Die ersten festen Siedlungen in dem Gebiet des heutigen Biłgoraj entstanden 1366. Die Gründung des eigentlichen Ortes erfolgte
1578 durch Stefan Batory. 1648 wurde der Ort durch die Tataren besetzt, 1655 während des Krieges gegen Schweden größtenteils zerstört. 1772 bis 1776 war Biłgoraj unter österreichischer
Herrschaft, 1792 fiel er an Russland, um nur drei Jahre später wieder Österreich zu gehören. 1809 wurde der Ort Teil des Fürstentums Warschau und 1815 Teil des neu geschaffenen Kongresspolens.
1867 wurde der Ort Sitz eines Powiats. Im Verlauf des Ersten Weltkrieges wurde der Ort zerstört.
Vor dem Zweiten Weltkrieg lebten 5010 Juden und 3175 nichtjüdische Polen in Biłgoraj
Am 8. und 11. September 1939 wurde der Ort bombardiert und brannte nieder. Am 4.Juli 1944 wurden im Wald nahe dem Ort Partisanen erschossen, die durch die Operation Sturmwind II in Gefangenschaft geraten waren. Am Ende des Krieges waren fast 80 % des Ortes zerstört, und die Einwohnerzahl betrug nur noch 4500.
Stephan Báthory (ungarisch István Báthory polnisch Stefan Batory, litauisch Steponas Batoras; *
27. September 1533 in Szilágysomlyó, Ungarn, heute Rumänien; †12. Dezember 1586 in Grodno, Litauen, heute
Weißrussland) war 1571–1576 gewählter Fürst von Siebenbürgen und ab 1576, als König von Polen und Großfürst von Litauen, gleich seiner Gemahlin Anna
Jagiellonica, gewähltes Staatsoberhaupt von Polen-Litauen.
Stephan Báthory gilt als das berühmteste Mitglied der Somly-Linie der Báthory-Familie, zu denen auch seine Nichte Erzsébet Báthory, sowie der Reichsfürst Sigismund
Báthory gehörten.
Lateinische Titulatur: „Stephanus, Dei gratia rex Poloniae et magnus dux Lithuaniae, Russiae, Prussiae, Masoviae, Samogitiae, Kiioviae, Volhyniae, Podlachiae, Livoniaeque, necnon
princeps Transylvaniae.“
Deutsche Übersetzung: „Stephan, durch Gottes Gnaden König von Polen und Großfürst von Litauen, Rus, Preußen, Masowien,
Samogitien, Kiew, Wolhynien, Podlachien, Livland, ebenso Fürst von Siebenbürgen.“
Er wurde als Sohn des gleichnamigen transsilvanischen Adligen István Báthory geboren. Er trat in die Dienste von Johann Sigismund Zápolya, der König von Ungarn und ab 1570 Fürst von Siebenbürgen war. Als dieser ohne natürlichen Nachfolger starb, wurde Báthory am 25. Mai 1571 mit politischer Unterstützung durch Sultan Selim II. von den ungarischen Ständen in Alba Iulia zum Fürsten von Siebenbürgen gewählt, gegen den Widerstand von Kaiser Maximilian II. und gegen den Willen seines Vorgängers, der Gáspár Békés zu seinem Nachfolger bestimmt hatte. Als dieser auf seinem Thronanspruch bestand, folgte ein Bürgerkrieg, in dem Báthory seinen Rivalen mit Hilfe seines Bruders Christof Báthory schließlich aus Siebenbürgen verjagte.
Im Juni 1574 wurde der polnische Thron wieder frei, da Heinrich von Valois es vorzog, als König nach Frankreich zurückzukehren. Daraufhin brach eine Nachfolgedebatte unter den polnischen Adligen aus, da sich, wie ein Jahr zuvor, der Habsburger Maximilian II. als Kandidat des Senats ins Spiel brachte. Insbesondere dank der Unterstützung des Kanzlers Jan Zamoyski wurde aber Báthory 1576 zum König gewählt. Als Bedingung für seine Machtübernahme wurde ihm auferlegt, Anna Jagiellonica, die Schwester des letzten Jagiellonen, König Sigismund II. August, zu heiraten. Es war eine politische Heirat, denn Anna war damals bereits 53 Jahre alt.
