Sechstagekrieg

 

Der Sechstagekrieg (arabisch حرب الأيام الستة arb al-ayyām as-sitta, hebr. מלחמת ששת הימים, milchémet schéschet haJamim) zwischen Israel und den arabischen Staaten Ägypten, Jordanien und Syrien dauerte vom 5. Juni bis zum 10. Juni 1967. Als Teilaspekt des Nahostkonfliktes war er nach dem Israelischen Unabhängigkeitskrieg (1948) und der Sueskrise (1956) der dritte arabisch-israelische Krieg.

 

Dem Krieg unmittelbar voraus ging die Sperrung der Straße von Tiran für die israelische Schifffahrt, der von Nasser erzwungene Abzug der UNEF-Truppen vom Sinai und ein ägyptischer Aufmarsch von 1000 Panzern und fast 100.000 Soldaten an den Grenzen Israels. Der Krieg begann am 5. Juni mit einem Präventivschlag der israelischen Luftwaffe gegen ägyptische Luftwaffenbasen, der einem befürchteten Angriff der arabischen Staaten zuvorkommen sollte. Jordanien, das am 30. Mai 1967 einen Verteidigungsvertrag mit Ägypten geschlossen hatte, griff daraufhin Westjerusalem und Netanya an. Am Ende des Krieges kontrollierte Israel den Gazastreifen, die Sinai-Halbinsel, die Golanhöhen, das Westjordanland und Ostjerusalem. Der Ausgang des Krieges beeinflusst die Geopolitik der Region bis auf den heutigen Tag.

 

Ausgangssituation

 

Schon vor dem Sechstagekrieg gab es militärische Auseinandersetzungen Israels mit seinen Nachbarstaaten. Die letzten Kriege lagen 1967 allerdings schon elf (Suezkrise) beziehungsweise 19 Jahre (Unabhängigkeitskrieg) zurück. Die territorialen Verhältnisse unterschieden sich von den heutigen, da der Gaza-Streifen noch zu Ägypten, die Golanhöhen zu Syrien und das Westjordanland einschließlich der Altstadt Jerusalems zu Jordanien gehörten. Von Israels Nachbarstaaten aus operierten arabische Fedajin und griffen bis in die 1960er Jahre hinein wiederholt verschiedene Ziele in Israel an. Syrien etwa, das ein Verbündeter der Sowjetunion war, unterstützte Einfälle von Guerilleros als Teil des Volksbefreiungskriegs der syrischen Baath-Partei, auch um von innenpolitischen Problemen abzulenken. 1967 hatte noch kein arabischer Staat Israel und damit die Existenzberechtigung des jüdischen Staats anerkannt; ein Friedensvertrag zwischen einem der Staaten und Israel war noch nicht unterzeichnet worden.

 

Die Krise um den Sueskanal endete 1956 zwar mit einer militärischen Niederlage, aber dem politischen Sieg Ägyptens. Deshalb gelang es Gamal Abdel Nasser, eine quasi unanfechtbare Position als Führer der arabischen Welt aufzubauen. Auf Drängen der USA und Frankreichs hatten sich die israelischen Truppen wieder vom Sinai zurückgezogen, wofür im Gegenzug Ägypten dazu gebracht werden sollte, keine Partisanen mehr in das israelische Staatsgebiet zu schicken, die Grenzregion zu demilitarisieren und UN-Truppen zuzulassen. Die Stationierung von Friedenstruppen der Vereinten Nationen in Gaza und im Sinai (UNEF) trug denn auch zeitweise zu einer Beruhigung des Konflikts bei. Ägypten erklärte sich auch dazu bereit, die Straße von Tiran wieder für die israelische Schifffahrt zu öffnen, deren Schließung im Vorfeld der Sueskrise eskalierend gewirkt hatte.

 

1964 begann Israel, Wasser aus dem Jordan für seinen National Water Carrier abzuleiten. Im Jahr darauf begannen die arabischen Staaten mit dem Bau des Headwater Diversion Plan, welcher, einmal fertiggestellt, den Banijas-Strom und den Hazbani umleiten sollte, so dass Israel von diesen essentiellen Wasserquellen abgeschnitten gewesen wäre. Diese Maßnahme hätte 11% des gesamten Wasserhaushaltes Israels getroffen. Die israelische Armee griff das Kanalprojekt im März, Mai und August 1965 an und setzte damit gegenseitige gewaltsame Grenzkonflikte in Gang, welche direkt mit den Ereignissen in Zusammenhang stehen, die zum Sechstagekrieg führten.

 

Israel und der Angriff auf Jordanien

 

Das Verhältnis zwischen Israel und Jordanien war ebenfalls sehr gespannt. Am 13. November 1966 erschütterte eine israelische Militäroperation das Verhältnis weiter. Als Antwort auf die Tötung von drei israelischen Grenzpolizisten und die Verletzung von sechs weiteren Soldaten am 11. November durch die Fatah rückten israelische Fallschirmjäger in das Dorf Samua im heutigen Westjordanland ein und sprengten etwa 40 Häuser, deren Bewohner zuvor evakuiert worden waren. Im Laufe des Zwischenfalls kam es zu Zusammenstößen mit der jordanischen Armee und zu Luftkämpfen zwischen beiden Luftwaffen. Über die Opfer auf Seite der Jordanier gibt es unterschiedliche Angaben, auf israelischer Seite kam ein Soldat ums Leben. Der Angriff im November 1966 setzte einen Schlusspunkt unter dreijährige Geheimverhandlungen König Husseins und Israels. Hussein sah seinen Thron in direkter Gefahr, da die Palästinenser und Teile des Militärs begannen, ihm die Gefolgschaft zu verweigern. Zudem hatte ihm Israel wenige Tage vorher versichert, keinen Angriff auf Jordanien zu planen. Das Vertrauen Husseins in die Politik Israels war damit zerstört. Der Angriff wurde folgenlos vom Sicherheitsrat verurteilt, ebenso von den Vereinigten Staaten, die mittels einer militärischen Lieferung versuchten, König Husseins Position zu stützen. Dies führte zu Protesten einiger arabischer Alliierter König Husseins, weil dieser Samua nicht geschützt habe und auch wegen seiner teilweise ablehnenden Haltung gegenüber der Fatah, daraufhin befahl Hussein am 20. November die landesweite Mobilmachung.

