Die Israelischen Verteidigungsstreitkräfte (hebräisch צְבָא הַהֲגָנָה לְיִשְׂרָאֵל, Zva haHagana leJisra’el; hebr. Akronym: צה״ל, Zahal, auch Tzahal oder Tsahal; arabischجيش الدفاع الإسرائيلي, DMG Ǧayš ad-Difāʿ al-Isrāʾīlī; englisch Israel Defense Forces, abgekürzt IDF) sind das Militär Israels. In ihren drei Teilstreitkräften dienen ungefähr 176.500 Männer und Frauen (33 %), zusätzlich stehen ihnen 565.000 Reservisten zur Verfügung. Die Israelischen Verteidigungsstreitkräfte gelten allgemein als die schlagkräftigsten Streitkräfte des Nahen Ostens.
Die Israelischen Verteidigungsstreitkräfte wurden am 31. Mai 1948 gegründet und gingen aus Untergrundorganisationen im Jischuw, der jüdischen Gemeinschaft in Palästina vor der Gründung des Staates Israel, hervor. Die größten Gründungskontingente stammten insbesondere aus der Hagana und dem Palmach, die gegen die britische Mandatsmacht in Palästina kämpften. Auch die paramilitärischen Teile des mit der Hagana rivalisierenden Irgun und Lechi wurden in die Armee eingegliedert.
Die Gründung fand in den Wirren des seit 1947 schwelenden Arabisch-Israelischen Krieges statt, als die konkurrierenden jüdischen Organisationen die Notwendigkeit der Zusammenarbeit für das gemeinsame zionistische Anliegen erkannten. Zu diesem Zeitpunkt waren die auf dem Papier technisch und organisatorisch weit überlegenen Armeen Transjordaniens, des Irak, des Libanon, Ägyptens und Syriens als Reaktion auf die Staatsgründung Israels am 14. Mai 1948 eingefallen. In der Gründungsphase hatte die israelische Armee folgende Stärke:
Dem Hauptquartier waren Artillerie, Pioniere und Luftwaffe direkt unterstellt. Die 1. bis 6. Brigade zählten zum Hel Sadeh, einer Art Territorialheer aus Teilzeitsoldaten mit Kommandeuren aus den Reihen von Palmach. Die 7. bis 9. Brigade war unmittelbar aus Palmach hervorgegangen und bildeten die Kerntruppen, zählten zusammen aber gerade einmal 3100 Mann. Die Panzer-Brigade, von deren beiden Bataillonen das eine (das 82.) gerade einmal zwei Kompanien stark war, besaß als Anfangsbestand zwei gestohlene Cromwell-Panzer. Zu diesen rund 25.000 Mann kam noch einmal die gleiche Zahl an Angehörigen der Hel Mishmar (Heimwehr), doch für alle standen zu Beginn des Krieges gerade einmal 10.000 Gewehre, 400 leichte und 180 mittlere Maschinengewehre sowie eine Handvoll Revolver und Maschinenpistolen zur Verfügung. An Artillerie konnte Israel neben 763 Granatwerfern nur zwei 65-mm-Kanonen aus dem 19. Jahrhundert mit wenig Munition ins Feld führen.
Mit Waffenlieferungen aus der Sowjetunion und insbesondere der Tschechoslowakei (Sturm- und Maschinengewehre, sowie 25 Avia S-199-Jagdflugzeuge) sowie jüdischen und nichtjüdischen Freiwilligen aus fast der ganzen Welt (wie z. B. David Marcus) gelang es den Israelischen Verteidigungsstreitkräften, den arabischen Armeen Einhalt zu gebieten und nach und nach zur Offensive überzugehen. Der Krieg endete zwar mit dem militärischen Sieg Israels, das fortan innerhalb der sogenannten „Grünen Linie“ existierte. Statt eines Friedensvertrages wurden 1949 vier separate Waffenstillstandsabkommen geschlossen, weil die Kriegsgegner Israel die staatliche Anerkennung verweigerten.
Während der Sueskrise beteiligte sich Israel an dem britisch-französischen Versuch, die Kontrolle über den verstaatlichten Sueskanal zurückzuerlangen und den Sturz Gamal Abdel Nasser herbeizuführen. Zwar gelang es Israel, weite Teile der Sinai-Halbinsel unter seiner Kontrolle zu bringen, musste diese jedoch nach dem politischen Scheitern der anglo-französischen Intervention wieder räumen.
Als Nasser 1967 die Straße von Tiran für die israelische Schifffahrt sperrte, den Abzug der UN-Truppen vom Sinai erzwang und mit 1000 Panzern und fast 100.000 Soldaten an den Grenzen Israels aufmarschierte, eröffnete dieses den Sechstagekrieg mit einem Präventivschlag der israelischen Luftstreitkräfte gegen ägyptische Luftwaffenbasen, der einem befürchteten Angriff der arabischen Staaten zuvorkommen sollte. Obwohl Jordanien und Syrien dennoch in die Kämpfe eingriffen, kontrollierte Israel bei Eintritt des Waffenstillstandes den Gazastreifen, die Sinai-Halbinsel, die Golanhöhen, das Westjordanland und Ostjerusalem.
Im Jom-Kippur-Krieg im Jahre 1973 konnten mit modernem sowjetischen Material ausgestattete ägyptische und syrische Truppen in einem Überraschungsangriff beachtliche Geländegewinne erzielen und brachten Israel so in eine existenzbedrohende Lage. Die israelischen Materialverluste wurden durch die USA in der Operation Nickel Grass weitgehend kompensiert. Eine Gegenoffensive unter dem Befehl Ariel Scharons führte schließlich zum Zusammenbruch des ägyptischen Angriffs.
Im Norden kam es immer wieder zu bewaffneten Konflikten mit verschiedenen militanten Gruppen im Libanon, von denen die Hisbollah bis heute mit Israel einen Konflikt niedriger Intensität führt
In den besetzten Gebieten trat nach Erster und Zweiter Intifada zumindest im Westjordanland eine gewisse Beruhigung ein, während nach der Räumung des Gazastreifens 2005 dort regelmäßig die Konfliktspirale eskaliert (siehe Operation Gegossenes Blei, Operation Wolkensäule und Operation Protective Edge).
Datum |
Name |
Bemerkung |
1948–1949 |
Unabhängigkeitskrieg |
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1951–1953 |
Grenzkonflikte |
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1956 |
Sueskrise |
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5.–10. Juni 1967 |
Sechstagekrieg |
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1968 |
Schlacht von Karame |
Angriff auf das Hauptquartier der Fatah in Jordanien |
1968 |
Operation Gift |
Vergeltungsangriff auf den Flughafen Beirut, Zerstörung von 13 Flugzeugen |
1969–1970 |
Abnutzungskrieg |
mit Ägypten |
1972–1973 |
Operation Frühling der Jugend |
Vergeltung für die Geiselnahme von München während der Olympiade |
1973 |
Jom-Kippur-Krieg |
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1976 |
Operation Entebbe |
Geiselbefreiung in Uganda |
1978 |
Operation Litani |
Besetzung des Südlibanon |
1981 |
Operation Opera |
Zerstörung des irakischen Atomreaktors |
1982 |
Operation Frieden für Galiläa |
1. Libanonkrieg |
1. Oktober 1985 |
Operation Wooden Leg |
Bombardierung des Hauptquartiers der PLO in Tunis, Tunesien |
1987–1991 |
Erste Intifada |
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1993 |
Operation Rechenschaft |
im Südlibanon |
1996 |
Operation Früchte des Zorns |
im Südlibanon |
2000–2005 |
Zweite Intifada |
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2002 |
Operation Schutzschild |
im Westjordanland |
2004 |
Operation Regenbogen |
im Gazastreifen |
2004 |
Tage der Buße |
im Gazastreifen |
2005 |
Israels einseitiger Abkoppelungsplan |
im Gazastreifen |
2006 |
Operation Sommerregen |
im Gazastreifen |
2006 |
Operation Richtungswechsel |
2. Libanonkrieg |
2006 |
Operation Herbstwolken |
im Gazastreifen |
2008 |
Operation Gegossenes Blei |
im Gazastreifen |
31. Mai 2010 |
Ship-to-Gaza-Zwischenfall |
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2012 |
Operation Wolkensäule |
im Gazastreifen |
2014 |
Operation Protective Edge |
im Gazastreifen |
Auftrag
Ihren Auftrag beschreibt die israelische Armee folgendermaßen:
“To defend the existence, territorial integrity and sovereignty of the state of Israel. To protect the inhabitants of Israel and to combat all forms of terrorism which threaten the daily life.”
