Die deutsche Sprache hat viele Ausdrücke aus dem Hebräischen („Hebraismen“) bzw. aus dem Jiddischen („Jiddismen“) entlehnt, viele davon über das Rotwelsche, die Geheim- bzw. Sondersprache der Fahrenden, Bettler und anderer sozialer Randgruppen.
Deutsch |
Jiddisch |
Hebräisch |
Anmerkungen |
abzocken |
s.u. zocken |
s.u. zocken |
jemanden übervorteilen, ausnehmen; auch: beim (Glücks- oder Computerspiel) jem. deutlich besiegen – es leitet sich vom westjiddischen zchoke (‚lachen‘) her, welches seinerseits dem hebräischen Lexem sehoq (für ‚spielen‘, eigentlich ‚lachen‘) entstammt und vom Rotwelschen entlehnt wurde. |
ausgekocht |
raffiniert, klug; aus dt. aus-, -ge- und hebr. חכם chacham, chochem „weise, klug“ |
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Bammel |
vielleicht über das Jiddische (furchtsamer Mensch) aus dem hebräischen baal emoh „Furchtsamer“, aus בַּעַל baal = Herr und ema = Angst. |
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Beisel, Beize, Beiz, Boazn |
Kneipe; vom hebräischen בַּיִת bajit über das Jiddische bajis (beide Haus) ins Deutsche übernommen, insbesondere im süddeutschen Sprachbereich. Im Wienerischen werden Kneipen als „Beisl“ bezeichnet. |
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beseibeln |
seiwel, seibel זבל ['zɛvɛl] „Mist, Kot“ |
betrügen, wörtl. „bescheißen“ |
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betucht |
betuch „sicher, vertrauenswürdig“ |
baṭuaḥ, batuach „vertrauenswert“, von בָּטַח batach „vertrauen“ |
Im heutigen, deutschen Sprachgebrauch im Sinne von „wohlhabend“; entgegen dem Sprachgefühl nicht von Tuch abgeleitet |
blau (~ sein, machen) |
be-lo בלא [bɛ'lɔ] „mit nichts, ohne“ |
betrunken, faul, nichts leistend; siehe aber auch Blaumachen |
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Bohei (dt.) bzw. Pahöll (österr.) |
paihe „Lärm“ |
Streit, Aufregung, Krawall, Getöse |
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Chuzpe |
חוצפה Chuzpe |
חֻצְפָּה Chuz'pa, [χuts'pa] |
Frechheit, Dreistigkeit |
dufte, tofte; (österr.) toffe |
טוֹב toff „gut“ |
טוֹב tov „gut“ |
über die Gaunersprache ins Berlinische |
einseifen (jdn. ~) |
sewel (Hebr. זבל ['zɛvɛl]) „Mist, Kot“ |
Die ursprüngliche Bedeutung z.B. in „einseifen beim Rasieren“. Die übertragene Bedeutung „betrügen, jdm. etw. einreden“ möglicherweise durch Anpassung an Rotwelsch „beseiwelen“ aus Westjiddisch „sewel“ = „Dreck“ |
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Eizes, Ezzes (Pl.) |
עצה = Ratschlag |
Tipps, Ratschläge |
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flöten gehen |
פליטה plejta [plɛj'ta] „entrinnen, entkommen“ |
Möglicherweise über Jiddisch und Rotwelsch aus derselben Quelle wie Pleite |
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Ganove |
גנב gannaw, [ga'nav] „stehlen“ |
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geschlaucht |
schlacha „zu Boden werfen“ |
erschöpft |
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großkotzig |
prahlerisch; aus dt. groß und hebr. kozin „vornehm, reich“ oder qazin „Anführer“ |
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Haberer |
חַבֵר chaver (=Freund, Kumpel), plural: חַבֵרִים chaverim (=Freunde) |
Die in Österreich, vor allem im mittelbairischen Sprachgebiet nördlich der Alpen gebräuchliche „Haberer“ oder „Hawara“ bedeutet zumeist Freund oder Kumpel, wird aber auch synonym zu „Mann“ (nicht im ehelichen Sinn) oder Liebhaber – hier auch verniedlicht „Habschi“ oder in Vorarlberg „Habi“ – gebraucht. Das Adjektiv verhabert und die Verhaberung klingt wenig wertschätzend für verbunden in „Seilschaft“ und Freunderlwirtschaft. |
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Hals- und Beinbruch |
הצלחה וברכה Hassloche uWroche, [has'lo'χə uv'roχə] |
הצלחה וברכה Hazlacha uWracha, [hatsla'χa uvra'χa] |