 

Eine interne Arbeitsgruppe der israelischen Regierung formulierte vor dem Krieg die Ziele der israelischen Regierung bezüglich Jordaniens. Demnach war Israel bestrebt, Hussein an der Macht zu halten, da er die Existenz Israels anerkenne und durch seine Ermutigung an die Palästinenser, sich im Königreich niederzulassen, den israelisch-palästinensischen Konflikt entschärfe. Die Arbeitsgruppe kam aber zu dem Schluss, dass Israel eingreifen müsse, sobald Jordanien fremde arabische Truppen auf seinem Territorium zulasse oder mit anderen Staaten ein gegen Israel gerichtetes Bündnis eingehe.

 

Ägypten

 

Die ägyptische Armee war seit fünf Jahren auf den Bürgerkrieg im Jemen konzentriert, der nicht nur Teile der besten Einheiten band, sondern auch einen hohen Verschleiß an Material kostete und sich schlecht auf die Moral auswirkte. Teile der Armeeführung waren davon überzeugt, dass die ägyptische Armee keinerlei Kriegshandlungen gegen die israelische Armee durchführen könnte, solange noch eigene Verbände im Jemen seien. Ein entsprechender Bericht wurde allerdings vom damaligen Generalstabschef Amer in den Wind geschlagen. Dieser hatte seinen Posten vor allem wegen seiner Loyalität gegenüber Nasser erhalten, der jemanden suchte, um die Armee unter Kontrolle zu halten. Wie sich schon in der Sueskrise gezeigt hatte, war Amer für die Kriegführung ungeeignet.

 

Auch die ägyptische Armeeführung hatte nicht aus den Erfahrungen des Krieges von 1956 gelernt und vor allem nichts an der unzureichenden Ausbildung und der schlechten Behandlung der Soldaten geändert.

 

Nasser unterschätzte die Auswirkungen eines israelischen Erstschlags. Vermutungen zufolge ging er zudem von einem Stellungskrieg aus, den die seiner Ansicht nach starke ägyptische Armee gewinnen müsse. Er zeigte sich überzeugt, Israel habe den Krieg von 1956 nur wegen der Mithilfe Großbritanniens und Frankreichs gewonnen.

 

Von den Sowjets wurde 1966 der „Schild-und-Schwert-Plan“ für einen Krieg Ägyptens gegen Israel entworfen, der die Weiten der Sinaiwüste ausnutzen sollte. Die Israelis wussten von diesem Plan; obwohl die Landstreitkräfte Israels entlang der Linie von Anvil stationiert waren, ging der israelische Verteidigungsplan von einer Vorwarnzeit von 48 Stunden aus, von der man nicht sicher sein konnte, ob sie ausreichend sein würde, um einen möglichen Angriff durch Gegenmaßnahmen zu stoppen. Die israelische Bevölkerung fürchtete den Kriegseintritt Ägyptens, dessen Armee zahlenmäßig der israelischen Armee weit überlegen war − die israelischen Militärs jedoch wussten, dass es ihre Streitkräfte mit den ägyptischen aufnehmen konnten.

 

Nachteilig für den Kriegseintritt Ägyptens wirkte sich die Tatsache aus, dass seine Vorbereitungen für den Schild-und-Schwert-Plan im Jahre 1967 noch nicht abgeschlossen waren und einige Offiziere, die sich mit dem Plan auskannten, durch Männer Amers ersetzt wurden.

 

Israel und Syrien

 

In den 1960er Jahren war die Grenze zwischen Syrien und Israel ein dauernder Konfliktherd. Nach vielen Militärputschen war die syrische Armee durch die politischen Ambitionen einzelner Offiziere mehr ein Mittel zur Erlangung politischer Macht als eine kriegsfähige Streitmacht. Innerhalb Israels wurden 1966 immer stärkere Rufe nach einem harten Vorgehen gegen Syrien laut, nach dem Abschluss des Verteidigungspakts zwischen Ägypten und Syrien wurde allerdings das wesentlich schwächere Jordanien als Ziel ausgewählt.

 

Einer der israelisch-syrischen Konflikte beinhaltete die strategische Wasserversorgung. Israel hatte 1964 den National Water Carrier fertiggestellt, ein Wasserverteilsystem, das gemäß dem Johnston-Plan von 1955 Wasser aus dem See Genezareth pumpte und damit den Weiterfluss in den Jordan verminderte. Als Antwort auf diesen Bau arbeitete Syrien daran, die Jordanzuflüsse Dan und Banyas umzuleiten, so dass deren Wasser Israel und den See Genezareth nicht mehr erreichen konnte. Diese Anlagen wurden deshalb im selben Jahr von Israel zerstört.