Als er von dieser gänzlich unerwarteten Beförderung erfuhr, rief Báthory die siebenbürgischen Stände in Medgyes zusammen und überzeugte sie davon, seinen Bruder Christoph zu seinem Nachfolger als Fürsten zu wählen. Dann eilte er nach Krakau, heiratete Anna, und wurde am 1. Mai mit beispielloser Pracht gekrönt. Anfänglich war seine Stellung extrem schwierig. Dies änderte sich jedoch mit dem plötzlichen Tod von Kaiser Maximilian II., gerade in dem Moment, als er zusammen mit Zar Iwan IV. in Polen einzumarschieren plante. Obwohl Stephan auch weiterhin tiefes Misstrauen gegen die Habsburger hegte, willigte er zuletzt in ein Verteidigungsbündnis mit dem Kaiserreich ein, das vom päpstlichen Nuntius bei seiner Rückkehr nach Rom 1578 eingefädelt wurde.
Die wichtigsten Ereignisse von Stephan Báthorys Herrschaft können hier nur kurz angeschnitten werden. Die bedeutende Hansestadt Danzig fürchtete um ihre Privilegien und verweigerte dem neuen König die Huldigung, solange dieser nicht ihren Autonomiestatus bestätigen würde. Danzig hatte wie andere Hansestädte, ein eigenes Heer zur Verteidigung. Danzig stand auf der Seite Kaiser Maximilians II., der ihr weitgehende Privilegien zugestand, sollte sie sich bei der Königswahl auf seine Seite schlagen. Unterstützt durch ihren immensen Reichtum, beinahe uneinnehmbare Befestigungen und Unterstützung durch Dänemark, hatte sie ihre Tore vor dem Versuch der Eroberung durch den neuen Monarchen Polens verschlossen. Zwei polnische Versuche, die Stadt einzunehmen, scheiterten.
Nach für Danzig erfolgreich verlaufenden Kämpfen an der Weichselmündung bei Weichselmünde wurde am 12. September 1577 auch die zweite Belagerung erfolglos abgebrochen. König Stephan Báthory war gezwungen, die Privilegien der Hansestadt Danzig vom 16. Juni 1454, 9. Juli 1455 und 25. Mai 1457 (eigene Außenpolitik, Recht auf unabhängige Kriegsführung, eigene Verwaltung, deutsche Amtssprache und Recht; nach 1525/1557 auch lutherisches Bekenntnis) gegen eine symbolische Geldzahlung zu bestätigen. Stephan hatte anderseits durch den Erhalt einer beträchtlichen Geldzahlung als „Entschuldigung“ sein Gesicht gewahrt und war nun in der Lage, sich auswärtigen Angelegenheiten zu widmen.
Die Schwierigkeiten mit dem osmanischen Sultan Murad III. wurden vorübergehend durch einen Waffenstillstand beigelegt, der am 5. November 1577 unterzeichnet wurde; der polnische Reichstag in Warschau wurde überzeugt, Stephan finanzielle Unterstützung für den unvermeidlichen Krieg gegen das Zarentum Russland zu gewähren. Drei Feldzüge (1579–1582) folgten, mit ermüdenden Märschen und erschöpfenden Belagerungen. Obwohl Báthory wiederholt von der Knauserigkeit des Reichstages behindert wurde, war er erfolgreich, und seine geschickte Diplomatie konnte zur gleichen Zeit das Misstrauen der Hohen Pforte und des römisch-deutschen Kaisers beschwichtigen.
