Mossad (המוסד למודיעין ולתפקידים מיוחדים,
haMosad leModi'in uLeTafkidim Mejuchadim, Institut für Aufklärung und besondere Aufgaben, eigentlich Mosad Merkazi leModi'in uLeTafkidim Mejuchadim, „Allgemeiner Nachrichten- und
Sicherheitsdienst") ist der Name des israelischen Auslandsgeheimdienstes. Intern wird der Dienst kurz das Institut (haMosad) genannt. Er ist in seiner Funktion vergleichbar mit der
US-amerikanischen CIA oder dem deutschen BND, die rechtlichen Befugnisse des Mossad reichen jedoch wesentlich weiter.
Das Motto des Dienstes lautet: „Wo keine Planung, stürzt das Volk,
doch Rettung wird, wo viel Ratgebung ist“ (Spr. 11, 14).
Auftrag
Als Auslandsnachrichtendienst Israels hat der Dienst primär die
Aufgabe, Informationen, die für die Regierung, das Militär und die Sicherheit des Landes von Relevanz sein könnten, mit nachrichtendienstlichen Mitteln wie menschlichen Quellen (HUMINT) und
elektronischer Aufklärung (SIGINT) zu beschaffen. Darüber hinaus fungiert der Dienst auch weltweit als operativer Arm der Regierung, der zuweilen mit Gewalt und unter Verletzung internationalen
Rechts die Interessen Israels durchsetzt (Ermordungen und Entführungen).
Organisation
Das Hauptquartier des Mossad befindet sich in Tel Aviv. Seine
Personalstärke wird auf rund 1.200 Mitarbeiter geschätzt. Lediglich ein Bruchteil der Mitarbeiter sind aktive Agentenführer, so genannte Katsas. Die im Vergleich zu anderen Geheimdiensten geringe
Anzahl an operativen Mitarbeitern erklärt sich dadurch, dass der Mossad weltweit auf ein engmaschiges Netz an freiwilligen Helfern (Sajanim) zurückgreifen kann. Meistens handelt es sich dabei um
Personen (israelische Staatsbürger oder jüdische Sympathisanten anderer Staatsangehörigkeiten), die im Zielland einer Operation ansässig sind und diskret logistische Unterstützung leisten, zum
Beispiel durch Bereitstellung von Transportmitteln, sicheren Wohnungen oder durch Beschaffung von Information.
Die jeweilige Identität des Mossad-Chefs war lange ein israelisches
Staatsgeheimnis. Seit Ende der 1990er Jahre werden die Namen aber bekanntgegeben.
Struktur
Die innere Gliederung des Mossad ist weitgehend unbekannt. Vermutlich
verfügt er aber über acht Abteilungen:
-
Die Sammlungsabteilung ist die größte Abteilung. Sie leitet
sämtliche Spionageaktionen und verfügt über Niederlassungen auf der ganzen Welt, teils geheim, teils als Bestandteil der diplomatischen Vertretungen Israels. Vermutlich ist die Abteilung nach
regionaler Zuständigkeit weiter aufgegliedert.
-
Die Abteilung für politische Aktionen und Zusammenarbeit
koordiniert die Arbeit mit den Geheimdiensten befreundeter Nationen und unterhält Kontakte zu Nationen, mit denen Israel keine offiziellen diplomatischen Beziehungen hat. In größeren
Auslandsvertretungen Israels sind meist auch Mitarbeiter dieser Abteilung stationiert.
-
Die Abteilung für spezielle Operationen Kidon – auch
Metsada genannt – führt Anschläge, Sabotage, paramilitärische Operationen und psychologische Kriegführung höchster Geheimhaltungsstufe durch.
-
Die LAP (Lochama Psichologit)-Abteilung ist für
psychologische Kriegführung, Propaganda und Täuschungsoperationen zuständig.
-
Die Forschungsabteilung produziert in regelmäßigen Abständen
Geheimdienstberichte über verschiedene Regionen der Welt. Sie ist in 15 regional zuständige Arbeitsgruppen gegliedert, wobei der eindeutige Schwerpunkt auf den Ländern des Nahen Ostens
liegt.