Hals- und Beinbruch ist eine Verballhornung und stammt aus dem hebräischen hazlacha uwracha (= „Erfolg und Segen“). Dieser Glückwunsch wurde von Juden beim Abschluss eines Geschäfts in der jiddischen Form hazloche und broche ausgesprochen und von deutschsprachigen Zuhörern als Hals- und Beinbruch verstanden. |
Hechtsuppe |
„Es zieht wie Hechtsuppe“ kommt möglicherweise aus dem jiddischen hech supha und bedeutet „starker Wind“. Allerdings ist diese Etymologie noch unglaubwürdiger als „Guter Rutsch“: a) Es gibt keinen einzigen Textbeleg in der (älteren wie modernen) jiddischen Literatur (für „Hechtsuppe“ ebenso wenig wie für hech supha). b) Es kann einen solchen Beleg nicht geben, denn „hech supha“ ist mit vollem Endvokal im Jiddischen nicht möglich; dort herrscht eine – der germanischen Entwicklung angeglichene – Endsilbenabschwächung nach Betonung der vorletzten Silbe im Wort. Bereits die Transkription mit /ph/ statt /f/ zeigt, dass „supha“ ein Wort nichtjiddischer Herkunft ist. |
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Ische |
אישה – Ischa – Frau |
umgangssprachlich; aus der Sicht eines Jungen, eines jungen Mannes: Mädchen, junge Frau |
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Kaff |
Das im Deutschen in manchen Regionen gebräuchliche Wort für „unbedeutendes, kleines Dorf, in dem nichts los ist“ kommt über das Jiddische vom hebräischen Wort כָּפָר kafar (= „Dorf“). Im EWD wird der Ausdruck allerdings auf Gav (Romani für 'Dorf') zurückgeführt. |
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kapores (gehen, sein) |
kapores [ka'pores] |
kaparot כפרות [kapa'ʁɔt] |
jiddisch bzw. als Wendung shluggen kapores. Nach einem jüdischen Brauch zu Jom Kippur, bei dem Hühner als „Sühneopfer“ stellvertretend für die Sünden einer Person dargebracht werden. |
Kassiber, kassibern [kaˈsiːbɐ] |
כּתיבֿה jidd. kesive „Brief, Geschriebenes“ |
כְּתִיבָה keṯīvā(h), „(das) Schreiben“ |
genaue Grundform strittig. |
kess |
„frech“, „schneidig“, „flott“, nach der jidd. Aussprache des Buchstabens Chet, der für Weisheit (Chochma) steht |
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Kies |
כִיס kiss [kis] |
Kies im Sinne von Geld geht auf das Wort kis (= „Geldbeutel“) zurück. |
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Kluft[2] |
qĕlippä „Schale, Rinde“ |
im Sinne von Kleidung, über das Rotwelsche |
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Kohl reden, verkohlen |
kol |
qôl „Gerücht“ |
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koscher |
כּשר ['kojʃɛr] |
כּשר Kascher, [ka'ʃɛʀ] |
koscher bedeutet ursprünglich „tauglich, gesund“ (im modernen Hebräisch bedeutet cheder kosher Fitnessraum). Mit Koscher bezeichnen die Juden Speisen, die nach der Tora erlaubt sind. |
kotzen |
qoz „Ekel“ |
speien |
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Maloche |
מְלָאכָה melā(')ḵā(h) Schwerstarbeit |
Das hebräische Ausgangswort hat die Bedeutung „Arbeit“. Gebräuchlich vor allem im Ruhrdeutschen und Berlinerischen. |
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Massel |
מזל Masal [ma'zal] |
mazel (= Glück). Sprichwort: Massel wie a Goi (Nichtjude). |
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Masen, Masel |
מזל Masal [ma'zal] |
mazel (= Glück). Sprichwort: „a Mas’n hom“ oder „a Mas'l hom“ (Glück haben), in Bayern und Österreich gebräuchlich |
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mauscheln |
moischele „Moses“ |
מֹשֶׁה mosche „Moses“ oder מָשָׁל maschal „Gleichnisrede; Spruch; Stichelrede“ |
hinter vorgehaltener Hand flüstern; intrigieren, kungeln, mogeln |
meschugge |
משוגע (Meschugge) [me'ʃuge] |
מְשׁוּגָע (Meschugga) [meʃu'ga] |
Das jiddische Wort für „verrückt“ geht auf das hebräische meschuga zurück, das verrückt, wahnsinnig bedeutet. |
Mezíe/Mezzie |
(fem., End-e p) Gelegenheitskauf, Schnäppchen. |
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mies |
mis „schlecht, widerlich“ |
mĕ’is „schlecht, verächtlich“ |
im 19. Jahrhundert aus dem Rotwelschen ins Berlinische gelangt |
Mischpoke, Mischpoche |
משפחה Mischpoche [miʃ'puχe] |
