Glossar

 

Glossar jüdischer und anderer Begriffe

 

Alejnu

Gebet am Schluss des Gottesdienstes, welches die Hoffnung auf die Hinwendung aller Menschen zu dem Einen Gott ausdrückt.

 

Aschkenasim

im 12. Jahrhundert die hebräische Bezeichnung für Deutschland, dann die Bezeichnung für die Juden aus Deutschland und später auch der Name für die aus Nordfrankreich, England und Norditalien stammenden Juden. In Polen-Litauen entwickelten die Aschkenasen eine eigene, von der Frömmigkeitsbewegung des Chassidismus geprägte Kultur. Die von der Iberischen Halbinsel vertriebenen Juden bezeichnete man als Sepharden.

 

Bar Mizwa

am Sabbat nach seinem 13. Geburtstag wird der beschnittene Junge ein Bar Mizwa (Sohn der Pflicht). Mädchen werden im Alter von 12 Jahren religionsmündig, sie werden zur Bat Mizwa (Tochter der Pflicht).

 

Bracha

Segensspruch, eine der Grundformen des jüdischen Betens.

 

Bimah

Pult, auf dem im Gottesdienst aus der Torah vorgelesen wird, auch Bühne

.

Brit mila / Brit Milah / Bris

Beschneidung wird zur Erinnerung an den Bund Gottes mit Abraham vollzogen, im Alter von 8 Tagen wird dem Jungen dabei von einem Arzt oder Beschneider (Mohel) die Vorhaut des Gliedes entfernt (Zirkumzision). Der Brauch wird auf ein Gebot Gottes an den Stammvater Abraham zurückgeführt. Der Junge erhält durch die Beschneidung Anteil am Bund.

 

Bundeslade

Heiligtum; enthält die handgeschriebenen Schriftrollen der Thora.

 

Chanukka

das Chanukkafest erinnert an den Sieg des Judas Makkabäus über den syrischen König Antiochus und die Einweihung des erneuerten Tempels von Jerusalem (125 v.d.Z.). Der neunarmige Chanukkaleuchter (Chanukkija, acht Arme und zusätzlicher Schammasch, Diener) erinnert ebenfalls an diese Zeit. Er muss von Sonnenuntergang bis zur Stunde, da der letzte die Straße verlassen hat, angezündet werden. Er soll vor dem Hauseingang oder auch sichtbar am Fenster stehen (außer bei Gefahr). Chanukka ist heute ein beliebtes Familienfest, typische Speisen sind Reibekuchen, Reiberdatschi (Latkes) und Berliner (Sufganijot). Kinder spielen mit einem Kreisel (hebr. »Sewiwon«, jiddisch »Treidel«).

 

Chassidim

die »Frommen«, siehe Chassidismus.

 

Chassidismus

mystisch-religiöse jüdische Bewegung, verbreitete sich um die Mitte des 18. Jahrhunderts von Polen ausgehend über ganz Osteuropa. Verzückung, Massenbegeisterung, enge Gemeinschaftsbindung und charismatische Führerschaft sind besondere Kennzeichen des Chassidismus. Chassidische Gesänge und Melodien gelten als Ausdruck der besonderen jüdisch-chassidischen Frömmigkeit.

 

Chelm

Stadt in Ostpolen, im Volksmund die Heimat der Narren.

 

Chuppa / Chuppah

der Traubaldachin, unter dem die Trauung der Brautleute vollzogen wird, im Allgemeinen von einem Rabbiner. Der Rabbiner spricht über einem Becher Wein den Segen der Verlobung (Erussin) und der Trauung (Kidduschin). Nachdem die Brautleute aus dem Becher getrunken haben, steckt der Bräutigam (Chatan) der Braut (Kalla) den Trauring an den Zeigefinger der rechten Hand. Dabei spricht er die Trauungsformel. Danach wird der Ehevertrag (Ketuba) verlesen und es folgt - mit 7 Segenssprüchen über einem 2. Becher Wein - die Zeremonie der Vermählung. Schließlich zertritt der Chatan ein Glas - in Gedenken an die Zerstörung des Tempels von Jerusalem. Es ist eine aus der Torah stammende Pflicht, zu heiraten und Kinder zu zeugen; die Familie - nicht der einzelne - bildet die kleinste Einheit der jüdischen Gemeinde.

 

Chuzpe

Dreistigkeit, Frechheit, Unverschämtheit, Impertinenz, vollkommene Unverfrorenheit.

 

Diaspora

Zerstreuung (griech.), Galut (hebr.), Exil (lat.), Bezeichnung für das Leben außerhalb Palästinas/Israels. Dabei unterscheidet man die freiwillige und die zwangsweise Diaspora.