„[Unser Auftrag ist es], die Existenz, die territoriale Integrität und die Souveränität des Staates Israel zu verteidigen [,] die Bewohner Israels zu beschützen und alle Formen des Terrorismus zu bekämpfen, die das alltägliche Leben bedrohen.“
– Offizielle Internetpräsenz der Israelischen Verteidigungsstreitkräfte
Die allgemeine Einsatzdoktrin der Israelischen Verteidigungsstreitkräfte ist von der Ansicht geprägt, dass Israel aufgrund seiner geringen territorialen Ausdehnung keinen Raum für defensive Kriegstaktiken hat. Andererseits hegt Israel heute keine territorialen Ansprüche mit Ausnahme der Golanhöhen und des Westjordanlandes. Daraus wird abgeleitet, dass militärische Konflikte, ob vorbereitet oder durch militärische Eskalationen ausgelöst, auf politischer Ebene verhindert werden müssen. Das Militär unterstützt diese außenpolitische Leitlinie mit einem wirksamen Abschreckungspotenzial.
Sollte Israel dennoch Krieg führen müssen, so ist primäres Ziel der Streitkräfte, die strategische Initiative an sich zu reißen und den Krieg schnell und mit möglichst wenigen eigenen Verlusten zu Ende zu führen. Deshalb stehen offensive Taktiken im Vordergrund.
Die Israelischen Verteidigungsstreitkräfte hatten im Jahr 2005 ein Militärbudget von umgerechnet knapp 9,4 Mrd. US-Dollar. Damit verfügten sie pro Kopf über den größten Wehretat der Welt. Mit 7,3 % des Bruttonationaleinkommens belastet er die israelische Volkswirtschaft für ein demokratisch und marktwirtschaftlich orientiertes Land außergewöhnlich stark, im Jahr 2002 waren es sogar 9,2 %. Im Nahen Osten haben nur die Streitkräfte Saudi-Arabiens einen höheren Anteil. Im Vergleich dazu macht das größte Militärbudget, das der Vereinigten Staaten, seit knapp 15 Jahren nicht mehr als 4,5 % des Bruttonationaleinkommens aus.
Als strategisch bedeutsamer Partner der Vereinigten Staaten, beispielsweise in deren Kategorisierung als „wichtiger Verbündeter außerhalb der NATO“ im Jahr 1989, erhält Israel von ihnen militärische Entwicklungshilfe. Während der ersten Amtszeit der Bush-Regierung von 2001 bis 2005 erhielt Israel im Foreign-Military-Financing-Programm knapp 10,5 Mrd. US-Dollar. Die Vergabe dieser Mittel ist allerdings an die israelische Verpflichtung geknüpft, mit diesem Geld ausschließlich amerikanische Rüstungsgüter zu erwerben, die nur für den Eigenbedarf des Landes eingesetzt werden dürfen. Einer der spektakulärsten Rüstungskäufe in diesem Programm war die israelische Bestellung von 102 F-16 im Jahre 2001. Aktuell (2014) werden die israelischen Streitkräfte von den USA mit 3,1 Milliarden Dollar jährlicher Militärhilfe unterstützt. Im aktuellen Konflikt mit dem Gazastreifen (2014) wurden zusätzlich 1 Milliarde Dollar an Hilfe geleistet. Vor dem Ende seiner Amtszeit im Herbst 2016 vereinbarte US-Präsident Obama mit israelischen Vertretern Militärhilfen in Höhe von 38 Milliarden US-Dollar, verteilt auf die nächsten 10 Jahre.
In der israelischen Öffentlichkeit ist die Debatte um das Budget der Streitkräfte von großer Bedeutung und wird, jährlich wiederkehrend, im Zuge der Haushaltsberatung der Knesset diskutiert. Besonders aufsehenerregend sind die ebenfalls häufig vorgetragenen Forderungen nach drastischen Einschnitten.
Da die Streitkräfte Israels stark auf symmetrische Kriegsführung – also die Verteidigung gegen seine Nachbarstaaten – ausgelegt ist, schlägt sich diese permanente Alarmbereitschaft auch auf die Gestaltung des Haushaltsplans nieder. Erst in den 2000er-Jahren konnten sich beispielsweise über mehrere Jahre gestreckte Ausgaben durchsetzen. Dieses Vorgehen ist in anderen Ländern ein militärpolitisches Standardverfahren, Israel hielt die Festlegung auf mehrere Jahre jedoch zuvor angesichts seiner latenten strategischen Bedrohung für ein unkalkulierbares Risiko.
Struktur der Israelischen Verteidigungsstreitkräfte
Die Streitkräfte stehen unter dem Kommando eines Generalstabs (מטכ״ל – Matkal). Der Chef des Generalstabs (רמטכ״ל – Ramatkal) hat als einziger den Rang Raw-Aluf (רב אלוף – vergleichbar mit einem Generalleutnant oder General) inne und ist der Oberkommandierende der Streitkräfte. Er untersteht direkt dem Verteidigungsminister und ist damit indirekt dem Premierminister von Israel und seiner Regierung unterstellt. Die Generalstabschefs (Ramatkalim) werden von der Regierung auf Vorschlag des Verteidigungsministers für drei Jahre berufen. Die Regierung hat jedoch das Recht, seine Dienstzeit auf vier (in Ausnahmefällen fünf) Jahre zu verlängern.
Der Posten des Ramatkal stellt eine Schlüsselstellung in Israel dar. Von dort aus führt der nächste naheliegende Karriere-Schritt in das Verteidigungsministerium und damit in die Politik. Verglichen mit den Generalstabschefs anderer Länder sind die Oberkommandierenden der israelischen Armee oft sehr jung gewesen. Die Siege der Jahre 1967, 1956, 1948 wurden unter den Generälen Rabin (45 Jahre), Dajan (41 Jahre) und Jadin (32 Jahre) erfochten.
Nr. |
Name |
Beginn der Berufung |
Ende der Berufung |
23 22 21 |
Herzi Halevi
Aviv
Kohavi Gadi Eizenko |
15. Januar 2019 15. Februar 2015 |
14. Januar 2019 |
20 |
Benny Gantz |
13. Februar 2011 |
14. Februar 2015 |
19 |
Gabi Aschkenasi |
14. Februar 2007 |
13. Februar 2011 |
kommissarisch |
Mosche Kaplinski |
17. Januar 2007 |
14. Februar 2007 |
18 |
Dan Chalutz |
1. Juni 2005 |
17. Januar 2007 |
17 |
Mosche Ja’alon |
9. Juli 2002 |
1. Juni 2005 |
16 |
Schaul Mofas |
9. Juli 1998 |
9. Juli 2002 |
15 |
Amnon Lipkin-Schahak |
1. Januar 1995 |
9. Juli 1998 |
14 |
Ehud Barak |
1. April 1991 |
1. Januar 1995 |
13 |
Dan Schomron |
19. April 1987 |
1. April 1991 |
12 |
Mosche Lewi |
19. April 1983 |
19. April 1987 |
11 |
Rafael Eitan |
1. April 1978 |
19. April 1983 |
10 |
Mordechai Gur |
14. April 1974 |
1. April 1978 |
9 |
David Elazar |
1. Januar 1972 |
14. April 1974 |
8 |
Chaim Bar-Lew |
1. Januar 1968 |
1. Januar 1972 |
7 |
Jitzchak Rabin |
1. Januar 1964 |
1. Januar 1968 |
6 |
Tzvi Tzur |
1. Januar 1961 |
1. Januar 1964 |
5 |
Chaim Laskow |
29. Januar 1958 |
1. Januar 1961 |
4 |
Mosche Dajan |
6. Dezember 1953 |
29. Januar 1958 |
3 |
Mordechai Maklef |
7. Dezember 1952 |
6. Dezember 1953 |
2 |
Jigael Jadin |
9. November 1949 |
7. Dezember 1952 |
1 |
Jaakow Dori |
16. Juni 1947 |
9. November 1949 |
Der Generalstab setzt sich aus folgenden Posten zusammen:
Posten |
Rang und Name |
Chef des Generalstabes |
Raw-Aluf Gadi Eizenkot |
Stellv. Chef des Generalstabs |
Aluf Dan Harel |
Kommandierender General des Heeres |
Aluf Avi Mizrachi |
Direktor der Technologie- und Logistikabteilung |
Aluf Dan Biton |
Direktor des Militärgeheimdienstes Aman |
Aluf Amos Jidlin |
Direktor der Personalabteilung |
Aluf Avi Zamir |
Direktor der Abteilung für Operationen |
Aluf Tal Russo |
Direktor der Planungs- und Strategieabteilung |
Aluf Amir Eshel |
Kommandeur der israelischen Luftstreitkräfte |
Aluf Ido Nehuschtan |
Kommandeur der israelischen Marine |
Aluf Eljezer Marom |
Kommandierender General Zentralkommando |
Aluf Gadi Schamni |
Kommandierender General Nordkommando |
Aluf Gadi Eizenkot |
Kommandierender General Südkommando |
Aluf Joaw Gallant |
Kommandierender General Heimatfront-Kommando |
Aluf Jair Golan |
Kommandeur der Militärcolleges und Senior Field Commander |
Aluf Gerschon Hacohen |
Koordinator der Regierungsaktivitäten in den israelisch besetzten Gebieten |
Aluf (d. R.) Amos Gilad |
Präsident des militärischen Berufungsgerichts |
Aluf Schai Janiv |
Direktor des C4I und Senior Field Commander |
Aluf Ami Schafran |
Pressesprecher |
Tat-Aluf Avi Benajahu |
Direktor der Abteilung für die Entwicklung von Waffensystemen |
Aluf (d. R.) Schmuel Keren |
Leiter des Rechnungswesens |
Aluf (d. R.) Jossi Beinhorn |
Militärgeneralanwalt |
Aluf Awichi Mendelblit |
Finanzberater des Generalstabschefs |
Aluf Maharan Prosenfer |
Kommandierender General des Generalstabskorps und Kommandeur der Aus- und Weiterbildung für die Stabsoffiziere |
Aluf Yishai Be’er |
Die militärische Führung ist in vier Hauptkommandos aufgeteilt, die sowohl regional als auch funktional gegliedert sind:
Israel macht auch zur Truppenstärke keine offiziellen Angaben. Laut The Military Balance 2005–2006 betrug die Truppenstärke im Jahr 2004 168.000 Soldaten (davon 107.500 Wehrpflichtige), die Zahl der Reservisten lag bei 408.000 (380.000 beim Heer, 3.500 bei der Marine, 25.000 bei der Luftwaffe).
