches Kriegsschiff der Sa'ar-5-Klasse, vor Beirut mit einer offenbar aus iranischer Produktion stammenden radargesteuerten C-802 Noor (Tondar) Anti-Schiffs-Rakete beschossen und schwer beschädigt; dabei seien vier Seeleute getötet worden.

 

Die südlichsten Ortschaften, welche die Raketen der Hisbollah erreichten, waren Haifa (Israels drittgrößte Stadt), Atlit, die Städte Nazareth und Afula in der Jesreelebene sowie Tiberias am See Genezareth. Al-Manar, ein der Hisbollah nahestehender libanesischer Fernsehsender, meldete, dass die Hisbollah für ihre Angriffe auch Fadschr-3-Raketen und eine vom Iran entwickelte Ra'ad-1-Flüssigtreibstoffrakete verwendet habe.

 

Am 25. Juli erklärte Hisbollah-Führer Nasrallah den Start der „zweiten Phase unseres Kampfes“, in welchem weitreichende Raketen „über Haifa hinaus gehen“ würden. Am 27. Juli schoss die Hisbollah zwölf Khaibar-1-Raketen auf Afula ab. Die Khaibar-1-Rakete hat nach Schätzungen gegenüber den Katjuscha-Raketen eine vierfache Reichweite - von der israelischen Regierung wird angenommen, dass es sich um iranische Fadschr-5-Raketen gehandelt habe.

 

Der Iran lieferte auch UAVs vom Typ Ababil an die Hisbollah, die diese unter der Bezeichnung Mirsad 1 zur Aufklärung oder wie Marschflugkörper einsetzt. Am 7. August 2006 hat ein israelisches Kampfflugzeug vom Typ F-16 eine UAV diesen Typs 10 km vor der Küste von Haifa mit einer Luft-Luft-Rakete vom Typ Python 5 abgeschossen.

 

Nach einem Bericht in The Guardian haben die Hisbollah-Milizionäre bis zum 14. August mehr als 4000 Raketen auf Israel abgefeuert.

 

Position des Libanon in dem Konflikt

 

Die libanesische Position war von Anfang des Konflikts an gewesen, dass die libanesische Regierung den Überfall auf die israelische Grenzstreife und den Beschuss Nordisraels mit Raketen nicht unterstützte und gleichzeitig einen sofortigen Waffenstillstand und den Abzug aller israelischen Truppen aus dem Libanon forderte. Im Gegensatz zu den Vereinten Nationen steht Libanon auf dem Standpunkt, dass Israel die UN-Resolution 1559 nicht erfüllt habe, da es weiterhin die Schebaa-Farmen besetzt hält. Am 13. Juli erklärte der Ministerpräsident Fouad Siniora nach einer Dringlichkeitssitzung des libanesischen Kabinetts, dass die Regierung nichts von der Aktion der Hisbollah vor ihrem Beginn wusste „und weder die Verantwortung dafür übernimmt, noch unterstützt, was an der internationalen Grenze passiert ist“. Am selben Tag rief Libanon seinen US-Botschafter zurück, nachdem dieser im Fernsehen Kommentare abgegeben hatte, dass Israel einen Gefangenenaustausch mit der Hisbollah in Betracht ziehen sollte.

 

Der libanesische Präsident Émile Lahoud, ein pro-syrischer maronitischer Christ, bekräftigte jedoch am 17. Juli, dass er niemals die Hisbollah und deren Führer Hassan Nasrallah betrügen würde.

 

Auch nach Einnahme mehrerer Städte im südlichen Libanon durch israelische Truppen verhielt sich die libanesische Armee weiterhin passiv. UNIFIL-Truppen haben am 11. August etwa 350 libanesische Soldaten aus Mardsch Ayun evakuiert.

 

Bei der Libanonkonferenz in Rom am 26. Juli stellte Ministerpräsident Siniora einen Siebenpunkteplan vor, der informell als Siniora-Plan bezeichnet wurde. Er bestand aus einer gegenseitigen Freilassung von Gefangenen, dem Rückzug der israelischen Truppen hinter die Demarkationslinie, einer Rückkehrerlaubnis für Zivilisten, den israelischen Abzug von den besetzten Schebaa-Farmen und das temporäre Stellen des Gebietes unter Kontrolle durch die Vereinten Nationen. Weitere Punkte waren die Ausweitung der Autorität der libanesischen Regierung auf das komplette Gebiet des südlichen Libanons und die Erweiterung der existierenden UN-Kräfte im Südlibanon einschließlich der Autorisierung zu Interventionen, die Erneuerung des Waffenstillstandsabkommens von 1949 und den Wiederaufbau des Südens. Der Plan wird unterstützt von der Hisbollah, der EU, Syrien und den meisten Mitgliedern der Arabischen Liga, u. a. Jordanien.

 

Am 7. August bot Siniora an, 15.000 Soldaten der libanesischen Armee im südlichen Libanon zu stationieren, um das Vakuum nach einem Abzug der israelischen Truppen auszufüllen, bevor die internationalen Friedenstruppen vor Ort wären. Auf diese Weise hoffte die libanesische Regierung, den Anspruch Israels zu entkräften, solange in Libanon zu bleiben, bis die UN-Soldaten eingetroffen seien. Die Zahl der Soldaten entspricht in etwa dem, was der israelische Ministerpräsident Ehud Olmert als Stärke der internationalen Friedenstruppe gefordert hat.

 

Waffenstillstand

 

Die zunehmende Zahl an Opfern unter den Zivilisten führte zu einer wachsenden Kritik an der israelischen Kriegsführung und einer Erhöhung des diplomatischen Druck auf Israel, insbesondere nach dem Tod der Uno-Beobachter in Chiyam. Hierbei trug auch das große Medienecho bei, das insbesondere der Luftangriff auf Kana, der Beschuss eines Flüchtlingskonvois bei Mardsch Ayun und der Angriff auf eine Gruppe syrischer Landarbeiter bei al-Qaa mit 23 Opfern hervorgerufen hatte.