 

d.Z.

der »allgemeinen Zeitrechnung«, wird anstelle des christlichen n.Chr. (nach Christi Geburt) eingesetzt. v.d.Z. = v.Chr.

 

Gemara

Teil des Talmuds Kommentare und Ausdeutungen der Mischna.

 

Goj(im)

Nichtjude(n), auch Juden, die jüdische Traditionen und Gebote missachten.

 

Haggada

Haggadah »Erzählung«, besonders die Erzählung von dem Auszug aus Ägypten, der an Pessach gefeiert wird. Teil des Talmuds.

 

Halacha / Halachah

Gehen, Wandeln (hebr.), »Lebensweise«, Teil des Talmuds, Kodex des jüdischen Gesetzes und der Riten. Die Halacha umfasst die Ge- und Verbote der mündlichen und schriftlichen Überlieferung.

 

Hasan

wie der Kantor ein ausgebildeter Berufssänger, der beim Gottesdienst durch Singen von Teilen der Liturgie mitwirkt.

 

Hawdalah

Zeremonie, mit der am Samstagabend die Königin Shabbat verabschiedet wird.

 

Holocaust

»Ganzopfer«, englischer Ausdruck für die Shoah, der heute oftmals kritisiert wird.

 

Jahwe

der absolute und einzige Gott der Juden (oft fälschlicherweise Jehova genannt).

 

Jeschiwa

traditionelle Talmudhochschule.

 

Jom Kippur (Jom ha-Kippurim)

Versöhnungsfest am 10. Tischri, größtes und wichtigstes Fest des Judentums, gemäß der Hebräischen Bibel der »Sabbat Sabbaton«, ein Sühnetag und der letzte der 10 mit Rosch ha-Schana beginnenden Bußtage.

 

Kabbala / Kabbalah

eine der religiösen Hauptrichtungen des Judentums; eher mystischer Natur; verwendet für ihre Zwecke die Deutung von Buchstaben und Zahlen. Daraus entstand im 18. Jahrhundert der Chassidismus.

 

Kaddisch

heilig (aramäisch). aramäisches Totengebet im Judentum, das den Herrn preist und um ein rasches Kommen seines Königreiches auf Erden bittet.

 

Ketuba

der Ehevertrag, das Unterschreiben des Vertrages gehört zur Trauzeremonie.

 

Ketubim

Schriften, Teil der Hebräischen Bibel.

 

Kiddusch

»Heiligung«, besonders des Schabbat oder des Feiertages über einen Becher Wein.

 

Kippa (jiddisch: Jarmulka)

Kopfbedeckung (gehäkelt oder aus Stoff) der Männer. Das Tragen der Kippa soll Gottesfurcht, Demut und Bescheidenheit vor Gott symbolisieren.

 

Klagemauer

zentrales Heiligtum der Juden, der Rest des 70 n. Chr. zerstörten Tempels von Jerusalem.

 

Kohen

Priester

 

koscher

»brauchbar, rein«, nach Vorschrift zubereitetes Essen wird als koscher bezeichnet. z.B. dürfen Milch und Fleisch nicht vermischt werden, auch nicht im gleichen Gefäß hintereinander gekocht werden. Als unrein (trefe) gelten vor allem das Schwein und der Hase. Beim Töten der Tiere sind bestimmte Vorschriften einzuhalten, die Schächtung. Mit koscher werden auch Personen und Dinge bezeichnet, die ordentlich, geeignet und akzeptabel sind.

 

Latke

Kartoffel-Pfannkuchen, traditionelle Speise zu Chanukka.

 

Lulaw

beim Morgengebet während des Sukkotfestes hält man einen Pflanzenstrauss, der im übertragenen Sinne, das jüdische Volk in seiner ganzen Vielfalt darstellt. Er besteht aus:

- dem Ertrog, einem Paradiesapfel

- dem Lulaw, einem Palmenzweig

- der Hadass, drei Myrtenzweigen

- der Arawa, zwei Bachweidenzweigen.

 

Machsor

Gebetbuch für die Feiertage.

 

Massel-tow / Mazal tOV

...bedeutet 'Glückwunsch' (wörtlich: »Gut Glück«)

 

Mazza / Matzzah / Matzen /Mazze

Brot aus ungesäuertem Teig, Symbol des Pessachfestes, zum Gedenken an den Auszug aus Ägypten.

 

Menora / Menorah

siebenarmiger Leuchter (hebr.), Symbol des jüdischen Volkes und seit 1948 offizielles Emblem des Staates Israel. Die Menora stand auch im 2. Tempel, der im Jahre 70 zerstört wurde. Es ist das am häufigsten verwendete jüdische Symbol der Antike.