Zusätzlich gibt es eine Abteilung, die sich mit Atomwaffen
befasst. In ihr gingen wesentlich Teile des ehemals vierten israelischen Nachrichtendienstes Lakam auf, als dieser 1986 aufgelöst wurde.
Leitung
-
Re'uwen Schiloach, 1951–1952
-
Isser Harel, 1952–1963
-
Meir Amit, 1963–1968
-
Tzwi Zamir, 1968–1974
-
Jitzchak Chofi, 1974–1982
-
Nachum Admoni, 1982–1990
-
Schabtai Schawit, 1990–1996
-
Dani Jatom, 1996–1998
-
Ephraim Halevy, 1998–2002
-
Meir Dagan, 2002 – 2010
-
Tamir Pardo, 2010 bis 2015
-
Yossi Cohen, 2015 bis heute
Geschichte
Der Mossad wurde am 1. September 1951 mit der Zusammenführung der
Vorgängereinrichtungen Zentralinstitut für Koordination und Zentralinstitut für Aufklärung und Sicherheit gegründet. Bekannt gewordene oder vermutetete Aktionen des Mossad in der
Vergangenheit werden im Folgenden in Übersichtslisten dargestellt.
Nach dem Mord an Israels Premierminister Jitzhak Rabin und
verschiedenen Fehlschlägen musste der in der Öffentlichkeit bis dahin nur als „S“ bekannte Schabtai Schawit als Generaldirektor des Mossad zurücktreten. Am 24. März 1996 wurde Generalmajor Dani
Jatom zum neuen Generaldirektor ernannt. Ab diesem Zeitpunkt wurden die Namen der Mossad-Chefs erstmals öffentlich bekannt gegeben. Als Folge des missglückten Attentats auf Chalid Masch'al (siehe
unten) und einer missglückten Operation in der Schweiz trat Jatom zurück. Den Posten übernahm im März 1998 Ephraim Halevy. Halevy war zuvor Mossad-Agent und dann Vertreter Israels bei der
Europäischen Union gewesen. Im Oktober 2002 entließ der damalige Premierminister Ariel Scharon Halevy, mit dem er wiederholt über die richtige Strategie gegen den palästinensischen Terror in
Streit geraten war. Zurzeit leitet General Meir Dagan den Mossad. Er diente gemeinsam mit Scharon in der israelischen Armee. Dagan leitete eine Kommandoeinheit, die im Gazastreifen militante
Palästinenser aufspürte und liquidierte. Unter ihm widmete sich der Mossad wieder mehr verdeckten Operationen und Spezialoperationen und konzentrierte sich auf die Bekämpfung der von Israel als
Bedrohung betrachteten kerntechnischen Programms des Irans.
Als erfolgreich betrachtete Operationen
-
1956 hielt Nikita Chruschtschow auf dem 20. Parteitag der KPdSU in
Moskau eine „Geheimrede“. In dieser Rede klagte Chruschtschow die Verbrechen Stalins an. Im Westen kursierten Gerüchte und Spekulationen über den genauen Inhalt der Rede. Sämtliche
Nachrichtendienste des Westens begaben sich auf die Suche nach dieser brisanten Rede. Dem Mossad gelang es, die Dokumente in die Hände zu bekommen. Über die CIA wurde die „Geheimrede“ an die
New York Times weitergeleitet. Die Publikation war eine Sensation. In der Sowjetunion wurden Einzelheiten von Chruschtschows geheimer Rede erst 38 Jahre später öffentlich.
-
Im Mai 1960 spürte der Mossad den deutschen Kriegsverbrecher Adolf
Eichmann in Argentinien auf und entführte ihn nach Israel (u. a. von Rafi Eitan, der davon abriet, gleichzeitig den Versuch zu unternehmen, Mengele zu fassen). Eichmann wurde in Jerusalem vor
Gericht gestellt, zum Tode verurteilt und hingerichtet.