 

In der ersten Augustwoche begannen Frankreich und die Vereinigten Staaten mit einem gemeinsamen Resolutionsentwurf, den sie in den Sicherheitsrat einbrachten. Der Entwurf sah eine Ausweitung der UNIFIL-Mission vor. Nach dem Angriff auf den UN-Posten hatte UN-Generalsekretär Kofi Annan nur eine Verlängerung des UNIFIL-Mandats um einen Monat vorgeschlagen. Das neue Mandat sollte nach Vorstellungen Frankreichs und der Vereinigten Staaten ein robustes Mandat sein, dass unter den Bestimmungen des Kapitels VII der Charta der Vereinten Nationen auch die gewaltsame Umsetzung vorangegangener Resolutionen (unter anderem die Resolutionen 1559 und 1680) vorsah.

 

Die libanesische Regierung war allerdings mit diesem Entwurf nicht vollständig zufrieden. Eine Delegation der Arabischen Liga reiste deswegen nach New York, um mit den Mitgliedern des UN-Sicherheitsrates zu verhandeln. Die französische Regierung lenkte ein und nach tagelangem Ringen um die endgültige Textfassung beschloss der Sicherheitsrat am 11. August 2006 die Resolution 1701 des UN-Sicherheitsrates.

 

Wesentliche Punkte dieser Resolution waren die seit 1978 erstmalige Stationierung regulärer libanesischer Truppen im südlichen Libanon und eine auf 15.000 Mann aufgestockten UNIFIL-Mission (diese Mission wird informell oft als UNIFIL II bezeichnet). Im Zusammenhang mit der Resolution kam es zu einem Waffenstillstand, der am 14. August 2006 um 7.00 Uhr MESZ in Kraft getreten ist. Der Waffenstillstand wurde im Wesentlichen eingehalten und die israelischen Truppen haben sich stufenweise aus dem Libanon zurückgezogen. Gleichzeitig haben Einheiten der libanesischen Armee und der UNIFIL Stellungen im südlichen Libanon bezogen.

 

Kriegsparteien

 

Auf libanesischer Seite ist häufig unklar, wer alles an den Kämpfen beteiligt war. Entgegen einer verbreiteten Wahrnehmung war die Hisbollah zwar die wichtigste, aber nicht die einzige kämpfende Partei im Libanon.

 

Die derzeit mit der Hisbollah verbündete, schiitische Amal-Bewegung beteiligte sich laut CNN an allen wichtigen Gefechten. Sie meldet 17 im Kampf Gefallene. Ghaith Abdul-Ahad zitiert im Guardian einen ihrer Kämpfer aus Chiyam, der nachdem er erklärt hat, die Hisbollah zu hassen, fortfährt:

 

Aber wenn deine Stadt von den Israelis angegriffen wird, wird jeder kämpfen, egal ob es die Amal, die Kommunisten oder die Nationalisten sind. [Die Hizbollah hat nicht das Recht, den Widerstand zu monopolisieren.

 

Die Libanesische Kommunistische Partei meldete bis zum 7. August sieben im Kampf Gefallene, vier davon am 19. Juli 2006 im zeitweise von israelischen Truppen besetzten südlibanesischen Dorf Srifa. Weitere drei starben am 2. August 2006 in Jammaliyeh nahe Baalbek im Einsatz gegen israelische Kommandoeinheiten.

 

An den Kampfhandlungen haben nach einem Bericht der Beobachtergruppe für Somalia vom 16. Oktober 2006 auf Seite der Hisbollah auch Angehörige der Union islamischer Gerichte teilgenommen.

 

Opfer und Kriegsfolgen

 

Die Opferzahlen beruhen auf Angaben der Konfliktbeteiligten. Unklar ist derzeit nur noch, ob die libanesische Gesamtopferzahl auch getötete Hisbollah-Kämpfer einschließt, sowie die tatsächliche Zahl getöteter Hisbollah-Kämpfer.

 

Opfer im Libanon

 

  • 1191 Menschen wurden getötet (Zivilisten, Soldaten und Hisbollah-Kämpfer?) und 4409 verletzt, nicht wenige davon erst nach dem Waffenstillstand durch im Gelände verbliebene Blindgänger, Minen und Streubomben. Beim folgenschwersten israelischen Luftangriff wurden in Kana in einem dreistöckigen Wohngebäude 28 Zivilisten, darunter 16 Kinder, getötet.
  • Bei Angriffen auf Einrichtungen des libanesischen Militärs starben 46 Soldaten. Am 23. August starben beim Räumen von Minen im Südlibanon drei libanesische Soldaten.
  • Entgegen früheren Angaben der Hisbollah wurden nicht 80 sondern 250 Militante bei den Kämpfen getötet. Hisbollah machte keine Angaben über Verwundete. Bei einem Kommandounternehmen der israelischen Armee nach Beginn der Waffenruhe wurden westlich von Baalbek in der Bekaa-Ebene im Osten Libanons drei Kämpfer der Hisbollah getötet. Bei einem weiteren Zusammenstoß im Südlibanon seien nach Fernsehberichten drei Anhänger der radikal-islamischen Hisbollah-Miliz getötet worden, da sich die Soldaten der israelischen Armee „bedroht gefühlt“ hätten.
  • Die israelische Militärführung gibt jedoch an, dass israelische Truppen seit Beginn der Kämpfe etwa 530 Hisbollah-Milizionäre getötet hätten. An den letzten beiden Kriegstagen hat die Tzahal Flugblätter mit den Namen von 180 getöteten und identifizierten Hisbollah-Kämpfern über dem Libanon abgeworfen und diese Namen auch auf den von der Hisbollah genutzten Fernseh- und Radiofrequenzen ausgestrahlt.
  • Aus den Reihen der Amal-Miliz starben 17 Kämpfer.
  • Die Volksfront zur Befreiung Palästinas - Generalkommando (PFLP-GC) unter Ahmad Dschibril meldete den Tod zweier Angehöriger bei israelischen Angriffen auf palästinensische Flüchtlingslager.
  • Auf dem Höhepunkt der Krise waren annähernd eine Million Libanesen auf der Flucht, Mitte Oktober 2006 waren immer noch ca. 200.000 Menschen nicht in ihre Heimat zurückgekehrt.
  • Seit Inkrafttreten des Waffenstillstands am 14. August sind mindestens 25 Menschen bei Explosion von Streumunition im Südlibanon getötet worden.