Im Jahr 1581 drang Stephan erneut bis ins Herz des „Moskowiter Reiches“ ein, und am 22. August stand er vor der alten Stadt Pskow, deren Größe und imposante Befestigungen die polnische Armee mit Ehrfurcht erfüllte. Auch der päpstliche Gesandte Possevino protestierte; ihn hatte die Kurie ausdrücklich von Rom geschickt, um zwischen dem orthodoxen Zaren und dem katholischen König von Polen zu vermitteln, da man das Trugbild einer Vereinigung der beiden
Kirchen vor Augen hatte. Trotzdem ging Stephan zur Belagerung von Pskow über. Nach erfolgloser halbjähriger Belagerung unterschrieben er und Iwan IV., genannt „der Schreckliche“, am 15. Januar 1582 den Vertrag von Jam Zapolski, in dem ein Waffenstillstand von 10 Jahren vereinbart wurde. Durch diesen Vertrag trat der Zar die Stadt Polozk und Teile Livlands, die er seit dem Livländischen Krieg besetzt hielt, an die polnisch-litauische Krone ab.
Innenpolitisch war der Hauptgesichtspunkt von Stephans Regierungszeit die Etablierung der Jesuiten in Polen. Sie allein vermochten seine Pläne zu verstehen und zu unterstützen, mit denen er Polen, Litauen, Russland und Siebenbürgen (als Ausgangspunkt für die Wiedervereinigung des seit 1541 dreigeteilten Ungarn) in einen großen Staat vereinigen wollte, mit dem Ziel, die Osmanen schließlich aus Europa zu vertreiben. Dieses Vorhaben zerstreute sich mit seinem plötzlichen Tod durch einen Schlaganfall 1586.
Tataren (Eigenbezeichnung: Tatar oder Törk-Tatar, Pl. Tatarlar oder Törk-Tatarları) oder – älter – Tartaren ist seit dem Mittelalter eine Bezeichnung für verschiedene Völker und Bevölkerungsgruppen. So wurden in Europa die brandschatzenden und plündernden Horden des Dschingis Khan als Tartaren – „die aus der Hölle kommen“ (von griech. Tartaros) – bezeichnet. Heute wird dieser Name vor allem für ein Turkvolk gebraucht, das in vielen Teilen Eurasiens, insbesondere in der russischen Republik Tatarstan lebt.
Der Name Tataren wird in vielen verschiedenen Zusammenhängen gebraucht. So wurden und werden als Tataren bezeichnet:
Unterteilungen der Tataren (im engeren Sinne)
(Die Zahlenangaben für Astrachaner, Qasim und Mischär beruhen auf Schätzungen ausgehend von älteren Zahlen.)
Heute beträgt die Zahl der tatarischsprachigen Tataren knapp 8 Millionen weltweit und 5,8 Millionen in Russland.
In Russland lebten nach der Volkszählung von 1989 5,552 Millionen Tataren und in der damaligen Sowjetunion insgesamt 6,6487 Millionen Tataren. Obwohl die Tataren zahlreicher waren als z.B. die baltischen Völker und von Anfang an auch im Staatswappen der Sowjetunion als sechstwichtigste Nation aufgeführt worden waren, erhielt Tatarstan nie den gleichen Rang wie eine der mindestens 15 Unionsrepubliken (SSR) – im Gegensatz zu bevölkerungsärmeren Gebieten wie Estland, Lettland, Litauen oder Armenien.
1989 betrug die tatarische Bevölkerung der ASSR Tatarstan 1.765.400 Menschen; in Baschkortostan lebten neben den nicht zu den Tataren gehörenden Baschkiren 1.120.700 Tataren.