Das Israelische Heer (hebräisch מפקדת זרוע היבשה Mifkedet Zro'a HaYabasha, kurz Mazi [מז"י]) besteht aus fünf Korps, die von einem Hauptquartier geführt werden. Diesem sind alle Bodentruppen der israelischen Streitkräfte unterstellt. Operativ werden die Einheiten des israelischen Heeres jedoch von den drei direkt dem Generalstabschef unterstellten Regionalkommandos geführt.
Die israelischen Landstreitkräfte verfügten im Jahr 2004 über eine aktive Truppe von 125.000 Mann und über ein Reservistenpotenzial von 380.000 Mann.
Das Israelische Heer existiert de facto seit der Gründung der Israelischen Verteidigungsstreitkräfte 1948, war aber bis zur Einrichtung des Heereshauptquartiers im Jahr 1998 organisatorisch keine einzelne Teilstreitkraft. Seitdem ist sie auch de jure eigenständige Teilstreitkraft neben der Marine und den Luftstreitkräften.
Vor der Aufstellung des Hauptquartiers waren die Bodenstreitkräfte der Israel Defense Force direkt dem Generalstabschef unterstellt. Dem Kommandierenden General des Heereshauptquartiers unterstehen die Bodenstreitkräfte (Infanterie-, Panzer-, Artillerie- und Kampfpionierkorps), jedoch nicht die Kampfunterstützungskräfte und rückwärtige Einheiten, wie die Militärpolizei oder das Fernmeldekorps. Die Aufgabe des Heereskommandos ist die Ausbildung, Schulung, Organisation und Entwicklung der Ausrüstung aller Bodenkampfeinheiten der IDF, jedoch nicht die Planung und Führung von Operationen.
Das Heer hat als Landkomponente der Streitkräfte die territoriale Integrität des Staates Israel gegen äußere Feinde sicherzustellen.
Das Hauptquartier ist im Camp Bar Lew, zwischen Aschkelon und Kirjat Mal’achi, stationiert.
Struktur des israelischen Heereskommandos.
Die Ausrüstung des israelischen Bodenkommandos ist von seinem hohen Abschreckungspotenzial im Kalten Krieg sowie von seiner überwiegenden Zusammensetzung aus Wehrdienstleistenden geprägt, was zur Folge hat, dass sich die Teilstreitkraft sehr auf Kampfpanzer und gepanzerte Truppentransporter verlässt.
Die Landstreitkräfte verfügten am Stichtag 20. September 2010 über:
Die Israelischen Luftstreitkräfte (hebräisch חיל האוויר והחלל Cheil ha-Awir we-ha-Chalal‚ Luft- und Raumfahrtkräfte‘; englisch Israel Air Force, abgekürzt IAF) bilden die Luftwaffe der Israelischen Streitkräfte. Seit der Gründung der IAF während des Unabhängigkeitskrieges von 1948 spielte sie eine tragende Rolle in den meisten Kampfhandlungen, an denen Israel beteiligt war.
Zum Auftrag der israelischen Luftstreitkräfte gehören Sicherung der territorialen Integrität Israels, Luftverteidigung und Bereitstellung der Luftkomponente der israelischen Streitkräfte in den Haupteinsatzgebieten Mittelmeer im Westen und im Golf von Aqaba, im Luftraum über dem Roten Meer und über dem Golf von Sues im Süden.
Organisation der IAF
Die Ausrüstung der IAF gehört zu den modernsten weltweit. Am 15. August 2010 hat der israelische Verteidigungsminister Ehud Barak sein Einverständnis für den Kauf von etwa 20 F-35I-Maschinen gegeben. Die Investitionen samt Wartungsverträgen und Ersatzteilen belaufen sich auf mindestens 4 Milliarden US-Dollar. Die Auslieferung ist über eine Dauer von zwei Jahren ab 2015 angedacht, zwei Maschinen im Jahr 2015, acht 2016 und nochmals acht im Jahr 2017.
Hier eine Übersicht über die aktuell verwendeten Maschinen:
Die Flugzeuge kommen mittlerweile hauptsächlich aus US-amerikanischer Fabrikation. Die von den USA gelieferten Flugzeuge werden meist von der IAF optimiert. Durch die in Israel vorgenommenen Modifikationen konnten teilweise tatsächlich Leistungssteigerungen erzielt werden, so hat beispielsweise die F-16I eine höhere Reichweite als die amerikanische Version und eine höhere Rüstmasse.
Der IAF untersteht auch eine kleine Zahl israelischer Raumfahrzeuge:
In der Flugabwehr hat die IAF, nachdem sich die amerikanischen Patriot-Luftabwehrsysteme bei den irakischen Scud-Angriffen auf Tel Aviv im Jahre 1991 als weitgehend wertlos erwiesen hatten, auf eigene Produktionen umgestellt.
Das Ergebnis war das Barak-Luftabwehrsystem sowie Iron Dome
Folgende luftgestützte Waffensysteme werden von der Luftwaffe eingesetzt:
Die IAF hat ihren Ursprung im Jahre 1945. Als der Sieg der alliierten Truppen im Zweiten Weltkrieg kurz bevorstand, wurde neun Mitgliedern der Palmach, des paramilitärischen Ablegers der Hagana eine Flugausbildung in der Flugschule „Awiron“ zuteil. Am 10. November 1947 wurde entschieden, reguläre Luftstreitkräfte aufzubauen, die „Scherut Awir“ (Air Service). Dazu wurden alle jüdischen Piloten aufgefordert, sich einzuschreiben. Unter den Piloten waren auch viele erfahrene Veteranen aus dem Zweiten Weltkrieg. Die „Scherut Awir“ wurde am 27. Dezember 1947 offiziell gegründet. Das Gros der wenigen verfügbaren Flugzeuge – hauptsächlich Restbestände aus den sowjetischen, amerikanischen und britischen Luftstreitkräften – wurden nach Sde Dow (nahe Tel Aviv) gebracht. Dazu mussten viele Landebahnen und Rollfelder in kürzester Zeit provisorisch angelegt werden. Zwischen Dezember 1947 und Mai 1948 wurden vor allem aus den USA und Europa neue Flugzeuge beschafft – die ersten waren ausgerechnet ein Derivat der Messerschmitt Bf 109, die tschechische Avia S-199, von der 25 Exemplare geliefert wurden. Sowohl jüdische als auch nichtjüdische Piloten aus aller Welt meldeten sich freiwillig, um bei den neuen Luftstreitkräften zu dienen. Anfang Mai 1948 wurden die ersten Piloten auf dem Flugplatz Planá in der Tschechoslowakei an der Avia S-199 ausgebildet. Nach der offiziellen Staatsgründung Israels wurde die „Scherut Awir“ umbenannt in die bis heute gültige Bezeichnung Cheil Awir.
Im UN-Beschluss vom 29. November 1947 war eine Teilung des britischen Mandatsgebiets „Palästina“ in einen israelischen und einen palästinensischen Teilstaat vorgesehen. Die arabischen Staaten Ägypten, Syrien, Libanon, Transjordanien, Saudi-Arabien und Irak lehnten dies ab. Auslöser für den Palästinakrieg war die israelische Unabhängigkeitserklärung vom 14. Mai 1948, worauf die fünf arabischen Staaten einige Stunden später den soeben gegründeten Staat Israel angriffen.
Zu Beginn sahen sich die Israelis chancenlos gegen die arabischen Truppen; Tel Aviv wurde ohne Unterbrechung bombardiert. Die nur unzureichend ausgerüstete IAF konnte jedoch bald Erfolge gegen die arabischen Luftstreitkräfte erringen. Kurz darauf wurde die IAF auch zur Unterstützung der Bodentruppen herangezogen und trug so maßgeblich dazu bei, den Verlauf des Krieges zu wenden.