Opfer in Israel

 

  • Durch die Raketenangriffe der Hisbollah wurden 44 Zivilisten getötet; darunter waren vier, die während Raketenangriffen einen Herzinfarkt erlitten. 690 Menschen wurden laut Polizeiangaben verletzt. Unter den getöteten Personen waren auch 19 arabisch-israelische Bürger. Am 16. Juli 2006 wurden in einem Eisenbahndepot in der Stadt Haifa durch einen Raketenangriff der Hisbollah acht Zivilisten getötet und weitere 17 verwundet.
  • 119 israelische Soldaten wurden während des Krieges getötet, darunter auch eine 26-jährige Flugzeugmechanikerin, über 400 weitere wurden verletzt. Die Leichen der beiden von der Hisbollah am 12. Juli an einen unbekannten Ort verbrachten israelischen Soldaten Ehud Goldwasser und Eldad Regev wurden im Juli 2008 gegen Samir Kuntar und weitere libanesische Gefangene ausgetauscht; Zeitpunkt und Grund ihres Todes wurden nicht bekanntgegeben. Der folgenschwerste Raketenangriff der Hisbollah tötete am 6. August 2006 in der Ortschaft Kfar Giladi zwölf israelische Reservisten und verwundete zwölf weitere. In der Nacht zum 19. August wurden bei einem Einsatz von israelischen Truppen ein israelischer Offizier getötet und zwei weitere Soldaten verwundet. Die israelische Armee gab an, diesen Einsatz durchgeführt zu haben, um Waffenlieferungen aus Syrien und Iran an die Hisbollah zu unterbinden. Am 23. August starb ein israelischer Soldat und drei weitere wurden verwundet, als ihr Panzer im Südlibanon auf eine alte Mine der Tzahal fuhr.
  • Auf dem Höhepunkt der Krise war etwa eine halbe Million Israelis vor den Raketenangriffen der Hisbollah aus dem Norden in den Süden Israels geflohen.

 

Opfer anderer Nationalitäten

 

Während der kriegerischen Auseinandersetzung wurden insgesamt 47 Personen anderer Nationalitäten getötet.

 

Auf libanesischem Territorium starben infolge israelischer Angriffe 23 Syrer, acht Kanadier (darunter vier Kinder), sechs Brasilianer (darunter drei Kinder), drei Mitglieder einer deutsch-libanesischen Familie aus Mönchengladbach (nur ein Sohn konnte am darauffolgenden Tag gerettet werden), zwei Kuwaitis, eine Frau aus Sri Lanka, ein Jordanier und ein Iraker.

 

Auf israelischem Territorium starb eine Argentinierin infolge eines Angriffes der Hisbollah auf Naharija.

 

Opfer unter Angehörigen von UN-Einheiten

 

Am 25. Juli wurden durch einem israelischen Luftschlag vier unbewaffnete UNO-Beobachter der UNTSO getötet. Es handelte sich um jeweils einen Vertreter aus Kanada, China, Finnland und Österreich. Bereits am 17. Juli waren bei einem Luftangriff auf Hosh bei Tyrus ein weiterer internationaler ziviler UNIFIL-Mitarbeiter und dessen Ehefrau (beide aus Nigeria) ums Leben gekommen. Drei chinesische UN-Beobachter sind bei Tyrus im Südlibanon durch einen Mörsergranaten-Angriff der Hisbollah verwundet worden.

 

Ökologische Auswirkungen

 

Nach dem Bombenangriff auf ein etwa 25 km südlich von Beirut gelegenen Elektrizitätswerk am 14. Juli sind zwischen 10.000 und 35.000 Tonnen Heizöl in das Mittelmeer gelaufen. Es entstand ein Ölteppich, der ca. 130 Kilometer lang und bis zu 30 Kilometer breit war und etwa 80 km der libanesischen Küste (etwa ein Drittel der Küstenlinie) verschmutzte. Die Seeblockade machte eine effektive Bekämpfung der Ölpest zunächst unmöglich. Es ist die bis dahin drittgrößte Umweltkatastrophe im Mittelmeer.

 

Im Konfliktgebiet - insbesondere in Israel - wurden bei ca. 400 durch Raketenbeschuss entstandenen Bränden etwa 12 km² aufgeforstete Flächen und etwa 40 km² natürlich gewachsener Wälder ein Raub der Flammen. Rund 14 km² entfielen auf Naturreservate und Nationalparks. Nach Angaben des jüdischen Nationalfonds Keren Kayemeth Leisrael sind inzwischen über 700 Hektar Wald und ca. 1500 Hektar Naturlandschaft vernichtet worden, deren Wiederaufforstung bzw. Wiederherstellung „sicher 20 Jahre dauern“ wird. Problematisch war angesichts der Wasserknappheit in Israel der Bedarf großer Mengen Löschwassers, das zur Bekämpfung der Brände benötigt wurden.