Die eigentlichen Tataren, also die Turkotataren, werden als Nachfahren von Wolga-Bulgaren und Kiptschaken angesehen. Ihre eigentliche Geschichte beginnt mit der Goldenen Horde im 13. Jahrhundert. Sie waren die Kernbevölkerung der Khanate von Kasan, Astrachan, Kasimov und Sibir (Sibirien). Nach dem Zerfall der Goldenen Horde bildete sich das Kasaner Khanat 1437 als erster tatarischer Nachfolgestaat, der jedoch 1552 von Iwan dem Schrecklichen überrannt wurde. Schon im 16. Jahrhundert gehörten fast alle Siedlungsgebiete der Tataren zu Russland. Als Iwan Grosny Kasan eroberte, gerieten zum ersten Mal größere nichtrussische Territorien in das Moskauer Reich. Kasan kam, weil es die erste eroberte Stadt im Gebiet der "Ungläubigen" war, eine Schlüsselrolle für die Missionstätigkeit im gesamtem russischen Osten zu. Drei Jahre nach der Eroberung wurde es bereits 1555 zum Erzbistum erhoben. Innerhalb der russischen Hierarchie wurde ihm nach Moskau und Nowgorod in der Rangfolge der dritte Platz zuerkannt. Trotz der Unterstützung durch die gesamte russische Kirche bleiben die Christianisierungserfolge bei den Tataren bescheiden und wenig beständig. Immer wieder kam es zu gewaltsamen Protesten der muslimischen Tataren gegen die massiv geförderte Missionierung. Wirtschaftliche und soziale Privilegien sollten die getauften Tataren (Keräschen) von Rückfall zum Islam abhalten. 40 Jahre nach der Eroberung Kasans übermittelte Metropolit Germogen dem Zaren Fjodor eine eher negative Bilanz der bisherigen Missionsarbeit. Der Zar ordnete daraufhin 1593 eine härtere Gangart bei der Missionierung an: grausame Strafen für den Rückfall in den Islam, Umsiedlungen, Zerstörung der Moscheen und andere Maßnahmen sollten die Annahme des Christentums attraktiver machen. Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts wurde die Liste der wirtschaftlich-sozialen Benachteiligung der Muslime und der Privilegierung der Getauften ständig erweitert. Eine der weitestreichenden Folgen dieser Politik war die Christianisierung und Russifizierung der tatarischen Oberschicht. Ein erheblicher Teil des russischen Adels hatte tatarische Vorfahren.
Kongresspolen bezeichnet das 1815 auf dem Wiener Kongress (daher der Name) geschaffene, vom russischen Zaren in Personalunion regierte konstitutionelle
Königreich Polen, das bis zum polnischen Novemberaufstand 1830, in dem der Zar vom Parlament (Sejm) als
polnischer König abgesetzt wurde, bestand.
Nachdem die Russen ihre Macht 1831 wieder hergestellt hatten, wurden der eigenständige polnische Königstitel, die Verfassung und andere Institutionen inklusive Polnisch als Amtssprache abgeschafft, somit das vom Kongress beschlossene politische Konstrukt Königreich Polen (Kongresspolen) aufgelöst. Das Land wurde direkt in das Russische Reich eingegliedert. Nach dem polnischen Januaraufstand von 1863 wurde 1867 auch die Bezeichnung Polen offiziell durch Priwislinski Kraj (Weichselland oder Weichselgebiet) ersetzt.
Im früheren Königreich Polen bzw. in der polnisch-litauischen Adelsrepublik Rzeczpospolita (ab 1569) gab es im Gegensatz zu den meisten europäischen Monarchien kein dominierendes Herrschergeschlecht mit starker Hausmacht. Die polnischen Magnaten waren untereinander zerstritten, ab 1697 bekämpften sich jahrzehntelang die Parteien des sächsischen Kurfürsten August II. der Starke und von Stanislaus I. Leszczyński, wobei Polen Anfang des 18. Jahrhunderts bereits weitgehend unter russischer Kontrolle war. Nachdem Kurfürst August III. der Sachse ab 1733 bis zu seinem Tode 1763 auch als König von Polen und Großfürst von Litauen fungierte, saß danach mit Stanislaus II. August Poniatowski ein Günstling der russischen Zarin auf dem Thron, musste jedoch starken ausländischen Einfluss und ab 1772 durch die drei Teilungen Polens große Gebietsverluste hinnehmen. Bei der dritten Teilung wurde Polen endgültig von der Landkarte getilgt, das Kerngebiet um Warschau kam zum bereits 1793 entstandenen Südpreußen. Napoleon zog 1807 die Grenzen neu, sein Herzogtum Warschau unter Herzog
Friedrich August I. (Sachsen) hatte bis zu seiner Niederlage 1813 Bestand. Dabei hatten die Armeen Russlands und Preußens die Kontrolle über das ehemalige Polen bzw. das Herzogtum erlangt. Die Verbündeten in Napoleons Grande Armée beim Russlandfeldzug 1812, insbesondere die Polen, die das größte nichtfranzösische Kontingent stellten, fanden sich auf der Verliererseite wieder.