Die Sueskrise nahm ihren Anfang in der Verstaatlichung des Suezkanals durch Präsident Gamal Abdel Nasser. Nachdem Großbritannien, Frankreich und Israel in mehreren Geheimgesprächen eine Koalition gebildet hatten, um gemeinsam dagegen vorzugehen, griff Israel am 29. Oktober 1956 Ägypten an. Die IAF hatte in der Frühphase die Aufgabe, die Kommunikation der ägyptischen Kommandoebenen zu zerstören. Im Lauf dieser Operation gelang es den israelischen Luftstreitkräften, fast die gesamte feindliche Kommunikation im Sinai zu unterbinden.
Zur gleichen Zeit brachten 16 DC-3-Transporter 295 Fallschirmjäger an den Mitla-Pass im Sinai; die bis heute größte Fallschirmjäger-Operation in der israelischen Geschichte.
Im Laufe der Luftgefechte gelang es der IAF, sieben ägyptische Flugzeuge abzuschießen, ohne eigene Verluste zu erleiden. Die IAF trug wesentlich dazu bei, die ägyptischen Nachschublinien auch außerhalb des Sinai zu unterbrechen. Bei diesen Angriffen wurden auch B-17-Bomber aus dem Zweiten Weltkrieg eingesetzt.
Allerdings wurden insgesamt 15 israelische Rettungsflieger abgeschossen, die zur Abholung der Fallschirmtruppen eingesetzt wurden.
Als Reaktion auf die Sperrung der Straße von Tiran für die israelische Schifffahrt, den von Nasser erzwungenen Abzug der UNEF-Truppen aus dem Sinai und den ägyptischen Aufmarsch von 1000 Panzern und fast 100.000 Soldaten an den Grenzen Israels führte Israel am 5. Juni 1967 einen Präventivschlag gegen die arabischen Staaten durch (Sechstagekrieg). Die IAF griff dabei Stützpunkte der völlig unvorbereiteten ägyptischen Luftstreitkräfte an und erreichte innerhalb von drei Stunden deren komplette Zerstörung. Kurz darauf wurden die Luftstreitkräfte Syriens, Jordaniens und Iraks angegriffen und ebenfalls nahezu vollständig vernichtet.
Nachdem die IAF so die Lufthoheit erkämpft hatte, begann sie mit der Unterstützung der Bodentruppen aus der Luft. Insgesamt konnten 391 Jets am Boden zerstört, 26 Stützpunkte der Luftstreitkräfte einsatzunfähig bombardiert, und in Luftgefechten 60 feindliche Kampfjets abgeschossen werden. Auch kamen Fallschirmspringer bei der Eroberung der Golanhöhen zum Einsatz.
Die Operation Moked ist bis heute Gegenstand bei taktischen Ausbildungskursen der meisten modernen Luftstreitkräfte.
Der so genannte Abnutzungskrieg wurde von Ägypten begonnen, um den Sinai, den Israel im Sechstagekrieg erobert hatte, zurückzuerobern. Der Krieg endete 1970 mit einem Waffenstillstand; keine der beiden Parteien konnte Gebietsgewinne verzeichnen.
Die neuen A-4 Skyhawk- und McDonnell F-4-Kampfflugzeuge erwiesen sich als äußerst schlagkräftig, da sie in der Lage waren, mehr Waffen ins Ziel zu bringen.
Die IAF flog über tausend Einsätze entlang des Sueskanals und drang tief in ägyptisches Gebiet ein. Im Juni 1969 kam es zum ersten Mal seit dem Sechstagekrieg wieder zu Luftkämpfen zwischen israelischen Jets und neuen ägyptischen MiGs (hauptsächlich MiG-21), die gerade aus der Sowjetunion geliefert worden waren. Im Laufe dieser Luftgefechte konnten alle neun MIG-21 abgeschossen werden.
Anfang September 1969 begann die IAF, SA-2-Guideline-Flugabwehrbatterien zu bombardieren, bis alle ägyptischen Luftabwehrstellungen zerstört waren. Dabei kam eine neue Taktik zum Einsatz, bei der israelische Jagdbomber im Sturzflug oberhalb des Zielverfolgungsradarkegels der arabischen SAM-Stellungen angriffen und ihnen so die gezielte Vernichtung der Luftabwehrstellungen gelang. Um Ägypten zur Beendigung des Krieges zu zwingen, wurden auch strategische Ziele in Ägypten bekämpft. In einer ganzen Serie von Angriffen zwischen Januar und April 1970 wurden 118 derartige Einsätze geflogen. Ihre Ziele waren Radarstationen, Raketenbatterien und Armeestützpunkte im gesamten ägyptischen Gebiet.
Nachdem Ägypten diesen Angriffen nichts mehr entgegenzusetzen hatte, intervenierte die Sowjetunion mit eigenen Flugzeugen und Piloten. Am 30. Juli 1970 kam es zu massiven Luftkämpfen zwischen der IAF und sowjetischen Piloten, deren Ausgang aber ausgeglichen war.
Insgesamt wurden während des Konflikts ca. 98 gegnerische Flugzeuge abgeschossen. Die IAF verlor nach eigenen Angaben nur elf Maschinen.
Der Jom-Kippur-Krieg begann am 6. Oktober 1973 mit einem Überraschungsangriff Ägyptens und Syriens auf den Sinai und die Golanhöhen. In der ersten Phase des Krieges hatte die IAF den Auftrag, den israelischen Luftraum zu sichern und die vorrückenden Bodentruppen der Angreifer zu stoppen.
Im Kriegsverlauf gelang es keinem einzigen feindlichen Flugzeug, in den israelischen Luftraum einzudringen. Allerdings musste die IAF dafür einen hohen Preis bezahlen, denn an einem einzigen Tag, dem 7. Oktober, wurden sechs IAF-Jets über der syrischen Front vernichtet. Im Gegensatz dazu gelang es israelischen Piloten, in Ägypten 32 Raketenbatterien zu zerstören und weitere elf schwer zu beschädigen.
Als die israelischen Verteidigungskräfte zum Gegenschlag ansetzten, wurde die IAF sowohl an der ägyptischen, als auch an der syrischen Front eingesetzt und es gelang ihr, etliche Flugzeuge am Boden zu zerstören. So konnten die feindlichen Luftoperationen fast gänzlich unterbunden werden.
Am 9. Oktober wurde als Vergeltung für den Abschuss von Boden-Boden-Raketen auf zivile israelische Ziele das syrische Oberkommando mitten in Damaskus bombardiert. Außerdem zerstörte die IAF die Brücken über den Sueskanal.
Zum ersten Mal spielten auch Hubschrauber eine zentrale Rolle in den Kampfhandlungen. Sie wurden beispielsweise genutzt, um verwundete Piloten aus feindlich kontrolliertem Gebiet zu retten. Außerdem wurden Eliteeinheiten hinter den feindlichen Linien abgesetzt und schwere Artillerie an die Front transportiert.
Insgesamt wurden im Laufe des Krieges etwa 300 ägyptische und über 150 syrische Jets abgeschossen. Die Verluste auf der eigenen Seite betrugen nach israelischen Angaben nur rund 100 IAF-Jets und etwa 60 gefangene oder getötete Besatzungen.
Da die PLO nach ihrer Festsetzung im südlichen Libanon immer wieder Angriffe auf Israel unternahm, begann Israel am 6. Juni 1982 den ersten Libanonkrieg (zweiter siehe Libanonkrieg 2006).
Die PLO antwortete mit schwerem Artillerie- und Raketenbeschuss nördlicher israelischer Siedlungen.
Am 6. Juni wurde die Operation Frieden für Galiäa gestartet, in deren Rahmen es israelischen Verteidigungstreitkräften gelang, innerhalb kürzester Zeit bis Beirut vorzurücken.
Bei dem Vormarsch wurden massiv Hubschrauber eingesetzt, vor allem Kampfhubschrauber vom Typ AH-1 Cobra. Außerdem unterstützte die IAF mit ihren Jagdbombern die Bodentruppen der israelischen Streitkräfte und zerstörte Artilleriestellungen, Aufklärungsposten und gepanzerte Fahrzeuge des Feindes.
Am 9. Juni wurden 19 syrische Flugabwehrraketenstellungen angegriffen und konnten fast alle zerstört werden.
In heftigen Luftkämpfen gegen syrische Kampfjets gelang es, 29 feindliche Flugzeuge – hauptsächlich MiG-23 – abzuschießen (nach israelischen Angaben). Insgesamt wurden etwa 100 feindliche Flugzeuge zerstört, ohne dabei selbst Verluste zu erleiden. Auch diese israelische Darstellung wird von Chronisten kritisch gesehen.
Eine der erfolgreichsten Operationen der IAF war die Erbeutung eines neuen sowjetischen Radarsystems aus Ägypten.
Das P-12-Radarsystem war das modernste, das die Ägypter im Abnutzungskrieg (1968–1970) gegen die Israelis von den Sowjets geliefert bekamen und einsetzten. Das System wurde auf einem Aufklärungsfoto aus einer Höhe von 10.000 m identifiziert, und am 26. Dezember 1969 wurden drei Hubschrauber mit Fallschirmjägern sowie zwei Transporthubschrauber zur Erbeutung des Radarsystems über den Sueskanal geschickt. Gleichzeitig flog die IAF einen Ablenkungsangriff auf ägyptische Stellungen.