 

Mesusa / Mesusah

Türpfosten (hebr.), Pergamentrolle, die mehrere Abschnitte aus der Torah enthält und an allen Haupteingängen des Hauses befestigt wird.

 

Midrasch

»Auslegung«,Teil des Talmud, rabbinische Kommentare und Predigten.

 

Mikwe

rituelles Tauchbad.

 

Minjan

Quorum aus zehn erwachsenen (religiös mündigen) Juden, die erforderliche Mindestzahl für die Abhaltung eines Gottesdienstes in der Synagoge. Bei den orthodoxen Juden werden nur Männer zum Minjan gezählt.

 

Mischna

Teil des Talmuds, mündlich überlieferter Gesetzeskodex, die Regeln des täglichen Lebens: Vorschriften für Speisen, Landwirtschaft, Feste, Tempelopfer, Verbrechen und Strafen, Ehe und Scheidung, rituelle Reinigung.

 

Mizwah

religiöses Gebot, auch eine gute Tat

 

Nissan

erster Monat des jüdischen Kalenders.

 

Peies (hebräisch: Pejot)

jiddische Bezeichnung für die von orthodoxen Juden getragenen Schläfenlocken. Das Tragen des Bartes und der Schläfenlocken geht auf das biblische Verbot zurück, das Gesicht mit scharfen und schneidenden Gegenständen zu berühren: »Ihr sollt euer Haar am Haupt nicht rundherum abschneiden« (Levitikus 19,27).

 

Pessach / Passah / Pascha

Feiertag am 1. Frühlingsvollmond (14. Nissan), zur Erinnerung an die Befreiung aus der ägyptischen Sklaverei, auch als Fest der ungesäuerten Brote (Mazza) bezeichnet. Osterfest und christliches Abendmahl haben hier ihren Ursprung.

 

Pogrom

Zerstörung, Massaker (russ.)

 

Prophetische Bücher

Teil der Hebräischen Bibel.

 

Purim

Freudenfest, am 14./15. Adar, im Schaltjahr im Adar II (der 14./15. Adar I heißt dann Purim katan - »kleines Purim«) zur Erinnerung an die Rettung der persischen Juden vor der Verfolgung Hamans. Das Fest zeichnet sich durch Fröhlichkeit, Maskeraden, reichhaltige Speisen und Getränke aus, ähnelt dem Karneval.

 

Rabbi

mein Lehrer, Meister (hebr.), Titel für den jüdischen Gesetzeslehrer.

 

Rabbiner

Leiter, Seelsorger und Religionslehrer der Gemeinde.

 

Rosch HaSchana

Neujahrsfest, am 1. und 2. Tischri, einer der höchsten jüdischen Feiertage, nach Rabbi Elieser ben Hyrkanos (lebte um 100) wurde die Welt an diesem Tag erschaffen. Zur Huldigung von Gottes Königreich, und zur Erinnerung an die Erzväter (Henoch, Abraham, Isaak und Jakob) und die Gabe der Thora wird am Rosch HaSchana der Shofar geblasen, ein aufgeschnittenes Widderhorn.

 

Sabbath / Schabbat / shabbat

Unterbrechung jeder schöpferischen Tätigkeit (hebr.). Geheiligter Ruhetag, vom Sonnenuntergang am Freitag bis zum Sonnenuntergang am Samstag. Nach strengem Glauben sind u.a. Arbeit, Reisen oder auch Schreiben verboten. Der Sabbat ist der siebente Tag der Woche und soll an die Schöpfung der Welt erinnern.

 

Schawuot

das Wochenfest dient zur Erinnerung an die Gesetzgebung am Berg Sinai; wird 50 Tage (7 Wochen) nach dem Passah-Fest gefeiert und entspricht damit dem christlichen Pfingstfest.

 

Sch‘chita

Schächtung, nach der Halacha einzig erlaubte Schlachtmethode für Tiere oder Vögel, die zum Verzehr erlaubt sind. Dem Tier wird von einem »Schochet« mit einem einwandfreien, scharfen Messer gleichzeitig die Halsschlagader, die Luft- und die Speiseröhre durchtrennt. Für das Tier ist diese Tötungsart weitgehend schmerzlos. Nachdem das Tier ausgeblutet ist, wird das Fleisch in Wasser gelegt und eingesalzen, danach abgespült, um auch das restliche Blut zu 'entfernen'. Das Blut wird nicht verzehrt, weil es Sinnbild des Lebens und der Seele des Lebewesens ist.

 

Schiva

die 7 Trauertage nach einer Bestattung.

 

Shoah

Katastrophe (hebr.), hebräische Bezeichnung für die Ermordung der europäischen Juden während der Zeit des Nationalsozialismus.