 

Ein weiterer Konfliktherd waren die seit dem Waffenstillstand von 1949 zwischen Israel und Syrien umstrittenen und demilitarisierten Gebiete. Diese lagen zwischen der Waffenstillstandslinie und der Grenze Palästinas, wie sie während des Völkerbundsmandats für Palästina seit 1922 bestanden (der UN-Teilungsplan von 1947 schlug die Gebiete dem jüdischen Staat zu). Es war vorgesehen, bei Abschluss des endgültigen Friedensvertrages eine Einigung über diese Gebiete zu erreichen. Allerdings versuchten beide Seiten, mit intensivierten Kultivierungsmaßnahmen vollendete Tatsachen zu schaffen, wobei Israel erfolgreicher war als Syrien.

 

Syrien unterstützte gemeinsam mit der Sowjetunion die palästinensischen Freischärler in ihrem Kampf gegen Israel. Diese Angriffe gingen oft von libanesischem und jordanischem Gebiet aus, was nicht dem Willen König Husseins entsprach. Außerdem beschoss Syrien Zivilisten in den israelischen Ortschaften im nordöstlichen Galiläa von seinen Grenzposten auf dem Golan aus. Im Frühjahr 1966 war deutlich geworden, dass Israels Nachbarstaaten ihre anti-israelischen Aktivitäten verstärkten. Zwischen Juni 1965 und dem Ausbruch des Krieges wurden 16 Israelis an der Grenze getötet und 67 verwundet.

 

Diese Konflikte führten zu einer Zunahme der Grenzzwischenfälle. Manchmal eskalierten die Schusswechsel zu Artillerieduellen oder Luftkämpfen, so etwa am 7. April 1967. Die israelische Luftwaffe schoss mit ihren Dassault Mirage III vier syrische MiG-21 über Jordanien und zwei weitere über den Vororten von Damaskus ab und überflog demonstrativ die Stadt.

 

Sowjetischer Einfluss

 

Die Sowjetunion unterstützte die arabische Position und war wegen falscher Geheimdienstinformationen schließlich für eine weitere, zuspitzende Eskalation der Ereignisse verantwortlich. Sie behauptete nämlich, Israel ziehe Truppen an der syrischen Grenze zusammen. Israel lud den sowjetischen Botschafter ein, selbst die Gebiete zu bereisen, um sich ein Bild zu machen. Die Behauptungen von israelischen Truppenkonzentrationen an der syrischen Grenze wurden auch von dem eigens entsandten ägyptischen General Muhammad Fawzi nicht bestätigt, der am 14. Mai Syrien bereist hatte. Er berichtete Nasser:

 

Dort gibt es nichts. Keine massive Truppenzusammenziehung. Nichts.

 

Ähnlich äußerte sich auch der Chef des ägyptischen Militärgeheimdienstes. Trotzdem behauptete Nasser weiterhin, die Israelis hätten aggressive Pläne. Syrien hingegen erweiterte seine Grenzbefestigungen auf den Golanhöhen mit sowjetischer Hilfe.

 

Arabische Propaganda

 

Die Rhetorik der arabischen Führer war im Vorfeld des Krieges von anti-israelischer Aggressivität geprägt. So erklärte zum Beispiel Syriens Präsident Nureddin al-Atassi am 22. Mai 1966:

 

Wir wollen einen totalen Krieg ohne Einschränkungen, einen Krieg, der die zionistische Basis zerstören wird.

 

Am 20. Mai 1967 verkündete Hafiz al-Assad, damals syrischer Verteidigungsminister und späterer Staatschef:

 

Unsere Streitkräfte sind nun voll bereit (...) dem Akt der Befreiung den Anstoß zu geben und die zionistische Anwesenheit im arabischen Heimatland in die Luft zu jagen. Ich als Militär glaube, dass die Zeit gekommen ist, den Vernichtungskrieg zu führen.

 

Am 27. Mai 1967, kurz vor Kriegsausbruch verkündete Gamal Abdel Nasser, der Präsident Ägyptens:

 

"Unser grundlegendes Ziel ist die Vernichtung Israels. Das arabische Volk will kämpfen“.

 

Die arabische Propaganda verfehlte ihre Wirkung auf die arabische – und israelische – Bevölkerung nicht. Da ihr größter Teil weder lesen noch schreiben konnte, baute Nasser mit Hilfe seines Radiosenders „Saut al-Arab” (Stimme der Araber) seinen Einfluss weiter aus. Die von Saut al-Arab propagierte Überlegenheit der arabischen Armeen über Israel wurde von manchen Offizieren für Wirklichkeit gehalten. Die Niederlagen von 1948/49 und 1956 wurden allgemein verdrängt.

 

Der Weg zum Krieg (Eskalation)

 

Remilitarisierung des Sinai durch ägyptische Truppen

 

Am 15. Mai 1967, dem israelischen Unabhängigkeitstag, der traditionsgemäß mit einer Militärparade begangen wurde, nahmen die Ägypter ihre Positionen gemäß ihrem Eroberungsplan ein. Dies war eine unerwartete Entwicklung, da die Situation an der ägyptischen Grenze (dank der UN-Truppen) bisher relativ ruhig gewesen war. Außerdem war die ägyptische Armee seit fünf Jahren in einen unentschiedenen Krieg im Jemen verwickelt, wo sie eine linksgerichtete Revolution unterstützte.

