Als Schulchan Aruch (hebräisch שולחן ערוך d. h. „gedeckter Tisch”) wird die im 16.
Jahrhundert von Rabbiner Josef Karo verfasste und im Folgenden von mehreren Rabbinergenerationen überarbeitete Zusammenfassung religiöser Vorschriften (Halachot) des Judentums
bezeichnet.
Alle für den Alltagsgebrauch im Allgemeinen ausreichend detailliert
beschriebenen Gebote und Verbote beruhen auf der Thora, auf zugehörigen Midraschim und besonders auf dem babylonischen Talmud. Die Absicht des Verfassers und der Redaktoren war eine
übersichtliche Hilfestellung für den (jüdischen) Laien im sich (auf Grund seiner Komplexität) letztlich nur dem Gelehrten erschließenden Regelwerk des religiösen jüdischen Lebens.
Weitere ältere Werke bilden auch Quellen des jüdischen Rechts,
Nebenquellen später wurden Tosefta (Zusätze zur Mischna), Siphra (Kommentar zu Leviticus), Siphre (Kommentar zu Numeri und Deuteronomium). Der Schulchan Aruch bildet
somit eine für den täglichen Gebrauch weltweit bei allen Juden anerkannte schriftliche Rechtsvorschrift, bei der in ihrer Entstehung (Genese) auch kleinere Varianten (siehe Wilnaer Ausgabe)
erschienen, was aber neuerdings nicht mehr stattfindet.
Der Schulchan Aruch wurde von Joseph Karo (1488–1575), Rabbiner in Safed, verfasst, der bereits den umfangreichen Kommentar Bet Josef zum Werk Arba'a Turim des Jakob ben Ascher geschrieben hatte. Am Schulchan Aruch, der eine kürzere und auf das Wesentliche reduzierte Zusammenfassung seines größeren Werks Bet Josef darstellte, arbeitete er über 20 Jahre. Die erste Ausgabe erschien in Venedig 1565.
Einteilung
Schulchan Aruch folgt den Arba'a Turim in seiner Einteilung in vier große
Themengebiete:
Da in manchen untergeordneten Punkten sich Differenzen zwischen den
rechtskräftigen Gewohnheiten der Sephardim und Aschkenasim ausgebildet hatten, schrieb Moses Isserles, der von 1550 bis zu seinem Tod 1572 als Rabbiner in Krakau amtierte und ebenfalls einen
Kommentar zu den „Arba'a Turim” unter dem Titel Darkej Mosche verfasst hatte, Zusätze und Berichtigungen zu allen vier Teilen des Schulchan Aruch, die bei den abendländischen Juden
dasselbe Ansehen wie Karos Worte erhielten.
Bald nach der Vorrede des Karo aber auch der des Isserles begann die Kommentierung der Schulchan-Abteilungen, wobei die ältesten von Schülern Isserles' stammen, wie Sefer me'iroth 'enajim (Sma), Erklärung zum Choschen Ha-Mischpat; Chelqath mechoqeq, Erklärung zu Eben Ha-Eser. Danach dann Turej Sahav, ein Kommentar zu allen Teilen und Siftej Kohen (Schach) zu Jore De'a und Choschen Ha-Mischpat. Dann Magen Abraham, Erklärung zu Orach Chajim und als 6. Bet Schmuel zu Even Ha-Eser. Danach kamen unzählige weitere Kommentare bis zur Gegenwart hinzu. Unter den aschkenasischen Juden hat der zusammenfassende Kizzur Schulchan Aruch(1870) von Rabbiner Schlomo Ganzfried (1804-1886) aus Ungarn besondere Geltung erhalten, unter den orientalischen Juden der Ben Ish Chai von Yosef Chaim (1832-1909) aus Bagdad, der ebenfalls eine Zusammenfassung des Schulchan Aruch darstellt. In den Kizzur Schulchan Aruch wurden auch spätere Gelehrtenmeinungen aufgenommen.
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