-
In den 1960er Jahren gelang es dem Mossad-Agenten Eli Cohen,
wichtige Informationen aus der syrischen Regierung und über militärisch-strategisch wichtige Positionen der syrischen Armee auf den Golanhöhen an Israel weiterzuleiten. Dadurch, dass alle
anderen Sender aufgrund eines Stromausfalls lahmgelegt waren und nur Cohens batteriebetriebener Sender funkte, gelang es dem Syrischen Geheimdienst, Cohens Sender zu lokalisieren und ihn beim
Absetzen eines Funkspruchs nach Tel Aviv festzunehmen. Cohen wurde gefoltert und, trotz internationaler Bemühungen (u. a. des Vatikans), in Damaskus öffentlich als Spion gehängt.
-
1962 und 1963 verübte der Mossad mit der Hilfe von Informationen
seines Agenten Wolfgang Lotz Anschläge auf mehrere deutsche Ingenieure, die seit 1959 am ägyptischen Raketenprogramm arbeiteten - eine entsprechende Betätigung in Deutschland war damals
aufgrund alliierter Bestimmungen noch verboten. Der Ingenieur Dr. Heinz Krug verschwand im September 1962 in München - sein Auto wurde gefunden, seine Leiche jedoch nicht. Ein anonymer
Anrufer behauptete seinen Tod. Im Februar 1963 entging der Elektronik-Experte Hans Kleinwächter nur knapp einem Mordanschlag in Lörrach - sein Wagen wurde blockiert und mit einer
schallgedämpften Pistole auf ihn geschossen. Eine Briefbombe an den Ingenieur Dr. Wolfgang Pilz in Ägypten kostete dessen Sekretärin das Augenlicht, eine weitere Bombe einen Tag später tötete
fünf Personen. In der Schweiz wurden zwei israelische Agenten verhaftet, als sie die Tochter des Raketenexperten Prof. Paul Goerke bedrohten. Schließlich musste der verantwortliche
Mossad-Chef Harel auf Druck Ben Gurions zurücktreten, um die Zusammenarbeit mit deutschen Behörden nicht zu gefährden, und die Arbeit des Mossad in dieser Sache wurde in moderatere Bahnen
gelenkt. Als die Ägypter Mitte der 1960er Jahre stattdessen mit der Sowjetunion und anderen Ostblockstaaten wie der DDR kooperierten, erübrigte sich ein weiteres Vorgehen.
-
Am 16. August 1966 gelang es dem Mossad, einem irakischen Piloten
zur Flucht nach Israel mit seiner neuen MiG-21 zu verhelfen (Operation Penicillin). Die MiG-21 wurde benötigt, um die eigene Luftwaffe, die mit französischen Mirage ausgerüstet war, an dem
schneller beschleunigenden Feindflugzeug auszubilden und die höhere Manövrierfähigkeit der Mirage zu nutzen.
-
Nachdem der französische Präsident Charles de Gaulle 50 bereits
bezahlte und gebaute Mirage aufgrund des Sechstagekrieges nicht nach Israel ausliefern lassen wollte, bemühte sich im Februar 1968 eine „Beschaffungskommission des Staates Israel in Paris“ um
die Baupläne der Triebwerke der Mirage des schweizerischen Lizenzbauers. Nachdem die Schweizer Firma den Verkauf ablehnte, bestach der Mossad einen Mitarbeiter des Schweizer Unternehmens mit
$ 200.000 und schaffte demonstrativ 47 Zentner Akten über die Bundesrepublik Deutschland nach Israel. Allerdings ist auch die Ansicht vertreten worden, dass dies mit insgeheimer Unterstützung
der Franzosen geschah, die nur offiziell keine Waffen an Israel liefern wollten.
-
Im Dezember 1968 kaperten Mossad-Agenten acht Raketenboote, die im
französischen Cherbourg für Israel gebaut worden waren, die Präsident Charles de Gaulle aber nicht ausliefern lassen wollte. Gleichzeitig im November 1968 verschwand der 1142 BRT-Uranfrachter
„Scheersberg A“ auf dem Weg von Antwerpen nach Genua spurlos. Es wird angenommen, dass er den Schnellbooten auf ihrem Weg nach Israel als Versorgungsschiff diente und gleichzeitig Uraninit
nach Israel transportierte.
-
Am 24. Dezember 1969 besetzte ein Mossad-Kommando innerhalb von
drei Stunden eine sieben Tonnen schwere sowjetische P-12-Radarstation der ägyptischen Flugabwehr, die auch Flugzeuge im Tiefstflug erfassen konnte, und brachte sie mitsamt der entführten
Besatzung von vier ägyptischen Technikern nach Israel.