 

Wegen des Truppeneinmarschs wurden am nächsten Tag die Truppen im Negev von Jitzchak Rabin eingewiesen, der zusätzlich eine oder zwei Brigaden von Reservisten einberufen wollte. Israel befand sich seiner Ansicht nach in einer Zwangslage: Wäre keine Reaktion erfolgt, hätten die Ägypter den Eindruck gewinnen können, man sei sich der feindlichen Truppenbewegungen nicht bewusst oder gar mit ihnen einverstanden. Später sagte Rabin dazu:

 

Auf der anderen Seite hätte eine Überreaktion unsererseits die arabischen Befürchtungen nähren können, dass wir aggressive Absichten hätten, was einen vollkommen ungewollten Krieg hätte provozieren können.

 

Israels Ministerpräsident Eschkol erklärte sich mit einer Erhöhung der Alarmstufe auf die niedrigste Stufe einverstanden, wies aber zu diesem Zeitpunkt die Einberufung von Reserveeinheiten zurück.

 

Auch wenn von verschiedenen israelischen Offiziellen (unter ihnen Rabin) in dieser Vorphase nicht davon ausgegangen wurde, dass Nasser angreifen wolle, war man übereinstimmend der Ansicht, dass durch den vollzogenen arabischen Truppenaufmarsch das Abschreckungspotential und die Verteidigungskraft Israels abnehmen könnte, bis die Araber die Möglichkeit sahen, anzugreifen. 1982 erklärte der damalige israelische Ministerpräsident Menachem Begin, dass die Initiative zum Krieg von Tel Aviv ausging und die ägyptischen Maßnahmen keinen Beweis für einen unmittelbar bevorstehenden Angriff auf Israel darstellten.

 

Es war ein Krieg der Selbstverteidigung im edelsten Sinne des Wortes. Die Regierung der nationalen Einheit hat dann einstimmig beschlossen: Wir werden die Initiative ergreifen und den Feind angreifen, zurückdrängen und damit die Sicherheit von Israel und die Zukunft der Nation gewährleisten. Wir taten dies nicht, weil wir keine Alternative gehabt hätten. Wir hätten weiter abwarten können, wir hätten die Armee nach Hause schicken können. Wer weiß, ob ein Angriff gegen uns erfolgt wäre? Es gibt keinen Beweis dafür. Es gibt mehrere Argumente für das Gegenteil. Während es in der Tat richtig ist, dass die Schließung der Straße von Tiran ein Akt der Aggression war, ein casus belli, ist immer noch Raum für die Überlegung, ob es notwendig ist, aus einem casus einen bellus zu machen“.

 

Zusätzlich zu den bereits 30.000 im Sinai stationierten Soldaten und den 10.000 Soldaten der Palästinensischen Befreiungsarmee im Gazastreifen wurde in den Nächten des 15. und 16. Mai die 5. ägyptische Armee in den Sinai verlegt. Rasch folgten ihr die 2. und die 7. Infanteriedivision und schließlich auch die 6. Panzerdivision über den Kanal. Dort hatte sich die 4. Division unter dem Kommando Generalmajors Sidki al Ghul in Bir al-Thamada eingegraben. Jede Division bestand aus 15.000 Mann, um die 100 T-54- und T-55-Panzern, 150 bewaffneten Truppentransportern sowie einer großen Menge sowjetischer Artillerie (Haubitzen, Schwere Mörser, Katjuscha-Raketen, SU-100 Panzerabwehrwaffen). Was für die Israelis besonders schwer wog, war die von ihnen vermutete Bewaffnung der MiG-17 und MiG-21 mit Giftgasbomben. Der Atomreaktor von Dimona im Negev befand sich inzwischen in Reichweite der 4. ägyptischen Division. Eschkol stimmte am 17. Mai auf massiven Druck Rabins widerwillig einer Einberufung von 18.000 Mann zu. Gemäß einem im Magazin Stern abgedruckten Artikel sagte Jitzchak Rabin, der im Sechstagekrieg Stabschef der Streitkräfte Israels war, nach dem Krieg zu der Frage danach, ob vom damaligen ägyptischen Aufmarsch wirklich eine Bedrohung für Israel ausgegangen ist:

 

Ich glaube nicht, dass Nasser einen Krieg wollte. Die zwei Divisionen, die er am 15. Mai in den Sinai schickte, hätten nicht ausgereicht, um eine Offensive gegen Israel auszulösen. Er wusste es, und wir wussten es.

 

Abzug der UNEF-Truppen

 

Alle militärischen Vorbereitungen ließen jedoch nicht zwingend nur den Krieg übrig, denn bereits im Jahre 1960 hatte die ägyptische Armee den Sinai kurzzeitig remilitarisiert. Am 17. Mai 1967 verlangte Nasser jedoch den Abzug der UNEF (United Nations Emergency Force, die seit März 1957 – nach der Sueskrise – zur Friedenssicherung mit Hauptquartier in Gaza stationiert worden war) von der ägyptischen Sinaihalbinsel. Dem stimmte der damalige UNO-Generalsekretär Sithu U Thant ohne Widerspruch und ohne Rücksprache mit der israelischen Regierung sofort zu, der Abzug der UNEF-Truppen begann bereits am 19. Mai. Später gelang es U Thant auch nicht, Israel davon zu überzeugen, die Truppen auf seinem Gebiet zu stationieren. Israel lehnte dies mit der Begründung ab, dass Ägypten und nicht Israel den bewaffneten Konflikt seit 1956 durch das Einsickern von Guerilleros aufrechterhalten habe. Außerdem könne man die Soldaten der UNEF schwerlich als „israelfreundlich“ bezeichnen. Ferner befürchtete man in Israel, die UNEF würde weniger den potentiellen ägyptischen Angriff aufhalten als vielmehr die israelischen Reaktionsmöglichkeiten einschränken.