 

Ökonomische Auswirkungen auf den Libanon

 

Die libanesische Bauernvereinigung benennt die Schäden in der Landwirtschaft auf 135-185 Millionen USD. Die Middle East Airlines (MEA) gibt ihren Verlust durch den Ausfall der Flüge von und nach Beirut mit 45 Millionen USD an.

 

Der Tourismus ist im Libanon ein wichtiger Wirtschaftszweig und dient unter anderem zur Reduzierung der Staatsverschuldung. Nach BFAI-Angaben wurde der Libanon im Jahre 2005 von 900.000 Touristen besucht, zwei Millionen besuchten Israel, 5,8 Millionen Jordanien und 3,4 Millionen Syrien. Die Region ist reich an Kulturschätzen. Libanon hatte für das Jahr 2006 einen zwanzigprozentigen Zuwachs in dieser Brache einkalkuliert, vereinfachte Visaregeln sollten die Besucherzahl bis 2010 auf über zwei Millionen bringen. Die Zahlen für Ende Juni wiesen eine Steigerung von 24 Prozent gegenüber 2005 aus.

 

Bereits nach der Ermordung Rafiq al-Hariris war der Tourismus im Libanon eingebrochen. Neben dem Tourismus ist die libanesische Wirtschaft auf die Produktion von leichten Industriegütern und Lebensmitteln ausgerichtet. Der Handel mit Syrien hatte 2005 zweistellige Zuwachsraten verzeichnet. Laut dem österreichischen Handelsdelegierten in Damaskus, Kurt Altmann, entsprechen drei Milliarden Dollar Schaden durch die israelischen Angriffe "15 Prozent des Bruttoinlandsprodukts". Mohamed Safadi, libanesischer Minister für Transport und Infrastruktur rechnet allerdings mit bis zu 20 Mrd. Dollar Kriegsschaden inklusive wirtschaftlicher Folgeschäden. Das Sozialprodukt des Landes liegt deutlich niedriger. Der Beiruter Aktienindex war nach den Angriffen um 14 Prozent gefallen.

 

Für das laufende Jahr war ein Wachstum von mindestens drei Prozent erwartet worden, nachdem das Jahr 2005 mit einem Nullwachstum abschloss. Nun wird wieder mit Nullwachstum bzw. mit einer Schrumpfung um drei Prozentpunkte gerechnet. Der libanesische Premier Fouad Siniora bat bei einem Treffen mit Schwedens Entwicklungshilfeministerin Carin Jämtin um Hilfe beim Wiederaufbau.

 

Schon der Bürgerkrieg von 1975 bis 1990 hatte die Wirtschaft stark geschädigt. Das Wiederaufbauprogramm hatte zwar die Wirtschaft angekurbelt, trug aber in Verbindung mit einer Hochzinspolitik zu der enormen Staatsverschuldung bei, die 195 Prozent des Bruttoinlandsproduktes erreichte.

 

Ökonomische Auswirkungen auf Israel

 

Israels Wirtschaft kostete der Krieg schätzungsweise vier Mrd. Euro. Statt eines Wirtschaftswachstums von etwa 5,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts wird für 2006 jetzt weniger als vier Prozent vorhergesagt. Die vorzeitig durchgeführte Mehrwertsteuersenkung auf 15,5 Prozent wird wohl wieder zurückgenommen und der Satz auf 16,5 Prozent angehoben werden.

 

Da Konzerte und Veranstaltungen aus Sicherheitsgründen größtenteils abgesagt wurden, werden in der Hotelbranche schwere Einbußen erwartet.

 

Innenpolitische Auswirkungen auf Israel

 

Innenpolitisch hat die Regierung von Israel nach dem Krieg an Ansehen verloren. Die Umfragen für den Ministerpräsidenten sind gefallen. Ende Oktober 2006, wurde die Partei Jisra'el Beitenu als neuer Koalitionspartner aufgenommen, um die Regierung zu stärken. Die Winograd-Kommission, welche von der israelischen Regierung einberufen wurde, um die militärischen und politischen Fehler Israels während des Krieges zu untersuchen, gilt aus Auslöser für den Rücktritt des Generalstabschef der israelischen Streitkräfte Dan Chalutz noch bevor der Bericht überhaupt veröffentlicht wurde. Der Bericht attestiert der israelischen Führung weiterhin schwerwiegendes Versagen und Schwäche im strategischen Denken. Mehrere Politiker hatten daraufhin den Rücktritt des Premierministers gefordert, ein Minister trat kurz nach Veröffentlichung zurück.

 

Hintergrund

 

Nach dem Palästinakrieg wurde der Libanon Zuflucht von mehr als 110.000 palästinensischen Flüchtlingen, die aus Israel geflohen waren. Der Libanesische Bürgerkrieg dauerte von 1975 bis 1990 und syrische Truppen hielten das Land von 1976 bis 2005 besetzt.

 

Ab 1975 kämpften verschiedene paramilitärische Gruppierungen um die Vorherrschaft im Land. Auslöser waren die Konflikte zwischen der maronitischen Phalange-Miliz und der nach dem „Schwarzen September“ 1970 aus Jordanien vertriebenen bewaffneten Kräfte der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO). Der libanesische Bürgerkrieg kostete bis zu seinem Ende 1990 zwischen 90.000 und 110.000 Menschen das Leben.