Die Soldaten wurden sechs Kilometer von ihrem Ziel abgesetzt, erreichten ihr Ziel um 1:30 Uhr morgens und sicherten die Radaranlage und bereiteten sie für den Transport in den Hubschraubern vor.
Die Transporthelikopter verließen um 2:30 Uhr ihre Basis in Israel und erreichten um 3:00 Uhr die Radarstellung. Dann wurde begonnen, die Radaranlage in die Luft zu heben. Da die Hubschrauber für einen Transport von 2,9 Tonnen ausgelegt waren, die Radaranlage jedoch 4,3 Tonnen wog, fiel beim Start das primäre Hydrauliksystem des Haupttransporters aus.
Der Pilot des Helikopters ignorierte aber die Notfallwarnung, die ihn zum sofortigen Landen aufforderte, und führte die Mission zum Abschluss. Er flog den gesamten Weg in extrem niedriger Höhe, sein Flugoffizier bediente die Triebwerke bis zur endgültigen Landung manuell. Der Hubschrauber überquerte den Sueskanal mit Hilfe seines Reservesystems, und schließlich gelang ihm die sichere Landung mit der gestohlenen Radaranlage auf israelischem Boden.
Um dem ägyptischen Staatschef Gamal Abdel Nasser im Abnutzungskrieg seine Verwundbarkeit vor Augen zu führen, drangen drei israelische F-4E Phantom-II-Jagdbomber unbehelligt durch feindlichen Luftraum bis nach Kairo vor und durchbrachen um 6:00 Uhr morgens über Nassers Haus im Tiefflug die Schallmauer.
Am 7. Juni 1981 gegen 17:30 Uhr bombardierten israelische F-16 Fighting-Falcon-Jagdbomber die irakische Atomanlage Osirak in der Nähe von Bagdad, etwa 1000 Kilometer von Israel entfernt.
Die Jets wurden von einer Gruppe F-15 Eagle begleitet und flogen unentdeckt durch jordanischen, saudi-arabischen und irakischen Luftraum. Der Reaktor wurde von der israelischen Regierung als schwerste Bedrohung angesehen, da der damalige irakische Diktator Saddam Hussein kurz davor war, Atomwaffen herzustellen, und das sogar öffentlich verkündete.
Die Konstruktionsweise des Reaktors in Form einer Betonpyramide erschwerte einen Luftangriff erheblich. Der Angriff musste von unten erfolgen und die Bomben in einer nach oben weisenden parabelähnlichen Flugbahn abgeworfen werden, um die ebenfalls nach oben gerichteten Betonplatten zu durchschlagen. Trotz dieser erschwerenden Bedingungen gelang die Operation und es gab bei diesem Angriff keine Verluste auf israelischer Seite.
Seit Beginn der Ersten Intifada 1987 wird die IAF häufig zu Vergeltungsaktionen für Terroranschläge eingesetzt. Hierbei spielen die Hubschrauber eine zentrale Rolle. Von der Weltöffentlichkeit werden die zahlreichen zivilen Opfer dieser Angriffe heftig kritisiert.
Am 6. September 2007 flog die israelische Luftwaffe einen Angriff auf ein Bauwerk in Syrien („Operation Orchard“).
Die IAEO veröffentlichte am 24. Mai 2011, dass es sich bei den zerstörten Anlagen „sehr wahrscheinlich“ um einen Kernreaktor handelte. Möglicherweise wollte oder will Syrien spaltbares Material für den Bau einer Atombombe herstellen und damit zur Atommacht werden.
Eine Auswahl von ehemaligen Waffensystemen der israelischen Luftstreitkräfte:
Gerade seit Beginn der palästinensischen Intifada bombardiert die IAF als Vergeltung für Terroranschläge häufig Ziele in zivilen Gebieten. Obwohl die Führung der Luftstreitkräfte stets angibt, dass es sich bei den Zielen um Waffenlager oder Unterkünfte von Terroristen handle, werden häufig Zivilisten verletzt und getötet. Das führte sogar dazu, dass einige Piloten sich weigerten, solche Ziele zu bombardieren.
Heftige Diskussionen löste ein Interview der israelischen Tageszeitung Haaretz mit dem damals amtierenden Generalstabschef der Israelischen Luftstreitkräfte, Dan Chalutz, nach der gezielten Tötung von Scheich Ahmad Yasin aus. Die Operation fand in dicht besiedeltem Gebiet statt, es gab mindestens 6 weitere Tote.
Die israelische Marine (hebräisch חיל הים הישראלי; Cheil haJam haJisra'eli, englisch Israeli Sea Corps, abgekürzt ISC) ist die Seestreitmacht der Streitkräfte des Staates Israel.
Die Marine Israels sichert die territoriale Integrität zur See und stellt die Marinekomponente der israelischen Verteidigungsstreitkräfte in den Haupteinsatzgebieten Mittelmeer im Westen und im Golf von Aqaba im Süden.
Das Flottenoberkommando der israelischen Marine befindet sich in Tel Aviv, die Marineakademie in Haifa.
Die Marine besteht aus:
Mit den in den USA gebauten Lenkwaffen-Korvetten der Eilat- bzw. Sa'ar-5-Klasse (INS Eilat, INS Lahav, INS Hanit) verfügt Israel seit 1994 erstmals über voll hochseefähige Überwassereinheiten.
Die Flottille der Korvetten sind in Haifa stationiert und umfassen derzeit:
Über mehrere Jahre hinweg war die Beschaffung von Schiffen der amerikanischen LCS-Klasse geplant. 2009 fiel jedoch eine Entscheidung zugunsten der deutschen MEKO-100-Klasse. Deutschland wird sich finanziell an den drei geplanten Einheiten beteiligen. Die Schiffe werden ca. 1.600 t verdrängen und sollen alle drei Schiffe der Eilat- bzw. Sa'ar-5-Klasse ersetzen. Im Mai 2015 wurde zwischen ThyssenKrupp und Israel ein entsprechender Vertrag über den Kauf von 4 MEKO-Korvetten geschlossen. Das israelische Verteidigungsministerium habe darauf bestanden, dass alle Waffensysteme auf den Booten aus israelischer Herstellung stammen. Damit sollten Aufträge in großem Umfang für die israelische Rüstungsindustrie gesichert werden. Die deutsche Werft habe sich zu Gegenkäufen in Israel im Wert von mehr als 700 Millionen Schekel (etwa 163 Millionen Euro) verpflichtet. Die Schiffe sollen innerhalb von fünf Jahren ausgeliefert werden.
Die Flugkörperschnellboot-Flottille schützt Israels Handelsmarine und soll im Kriegsfall eine Blockade israelischer Häfen verhindern bzw. selbst feindliche Häfen blockieren. Die Flottille hat mit der Flugkörperschnellboot-Schule ihren Sitz in Haifa und besteht aus zehn Einheiten:
Die 1951 errichtete U-Boot-Flottille rekrutiert sich ausschließlich aus Freiwilligen und hat mit der U-Boot-Schule ihren Sitz in Haifa. Sie soll gegnerische Schiffe angreifen, verdeckt Informationen sammeln und andere Einheiten unterstützen.
1958 erwarb man zwei Einheiten der britischen Subtle-Klasse:
1968 wurden drei U-Boote der T-Klasse in Großbritannien erworben.
In den Jahren 1975 bis 1977 erwarb man mit der Gal-Klasse erstmals drei spezifisch für israelische Anforderungen neu gebaute Einheiten:
Die U-Boot-Flottille besteht Ende 2016 aus drei Einheiten der aus deutscher Produktion stammenden Dolphin-Klasse des ersten Bauloses und zwei des Typs Dolphin II mit einem modifizierten Brennstoffzellenantrieb und einem um etwa 10 Meter verlängerten Rumpf.
Derzeit sind drei U-Boote der Dolphin-Klasse, erstes Baulos, aktiv:
Außerdem sind zwei U-Boote der Dolphin-Klasse, zweites Baulos, aktiv:
Die U-Boote der Dolphin-Klasse gelten als nuklearwaffenfähig. Die INS Dakar als drittes U-Boot des zweiten Bauloses befindet sich in der Fertigstellung mit der Ziellinie 2019. Eine Bestellung weiterer U-Boote zur Erneuerung der Flotte wurde angekündigt.
Die kleinen und wendigen Patrouillenboote sichern Israels Küsten und bewachen den Gazastreifen. Einheit 914 liegt in Haifa, Einheit 915 in Eilat und Einheit 916 in Aschdod. Es sind derzeit folgende Wachboote im Bestand:
Für amphibische Operationen stehen drei Landungsschiffe der Aschdod-Klasse (vom ehemaligen US-amerikanischen Typ LSM-1) und zwei LCM-Landungsboote zur Verfügung.
Derzeit sind acht Unterstützungsschiffe mit unterschiedlichen Aufgaben der verschiedenen Typen im Einsatz, darunter zwei Mehrzweckboote der Stollergrund-Klasse.
Neben sechs Hubschraubern vom Typ Agusta AB-206B verfügt Israels Marine noch über fünf Eurocopter-AS-565-MA-Dauphin-Bordhubschrauber für die Eilat-Klasse und zwei Eurocopter-SA-366G-Dauphin-Bordhubschrauber.