 

Eine Verhandlung der strittigen Angelegenheit vor dem Weltsicherheitsrat nach Artikel 88 der UN-Charta schloss U Thant aus, da angesichts der ausgesprochen gegensätzlichen Positionen der Vetomächte USA und Sowjetunion hier keine Einigung zu erzielen war. Am 22. Mai 1967 war eine Unterredung des UN-Generalsekretärs mit Nasser geplant; kurz vor der Ankunft U Thants in Kairo jedoch verkündetet dieser die Schließung der Straße von Tiran. Im Zuge der anschließenden Kampfhandlungen wurden 15 Angehörige der UNEF, die noch auf ihre Repatriierung warteten, getötet. Am 13. Juni waren alle UN-Einheiten außer Landes, bis auf den indischen Kommandeur Generalmajor Indar J. Rikhye und seinen Stab, die Ägypten am 17. Juni 1967 verließen.

 

Schließung der Straße von Tiran

 

Nassers Remilitarisierung der Sinaihalbinsel folgte am 22. Mai die Schließung der Straße von Tiran für israelische Schiffe und Schiffe mit „strategischer” Ladung für Israel – ein Schritt, der einen Großteil israelischer Erdölimporte betraf und das Land vom Roten Meer abschnitt. Laut israelischer Regierung verstieß die Blockade gegen internationale Vereinbarungen zur Freiheit der Meere, während aus ägyptischer Sicht nur strategisch gegen israelische Angriffe gegen den Verbündeten Syrien vorgegangen wurde. Ein Vermittlungsversuch Großbritanniens blieb in Ansätzen stecken. Israel hatte eine Schließung der Straße von Tiran wiederholt als casus belli bezeichnet denn die Blockade zwang laut Abba Eban Israel „mit nur einem Lungenflügel zu atmen“. Laut UN-Sekretariat waren jedoch in den zweieinhalb Jahren zuvor keinerlei israelbeflaggte Schiffe im Hafen Navai anwesend gewesen und sonst sei nur 5% des Handels über diesen Hafen abgewickelt worden.

 

Am 25. Mai wurden Syrien, Jordanien, der Irak und Saudi Arabien von Ägypten aufgefordert und ermutigt, ihre Truppen an Israels Grenzen zu stationieren. Der ägyptische Staatspräsident Nasser erklärte am 26. Mai 1967:

 

Unser Ziel ist die Zerstörung Israels. Das arabische Volk ist bereit, zu kämpfen. … Scharm El-Sheikh ist eine Konfrontation mit Israel.

 

Nach dem Vorbild des im November 1966 zwischen Ägypten und Syrien geschlossenen „Verteidigungspakts” unterzeichnete Ägypten am 30. Mai und am 4. Juni weitere Verteidigungspakte mit Jordanien und dem Irak und vollendete damit die Einkreisung Israels bis auf den Libanon im Norden. Ungefähr 250.000 Soldaten, 2.000 Panzer und 700 Kampfflugzeuge wurden von den arabischen Staaten aufgeboten, die damit in etwa Parität mit den israelischen Streitkräften erreichten.

 

Trotzdem sah keine der drei Großmächte USA, Frankreich und Großbritannien Israel ernsthaft in Gefahr. Die militärischen Analytiker der drei Nationen waren sich nur darin uneinig, ob Israel eine oder zwei Wochen brauchen würde, die arabischen Armeen zu besiegen. Gründe für diese Einschätzung waren die hohe Professionalität der israelischen Streitkräfte, ihre Ausrüstung mit modernen Waffen und ihre höhere Kampferfahrung. Eine bedeutende Kehrtwendung war jedoch in der französischen Politik zu verzeichnen. Nachdem Frankreich in den Fünfziger- und Sechzigerjahren der bedeutendste Waffenlieferant der israelischen Armee gewesen war und die israelische Luftwaffe mit Kampfflugzeugen der Typen Mirage III und Fouga Magister sowie SO-4050 Vautour beliefert hatte, die noch im Sechstagekrieg verwendet wurden, verhängte Charles de Gaulle am 2. Juni 1967 ein Waffenembargo über Israel.

 

Kriegsverlauf

 

5. Juni

 

Der Krieg begann am 5. Juni mit einem gut geplanten und erfolgreichen Überraschungsangriff der israelischen Luftwaffe auf alle ägyptischen Flugfelder. Der Angriff erfolgte ohne Kriegserklärung. Die israelischen Piloten flogen unterhalb der ägyptischen Radarerfassung. Die meisten der 385 modernen Flugzeuge sowjetischer Bauart wurden am Boden vernichtet und die Startbahnen der Flugplätze beschädigt. 100 ägyptische Piloten wurden getötet. Somit hatten die ägyptischen Truppen im Sinai keine Luftunterstützung mehr und standen schon am ersten Tag des Krieges am Rande der Niederlage. Vor allem die 30 Tupolew Tu-16 Bomber von mittlerer Größe waren eine beträchtliche Gefahr für die Israelis. Auch die modernen, aber weniger starken syrischen und jordanischen Luftstreitkräfte wurden in ähnlichem Umfang dezimiert. Dadurch hatte Israel für den Rest des Krieges die totale Luftüberlegenheit.