 

1978 griff Israel das erste Mal in den Konflikt ein. Unter dem Namen „Operation Frieden für Galiläa“ marschierte Israel dann am 6. Juni 1982 mit der Begründung in das Nachbarland ein, fortgesetzte Übergriffe auf israelisches Territorium beenden zu wollen. Die israelischen Streitkräfte rückten bis nach Beirut vor und besetzten die Hauptstadt. Die PLO, die dort ihr Hauptquartier und im Süden des Landes eigene staatliche Strukturen eingerichtet hatte, wurde gezwungen, den Libanon zu verlassen und verlegte ihre Verwaltung nach Tunesien.

 

Zwischen Juni und September 1982 wurden insgesamt etwa 20.000 Palästinenser getötet, vor allem von christlichen Milizen. 1985 besetzte Israel erneut einen Streifen im Süden des Landes und gab diese Region erst am 25. Mai 2000 mit dem Abzug der Armee an den Libanon zurück. Am 24. Juli erklärten die Vereinten Nationen, dass sich die israelische Armee in Übereinstimmung mit der Resolution 425 (1978) des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen hinter die Waffenstillstandslinie von 1949 ('Grüne Linie') zurückgezogen habe. Strittig ist auf libanesischer Seite die Besetzung der Schebaa-Farmen, doch laut UN-Entscheidung handelt es sich dabei um syrisches Staatsgebiet.

 

Seit dem Abzug Israels aus dem Südlibanon im Juni 2000 wurde Nordisrael wiederholt von der Hisbollah mit Katjuscharaketen beschossen. Israel wiederum beschoss südlibanesisches Gebiet mit Raketen und Mörsergranaten. Die Aktion der Hisbollah vom 12. Juli ist nur ein Ereignis in einer Reihe von Zwischenfällen.

 

Hisbollah

 

Unter dem Eindruck des israelischen Eingreifens in den libanesischen Bürgerkrieg wurde 1982 die islamistische Hisbollah mit dem Ziel gegründet, die israelische Besatzung im Libanon zu bekämpfen. Die Hisbollah verfolgt sowohl sozialpolitische Ziele, etwa im Bereich Bildung und Gesundheitswesen, als auch ihre satzungsgemäßen Ziele, zu denen nach Aussage ihres Führers Sayyid Hassan Nasrallah vor allem die Auslöschung Israels gehört. Die schiitische, vom Iran und Syrien unterstützte Organisation verfügt über einen politischen und einen militärischen Arm. Im Libanon ist sie eine legale Partei, stellt seit dem Juli 2005 zwei Minister und unterhält soziale Einrichtungen wie Krankenhäuser, Schulen und Waisenhäuser. Ihr politisches Engagement ist von anti-israelischen und pro-syrischen Interessen bestimmt und ist spätestens seit dem Mord am ehemaligen libanesischen Ministerpräsidenten Rafiq Hariri im Jahr 2005 und zahlreichen weiteren Morden an antisyrischen Politikern ins Zwielicht geraten. Antisyrische Libanesen werfen der Hisbollah aktive oder zumindest passive Hilfe an den Mordanschlägen vor. Hisbollah-Abgeordnete versuchten das durch die Resolution 1757 des UN-Sicherheitsrates möglich gemachte internationale Tribunal zur Aufklärung des Hariri-Mordes bis zuletzt zu verhindern.

 

Der militärische Flügel der Organisation führt Angriffe auf Nordisrael und von Israel besetzte (und völkerrechtlich Syrien zugeschriebene, aber vom Libanon z. T. beanspruchte) Gebiete wie die Golanhöhen und die Schebaa-Farmen durch. Die Hisbollah war auch ein Teilnehmer am libanesischen Bürgerkrieg, in dem sie sich unter anderem blutige Gefechte mit der damals rivalisierenden Schiitenmiliz Amal lieferte. Die Hisbollah wird von vier Staaten explizit als Terror-Organisation angesehen: Von den USA, Israel, Kanada und Australien. Andere Staaten differenzieren zwischen dem politischen und militanten Arm der Hisbollah. So führt die EU die Hisbollah nicht in ihrer Liste der Terror-Organisationen, wenngleich das EU-Parlament im Jahr 2005 zur Erkenntnis gelangte, dass "eindeutige Beweise für terroristische Aktivitäten der Hisbollah" bestünden und dass man "alle notwendigen Schritte zur Beendigung ihrer terroristischen Aktivitäten" unternehmen müsse. Auch der Anschläge am 23. Oktober 1983, bei denen fast 300 damals im Libanon stationierte französische und US-amerikanische Soldaten umkamen, wird der Hisbollah zugeschrieben.

 

Die UNO hat die libanesische Regierung mehrfach dazu aufgefordert, ihre staatliche Gewalt gegenüber den Hisbollah-Milizen durchzusetzen, um die Angriffe auf israelisches Territorium zu unterbinden. Die UN-Resolution 1559 vom 2. September 2004 fordert die Achtung der territorialen Integrität und Souveränität des Libanon, den Abzug aller fremden Truppen aus dem Libanon und die Auflösung und Entwaffnung aller paramilitärischen Milizen. In der Resolution zur Beendigung des Libanonkriegs 2006 wurde die Forderung erneut bekräftigt. Der Libanon ist dieser Aufforderung nicht nachgekommen und nahm vor und während des Krieges eine passive Rolle ein, anstatt ihrer Verpflichtung zum Durchsetzen des staatlichen Gewaltmonopols nachzukommen. Die Website der libanesischen Armee kommentierte am 22. November 2004

 

„Die einzige ausländische Kraft, die im Libanon existiert, sind die israelischen Kräfte, welche die Schebaa-Farmen besetzen.“

 

sowie zur verlangten Entwaffnung der Hisbollah

 

„Der nationale Widerstand, welcher der israelischen Besetzung begegnet, ist keine Guerilla und er hat keine Sicherheitsrolle innerhalb des Landes und seine Aktivitäten sind darauf beschränkt, dem israelischen Feind entgegenzusehen. Dieser Widerstand hat zu dem Abzug des Feindes vom größeren Teil unseres besetzten Landes geführt und ist noch vorhanden, um die Schebaa-Farmen zu befreien.“

 

Die Hisbollah hat sich bislang geweigert, ihre Waffen abzugeben und begründet dies mit der Bedrohung durch Israel.