Eine Auswahl von ehemaligen Waffensystemen der israelischen Marine:
Besondere Ereignisse waren:
Dem Direktorat des Militärgeheimdienstes Aman (אגף מודיעין) untersteht unter anderem die Einheit 8200. Bei dieser werden Fähigkeiten zur Kriegsführung im Cyberspace vermutet.
Im Gegensatz zu vielen anderen Staaten verwendet Israel für alle Teilstreitkräfte die gleichen Dienstgrade. Zur Vergleichbarkeit sind entsprechende NATO-Rangcodes angegeben. Die Dienstgradabzeichen in der dargestellten Form wurden 2002 eingeführt. Bei der Marine sind die Rangabzeichen in den bei Seestreitkräften üblichen Farben gehalten, beispielsweise bei der großen Uniform gold auf dunkelblau.
Rav-Aluf אלוף- רב Generalleutnant
Aluf אלוף Generalmajor
Tat-Aluf אלוף- תת Brigadegeneral
Aluf Mischne משנה אלוף Oberst
Sgan Aluf אלוף סגן Oberstleutnant
Rav-Seren סרן רב Major
Seren סרן Hauptmann
Segen סגן Oberleutnant
Segen Mischne משנה- סגן Leutnant
Rav-Negad נגד רב Oberstabsfeldwebel
Rav-Negad Mischne משנה נגד רב Oberstabsfeldwebel
Rav-Samal Bachir בכיר סמל רב Oberstabsfeldwebel
Rav-Samal Mitkadem מתקדם סמל רב Stabsfeldwebel
Rav-Samal Rischon ראשון סמל רב Hauptfeldwebel
Rav-Samal סמל רב Oberfeldwebel
Samal Rischon ראשון סמל Stabsunteroffizier
Samal סמל Stabsgefreiter
Rav-Tura’i טוראי רב Obergefreiter
Tura’i Rischon ראשון טוראי Gefreiter
Tura’i טוראי Schütze
Anmerkungen
Die ersten Waffenkäufe wurden 1948 in der Tschechoslowakei getätigt. Sie umfassten Sturm- und Maschinengewehre sowie 25 Avia S-199-Jagdflugzeuge, die zahlreiche Teile der Messerschmitt Bf 109 enthielten. Weitere Waffen stammten zu dieser Zeit aus Großbritannien und Frankreich, das in den 1950er-Jahren zum bedeutendsten Waffenlieferanten Israels wurde, bis Charles de Gaulle am 2. Juni 1967, unmittelbar vor dem Ausbruch des Sechstagekrieges ein Waffenembargo über Israel verhängte. Nach dem Ende des Sechstagekrieges versorgte die Sowjetunion die Streitkräfte Ägyptens und Syriens mit Waffen, und die USA wurden zum bedeutendsten Waffenlieferanten Israels.
Heutzutage stammt ein Großteil der israelischen Armeeausrüstung aus amerikanischer Produktion; aber auch aus anderen NATO-Ländern inklusive Deutschland, des Weiteren werden aus Russland sowie Indien Waffen importiert. Die staatlichen Rüstungskonzerne Israel Military Industries und Israel Aerospace Industries führen aber auch eigene Weiter- und Neuentwicklungen durch, so etwa bei Luft-Luft-Raketen oder dem Merkava-Panzer.
Die Stückzahlen israelischer Ausrüstung liegen bei 1.230 Fluggeräten, 14.200 Kampfpanzern und gepanzerten Fahrzeugen, 2.783 Artilleriegeschützen, 3.153 ballistischen Raketen und 18 See-Einheiten.
In der Vergangenheit führte dies teils zu diplomatischen Verwicklungen mit den USA. So entwickelte Israel mit Indien Anfang der 2000er-Jahre das Barak-Luftabwehrsystem, das bis dato jeder NATO-Flugabwehr überlegen ist, und stellte damit seine eigene weitreichende Verfügung über amerikanische Systeme in Frage. Hinzu kam im Jahr 2004 ein Konflikt, bei dem Israel an China eine Weiterentwicklung für US-Waffensysteme weiterverkaufte, die der Volksrepublik in den 1990er-Jahren geliefert worden waren, ohne – wie vereinbart – die Genehmigung der USA dazu einzuholen.
Israel ist nicht Vertragspartner des Atomwaffensperrvertrages. Es wird weithin vermutet, dass es über Kernwaffen verfügt.
Heute geht man davon aus, dass Israel über rund 200 Kernsprengköpfe verfügt. Der israelische Atom-Techniker Mordechai Vanunu veröffentlichte etliche Einblicke in das israelische Kernwaffenprogramm, wofür er angeklagt und verurteilt wurde. In den 1970er-Jahren habe es eine geheime gemeinsame Atomwaffenforschung mit Südafrika gegeben.
Die offizielle Politik der Regierung ist, diese Frage nicht zu kommentieren, also den Besitz weder zuzugeben noch ihn abzustreiten. Ein Interview im Dezember 2006, in dem Premierminister Ehud Olmert in einer Aufzählung von Atommächten neben Frankreich, den USA und Russland auch Israel nannte, wurde von der internationalen Presse als indirektes Eingeständnis für einen israelischen Atomwaffenbesitz und gleichzeitig als Drohung und Replik in Richtung Iran gewertet.
Die militärische Fachwelt geht davon aus, dass Israel sowohl über Bomben- als auch Raketensprengköpfe verfügt. Besonders interessant dabei sind die möglichen Kernwaffenträger an Bord der sechs Dolphin-Klasse-U-Boote, die sowohl die israelischen Marschflugkörper Popeye Turbo als auch AGM-84 Harpoon-Raketen und Raketen mittlerer Reichweite russischer Bauart abfeuern können.
Israel hat die Chemiewaffenkonvention nicht ratifiziert. Auch die Biowaffenkonvention hat Israel nicht ratifiziert. Als Forschungseinrichtung im biologischen und chemischen Bereich dient das Israel Institute for Biological Research, das 1952 gegründet wurde. Sie ging aus der 1948 gebildeten Einheit „Hemed Beit“ für biologische Kriegsführung mit Sitz in Jaffa hervor.
Beim Absturz des Frachtfluges El-Al-Flug 1862 in Amsterdam am 4. Oktober 1992 befanden sich auch 240 Kilogramm der Chemikalie Dimethylmethylphosphonat für das Israel Institute for Biological Research an Bord, die unter anderem als Ausgangsstoff für das Nervengift Sarin verwendet werden kann.
Bill Richardson, Staatssekretär des US-Verteidigungsministeriums unter Reagan und Bush, erklärte 1998, dass er keine Zweifel an israelischen Entwicklungen von chemischen und biologischen Waffen habe: „I have no doubt that Israel has worked on both chemical and biological offensive things for a long time. (…) There’s no doubt they’ve had stuff for years, but getting anybody to say anything publicly about it is going to be pretty hard.“
Wissenschaftler der Swedish Defence Research Agency kamen im Dezember 2005 zu der Feststellung, dass es nicht möglich sei, zu sagen, ob die in der Vergangenheit entwickelten Kapazitäten für chemische und biologische Waffenprogramme noch aktiv sind. „Israel has developed offensive chemical and biological warfare (CBW) capabilities in the past, but it has not been possible to conclude if these offensive programs still remain active.“
In Israel gelten für Frauen 21 Monate und für Männer drei Jahre Wehrpflicht. Ausgenommen von der Wehrpflicht sind alle nichtjüdischen, schwangeren oder verheirateten Frauen, charedische („ultraorthodoxe“) Jeschiwa-Studenten (Stand 2011) sowie israelische Araber, denen jedoch ein freiwilliger Dienst in der Armee offensteht. Rechtlich ist es nur Frauen gestattet, der Wehrpflicht aus Gewissensgründen nicht nachzukommen (da nach Auffassung eines Teils des orthodoxen Judentums allein der Mann zur Verteidigung Israels verpflichtet ist) und einen zivilen Ersatzdienst (sherut leumi) von ein oder zwei Jahren zu leisten. Für Juden, die religiöse Studien in einer entsprechenden Studieneinrichtung (Jeschiwa) mit dem Militärdienst kombinieren wollen, wurden kombinierte Programme namens Hesder eingerichtet. Die Minderheiten der Tscherkessen, Drusen, Samaritaner und der arabischen Negevbeduinen dienen auch in der Armee. Die politischen Führer der Drusen entschieden sich nach der Staatsgründung dafür, auf das ihnen angebotene Privileg der Wehrdienstbefreiung zu verzichten und zur Verteidigung Israels beizutragen. Auch ohne die gesetzliche Pflicht ist es bei vielen Beduinenstämmen zur Tradition geworden, in den IDF zu dienen. Sie werden auf Grund ihrer nomadischen Herkunft vor allem als Aufklärer und Verfolger geschätzt.