 

Gleichzeitig rückten Bodenstreitkräfte der israelischen Armee gegen die ägyptischen Positionen vor. Die nördlichste israelische Division, bestehend aus drei Brigaden, unter dem Entwickler der israelischen Panzerkriegsdoktrin Israel Tal, rückte durch den Gaza-Streifen vor. Im Zentrum stieß die Division von General Avraham Yoffe und im Süden die von Ariel Sharon vor.

 

Während in den ersten Stunden von israelischer Seite kaum Informationen über den Kriegsverlauf herausgegeben wurden, verkehrte die ägyptische Propaganda den Kriegsverlauf ins Gegenteil und berichtete von angeblichen Siegen der arabischen Truppen. So kam es in der übrigen Welt zu dem falschen Eindruck, nicht Israel, sondern Ägypten habe den Krieg begonnen.

 

Israel forderte König Hussein von Jordanien auf, nicht in den Krieg einzutreten. Er lehnte ab und ließ Westjerusalem und das Gebiet um Tel Aviv mit Artillerie beschießen. Israel antwortete mit Gegenangriffen. Die ersten Befehle, die Israels Verteidigungsminister Mosche Dajan für Jerusalem ausgab, lauteten: „Wir werden es, wenn es notwendig ist, umzingeln, werden es aber nicht stürmen.”

 

6. und 7. Juni

 

Am 6. und 7. Juni rückten die israelischen Truppen durch den Sinai auf die strategisch wichtigen Pässe Mitla und Gidi vor. Durch kombinierten Einsatz von Fallschirmjägern, Luftangriffen, Artillerie und Panzern konnten sie den zahlenmäßig überlegenen feindlichen Truppen eine vernichtende Niederlage bereiten – auch weil der ägyptische Verteidigungsminister Abdel Hakim Amer nach ersten Berichten von Niederlagen in Panik geriet und den Rückzug hinter den Sueskanal befahl. Dajan wollte ursprünglich einen Vormarsch bis zum Sueskanal unter allen Umständen verhindern, da er befürchtete, dass die Ägypter unter diesen Umständen nicht bereit seien, die Kämpfe zu beenden. Außerdem befürchtete er einen größeren internationalen Druck auf Israel für diesen Fall. Am 7. Juni wurde deshalb sogar einigen Truppen von Generalmajor Tal der Rückzug befohlen, doch der Vorwärtsdrang der Armee war nicht mehr zu stoppen.

 

Gleichzeitig rückten die Israelis in Ostjerusalem und auf das von Jordanien besetzte Westjordanland (Judäa und Samaria) vor. Auch die jordanischen Truppen konnten keinen entscheidenden Widerstand leisten. Der Angriff auf Jerusalem war schließlich vor allem auf Druck Menachem Begins und Jigal Allons gegen den Willen Dajans und orthodoxer Kabinettsmitglieder ausgeführt worden. Die Minister, die eine sofortige Besetzung Jerusalems verlangten, fürchteten, dass der UN-Sicherheitsrat einen Waffenstillstand verhängen würde, bevor das Gebiet um die Klagemauer erobert wäre. Die syrischen Golanhöhen wurden währenddessen heftig von Israels Artillerie und Luftwaffe beschossen.

 

8. bis 10. Juni

 

Am 8. Juni erreichten die israelischen Panzer den Sueskanal. Am 9. Juni griff Israel die syrischen Stellungen auf den Golanhöhen an, von wo aus Syrien 205 Häuser sowie Obstgärten und Ackerland beschossen und zerstört hatte. Durch die massive Unterstützung aus der Luft, die sich auf durch Agenten des Mossad aufgeklärte Positionen der syrischen Stellungen stützen konnte, gelang dies trotz des schwierigen Geländes. Die israelischen Luftstreitkräfte hatten schon am 5. Juni zwei Drittel der syrischen Luftwaffe zerstört, die übrig gebliebenen syrischen Flugzeuge wurden in entlegene Stützpunkte gezwungen und spielten deshalb keine Rolle mehr im Krieg. Eine kleine syrische Truppe versuchte, die Wasseranlage in Tel Dan zu erobern, die zwei Jahre zuvor der Grund einer zwischenzeitlichen Eskalation zwischen den beiden Staaten war. Es wurde berichtet, dass mehrere syrische Panzer im Jordan untergegangen seien, letztlich gab die syrische Armee einen Einmarsch recht schnell auf und verlegte sich darauf, israelische Städte im Hula-Tal mit Granaten zu beschießen. Diese Lage blieb auch am 7. und 8. Juni so. Dann begann eine Debatte in der israelischen Regierung darüber, ob der Golan auch bestürmt werden solle. Man ging von militärischer Seite davon aus, dass der Angriff viele Opfer fordern werde, da gegen höher und damit taktisch günstiger gelegene Einheiten gekämpft werden müsse, die sich äußerst gut verschanzt haben.

 

Der Westen der Golanhöhen besteht aus einer Steilstufe, die sich vom See Genezareth und dem Jordan aus mehr als 500 Meter in die Höhe erstreckt, um dann wieder etwas abzufallen. Mosche Dajan war davon überzeugt, dass eine solche Operation 30.000 Soldaten das Leben kosten würde, und war ihr entschiedener Gegner.

 

Levi Eschkol, auf der anderen Seite, war zusammen mit dem Chef des Nördlichen Kommandos, David Elazar, eher zu einer Operation auf den Golanhöhen bereit. Elazar dürfte mit seinem mitreißenden Enthusiasmus und seiner Überzeugung in die Durchführbarkeit der Operation einen Meinungsumschwung bei Dajan erreicht haben, und als sich die Lage an den südlichen und mittleren Fronten besser gestaltete, änderte Dajan seine Meinung und stimmte der Operation zu.