Der Wiener Kongress restaurierte 1815 auch die ehemalige polnische (Wahl-)Monarchie, jedoch den Machtverhältnissen entsprechend unter russischer Kontrolle, denn Zar Alexander I. wurde in Personalunion auch König von Polen. Sein Bruder, der Zarewitsch Konstantin, war zwar nicht offiziell Vizekönig, hatte aber als Militärgouverneur und General der polnischen Truppen eine starke Machtstellung. Er heiratet 1820 eine polnische Gräfin und verzichtete 1825 auf den Zarenthron. Konstantins Rohheit und militärische Strenge waren nicht geeignet, die Polen für ihn und die russische Herrschaft einzunehmen.
Das zugehörige Reich bestand aus dem Großteil des Herzogtums Warschau, jedoch ohne das Großherzogtum Posen (zu Preußen) und ohne die Freie Stadt Krakau.
Abgesehen vom Staatsoberhaupt sollte der Staat wieder ein polnischer sein, mit der Verfassung von 1791. Der Sejm sollte die Gesetze erlassen, die unabhängige Armee, Währung, Staatshaushalt, Strafgesetzbuch usw. eigenständig sein und durch eine Zollgrenze vom eigentlichen Zarenreich getrennt sein. De facto behielten jedoch der Zar und dessen Armee die Macht, sie wurde nicht den Polen übergeben, sondern an den russischen Vizekönig und den Geheimdienst. Die Beschlüsse des Kongresses wurden bald ignoriert. 1819 wurde die Pressefreiheit abgeschafft und die Zensur eingeführt, 1821 die Freimaurerei verboten, das Parlament tagte ab 1825 nicht mehr öffentlich, ein Verwaltungsrat hatte die Kontrolle.
Im polnischen Novemberaufstand von 1830 wurde Zar Nikolaus I. vom Parlament als König abgesetzt. Sein Bruder Konstantin wurde am 29. November 1830 durch eine bewaffnete Schar in seiner Wohnung überfallen, doch er rettete sich. Nikolaus konnte jedoch 1831 die Macht mit Hilfe der Truppen von Iwan Fjodorowitsch Paskewitsch wieder erringen. Nach dem Fall Warschaus am 7. September erhob der Zar Paskewitsch zum Fürsten von Warschau, setzte die Verfassung außer Kraft, und auch die polnische Armee, der Sejm und die kommunale Selbstverwaltung wurden aufgelöst. Damit waren die Beschlüsse des Kongresses endgültig gegenstandslos, das Königreich bzw. „Kongresspolen“ somit abgeschafft. Was blieb, war u. a. der Titel Vizekönig (Namestnik) für den Statthalter von Polen, Paskewitsch, der mit der Russifizierung des Landes begann.
Der polnische Januaraufstand von 1863 brachte eine weitere Zäsur. Mit den Reformen von 1867, bei denen auch die letzten Überreste von Kongresspolen wie das Wappen und die Bezeichnung Vizekönig abgeschafft wurden, wurde das nun in 10 Gouvernements aufgeteilte Gebiet als Weichselland (russ.Привислинский Край, Priwislinski Krai; poln. Kraj Przywiślański) ins Zarenreich integriert.