Die Verweigerung des Militärdienstes ist für Männer eine langwierige Prozedur mit mehreren Anhörungen, an deren Ende sich der Verweigerer vor einem Gewissens-Komitee zu verantworten hat. Darauf folgen eventuell Gerichtsverfahren (vergleichbar mit der Totalverweigerung in Deutschland), an deren Ende der Verweigerer fast immer vom Wehrdienst befreit ist, allerdings unter Umständen mit einer Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren bestraft werden kann. Als Alternative zur Verweigerung gelten innerhalb der Streitkräfte im Regelfall Posten außerhalb der Kampfeinheiten, beispielsweise beim Erteilen von Zivilschutzunterricht an Schulen. Viele der Verweigerer hätten nichts gegen einen Einsatz zur Landesverteidigung, lehnen aber die Besatzung der Palästinenser ab. Einen Höhepunkt erreichte diese Bewegung am Beginn der Zweiten Intifada.
Im Gegensatz zu Frauen, die Ersatzdienst leisten, werden Männer, die ihrer Wehrpflicht nicht nachkommen, bis heute oft gesellschaftlich geächtet, da es in Israel meist als selbstverständlich gilt, dass ein Mann den Armeedienst leistet. Verweigerung kann auch zu sozialen Benachteiligungen führen. Ähnliches gilt für eine Ausmusterung wegen Konsums illegaler Drogen, auch „weicher Drogen“. In jüngster Zeit wird eine Verweigerung jedoch (auch bei Männern) zunehmend gesellschaftlich akzeptiert. 2012 entschied das Oberste Gericht, dass die Befreiung ultraorthodoxer Talmudschüler vom Militärdienst verfassungswidrig ist. Im März 2014 soll ein Gesetz beschlossen werden, das es unter Strafe stellt, wenn Ultraorthodoxe ihrer Einberufung nicht Folge leisten. In den Anfangsjahren Israels wurden etwa 400 charedische Juden von der Wehrpflicht befreit. Für 2013 wurde die Zahl auf 60.000 bis 70.000 geschätzt.
Auf die Wehrpflicht folgt ein Monat Reservedienst (Miluim) pro Jahr; bei Männern bis zur Vollendung des 42. Lebensjahres (oder des 51. bei Offizieren) und bei Frauen bis zur Vollendung des 24. Lebensjahres. Nicht alle Frauen und Männer werden jedes Jahr zu Reservediensten eingezogen, jedoch ein sehr großer Teil. Dies geschieht auch meist in den gleichen Einheiten; die Zusammenführung einander bereits bekannter Kameraden aus der aktiven Dienstzeit dient der Steigerung der Truppenmoral.
Traditionell gilt der Reservedienst als sehr wichtiger Bestandteil von Israels Verteidigungspolitik, wie das Zitat eines Generalstabschefs vom „Soldaten mit elf Monaten Urlaub“ nahelegt. Dies hängt mit der im regionalen Vergleich sehr kleinen Bevölkerung Israels zusammen.
Wegen der geringen West-Ost-Ausdehnung des Landes ist darüber hinaus die Mobilmachungsgeschwindigkeit möglichst starker Reservistenkontingente von großer Bedeutung. Ein Verband beliebiger Größe muss daher in höchstens 48 Stunden voll ausgerüstet und organisiert an jedem beliebigen Frontabschnitt einsatzbereit sein. Tatsächlich erreichen die meisten Einheiten dieses Ziel in 24 Stunden, und vor allem Luftwaffenverbände, die aus Reservisten bestehen, sind sogar innerhalb von 12 Stunden einsatzbereit.
Seit den 1980er-Jahren hat sich die Haltung zu Personen, die keinen Wehrdienst leisten, leicht entspannt, da Israels Existenz seitdem als gesichert gilt. Laut War Resisters International werden Männer über 35 oft nicht mehr zum Reservedienst einberufen und Männer im Alter von 41 oder 45 Jahren üblicherweise endgültig aus dem Militärdienst entlassen. Frauen werden allgemein überhaupt nicht zum Reservedienst einberufen.
Da ein solcher Reservedienstmodus trotz aller Berechenbarkeit einen weitreichenden Eingriff in die Lebensführung des Einzelnen und seines Umfelds darstellt, befassen sich verschiedene israelische Gremien mit Möglichkeiten, den Reservedienst besser in die Lebensführung zu integrieren. Kein israelischer Student fällt im Studium zurück, wenn er eingezogen wird. Das Institute of National Insurance regelt die Besoldung der Reservisten derart, dass sowohl Arbeitgeber als auch Arbeitnehmer für Verdienst- respektive Gewinnausfall entschädigt werden. Selbstständigen wird der Verdienstausfall ebenfalls bis zu einer gewissen Obergrenze erstattet.
Die Israelischen Verteidigungsstreitkräfte sind eine klassische Wehrpflichtigenarmee. Trotzdem kann man sich auch über den Grundwehrdienst hinaus dort verpflichten. Für jüdische Nichtisraelis im Alter von 18 bis 23 Jahren besteht daneben die Möglichkeit, freiwillig für 14,5 Monate zu den sogenannten Machal-Einheiten der Streitkräfte zu gehen. Jüdische und nichtjüdische Freiwillige aus dem Ausland können auch über das Sar-El-Programm für eine kurze Zeit Dienst ohne Waffe leisten. Zahlreiche Reservisten leisten auch über die Altersgrenze für den verpflichtenden Reservedienst hinaus freiwillig Reservedienst.
Seit der Gründung Israels unterliegen auch israelische Frauen der allgemeinen Wehrpflicht. Jedoch ist etwa ein Drittel der Frauen, meist aus religiösen Gründen, vom Dienst befreit.
Im Unabhängigkeitskrieg nahmen viele Frauen wegen des Personalmangels auch aktiv an Kampfhandlungen teil, später wurde ihnen aber der Dienst in Kampfeinheiten verwehrt. Sie dienten stattdessen in einer Vielzahl von technischen und administrativen Unterstützungsposten.
1994 erklagte Alice Miller, eine jüdische Einwanderin aus Südafrika, beim Obersten Gericht eine Grundsatzentscheidung, dass die israelische Luftwaffe ihre Pilotenausbildung für Frauen öffnen müsse. Während des Unabhängigkeitskrieges und des Sinaifeldzuges hatten Frauen bereits Transportmaschinen geflogen, jedoch schloss die Luftwaffe ihre Reihen für Frauen später wieder. Alice Miller scheiterte dann zwar beim Einstellungstest, aber es wurden aufgrund ihrer Initiative zahlreiche Verwendungen für Frauen geöffnet. Die erste Kampfpilotin erhielt ihr Fliegerabzeichen 2001. Seit 2005 stehen Frauen 83 Prozent der militärischen Dienstposten offen, einschließlich des Dienstes in der Artillerie und auf Kriegsschiffen (mit Ausnahme von U-Booten). Zurzeit dienen etwa 450 Frauen in Kampfeinheiten der israelischen Sicherheitskräfte, sehr häufig in der Grenzpolizei. Jedoch ist der Einsatz in Kampfeinheiten für Frauen freiwillig.
2002 waren 33 Prozent der beiden Leutnantsränge und 21 Prozent der Hauptleute und Majore, jedoch nur drei Prozent der höheren Offiziere Frauen. Mit einer kontrovers diskutierten Entscheidung löste man 2004 das Frauenkorps-Kommando mit der Begründung auf, dass es ein Gegensatz und ein Hindernis für die volle Integration der Frau als normaler Soldat ohne Sonderstatus in die Streitkräfte sei. Auf Drängen von Feministen behielt der Generalstabschef den Posten des Beraters für Frauenangelegenheiten jedoch bei.
Der Dienst bei den Streitkräften hat großen Einfluss als Kontaktbörse wie auch als Initiationsritus. Allerdings sind die höheren Offiziersränge faktisch bis auf ganz wenige Ausnahmen den Männern vorbehalten, die damit auch leichter Zugang zu zivilen Netzwerken und Karrieren haben. Die geschlechtsspezifische Rollenverteilung in Israel ist daher nach wie vor traditioneller als etwa in Westeuropa.
Homosexuelle waren nie grundsätzlich vom Militärdienst ausgeschlossen. In den ersten Jahren bestanden aber aufgrund von unterstellten Sicherheitsrisiken Einschränkungen für bestimmte Verwendungen.
1993 wurden – unterstützt von Ministerpräsident Rabin – Homosexuelle durch die Änderungen der Militärvorschrift K-31-11-01 grundsätzlich zum Dienst in allen Einheiten der Israelischen Verteidigungsstreitkräfte zugelassen. Im August 2013 wurde die erste Transfrau zum israelischen Militär eingezogen. Eine steigende Anzahl von Soldaten bekennt sich zu ihrer sexuellen Orientierung, und Repressalien sind gering, so dass das Palm Center in Kalifornien in einer Studie insgesamt keinen Rückgang der Kampfkraft feststellen konnte.
Diese Thematik greift auch der Film Yossi & Jagger aus dem Jahr 2002 auf. Der Fortsetzungsfilm Yossi (2012) (mit demselben Schauspieler) zehn Jahre danach reflektiert die voranschreitende Liberalisierung im Umgang mit sexuellen Minderheiten in der israelischen Armee.
