Bernsteinmuseum in Danzig

 

Eins der jüngsten Museen in Danzig, wurde im Jahre 2006 eröffnet. Sein Sitz ist der historische, im gotischen und Renaissance-Stil gehaltene Vortor-Komplex der Langgasse. Es liegt an der Kreuzung der Wanderwege der Stadt. Er besteht aus drei Teilen: dem Stockturm, dem Verbindungsgang zum Gefängnis und dem Peinhaus. Einst war das ein Schlüsselelement der mittelalterlichen Fortifikation von Danzig

 

Das Bernsteinmuseum schildert die Entstehungsgeschichte von Bernstein, seine Eigenschaften und Gewinnung sowie die Entwicklung seiner Bearbeitung im Laufe der Geschichte. In der ersten Ausstellungshalle befindet sich eine einmalige Sammlung von naturkundlichen Exponaten – eine wertvolle Sammlung von Naturformen des Bernsteins, darunter Stücke von enormen Ausmaßen, mit Tier- und Pflanzeninklusionen oder seltener Färbung sowie verschiedene fossile Harze aus der ganzen Welt.

 

In den nächsten Sälen sind Bernsteinerzeugnisse aus der Jungsteinzeit und Kunstwerke aus römischen Zeiten und dem Mittelalter zu bewundern. Die wertvollsten und schönsten Objekte stammen jedoch aus dem „goldenen Zeitalter“ von Danzig, als die Stadt eines der wichtigsten Zentren des Bernsteinhandwerks war. In dem Bernsteinmuseum sind zahlreiche alte Kunstwerke zu bewundern – Kabinette, Schatullen, Altare, Medaillons und Besteck. Großes Interesse erwecken auch zeitgenössische Erzeugnisse des Kunsthandwerks und moderner Schmuck hervorragender Designer, die in avantgardistischem Arrangement unter Einsatz von Multimedia präsentiert werden. So kann man mitten in einem Bernsteinwald stehen, den Geruch von Bernstein spüren oder sich eine Modeschau mit Bernsteinschmuck ansehen.

 

Im Peinhaus wurden drei Gefängniszellen eingerichtet, die mit ihrer Ausstattung und Klima an die düsteren Traditionen dieses Ortes erinnert. Die erste zeigt die Vorbereitungen zur Hinrichtung, die zweite stellt eine für die damalige Zeit typische Einzelzelle dar und in der dritten sind Folterwerkzeuge zu sehen. Die Besucher können einen Film sehen und mehr über die Entstehungsgeschichte und die Bestimmung des Vortor-Komplexes erfahren. Ferner kann man den Verlauf des Gerichtsverfahrens eines der ehemaligen Häftlinge verfolgen.

 

Über Bernstein

 

Bernstein ist eng mit der östlichen Ostsee verbunden, denn noch immer findet man hier die größten Vorkommen des Baumharzes aus uralten Zeiten. Für Danzig, das heutige Gdańsk, war der Bernstein die Quelle des Reichtums und wurde nicht umsonst „das Gold der Ostsee“ genannt. Hier reicht die Tradition des Bernsteinhandels Jahrhunderte weit zurück, bis in die Zeit der legendären Bernsteinstraße. Erst vor wenigen Jahren haben Tübinger Forscher das alte Stadtkönigreich Qatna in Syrien ausgegraben und dort Bernstein gefunden, der um das Jahr 1345 v. Chr. dorthin gelangt sein muss. Die Spektralanalyse ergab, dass dieser Bernstein aus genau der Ostseeregion Danziger Bucht/Ostpreußen stammt.

 

Zum Stockturm im einstigen historischen Vortorkomplex an der ul. Długa (Langgasse), gehörte einst die Folterkammer, der Pranger und das turmartige Gefängnis. Im Jahr 2006 wurde dort eine neue Abteilung des Historischen Museums von Danzig eingerichtet, das Bernsteinmuseum.

 

Das Danziger Bernsteinmuseum ist Polens erstes Museum, das ausschließlich dem Bernstein und seiner Geschichte gewidmet ist. Informiert wird über die Lagerstätten, die Arten der Bernsteingewinnung, Geschichte der Bernstein-Handelswege, der Heilwirkung des Bernsteins und der magischen Wirkung des Stein, der gar kein Stein, sondern ein Baumharz ist. Auch der Bedeutung des Bernsteins als Kunstgegenstand wird Raum gegeben.

 

Inzwischen wurde die ursprünglich noch mit sehr traditionellen Methoden konzipierte Sammlung durch moderne, multimediale Elemente ergänzt, die sowohl die Anschaulichkeit als auch den Lerneffekt erhöhen, als auch die Attraktivität der Ausstellung steigern.

 

Zum Jubiläumsjahr 2016, in dem das Bernsteinmuseum sein zehnjähriges Bestehen begeht, wartet es mit einer Sonderausstellung aus. Bis 30. Oktober können Besucher bei den „Danziger Naturbernsteinsammlungen“ ganz besondere Exemplare der honigfarbenen Steine bewundern. Zu sehen sind 15 Steine mit außergewöhnlichen Inklusionen. Bei den Insekten, die vor Jahrmillionen im klebrigen Harz hängen geblieben sind, handelt es sich jeweils um erstmalig gefundene Vertreter ihrer Art, sogenannte Holotypen. Die jetzt im Rahmen der Ausstellung gezeigten Kostbarkeiten stammen aus Museen und Privatsammlungen in Polen und Deutschland. Besonders Stolz ist die Museumsleitung auf die Leihgaben eines Münchner Privatsammlers. Hierbei handelt es sich um Exemplare alter Danziger Bernsteinarbeiten aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Zu sehen sind ebenfalls viele von Danziger Künstlern angefertigten Bernsteinarbeiten der verschiedensten Verarbeitungsweisen und Kunstrichtungen, angefangen von Gebrauchskunst bis hin zu modernen Installationen.

 

Bilder ohne Beschreibung aus dem Inneren des Museums, können durch anklicken vergrößert werden