מִשְׁפָּחָה Mischpacha [miʃpa'χa] |
Familie, Gesellschaft, Bande |
Pleite, Pleitegeier |
פּלטה (plejte) „Flucht“ |
פְּלֵטָה (pəlēṭā), „Flucht, Entkommen, Entrinnen aus einer Notlage“ |
Die jiddische Redensart plejte gejen bezeichnete zunächst nicht die Zahlungsunfähigkeit an sich, sondern die Flucht eines Schuldners, der sich seinen Gläubigern oder der Schuldhaft zu entziehen sucht; im Deutschen wurde ein solcher plejte gejer zum „Pleitegeier“ verballhornt. Auf denselben Ursprung geht möglicherweise auch die Redensart „flöten gehen“ (s. o.) zurück. |
Ramsch |
rama'ut רָמָאוּת [rama'ut] „Betrug“ |
wertloses Zeug |
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Reibach |
רווח Rewach, ['revaχ] |
Das Wort Reibach kommt von rewah und bedeutet „Gewinn“. Heute meist im Sinne von „hohem“ Gewinn verwendet. In Ostösterreich auch als „Rewag“ im Sinn von „Nutzen, Vorteil“ gebräuchlich: „Das hat keinen Rewag“. Ugs. auch: Rebbach. |
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Risches |
risches |
risch'ut רשעוּת „Bosheit“ |
im Jiddischen umgangssprachlich für Antisemitismus |
schachern |
sakar שכר
sa'χaʀ |
unlauteren Handel treiben |
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schächten |
שחט (schachat, [ʃa'χat]) |
rituell richtig schlachten |
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Schamass |
Schund, wertloser Kram. |
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Schickse |
שיקסע |
שֶקֶץ (šeqeẓ), „Unreines, Abscheu“ |
Im Jiddischen hieß Schickse oder Schiksa dann „Christenmädchen“ und wurde oft als Schimpfwort verwendet. |
schicker, angeschickert, beschickern, beschickert |
שיכּור shiker |
שִׁכּוֹר šikōr |
angetrunken, betrunken |
Schlamassel |
שלימזל (Schlimasel) |
Unglück; Gegenstück zu „Massel“; „Schlamassel ham“ – bedrückende Sorgen haben; „in einem Schlamassel stecken“ – sich in einer recht aussichtslosen Situation befinden. Siehe auch Schlemihl. |
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schleimen, einschleimen |
schelem ['ʃɛlɛm]
„Erstattung; Dank“ od. schalmon [ʃal'mɔn] |
schmeicheln |
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Schmiere |
שמירה ['ʃmirə] |
שמירה [ʃmi'ʀa] |
Schmiere (=Wache) stehen von shmíra (= Wache). |
Schmieren- |
זמרה simrah [zim'ʀa] (= Gesang) |
Schmiere(-ntheater, -nkomödie) im Sinn einer Schauspielbühne |
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Schmock |
dummer oder unbeliebter Mensch; abgeleitet aus Schmoo (also jemand der „Mist baut/macht“). |
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Schmonzes |
Unsinn, abgeleitet aus Schmoo. |
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Schmonzette |
rührseliges, dramatisch wertloses Stück; aus Schmonzes |
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Schmoo |
Begriff für Schmuck im Sinne von Tand bzw. Tinnef, z.B. auch in Variante: „Schmu machen“ = „Mist bauen“ |
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schmusen |
mit jemandem zärtlich sein, jemandem schmeicheln; über das Rotwelsche in der Bedeutung „schwatzen“ oder „schmeicheln“, aus dem jiddischen schmuo (Plural schmuoss), „Gerücht, Erzählung, Geschwätz“ |
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Schnorrer |
שנאָרער |
Da Bettelmusikanten oft mit Lärminstrumenten wie der Schnarre durch die Lande zogen, wurde die jiddische Nebenform Schnorre des Instrumentennamens auf die Musikanten übertragen. |
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schofel |
schophol „niedrig“ |
šạfạl „niedrig“ |
über das Rotwelsche ins Deutsche gelangt |
Shaygets |
sheqetz |
nichtjüdischer Junge oder nichtjüdischer junger Mann (unsauberes Tier, ekelhafte Kreatur, Scheusal, Lump, widerspenstiger Bursche, nichtjüdischer Bursche lt. Megiddo) |
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Shiksa |
weibliche Form von Shaygets, bedeutet auch Flittchen, leichtes Mädchen. Siehe Schickse |
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Stuss |