Zar Nikolaus wurde im Novemberaufstand von 1830 als König abgesetzt, er stellte 1831 wieder seine Macht her, verzichte jedoch auf Wiedereinsetzung als König.
Powiat ist die polnische Entsprechung für Landkreis, eine Verwaltungseinheit der zweiten Ebene der lokalen Selbstverwaltung in Polen. Es ist kleiner als Woiwodschaft (województwo), aber größer als Gmina (Gemeinde). Normalerweise besteht er aus 5 bis 15 Gminas.
Die Geschichte der Powiats reicht zurück ins 14. Jahrhundert. Sie wurden 1975 aufgelöst (Zentralregierung), aber schließlich im Zuge einer Verwaltungsreform am 1. Januar 1999 wieder eingeführt, als man die Zahl der Woiwodschaften von 49 auf 16 reduzierte. Zur Zeit gibt es 314 sogenannte Landkreise (powiat ziemski, z. B. Powiat Piotrkowski (deutsch: Kreis Petrikau) und Powiat Policki (deutsch: Landkreis Police)) und 65 Stadtkreise (powiat grodzki, z.B. Szczecin (deutsch: Stettin) und Piotrków Trybunalski (Petrikau)).
Powiats sind in den regionalen Statistiken der Europäischen Union je nach Einwohnerzahl
Legislative: Rat des Kreises (rada powiatu)
Exekutive: Kreisvorstand (zarząd powiatu) mit ihrem Vorsitzendem, dem Landrat (starosta) und ihm untergeordneten Landratsamt (starostwo powiatowe), darüber auch Kreissekretär (sekretarz powiatu) und Kreisfinanzleiter (skarbnik powiatu). Die Exekutivbehörden werden von dem Kreisrat gewählt. Die polnischen Kreise sind also Gebietskörperschaften mit Magistratsverfassung.
Sie sind ebenso wie die Gemeinden rechtlich eigenständige und eigenverantwortliche Einheiten.
Die Kreise nehmen nur die Aufgaben wahr, die von den Gemeinden, als den eigentlichen lokalen Selbstverwaltungen nicht erfüllt werden können und die ihnen als Selbstverwaltungsaufgaben explizit per Gesetz zugeschrieben sind. Insofern sind sie wohl mit den Ämtern oder Verwaltungsgemeinschaften vergleichbar
Die Stadt Biłgoraj wurde in einem waldigen und sumpfigen Gebiet, das eigentlich nicht für eine Besiedelung
geeignet erschien; gegründet. Die ersten Ansiedler kamen auch relativ spät.
Ferner ist zu bemerken, dass benachbarte Gebiete, östlich und nördlich von dem heutigen Biłgoraj, schon im Jahre
1366 besiedelt wurden. Deshalb wird auch das Jahr 1366 als Gründungsjahr betrachtet.
Vertreter einer einflussreichen Adelsfamilie aus Gorajskich begannen die Besiedlung auf dem heutigen Gebiet. Ein Familienmitglied - Adam, jüngster Sohn von Jan und Anny aus Osmólskich - erwirkte beim König Stefan Báthory die Einwilligung
zur Gründung der Stadt.
Die Genehmigungsurkunde zur Besiedlung wurde in Lemberg (heute Lviv, Ukraine) im Jahre 1578 erteilt
Ursprünglich sollte die Stadt Biełgoraj heißen, aber wegen der diversen Dialekte wurde endgültig Biłgoraj
daraus.
Nach nicht allzu langer Zeit wurde auch ein Stadtwappen entworfen, das sich im Laufe der Jahre mehrfach änderte.
Aktuell sieht es heute folgendermaßen aus: Auf einem roten Schild befinden sich im unteren Teil drei silberne (weiße) Balken, darüber befindet sich ein silberner (weißer) Schwan).