-
Nachdem am 5. September 1972 ein Kommando des Schwarzer September
in München elf Sportler der israelischen Olympia-Mannschaft zunächst als Geiseln genommen und dann getötet hatte, bildete der Mossad auf Anweisung des israelischen Sicherheitskabinettes unter
Golda Meir die Sondereinheit Caesarea, deren Aufgabe die Liquidierung der Attentäter und deren angeblicher Hintermänner war. Im Zuge der unter dem Namen Operation Zorn Gottes bekannt
gewordenen Aktionen exekutierten Mossad-Kommandos etwa 20 Palästinenser, deren Verbindung zur Geiselnahme von München allerdings teilweise umstritten ist. Bei den häufig mit Bomben
durchgeführten Anschlägen kamen nicht nur Zielpersonen, sondern auch Begleiter und Passanten zu Tode. Die gezielte, irrtümliche Liquidierung eines Unschuldigen wurde als Lillehammer-Affäre
bekannt.
-
1973 wurde im Rahmen der Operation Zorn Gottes die
Operation Frühling der Jugend ausgeführt, die Tötung von Muhammad Youssef Al-Najjar und Kamal Adwan in Beirut. Da eine Reihe von Zielpersonen der Liquidations-Liste in gut gesicherten Häusern
im Libanon wohnte und somit mit den bisherigen Anschlag-Methoden nicht zu erreichen war, startete Caesarea die Operation Frühling der Jugend (Operation Spring of Youth). In der
Nacht vom 9. auf den 10. April 1973 drangen Sajeret-Matkal-Kommandos, ein Team Fallschirmjäger und eins der Schajetet 13, der israelischen Kommando-Kampfschwimmer, nach Beirut und
Sidon ein. Dort töteten sie einige hochrangige Mitglieder der PLO und des Schwarzen Septembers, u. a. Muhammad Youssef Al-Najjar (Abu Youssef), den Führungsoffizier des Schwarzen
September und PLO-Offiziellen, Kamal Adwan, einen Führungs- und Geheimdienstoffizier des Schwarzen September und Leiter aller Terroroperation auf israelischen Staatsgebiet, sowie Kamal
Nasser, den PLO-Sprecher. Youssef und seine Frau wurden in ihrem Badezimmer durch Gewehrfeuer getötet, als ein Kommando ihre Beiruter Wohnung stürmte.
-
Am 7. Juni 1981 wurde der irakische Kernreaktor Osirak von der
israelischen Luftwaffe zerstört, nachdem der Mossad Informationen darüber beschafft hatte.
-
1986 entführte der Mossad den israelischen Atomtechniker Mordechai
Vanunu, der Informationen über das israelische Atomwaffenprogramm in Dimona an die Presse weitergegeben hatte.
-
Im April 1988 töteten Mossad-Agenten in einem PLO-Stützpunkt in
Tunis Abu Dschihad, einen führenden Planer von Terroranschlägen der PLO.
-
Der Mossad übernahm 1991 vom BND sowjetische Panzer aus
NVA-Beständen und verschiffte sie als „landwirtschaftliche Ersatzteile“ nach Israel.
-
Im Oktober 1995 wird der palästinensische Arzt und Mitbegründer
des „Islamischen Dschihad“ Fathi Schakaki auf Malta erschossen.
-
Insgesamt konzentriert sich der Mossad hauptsächlich auf arabische
Länder und Organisationen. Sein nachrichtendienstliches Interesse erstreckt sich aber auch zum Beispiel auf NATO-Länder. Darüber hinaus organisiert er die Schleusung jüdischer Flüchtlinge aus
aller Welt nach Israel.
Fehlgeschlagene Operationen
-
Wiederholt wurden in der Vergangenheit Mossad-Agenten mit
gefälschten Pässen oder beim Versuch, sich unter Angabe falscher Tatsachen echte Papiere zu erschleichen, verhaftet, was jeweils zu diplomatischen Verstimmungen zwischen Israel und der
betroffenen Nation führte.