שטות schtus [ʃtus] |
„Unsinn, Narrheit“ šêtûṭ „Unsinn, Narrheit“ |
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Tacheles reden |
תכלית tachles „Zweck, zweckmäßiges Handeln“ |
תכלית tachlit |
offen und deutlich reden, Klartext, mit einem Sinn oder Ziel |
Techtelmechtel |
Techtelmechtel ist ein Reimwort, indem das Wort tachti (= „heimlich“) um ein l erweitert (techtl) in leichter Variation (mechtl) wiederholt wird. |
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Tinnef |
טינוף tinnef |
טינוף ṭinnûf [ti'nuf] „Kot, Schmutz“ |
Tinnef im Sinne von „nutzlose Ware“ kam im 19. Jahrhundert aus der Gaunersprache ins Deutsche. |
unbetamt |
taam טעם ['taʔam] „Geschmack, Nuance, Charme, Schliff“ |
ungeschickt |
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zocken |
צחוקן zchocken „spielen“ |
צחוק „lachen“ |
spielen, Glücksspiele machen |
Zoff |
sa'af זעף |
Streit, Zank oder Unfrieden. |
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Zores |
צרות zores [tsores] „Sorgen“ |
צרות zarot [tsa'ʀɔt] „Sorgen, Kummer“ |
Ärger, Streit, Durcheinander |
Wörter aus der Bibel |
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Deutsch |
Hebräisch |
(hebräische Aussprache) |
Anmerkungen |
Amen |
אמן (amen) „So sei es.“ |
[a'mɛn] |
Das Schlusswort beim Gebet kommt über die griechische Sprache aus dem Hebräischen und drückt das Einverständnis des Betenden mit dem soeben Gesprochenen aus. Das Wort ist verwandt mit emunah = „Vertrauen“. |
Halleluja |
הַלְּלוּיָהּ (hallelu jah) „Preiset Jah!“ |
[halɛlu'ja] |
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Jubel |
יובל (jobel) „Schall des Widderhorns“ |
[jo'vɛl] |
Das Widderhorn wurde u.a. zum alle 49 Jahre eintretenden Halljahr geblasen, in dem Felder und Weingärten nicht bebaut werden durften. In der Vulgata mischte sich die lat. Wiedergabe des hebr. Wortes mit dem vlat. jubilum „das Jauchzen“ aus lat. iubilare „jauchzen“, aus dieser Vermischung entstanden annus iubilaeus, daraus Jubeljahr, iubilaeum, daraus Jubiläum, und iubilarius, daraus Jubilar. Von diesen Bedeutungen zu unterscheiden sind das gleichlautende Jubel „Jauchzen, Frohlocken“ und das zugehörige Verb jubilieren, das bereits in mhd. Zeit aus lat. iubilare entlehnt wurde. |
Messias |
משיח (maschiach) „Gesalbter“ |
[ma'ʃiaχ] |
abgeleitet vom Verb mạšaḥ „salben“. Im Griechischen wurde daraus wörtlich übersetzt christos, daraus lat. christus. |
Rabbiner/Rabbi |
רב (rav) |
[rav] |
über Griechisch und Kirchenlateinisch vom hebräischen Ehrentitel rabbi, eigtl. „mein Lehrer“ |
רבּי (rabbí) „mein Lehrer“, davon jiddisch rebbe |
[ra'bi] |
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guter Rutsch |
ראש (rosch) „Kopf, Anfang“ |
„Guter Rutsch“ bedeutet eigentlich „Guter (Jahres-)Anfang“. Herkunft ist umstritten. Siehe auch Artikel zu guter Rutsch. |
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Sabbat |
שבת (schabbat) „Ruhepause“ |
[ʃa'bat] |
Aus dem hebräischen Schabbat wurde über das volksgriechische Sambaton der deutsche Samstag. |
Schibboleth |
שִׁבּׁלֶת (schibboleth) „Getreideähre“ |
[ʃi'bɔlɛt] |
Kennwort der sozialen oder regionalen Herkunft, aus Ri 12,5–6 EU: „Bist du ein Ephraimiter? Wenn er nein sagte, forderten sie ihn auf: Sag doch einmal ‚Schibboleth‘. Sagte er dann ‚Sibboleth‘, weil er es nicht richtig aussprechen konnte, ergriffen sie ihn und machten ihn dort an den Fluten des Jordan nieder.“ |
Tohuwabohu |
תהו ובהו (tohu wabohu) „wüst und wirr“ |
['tɔhu va'vɔhu] |
übernommen aus Gen 1,2 EU |
andere Wörter aus dem Hebräischen |
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Deutsch |
Hebräisch |
Anmerkungen |
Gauner |
יוון jawan „Griechenland“, eigtl. Jonien |
früher Jauner, aus dem rotwelschen Juonner, Joner „Falschspieler“, dorthin gelangt durch in den Türkenkriegen heimatlos gewordene Griechen, zunächst als jowonen, später jonen „falschspielen“ (wie ein Grieche) |
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