Im Judentum sind Bar Mitzwa (hebräisch: בר מצוה, Sohn der Pflicht) und Bat Mitzwa
(בת מצוה, Tochter der Pflicht, aschkenasisch: Bas
Mitzwa), Mehrzahl (männlich) B'nei Mitzwa, die Begriffe, welche die religiöse Mündigkeit für Jungen im Alter von 13 Jahren und für Mädchen im Alter von 12 Jahren (im liberalen Judentum auch im
Alter von 13 Jahren) bezeichnen.
Die Begriffe bezeichnen einerseits den Status des religionsmündigen jüdischen Jugendlichen, andererseits den Tag, an dem dieser die Religionsmündigkeit erwirbt, und die oft damit verbundene Feier.
Grundlage ist die rechtliche Regelung gemäß dem jüdischen Recht über
den Zeitpunkt, ab dem ein Junge für die Beachtung und Einhaltung der jüdischen Gebote (Mitzwot, Einzahl Mitzwa) verantwortlich ist. Dieser Übergangsritus geht mit der
physiologischen Pubertät einher. Der Bar Mitzwa oder die Bat Mitzwa darf von da an auch religiöse Aufgaben erfüllen, etwa in der Synagoge aus der Thora vorlesen. Dazu gehört auch das Legen von
Tefillin, d. h. Lederkapseln, die Thora-Stellen auf Pergament enthalten und mit Lederriemen an Hand und Kopf befestigt werden.
Bar Mitzwa und Bat Mitzwa bzw. Bas Mitzwa wird im deutschen Sprachraum
abweichend auch Bar/Bat/Bas Mitzvah oder Bar/Bat/Bas Mizwah geschrieben. Der Duden schlägt die Schreibung Bar/Bat/Bas Mizwa vor.
Ursprünglich handelte es sich um einen erreichten, an die körperliche
Reife gebundenen Rechtszustand des jungen Knaben. Dieser junge Mensch hieß daher in früheren Quellen ausschließlich Gadol (Erwachsener) oder Bar Onuschin (Sohn der Strafe = Jemand,
der für sein Tun verantwortlich ist). Den Ausdruck Bar-Mizwa (Sohn der Pflicht) im heute gebräuchlichen Sinn findet man erstmals bei Mordechai ben Hillel, einem Rabbiner und liturgischen
Dichter, der 1298 in Nürnberg während des Rintfleisch-Pogroms ermordet wurde.
Vom 14. Jahrhundert an setzte sich die Bar-Mizwa-Feier, von den deutschen Juden ausgehend, durch.
Es hat sich die Tradition entwickelt, dass die Jugendlichen auf diesen
Tag hin lernen, den hebräischen (nicht vokalisierten) Thora-Abschnitt vorzulesen oder sogar die Thora vorzusingen. Dieser „erste Thora-Aufruf“, bei dem im allgemeinen der Abschnitt Maftir und
anschließend die Haftara (öffentliche Lesung aus den Prophetenbüchern) vorgetragen werden, wird feierlich begangen. In einer ehrenvollen Zeremonie wird der Junge oder das Mädchen an diesem
Festtag in die Gemeinde, in den Bund Abrahams, aufgenommen, und zwar in der Regel am Schabbat nach dem 13. Geburtstag des männlichen Jugendlichen bzw. nach dem 12. Geburtstag der weiblichen
Jugendlichen, im liberalen Judentum auch im Alter von 13 Jahren. In Reform- und teilweise auch in konservativen Gemeinden werden auch Frauen zum Lesen aus der Thora angehalten.
Die Jugendlichen werden an der Bar Mitzwa erstmals voll in den
Gottesdienst mit einbezogen. Zuvor wird auch geprüft, ob die Bedingungen für eine Aufnahme gegeben sind. Voraussetzungen sind u. a. Kenntnisse der jüdischen Religion und die Beherrschung der
hebräischen Sprache, da im jüdischen Gottesdienst zyklisch regelmäßig aus der Thora vorgelesen wird. Das Erlernen der hebräischen Sprache und Schrift erfolgte vom Mittelalter bis zur Haskala im
Cheder.
Die Bat Mitzwa (בת מצווה; hebr. „Tochter des Gebots“ , jiddisch: Bas Mitzwe) – die entsprechende Zeremonie für Mädchen, die mit dem 12. Geburtstag begangen wird – wurde 1922 durch den Begründer des Rekonstruktionismus, Mordecai Kaplan, eingeführt und hat sich seitdem weithin durchgesetzt. Es handelte sich bei dieser ersten Bat Mitzwa um seine Tochter.
In Israel und in anderen Ländern ist eine Bar Mitzwa ein großes Familienfest, woran oft mehrere hundert Gäste teilnehmen. Der Junge steht dabei ganz im Mittelpunkt, ganz ähnlich einer Braut bei ihrer Hochzeit.
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