 

Rolle Irans und Syriens

 

Sowohl Iran als auch Syrien haben die Angriffe der Israelis im Libanon verurteilt. Unter Beobachtern in der westlichen Welt gelten beide Staaten als Unterstützer der Hisbollah und es wird angenommen, sie hätten Einfluss auf deren Aktivitäten.

 

Iran gilt als Schutzmacht der Schiiten in Libanon und unterstützt die Organisation angeblich mit Waffenlieferungen und 100 Mio. US-Dollar jährlich. Die offizielle Position des Iran ist, dass

 

„die libanesische Hisbollah eine unabhängige politische Gruppe ist, die im Parlament des Landes vertreten ist. Sie genießt eine große Popularität und wird vom Volk respektiert. Die Hisbollah wird von allen muslimischen Völkern, darunter auch vom muslimisch iranischen Volk, unterstützt. Sie ist nicht von Iran abhängig, und [der] Iran ist nicht verantwortlich für ihre Aktivitäten.“

 

Syrien übt trotz seiner im April 2005 nach drei Jahrzehnten beendeten militärischen Präsenz im Libanon immer noch großen Einfluss auf die Innenpolitik des Nachbarlandes aus.

 

Amal Saad-Ghorayeb, Professorin für Politikwissenschaften an der American Lebanese University in Beirut, kommt zu dem Urteil, dass der Iran der Hisbollah alles aus seinen Waffenlagern geliefert habe, was man in Einzelteile zerlegen und in den Libanon transportieren kann. Hinzu käme eine intensive Koordination zwischen der Hamas, der Hisbollah und den iranischen Quds-Brigaden. Syrien diene dabei nur als Transitland für Waffenlieferungen.

 

Durch den Einfluss Irans auf die Hisbollah gibt es Stimmen, die Irans Agieren als Ablenkung und zusätzlichen Aspekt im Atomstreit mit dem Westen sehen. Demnach nutze die Führung Irans die Krise und ihren Einfluss, um sich als Regionalmacht zu etablieren. Im Konflikt um das iranische Atomprogramm hatte die Hisbollah ihre Unterstützung zugesichert. So empfing die Teheraner Führung im Januar 2006 mehrere hohe Repräsentanten islamistischer Bewegungen aus der Region, etwa den Hamas-Vertreter Chalid Maschal und den Führer der Hisbollah im Libanon, Scheich Hassan Nasrallah. Beide sagten zu, ihre Aktivitäten gegenüber Israel zu „steigern“, sollte Iran angegriffen werden.

 

Der israelische Vize-Premierminister Schimon Peres sagte am 16. Juli gegenüber der Presse, dass die Iranische Revolutionsgarde bereits in den Konflikt eingreifen würde, was von der Hisbollah als auch von Iran zurückgewiesen wurde.

 

Am Abend des 18. Juli warf Israels Ministerpräsident Ehud Olmert dem Iran und Syrien Mitverantwortung für die Eskalation der Gewalt im Libanon vor. Demnach hätten im Libanon operierende Mitglieder der iranischen Revolutionsgarde die Entführung zweier israelischer Soldaten vor rund einer Woche zusammen mit der Hisbollah koordiniert, um damit die Aufmerksamkeit der Welt von Irans Atomprogramm abzulenken, was somit erfolgreich gewesen sei. Zuvor hatte Israels Armee mitgeteilt, die Hisbollah-Miliz schmuggle Waffen aus Syrien in den Libanon. Die Hisbollah hat unterdessen gemeldet, dass sie neuartige Raketen mit größerer Reichweite besitze. »Unsere Kämpfer haben Raketen vom Typ Raad 2 und Raad 3 auf Haifa gefeuert«, hieß es in einer Erklärung. Die ersten Raketen vom Typ Raad („Donner“) wurden 2004 im Iran hergestellt; diese haben eine Reichweite von 120 bis 350 Kilometer. Gemäß der Nachrichtenagentur IRNA traf sich am 19. Juli der libanesische Präsident Émile Lahoud mit dem iranischen Botschafter im Libanon Mohammad-Reza Sheybani. Dabei ging es um die Frage, inwieweit der Iran dem Libanon bei den Angriffen durch Israel helfen kann. Se'ew Schiff, Korrespondent für die Haaretz, schrieb in einem Artikel für Foreign Affairs, dass sich im Libanonkrieg zum ersten Mal Israel und der Iran in einem Konflikt gegenüberstanden. Dabei sei der Krieg eventuell nur der Auftakt zu einem größeren Konflikt mit dem Iran.

 

Rolle der Vereinigten Staaten von Amerika

 

Die Vereinigten Staaten von Amerika forderten in ersten Stellungnahmen Israel zur Zurückhaltung auf (vergleiche hierzu: Internationale Reaktionen). Einem Bericht der britischen Zeitung The Guardian zufolge waren die militärischen Aktionen Israels mit den Vereinigten Staaten abgestimmt. Die Vereinigten Staaten hätten Israel einen Zeitrahmen eingeräumt, in dem Israel der Hisbollah maximalen Schaden zufügen solle. Erst danach würde sich auch die Regierung der Vereinigten Staaten den internationalen Forderungen nach einem Waffenstillstand anschließen. Eine derartige Absprache wurde von der US-Regierung dementiert. Allerdings haben die Vereinigten Staaten bereits zu Beginn der Luftoperationen dem Ersuchen der israelischen Regierung nach einer schnelleren Lieferung von bestellten Präzisionswaffen stattgegeben.

