Schriftwerk der Kabbala. Der Name bedeutet „Glanz“ und geht zurück auf
biblische Texte bei den Propheten Ezechiel (Ez 1,28; 8,2) und Daniel (Dan 2,31; 12,3). Das in einem künstlich altertümlichen Aramäisch (wohl, um das Alter der Schrift zu beweisen), zu geringen
Teilen in Hebräisch verfasste Werk der jüdischen Mystik enthält vor allem Kommentare zu Texten der Tora in Form von homiletischen Meditationen, Erzählungen und Dialogen.
Der Zohar ist eine Sammlung von Texten in zumeist fünf Bänden. Als
Autor wird Schimon ben Jochai genannt, ein bedeutender talmudischer Rabbiner des zweiten Jahrhunderts, der auch die wichtigste handelnde Person ist. Schimon ben Jochai gilt zwar historisch als
„Vater der Kabbala“, seine tatsächliche Autorschaft für den Zohar ist jedoch vor allem aus sprachlichen Gründen fraglich, so dass von einem pseudepigraphischen Charakter der Schrift ausgegangen
werden muss. Der Zohar tauchte zuerst gegen Ende des 13. Jhdts. in Spanien auf (Herausgabe in "Teillieferungen" zwischen 1280 und 1286). Um seine Herausgabe und Verbreitung hat sich der Kabbalist
Mosche ben Schemtow de León verdient gemacht, der bis 1305 in Kastilien, zuletzt in Ávila lebte. Aufgrund literarischer, sprachlicher und quellentheoretischer Beobachtungen wurde de León
historisch auch die Autorschaft des Zohar zugeschrieben. Die dazu befragte Witwe Moses gab dies auch ausdrücklich zu.
Der Zohar versucht das Wesen Gottes zu erfassen und dieses dem
Menschen mitzuteilen. Da Gott verborgen ist, kann dies nur in höchst spekulativer und kontemplativer, nicht in beschreibender oder lehrhafter Form geschehen. Dabei steht immer die Auslegung der
Tora, als wesentliches religiöses Fundament, im Vordergrund. Der Zohar erkennt für die biblische Exegese vier Stufen des Verständnisses:
Die Anfangsbuchstaben dieser vier hebräischen Wörter bilden den
Begriff PaRDeS (Obstgarten, verwandt mit dem deutschen Wort Paradies), wodurch der Sinn des Schriftstudiums angedeutet wird als Gang durch einen blühenden Garten. Dieser Gang wird auch
interpretiert als geistiger Gang durch die verschiedenen Hallen des jüdischen Tempels.
Der Zohar nimmt die kabbalistischen Vorstellungen der zehn Sefirot auf als Sphären der Manifestation Gottes. Als letzter Ausdruck göttlichen Seins wird darüber das "Nichts (unendlich)" (hebr. En Sof) erkannt. Aus dem en-sof entsteht das Sein wie in einem einzigen Punkt, der sich in der Bewegung ausfächert zu den vielen Erscheinungen des Lebens.
In der Ethik vertritt der Zohar als höchsten Wert die tätige Liebe zu
Gott (hebr. debekut), die sich auch in der sozialen Hinwendung zum Mitmenschen äußert. Daneben vertritt der Sohar ein starkes Armutsideal. Der gerechte Mensch (hebr. Tzaddik) ist
sowohl ein Tora-Gelehrter und Gottsucher, als auch der Wohltäter, der seine eigenen Bedürfnisse hinter die Sorge für den Nächsten radikal zurückstellt.
Schon bald nach seiner Entstehung hat der Zohar eine außergewöhnliche
Bedeutung zuerst unter Kabbalisten, dann auch im Judentum allgemein gewonnen. Seine Verbreitung nahm insbesondere nach der Vertreibung der Juden aus Spanien (1492) stark zu. Vor allem für die
chassidische Tradition im osteuropäischen Judentum erlangte der Zohar geradezu kanonisches Ansehen.
Auch unter christlichen Gelehrten hat der Zohar einige Resonanz
hervorgerufen. Die spekulative Kraft seiner Sprache hat sogar dazu geführt, thematische Verbindungslinien zur christlichen Lehre zu ziehen bis hin zu Ähnlichkeiten im Wesen des dreifaltigen
Gottes. Andererseits wird auch der Zohar Elemente eines esoterischen Christentums im Südeuropa des 12. Jhdts. integriert haben, so dass eine klare Bewertung von Ursachen und Wirkungen schwer
fällt. Grundsätzlich zeigen sich in mystischen Traditionen die stärksten und fruchtbarsten Verbindungen zwischen den Religionen.
Die fünf Bände des Zohar bestehen aus folgenden Teilen:
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