-
1974 töteten Mossad-Agenten im Rahmen der sog. Lillehammer-Affäre
irrtümlich den marokkanischen Kellner Ahmed Bouchiki, den sie für Ali Hasan Salameh hielten, einen der Verantwortlichen der Geiselnahme von München. Fünf israelische Agenten wurden von einem
norwegischen Gericht zu Gefängnisstrafen verurteilt.
-
1996 berichtete der Geheimdienstmitarbeiter Yehuda Gil, dass die
Verlegung der 14. Division der syrischen Armee Teil eines Planes sei, die Golanhöhen in einem Überraschungsschlag zurückzuerobern. Die von Gil bewusst gefälschte Analyse wurde an die
Amerikaner weitergegeben, was nach Auffliegen der Affäre den Ruf des Mossad in den USA und anderswo nachhaltig schädigte.
-
1997 scheiterte ein geplantes Giftattentat auf den Hamas-Führer
Khalid Meshaal in Jordanien. Laut Aussage von Rafael Eitan, einem ehemaligen Mossad-Agentenführer, war der Fehlschlag auf ungenügende Ausbildung der beteiligten Agenten zurückzuführen. Dieser
Misserfolg konnte nur durch diverse politische Zugeständnisse Israels gegenüber Jordanien kompensiert werden.
- 1998 scheiterte ein versuchter Lauschangriff im schweizerischen
Liebefeld bei Bern und führte die involvierten Agenten als Amateure vor. Bei der Aktion gingen die Geheimdienstler so lautstark vor, dass eine Anwohnerin die Polizei alarmierte und diese die
Agenten in flagranti überraschte und verhaften konnte.
Mossad-Beteiligung unklar beziehungsweise umstritten
Die Beteiligung des Dienstes wird von unterschiedlicher Seite bei
folgenden Operationen angenommen, kann aber naturgemäß nicht oder noch nicht abschließend belegt werden:
-
Die Ermordung von Gerald Bull, eines kanadischen Waffeningenieurs,
der für den Irak eine „Superkanone“ entwickeln wollte.
-
Langjährige Unterstützung kurdischer Rebellen, speziell die
Ausbildung von Spezialkräften zur geheimen Infiltration von syrischem und iranischem Gebiet (die Grenzregionen sind größtenteils kurdisch geprägt). Mögliche Unabhängigkeitsbestrebungen der
Region (insbesondere vom Irak und Teilen der östlichen Türkei) werden von Experten als große Gefahr für die Stabilität im Nahen Osten eingeschätzt.
-
Eine Reihe von Autobombenanschlägen im Libanon. Der libanesische
Geheimdienst verhaftete im Juni 2006 Mahmoud Rafeh. Er soll laut libanesischen Angaben zugegeben haben, als Anführer einer Terrorzelle seit Jahren im Libanon tödliche Anschläge im Auftrag des
Mossad durchgeführt zu haben. Die libanesische Regierung will den Fall vor den UN-Sicherheitsrat bringen und dem UN-Sonderermittler Serge Brammertz, der den Mord am früheren libanesischen
Ministerpräsidenten Rafiq al-Hariri untersucht, die Ergebnisse der Ermittlungen seines Geheimdienstes übergeben.
-
Die Ermordung des Hamas-Führers Mahmud al-Mabhuh, der am 20.
Januar 2010 erstickt in einem Hotelzimmer in Dubai aufgefunden wurde. Die Polizei Dubais präsentierte später Videoaufzeichnungen des Vorgehens der mutmaßlichen Mörder vor und nach der Tat.
Dadurch erlangte die Ermordung ungewöhnlich starke Medienberichterstattung.
- Die Entführung des Ingenieurs Dirar Abu Sisi, stellvertretender Leiter
des einzigen Kraftwerks des Gazastreifens. Abu Sisi verschwand am 18. Februar 2011 unter bislang ungeklärten Umständen auf einer Reise in der Ukraine. Am 20. März 2011 gaben die israelischen
Behörden zu, den Ingenieur in ihrer Gewalt zu haben.