 

Der US-Enthüllungsjournalist Seymour Hersh veröffentlichte einen Artikel, der die Politik der US-Regierung mit einem inoffiziellen Einverständnis mit Israels Vorgehen erklärt. Hersh zitiert zahlreiche anonyme amerikanische und israelische Quellen aus regierungsnahen Kreisen, denen zufolge Israel die Angriffe gegen die Hisbollah bereits Monate vorher geplant habe. Demnach sei auch die US-Regierung schon lange zuvor auf einen solchen Krieg vorbereitet gewesen. Dies sei, so Hersh, Teil einer militärischen Kooperation, die vor allem die Luftstreitkräfte beider Länder betrifft. Die US-Regierung sieht demnach die Militäroperation gegen die Hisbollah als Testfall für einen amerikanischen Luftangriff auf den Iran an. Teheran habe die Hisbollah in der Entwicklung unterirdischer Bunkeranlagen unterstützt, wie sie in ähnlicher Weise auch im Iran existierten. Der Angriff werde - laut Hershs Informanten - noch vor dem Ende der Amtszeit von Präsident Bush angestrebt. Das offizielle Dementi der US-Regierung zu seinen Kernaussagen hatte Hersh dabei bereits vorab eingeholt und in seinen Artikel eingebaut.

 

Diplomatie

 

Internationale Reaktionen

 

US-Präsident George W. Bush äußerte sich „besorgt um die Demokratie im Libanon”. Dennoch betonten die USA als auch die deutsche Kanzlerin Merkel, dass Israel das Recht auf Selbstverteidigung habe. Der iranische Präsident Mahmud Ahmadinedschad machte am 13. Juli in einem Telefonat mit seinem syrischen Amtskollegen Israel für die Eskalation verantwortlich. Weiter warnte er Israel, einen Angriff auf Syrien durchzuführen. In diesem Fall müsste das Land mit einer „scharfen Reaktion” rechnen. Der Sprecher des iranischen Außenministeriums Hamid-Reza Asefi verurteilte am selben Tag die Angriffe Israels auf den Libanon und die durch Israel begangenen Zerstörungen der Infrastruktur stark. Er fügte hinzu, dass der Iran über die Destabilisierung der Region, die durch Israel begangen werde, besorgt sei. Am 14. Juli hat der israelische Ministerpräsident Ehud Olmert als Bedingungen für die Einstellung der Kämpfe die Freilassung der beiden im Südlibanon entführten israelischen Soldaten, die Einstellung der Raketenangriffe durch die Hisbollah und die Erfüllung der UN-Resolution 1559 gestellt. Syriens Vize Präsident Faruk al-Scharaa rügte auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem iranischen Chef für die Nationale Sicherheit Ali Laridschani am 12. Juli 2006 Israels Verhalten im Gazastreifen und im Libanon. Er wies den Vorwurf zurück, dass Syrien etwas mit der Entführung des israelischen Soldaten zu tun habe. Der palästinensische Präsident Mahmud Abbas warnte vor einem regionalen Krieg. Er forderte die Weltmächte auf, in diesem Konflikt zu intervenieren. Allgemein ist die Stimmung in der arabischen Welt gespalten. Während einige Staaten wie Marokko, Syrien und der Jemen ihre Unterstützung für den Libanon und die Hisbollah zum Ausdruck brachten, kritisierten andere Staaten wie Saudi-Arabien und Ägypten indirekt die Hisbollah für ihr Verhalten.

 

Der damalige UN-Generalsekretär Kofi Annan regte auf dem G8-Gipfel in St. Petersburg eine Friedensmission an. Der britische Premier Tony Blair erklärte, „der einzige Weg, die Bombardierung Israels zu stoppen, ist eine Stationierung internationaler Truppen“. Russland, Italien und die EU stehen dem positiv gegenüber, für Deutschland war dies nach den Worten von Bundeskanzlerin Merkel zu dem Zeitpunkt „kein Thema“. Israel begrüßt eine Stationierung von Blauhelmen, stellt hierfür aber Bedingungen. So müsse es Aufgabe einer Friedenstruppe sein, die Hisbollah in einem Streifen von 80 km nördlich der Grenze zu entwaffnen.

 

Die Schweiz reagierte in Gestalt ihrer Außenministerin Micheline Calmy-Rey am 20. Juli harsch auf die militärische Reaktion Israels. So unbestritten das Selbstverteidigungsrecht Israels sei, so eindeutig unangemessen sei der Angriff auf Libanon, zumal er in großem Masse unbeteiligte Zivilisten und zivile Einrichtungen treffe. Als Depositärstaat der Genfer Konvention sei die Schweiz verpflichtet, auf deren Einhaltung zu drängen.

 

Der Präsident Venezuelas, Hugo Chávez, hat mit dem Abbruch der Beziehungen zu Israel gedroht. Chávez sagte in einer Fernsehansprache, er habe kein Interesse, mit einem Staat wie Israel diplomatische Beziehungen, Büros oder Handelsbeziehungen zu halten.

 

Die deutsche Bundesregierung hielt sich mit offiziellen Stellungnahmen zurück. Die Grünen haben wegen der kriegerischen Auseinandersetzungen im Libanon ein Aussetzen deutscher Waffenlieferungen an Israel gefordert. „Jede Rüstungslieferung ist angesichts der Art der israelischen Kriegsführung ein Beitrag zur Spannungsförderung“, sagte Grünen-Verteidigungsexperte Winfried Nachtwei der Netzeitung. Nachtwei forderte die Bundesregierung auf, sich an die Richtlinien zum Export von Kriegswaffen in Krisengebiete zu halten.