Nach einer im internationalen Vergleich harten Grundausbildung werden den Soldaten mehr Freiheiten gelassen als in anderen Armeen. So gibt es eine Anzugordnung, die aber nicht immer zwingend eingehalten werden muss. Das Tragen privaten Schuhwerkes im Dienst ist zum Beispiel erlaubt, solange es schwarz ist. Militärisches Grüßen ist eher unüblich, Vorgesetzte gehen mit auf Wache, viele der Offiziere sind Wehrpflichtige und bekommen nur geringfügig höheren Sold als die Mannschaften. Auf allen Militäreinrichtungen herrscht jedoch ein striktes Alkoholverbot.
Ein Prinzip der Armee ist es, dass Soldaten unter allen Umständen – tot oder lebendig – vom Einsatz nach Hause gebracht werden. Dies ist für die Soldaten ein wichtiger Moralfaktor. Für die Rückholung von gefangengenommenen oder entführten Soldaten wurden großangelegte Feldzüge und Gefangenenaustausche durchgeführt. Selbst für die Überreste gefallener Soldaten lässt man Gefangene frei. Inklusive Gilad Schalit wurden bis zum Oktober 2011 insgesamt 16 israelische Soldaten gegen 13.509 arabische Gefangene ausgetauscht.
Tabelle vermisster und entführter Soldaten:
Name |
Vermisst seit |
Ort |
Verbleib |
Bemerkung |
Ron Arad |
16. Oktober 1986 |
Absturz seines Flugzeuges bei Sidon, Südlibanon |
||
Adi Avitan |
7. Oktober 2000 |
Entführt in der Nähe der Schebaa-Farmen |
Anfang November 2001 aufgrund von Geheimdiensterkenntnissen für Tot erklärt, am 30. Januar 2004 Übergabe der drei Leichen im Austausch gegen 436 Gefangene. |
|
Benjamin Avraham |
7. Oktober 2000 |
Entführt in der Nähe der Schebaa-Farmen |
Anfang November 2001 aufgrund von Geheimdiensterkenntnissen für Tot erklärt, am 30. Januar 2004 Übergabe der drei Leichen im Austausch gegen 436 Gefangene. |
|
Zachary Baumel |
11. Juni 1982 |
Panzergefecht von Sultan Yacoub El Thata, Südlibanon |
Zuletzt auf einer „Siegesparade“ einer PLO-Einheit gesehen. Im Dezember 1993 überreichte PLO-Chef Yasser Arafat eine Hälfte der Kennmarke an israelische Diplomaten. |
|
Zvi Feldmann |
11. Juni 1982 |
Panzergefecht von Sultan Yacoub El Thata, Südlibanon |
Zuletzt auf einer „Siegesparade“ einer PLO-Einheit gesehen |
|
Ehud Goldwasser |
12. Juli 2006 |
Entführung am durch die Hisbollah an der Grenze zum Libanon |
Am 16. Juli 2008 kamen seine sterblichen Überreste nach Israel im Austausch gege vier libanesische Kriegsgefangene sowie den verurteilten Terroristen Samir Kuntar |
|
Guy Hever |
17. August 1997 |
Verschwunden auf dem Golan |
Wird in einem syrischem Gefängnis vermutet |
|
Yehuda Katz |
11. Juni 1982 |
Panzergefecht von Sultan Yacoub El Thata, Südlibanon |
Zuletzt auf einer „Siegesparade“ einer PLO-Einheit gesehen |
|
Eldad Regev |
12. Juli 2006 |
Entführung am durch die Hisbollah an der Grenze zum Libanon |
Am 16. Juli 2008 kamen seine sterblichen Überreste nach Israel im Austausch gege vier libanesische Kriegsgefangene sowie den verurteilten Terroristen Samir Kuntar |
|
Omar Sawayed |
7. Oktober 2000 |
Entführt in der Nähe der Schebaa-Farmen |
Anfang November 2001 aufgrund von Geheimdiensterkenntnissen für Tot erklärt, am 30. Januar 2004 Übergabe der drei Leichen im Austausch gegen 436 Gefangene |
Arabischer Beduine |
Gilad Schalit |
25. Juni 2006 |
Entführt an der Grenze zum Gaza-Streifen |
Freilassung am 18. Oktober 2011 im Austausch gegen 1.027 palästinensische Gefangene |
IDF-Soldaten, die im Krieg oder von palästinensischen Kämpfern gefangen oder entführt wurden, berichten oft über Folter während ihrer Gefangenschaft, z. B. dass sie bis zur Bewusstlosigkeit geschlagen wurden. Besonders hart werden die von arabischen paramilitärischen Gruppen Gefangenen behandelt.
Die Zahal gilt als „Armee des Volkes“ und „Schule der Nation“. Diese Wertschätzung resultiert einerseits aus der Tatsache, dass Angehörige nahezu jeder israelischen Familie – mit Ausnahme der arabischen und der ultraorthodoxen jüdischen Bevölkerungsgruppe – den Armeedienst aus eigener Erfahrung kennen und Freunde oder Verwandte haben, die in einem der Nahostkriege gefallen sind oder verwundet wurden. Die Armee hat eine wichtige Funktion bei der staatsbürgerlich-patriotischen Erziehung der jungen Generation, bei der „Verschmelzung“ der unterschiedlichen Ethnien sowie bei der sprachlichen und gesellschaftlichen Integration von Neueinwanderern. Nicht selten werden während der Dienstzeit Schul- oder Berufsabschlüsse erworben.
Nach dem Erdbeben von Gölcük 1999 entsandte die israelische Regierung 250 Soldaten, Hunde und Bergungsgerät in das Krisengebiet. Die israelische Armee leistete mehrfach in verschiedenen Krisenregionen der Welt humanitäre Hilfe. Beispielsweise wurden nach dem Erdbeben in Haiti 2010 aus den Reihen der Israelischen Verteidigungsstreitkräfte Bergungseinheiten sowie medizinische Einheiten zur Hilfe nach Haiti entsandt.
Im Zuge des syrischen Bürgerkriegs leisteten die israelischen Streitkräfte mehrfach humanitäre Hilfe. Unter anderem bargen sie im Februar 2013 verwundete Kämpfer der FSA an der syrisch-israelischen Grenze auf dem Golan bei Majdal Schams. Sie wurden notversorgt und im Krankenhaus Zefat/Safed im westlichen Galiläa untergebracht. In der Folge wurde in unmittelbarer Grenznähe ein Feldlazarett zur Versorgung syrischer Verwundeter eingerichtet.
Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International, Human Rights Watch und B’Tselem werfen der israelischen Armee Verstöße gegen das humanitäre Völkerrecht, darunter auch Kriegsverbrechen, sowie schwere Menschenrechtsverletzungen vor: Die israelische Armee habe demnach Palästinenser als menschliche Schutzschilde eingesetzt und habe gezielte Tötungen von palästinensischen Extremisten ohne gerichtliches Verfahren durchgeführt. Im Libanonkrieg 2006 habe die israelische Armee im Kampf gegen die islamistische Hisbollah-Miliz unverhältnismäßige Angriffe durchgeführt, Streubomben und Phosphorbomben eingesetzt sowie ihre Angriffe auch gezielt gegen die zivile Infrastruktur des Libanon gerichtet.
Schovrim Schtika, eine Organisation ehemaliger israelischer Soldaten, hat zahlreiche Fälle von Misshandlungen von Palästinensern dokumentiert. Medienberichten zufolge hätten Anzeigen bezüglich Folterungen nicht zur Aufnahme von Ermittlungen geführt.
Im Jahr 2002 gründete sich die Initiative Seruv (Verweigerung), ausgehend von einem offenen Brief, in dem 50 Offiziere und Soldaten erklärten, keinen Dienst in den palästinensischen Gebieten mehr zu leisten. Sie argumentieren, das Agieren der israelischen Armee in den Gebieten sei kein Dienst am Zionismus, sondern könne die Lage nur verschlimmern. Sie distanzierten sich damit auch von den harten Methoden, mit der Israel versucht, den Gazastreifen und das Westjordanland im Griff zu behalten, und bezeichnen sie als unterdrückerisch. Seruv haben sich inzwischen über 600 Armeeangehörige angeschlossen; einige von ihnen wurden für ihre Verweigerung zu kürzeren Gefängnisstrafen verurteilt.
Am 23. Februar 2008 zeigte ein israelischer Fernsehsender Aufnahmen, in denen israelische Soldaten Palästinenser misshandelten. Die Tageszeitung Ha’aretz verglich die Bilder mit den Aufnahmen von Folterungen in Abu Ghraib.
Gershom Gorenberg kritisierte in seinem 2011 erschienenen Buch Unmaking of Israel zahlreiche Zustände in der israelischen Gesellschaft und stellte die These auf, dass der Sieg von 1967 als Wunder rezipiert worden sei, aus der sich im israelischen Judentum eine neue Theologie entwickelt habe. „Diese Theologie sprach den Staat Israel und sein Militär heilig“ und „machte den militanten Nationalismus zu einem Pfeiler des Glaubens“.
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