- Der Mossad wird beschuldigt Masoud Alimohammadi, Ardeshir Hosseinpour,
Majid Shahriari, Darioush Rezaeinejad und Ahmadi-Roshan ermordet zu haben. Die vorhergenannten Personen sind Wissenschaftler, die am iranischen Atomprogramm arbeiteten. Es wird außerdem vermutet,
dass der Mossad auch hinter dem versuchten Anschlag auf Fereydoon Abbasi steckt.
Einige Spekulationen gehören in den Bereich der Verschwörungstheorien,
wie die unterstellte Beteiligung am Tod von Uwe Barschel (vertreten hauptsächlich durch Victor Ostrovsky) und des britischen Medienverlegers Robert Maxwell (hier wird als Motiv angeführt, dass
dieser von einer vermeintlichen Beteiligung des Mossad an dem Putsch gegen Michail Gorbatschow gewusst hätte und im Zuge eines Streites um Geldangelegenheiten damit gedroht hätte, dies publik zu
machen).
Beziehungen mit Verbündeten
Die Affäre um deutsche Raketenexperten in
Ägypten führte vor der Aufnahme von diplomatischen Beziehungen von Westdeutschland und Israel zu erheblichen Belastungen, insbesondere
auch deswegen, weil der Mossad damals vor Anschlägen in Westdeutschland nicht zurückschreckte. 1963 kam es deswegen zum Rücktritt von Isser Harel als Leiter des Mossad, was die israelische Opposition heftig kritisierte. Der
Rücktritt des Regierungschefs Ben Gurions im Juni 1963 hing mittelbar damit
zusammen. Dem ungeachtet gibt es eine lange Tradition der israelisch-deutschen Rüstungskooperation, die vom Mossad mit betreut wurde.
Die Lavon-Affäre sowie Operation Plumbat zeigen Beispiele
für Konflikte mit anderen europäischen Staaten, insbesondere Frankreich auf, bei denen der Mossad eine Rolle spielte. Die wesentliche militärische Unterstützung Israels kam vor 1969 aus
Frankreich, der Tschechoslowakei sowie Deutschland. Aufgrund des politischen Umschwungs in Frankreich nach dem Sechstagekrieg
1969 wie der Unabhängigkeit Algeriens 1962 verkündete Charles de Gaulle
1969 einen Rüstungsboykott gegenüber Israel. In der Operation Cherbourg
entführten Mossadagenten in Frankreich mit deutscher Technik gebaute Schnellboote aus Frankreich nach Israel.
Danach wurde die Zusammenarbeit der Israelis mit den USA und deren Central Intelligence Agency intensiviert. Dennoch kam es mehrfach zu Irritationen in den
Beziehungen zu US-Geheimdiensten, zum Beispiel 1967 zur NSA durch den Angriff
auf deren Schiff USS Liberty im Sechstagekrieg mit mehreren Toten. Dieser wurde zwar offiziell von der US-Regierung
heruntergespielt, sorgte in US-Geheimdienstkreisen aber für nachhaltige Verstimmung. Die Geheimdienstbeziehungen zu den USA wurden zudem Mitte der 1980er Jahre von der Affäre des für Israel
spionierenden Mitglieds des Geheimdienstes der US-Navy Jonathan Pollard schwer
belastet, der 1986 in den USA zu lebenslanger Haft verurteilt wurde. Er verriet u.a. zahlreiche CIA-Agenten, ebenso wie die US-amerikanischen Abhör- und Satellitenbeobachtungsmethoden gegen
Israel und die Angriffspläne US-amerikanischer U-Boote gegen die Sowjetunion. In der Folge sollen einige US-Agenten in der Sowjetunion aufgeflogen sein. Nachdem die israelische Regierung eine
Spionagetätigkeit Pollards lange bestritten hatte, gab sie schließlich 1998 unter Benjamin Netanyahu bekannt, dass dieser nicht wie anfangs angenommen, für den Mossad tätig war. Pollar soll für einen speziellen, inzwischen in der Folge der Affäre
aufgelösten Geheimdienst Lakam tätig gewesen sein. Der im Zuge der Affäre
entlassene Führungsoffizier von Pollard, Rafi Eitan war im Mossad unter anderem
an der Eichmann-Entführung und der Affäre des mit Uranmaterial umgeleiteten Frachters Scheersberg beteiligt.
zurück zum Inhaltsverzeichnis