 

Die meisten syrischen Truppen flohen, so dass die Berge schon am 10. Juni völlig in israelische Hand gerieten. Nach nur sechs Tagen hatten die Israelis die feindlichen Linien durchbrochen und waren kurz davor, in Kairo, Amman und Damaskus einzumarschieren.

 

Siehe auch Mein 6-Tage-Krieg

 

Kriegsfolgen und Nachwirkungen

 

Israel konnte große Gebiete unter seine Kontrolle bringen: Die Sinai-Halbinsel, den Gazastreifen und das Westjordanland mit der historischen Altstadt von Jerusalem sowie die Golanhöhen. Strategisch waren vor allem die Golanhöhen interessant, da das übersichtliche Gelände gut zu verteidigen ist. Die Sinai-Halbinsel wurde 1982, nach dem Friedensvertrag von Camp David, an Ägypten zurückgegeben, ein ähnliches Abkommen mit Syrien scheiterte mehrmals. Die von Israel besetzten Gebiete Gazastreifen, Westjordanland und Ost-Jerusalem bleiben bis heute ständige Unruheherde. Die israelische Armee zog sich 2005 nach 38 Jahren Besetzung aus dem Gaza-Streifen zurück.

 

Bereits am 11. Juni 1967 wurde der letzte Waffenstillstand unterzeichnet. Daraufhin fand im August 1967 in der sudanesischen Hauptstadt Khartum eine Gipfelkonferenz aller arabischen Staaten statt, die mit der Khartum-Resolution ihre weitere Politik auf drei klare „Nein“ festlegten: „Kein Frieden mit Israel, keine Verhandlungen mit Israel, keine Anerkennung Israels.“

 

Die israelische Wirtschaft, die vor dem Krieg in einer Krise gesteckt hatte, florierte dank des Tourismus, Spenden aus dem Ausland und der Ölquellen auf dem Sinai. Generalstabschef Jitzhak Rabin durfte dem Krieg einen Namen geben - aus israelischer Sicht eine Ehre. Aus einer Reihe mehrerer Möglichkeiten (beispielsweise Erlösungskrieg) wählte er den am wenigsten großsprecherischen: „Sechstagekrieg”. Auf arabischer Seite bezeichnete man ihn als den „Rückschlag”, das „Desaster” oder „Juni-Krieg”, Nasser bezeichnete ihn nach dem UN-Diplomaten Ralph Bunche als den „Bunche-Krieg”.

 

Am 22. November 1967 erließ die UNO in New York die Resolution 242, in der das Recht jedes Staates der Region betont wird, „innerhalb sicherer und anerkannter Grenzen frei von Drohungen und Akten der Gewalt in Frieden zu leben” und Israel zum Rückzug „aus besetzten Gebieten” aufgefordert wurde. Im Gegensatz zum Sinaifeldzug zog sich Israel jedoch nicht hinter die Waffenstillstandslinien von 1949 zurück. Israel begann, im Sinne des Allon-Plans, schon bald mit intensivem Bau von staatlich geförderten Wehrdörfern und Siedlungen. Obwohl nur Ostjerusalem offiziell und die Golanhöhen de facto annektiert wurden (der Golan steht, im Gegensatz zu Westjordanland und Gaza, unter israelischer Rechtsprechung), deutete dies auf den Willen hin, diese Gebiete langfristig zu kontrollieren oder gar zu behalten.

 

Die Waffenstillstandslinien von 1967 blieben bis 1973 die israelischen Grenzen. Die ägyptischen Terroranschläge hörten auf, die jordanischen und syrischen verringerten sich erheblich. Obwohl die israelischen Streitkräfte in der Lage waren, viele Terrorakte zu verhindern, war es den Terroristen trotzdem möglich, Sicherheitsbasen in Jordanien und im Libanon zu halten, die zu internen Konflikten in diesen beiden Ländern führten.

 

Hussein I. strebte 1972 eine Vereinigung Jordaniens mit den verlorenen Gebieten Westjordanland und Ostjerusalem als Vereinigtes Arabisches Königreich an, welches von der PLO und den meisten arabischen Staaten abgelehnt wurde. Im März 1972 befürwortete jedoch der stellvertretende israelische Außenminister Jigal Allon den Vorschlag Jordaniens als Lösung des Nahostkonfliktes. Dieser Versuch scheiterte am Widerstand der Palästinenser und am Ausbruch des Jom-Kippur-Krieges.

 

Die PLO bekam reichlich Zulauf und verstärkte ihren militärischen Druck unter anderem auch in Form von Terroranschlägen gegen Zivilisten, was 1968 zur Schlacht von Karame führte, die Widersprüche zwischen PLO und König Hussein von Jordanien auf die Spitze trieb, was im Schwarzen September zur Vertreibung der PLO aus Jordanien führte.

 

Ab 1968 führte Ägypten mit sowjetischer Unterstützung während drei Jahren den sogenannten Abnutzungskrieg gegen Israel. Er wurde am 7. August 1970 durch eine dreimonatige Waffenruhe unterbrochen.

 

Der Versuch israelischer Soldaten, nach dem Krieg eine israelische Flagge am Felsendom zu hissen, wurde vom damaligen türkischen Generalkonsul verhindert.