 

Shofar

ein Widderhorn, das am Tag vor Rosch ha-Schana, dem jüdischen Neujahr, und am Tag von Jom Kippur, dem Tag der großen Versöhnung, als Musikinstrument benutzt wird. Es ist eine Pflicht, den Shofar bewusst zu hören.

 

Sederabend

erster und zweiter Abend des Pessachfestes.

 

Siddur

»Ordnung«, Gebetbuch.

 

Simchat-Thora

Freude im Gesetz (hebr.), Feiertag zu Ehren der Torah, der die Vollendung und den Neubeginn eines Jahreszyklus´ beim Lesen der Torah in der Synagoge markiert. Gesang, Tanz, Heiterkeit und auch ein Glas Alkohol gehören dazu.

 

Sukkot

Laubhüttenfest, Fest anlässlich der Obst- und Weinlese vom 15.-22. Tischri, entsprechend dem biblischen Gebot ein Fest der Freude. Erinnert daran, dass die Juden während ihrer Wanderschaft in der Wüste in Hütten und Verschlägen hausen mussten.

 

Synagoge

Versammlung (griech.), das Zentrum der jüdischen Gemeinde. Wichtigster Teil der Synagoge ist der Thoraschrein, in dem die Thorarollen aufbewahrt werden. Damit ein Gottesdienst stattfinden kann, sind mindestens 10 religiös mündige Männer erforderlich (die Anzahl der Frauen ist unerheblich). Der Gottesdienst besteht vor allem aus Gebeten und Lesungen aus der heiligen Torahrolle, zu denen verschiedene Gemeindemitglieder aufgerufen werden. Synagogen sind zugleich Lehrhäuser (das jiddische Wort für Synagoge lautet Schul). Die hebr. Bezeichnung ist »Beit ha-Knesset«.

 

Talmud

es gibt zwei Fassungen: den so genannten jerusalemitischen und den babylonischen Talmud. Es ist eine Sammlung der überlieferten Lehren, religiösen Vorschriften, Auslegungen, Diskussionen, Geschichtserzählungen und Anekdoten des Judentums seit der Babylonischen Gefangenschaft. Der Talmud geht zurück auf die Erklärungen zur Torah und besteht aus: der Mischna, Gemara, Midrasch, Halacha und Haggada. Der Talmud ist neben dem Alten Testament das wichtigste Buch des orthodoxen Judentums und noch heute Grundlage des kulturellen und religiös-bildenden Lebens der Juden.

 

Tallit

Mantel/Hülle (neuhebr.), der Gebetsmantel/-schal, der beim Gebet und bei verschiedenen religiösen Zeremonien über der Kleidung getragen wird. Er ist vorwiegend aus Wolle, Leinen oder Seide hergestellt und von schwarzen, blauen oder mehrfarbigen Streifen durchzogen. An den 4 Ecken des Tallit sind die Schaufäden ('Zizit') befestigt. Die Zizit sind so geknüpft, dass sie durch die Anzahl der Knoten und der Umwicklungen den Namen Gottes (JHWH) darstellen oder die Worte »Gott (JHWH) ist Einzig (ECHAD)« bilden. Bevor man sich in den Tallit hüllt, spricht man den Segen:
»Du bist Quelle des Segens, Herr unser Gott, König der Welt, der uns geheiligt durch seine Gebote und uns befohlen hat, uns in die Zizit zu hüllen«

 

Tanach

die Hebräische Bibel, die 24 Bücher der hebräischen Bibel besteht aus 3 Teilen: Torah (Pentateuch), den Prophetischen Büchern und dem Ketubim (den Schriften).

 

Tefillin

Gebetsriemen

Die kleinen ledernen Gehäuse an den Lederriemen enthalten Pergamentrollen mit verschiedenen Abschnitten der Torah. Eines der Gehäuse wird mit Hilfe der Lederriemen am linken Arm befestigt, das andere auf der Stirn zwischen den Augen des Betenden. »Darum soll dir es sein ein Zeichen in deiner Hand und ein Denkmal vor deinen Augen«

 

Thora / TORA

Pentateuch (hebr. Lehre, Gesetz, Weisung). Das Gesetz Gottes oder das mosaische Gesetz, allg. Bezeichnung für die 5 Bücher Mose (Genesis, Exodus, Levitikus, Numeri und Deuteronomium) im AT; enthält die 10 Gebote; Kernstück des jüdischen Glaubens und Gesetzes. Wird in Form einer Pergamentrolle aufbewahrt.

 

trefe

unrein, mit dem Wort "trefe" wird alles bezeichnet, was nicht koscher ist und nicht den Gesetzen jüdischer Enthaltsamkeit entspricht. Als unrein bezeichnet man auch z.B. Frauen während der Periode, Mütter während der Geburt, menschliche Leichname und tierische Kadaver.

 

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