 

Libanon-Konferenz

 

Am 26. Juli fand in Rom eine internationale Konferenz statt, die sich mit dem Konflikt im Libanon beschäftigte. Die direkten Konfliktparteien Israel, Hisbollah und Hamas nahmen an dem Treffen nicht teil. Auch Syrien war auf der Konferenz nicht vertreten. Zu den 15 Teilnehmern gehörten Vertreter der Europäischen Union, der Vereinigten Staaten, der UNO, der Weltbank und des Libanons. Außerdem nahmen Ägypten und Jordanien an der Konferenz teil.

 

Neben der Konfliktlösung ging es vorrangig um die Versorgung der libanesischen Zivilbevölkerung. Die Vorschläge einer internationalen Schutztruppe wurden ebenfalls teilweise konkretisiert. Diese Friedenstruppe solle mit einem UN-Mandat ausgestattet sein und nach einem Waffenstillstand die Grenze zwischen Israel und Libanon absichern können. Auf genaue Vorschläge, wie auf diplomatischem Wege ein Waffenstillstand erreicht werden könnte, einigte sich die Konferenz nicht.

 

Israel interpretierte die Unschlüssigkeit und die als vage empfundenen Ergebnisse der Konferenz, die für viele Beobachter auf Uneinigkeit der beratenden Nationen beruhen, als „Erlaubnis“ mit seinen Operationen im Libanon fortfahren zu dürfen. Israel sah sich in der Ansicht bekräftigt, dass es die Hisbollah nur selber entwaffnen könne, wozu ein militärischer Sieg vonnöten wäre. Auf der Konferenz wurde trotz aller vermeintlichen Uneinigkeit zu einer Waffenruhe aufgefordert. Der Aufruf stünde im völligen Widerspruch zu dessen Interpretation seitens Israels, betonte der finnische Außenminister in Vertretung der EU.

 

UN-Resolution

 

Der UN-Sicherheitsrat hat am 11. August einstimmig die UN-Resolution 1701 angenommen. Der von den ständigen Mitgliedern USA und Frankreich eingebrachte Entwurf enthält unter anderem die Forderung nach einem sofortigen Waffenstillstand sowie die Stationierung von 15.000 libanesischen und 15.000 UNIFIL Soldaten, um eine Waffenruhe zu überwachen und nimmt Bezug auf die Umsetzung der Resolution 1559. Im Gegensatz zu dem ursprünglichen Mandat der UNIFIL ist das erweiterte Mandat unter Kapitel VII der UN-Charta gestellt.

 

Die öffentliche Debatte

 

Um die Bewertung des Konflikts wurde in der öffentlichen Meinung in Deutschland und anderen Ländern von Anfang an erbittert gestritten. Während die Kritiker des israelischen Vorgehens im Agieren der Armee einen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg sahen und Israel dafür kritisierten, wurde von der Gegenseite das Vorgehen Israels verteidigt. Die Befürworter sprachen davon, Israel gehe gegen eine „tödliche Bedrohung“ durch Hisbollah und Hamas vor und halte damit Syrien und den Iran davon ab, Libanon gleichsam als festinstallierte Startrampe gegen Israel zu missbrauchen.

 

In Israel

 

Mit ihrem Vorgehen haben sich Olmert und Perez in den ersten Kriegstagen die breite Zustimmung der israelischen Bevölkerung erworben: 90 Prozent wollten den Krieg laut Umfragen so lange fortführen, bis die Hisbollah von der Grenze entfernt würde, und erst danach Verhandlungen über einen Waffenstillstand und die Freilassung der entführten Soldaten führen. Nach der Tötung von mindestens 28 Zivilisten bei einem Bombardement im südlibanesischen Kana, zunehmenden Verlusten der Bodentruppen und der Tatsache, dass die propagierten Kriegsziele nicht erreicht wurden, sank die Zustimmung zu Olmerts und Perez Amtsführung auf 48% bzw. 37%.

 

Im Massenblatt Jedi’ot Acharonot wurde betont, dass Israel erstmals seit Jahren seine „echte Grenze“ verteidige.

 

Der Sprecher der Organisation: "Schalom Achschaw" („Frieden Jetzt“), Yarif Oppenheimer sagte, dass Israel sich 2000 aus dem Libanon zurückgezogen habe. Israel sei von der Hisbollah angegriffen worden und habe deshalb reagieren müssen.

 

Uri Avnery von der Gusch Schalom hielt das Vorgehen Israels für eine lange vorbereitete Aktion des israelischen Militärs und für schädlich, nicht nur für den Libanon, sondern auch für Israel. Er befürchtete eine weitere Radikalisierung und Stärkung der Hisbollah.

 

Es sind zudem Befehlsverweigerungen unter israelischen Soldaten und Verweigerungen des Wehrdienstes durch Reservisten bekannt geworden.

 

Weltweit

 

Neben den Vereinigten Staaten stärkte auch Großbritannien Israel diplomatisch den Rücken und warb um Verständnis für das Vorgehen von Israel. Ein Großteil der westlichen Regierungen hielten sich weitestgehend mit offiziellen Verurteilungen Israels in dem Konflikt zurück.

 

Die Evangelikalen in den USA unterstützten die Position Israels. Für die New Christian Right ist die Unterstützung von Israel wichtig als Teil der "letzten Schlacht" (siehe auch christlicher Zionismus). Newt Gingrich, ein Vertreter der Neokonservativen, neben den Evangelikalen die Hauptbasis der republikanischen US-Regierung unter George W. Bush, sah im Israel-Hisbollah Konflikt „in fact, World War III“ und „the U.S. ought to be helping“. Man sollte nun schnell darauf hinarbeiten und dürfe jetzt keine Appeasement-Politik betreiben.

 

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