 

Opfer und Kriegsgefangene

 

Die Opferzahl bei den ägyptischen Streitkräften wird mit 10.000 bis 15.000 Soldaten und 1.500 Offizieren sowie 100 Piloten angegeben, Tausende mehr wurden verwundet und weitere 5.000 Soldaten werden vermisst. Auch etwa achtzig Prozent ihrer Ausrüstung wurde zerstört. 700 jordanische Soldaten kamen ums Leben und über 6.000 wurden verwundet oder werden vermisst. Die syrischen Verluste betrugen 450 Tote und etwa dreimal so viele Verletzte. Acht indische Blauhelmsoldaten fielen dem Beschuss durch die israelische Armee zum Opfer. Die Verluste auf israelischer Seite werden mit 777 Toten und 2.586 Verletzten angegeben. Davon fielen allein 115 Israelis bei der Eroberung der Golanhöhen. Die israelische Luftwaffe verlor etwa 20 Prozent ihrer 200 Piloten und Flugzeuge.

 

Nicht nur Angehörige der Streitkräfte der beteiligten Staaten, sondern auch ungezählte Zivilisten, meist Frauen und Kinder, gehörten zu den Opfern. Sie kamen zumeist nicht durch die Kampfhandlungen selbst, sondern auf der Flucht (Wassermangel, totale Erschöpfung) oder in den Flüchtlingslagern ums Leben (katastrophale Hygiene). Juden in Ägypten, Jemen, Libanon, Tunesien und Marokko wurden gelyncht, verhaftet und ihre Synagogen angezündet. Nur die Staatschefs von Tunesien und Marokko verurteilten diese Handlungen. Aus den von Israel eroberten Gebieten, insbesondere aus dem Gaza-Streifen und dem Westjordanland, aber auch aus Ost-Jerusalem, flohen zwischen 175.000 (israelische Schätzung) und 250.000 (jordanische Schätzung) Palästinenser, teils aufgrund von Vertreibungen.

 

5.000 ägyptische Soldaten (einschließlich 21 Generäle), 365 syrische Soldaten (darunter nur etwa 30 Offiziere) und 550 jordanische Soldaten sowie zwei sowjetische Militärberater gerieten in israelische Gefangenschaft. Auf der anderen Seite gerieten nur 15 Israelis in Kriegsgefangenschaft. Der Austausch der Kriegsgefangenen zog sich jedoch über Monate hin. Israel hoffte, auch ägyptische Juden, die seit 1954 wegen Spionage eingesperrt waren, sowie die Leichen exekutierter Agenten (unter anderem Eli Cohen) freizubekommen. Erschwert wurde der Austausch durch die Weigerung Syriens und Ägyptens, direkt mit Israel zu verhandeln.

 

Angebliche Kriegsverbrechen

 

Es gibt seit damals Berichte über die Exekution und Misshandlungen von Kriegsgefangenen durch beide Seiten. Die Berichte, die 1995 und 1996 in der Washington Post und in der New York Times veröffentlicht wurden, wonach die israelische Armee angeblich 1000 ägyptische Kriegsgefangene systematisch ermordet haben soll, erwiesen sich nachträglich als falsch. Vorwürfe wurden weder von offizieller ägyptischer Seite zu irgendeiner Zeit gegenüber Israel erhoben, noch fanden sich nach Räumung des Sinai 1982 irgendwelche Massengräber.

 

Der Angriff auf die USS Liberty

 

Das mit vier MGs nur leicht bewaffnete US-amerikanische Aufklärungsschiff USS Liberty wurde am 8. Juni in internationalen Gewässern von der israelischen Luftwaffe und Marine angegriffen, obwohl es zuvor bereits einmal identifiziert worden war und unter US-amerikanischer Flagge fuhr. Die USA hatten wenige Tage vor dem Zwischenfall mitgeteilt, dass sie innerhalb einer 100-Meilen-Zone um die Kampfhandlungen keine Seestreitkräfte stationiert hätten. Dennoch kreuzte die USS Liberty, angeblich „aufgrund eines Fehlers in der Befehlskette”, nur 14 Meilen vor der Sinaiküste. Israels Streitkräfteführung hatte befohlen, jedes unidentifizierte Schiff in Küstennähe anzugreifen. Bei dem Angriff von Luftwaffe und Marine auf diesen Aufklärer wurden 34 US-Soldaten getötet und 172 teils schwer verletzt. Selbst die Rettungsflöße wurden gezielt beschossen.

 

Über die Gründe dieses Angriffs gibt es bis heute, trotz vielfacher offizieller Untersuchungen des Vorfalls durch die amerikanische Seite und dreimaliger Prüfung durch Israel, keine absolute Sicherheit. Eine Meinung zielt auf die relative Unerfahrenheit der nach dem Bombenangriff der Israelischen Luftstreitkräfte hinzugekommenen Torpedoboot-Besatzungen ab. Die andere Position spricht von einem gezielten Angriff auf das Schiff. Über die damit verbundenen Ziele gibt es nur Spekulationen. Der damalige Assistant Secretary of Defense for Command, Control, Communications, and Intelligence John Stenbit nannte den Vorfall 2003 mehrfach bei Erläuterungen von Strukturveränderungen in seinem Bereich als Beispiel für ein Versagen in der Kommunikation innerhalb des Ministeriums. Die Israelis hätten ein 24-Stunden-Ultimatum zum Abzug der Liberty unter Androhung der Versenkung gestellt. Diese Information habe die zuständige Stelle erst nach Ablauf der Frist erreicht, als das Schiff bereits angegriffen wurde. Das Motiv für das Ultimatum und seine rigorose Umsetzung bleibt unklar.

 

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