Nach Erhalt der Besiedlungsurkunde wählte Adam Gorajski einen Hügel am linken Rand des Gebietes und erbaute die
Stadt nach einem festgelegten Plan. Um Siedler anzulocken verlieh Adam Gorajski und seine Nachfolger den Neuankömmlingen diverse Sonderrechte.
Die Stadt zeigte von Anfang an sehr kommerzielle Züge, es gab die unterschiedlichsten Handwerksbetriebe, vor allem
Siebmacher. Die unfruchtbaren Böden in der Umgebung von Biłgoraj sorgten für diese Eigenschaft. Anders als andere Städte (Lubelszczyzny, Hrubieszów oder Tomaszów), die in etwa gleich groß waren
aber überwiegend landwirtschaftlichen Charakter aufwiesen.
Die einfache Beschaffung lokaler Rohstoffen hat zu der handwerklichen Entwicklung der Stadt beigetragen und sie
weit über ihre Grenzen bekannt gemacht.
In den Zeiten zahlreicher Kriege, die die Adligen mit den Kosaken und Tataren führten wurde die Stadt mehrmals
besetzt, ausgeraubt und verbrannt. In den Jahren 1673 bis 1674 sank die Bevölkerungszahl auf 300, im Jahre 1626 waren es noch 1.200 Bewohner.
Auch der häufige Wechsel der Besitzer von Biłgoraj war nicht förderlich für die Entwicklung der Stadt. Erst in den
zwanziger Jahren des achtzehnten Jahrhunderts als Constancja Szczukowa und ihr Sohn Martin Besitzer der Stadt wurden änderten sich die Zustände. Sie erneuerten die Rechte der Gilden und Zünfte
und sorgten somit für eine fortschreitende Entwicklung der Stadt (im Jahre 1788 zählte Biłgoraj 2.408 Einwohner).
Die berufliche Struktur der Einwohner unterschied sich erheblich von der vergleichbarer Städte.
In den Zeiträumen der Teilung und Annexion Polens bekräftigten die Bürger der Stadt ihre Liebe zur Freiheit durch
ihre Haltung. Sie kämpften in den Reihen der Aufständischen in den Jahren 1831 und 1863.
Die Stadt wurde von den Gilden und Zünften beherrscht, die auch die Sitten, Kleiderordnung, den Lebensstil und die
Kultur festlegten.
Die Bebauung aus Holz verursachte, dass die Stadt öfters von verheerenden Bränden heimgesucht wurde.
Die Anfänge des Durchbruchs einer Infrastruktur fällt auf die Jahrhundertwende (zwischen dem neunzehnten und
zwanzigsten Jahrhundert) sowie zwischen die einzelnen Kriege dieser Zeit.
Während der Verteidigung von Biłgoraj im Jahre 1939 musste die Stadt erhebliche menschliche und materielle
Verluste erleiden weil die Stadt auf der Route des Rückzuges, der einvernehmlich von den polnischen Militärs getragen wurde, lag
Die Lage der Stadt umgeben von Wäldern förderte während des zweiten Weltkrieges die Entstehung
und die Unternehmungen der sogenannten Waldpartisanen.
In der Nachkriegszeit wurde Dank wohl durchdachter Strategien und der guten Arbeit der
Administration, vor allem in den frühen sechziger Jahren, die Entwicklung der Stadt intensiv vorangetrieben.
In dem literarischen Werk (Fürstbischof Ignac Krasicki) „Die Reise von Warschau nach Biłgoraj“ heißt es unter anderem: Vielfältig sei Ehre und Ruhm den Sieben und Drahtsieben“. Ein
weiterer altpolnischer Schriftsteller, Wacław Potocki, stellte in seinen Epigrammen (Spottversen) die Besonderheit der Stadt „Siebe und Drahtsiebe“ hervor. Es scheint, dass die Bezeichnung „Siebe
und Drahtsiebe“ sich auf den Handel (Rohstoffe) und das Handwerk der Stadt Biłgoraj bezieht. Es gab und gibt in Biłgoraj eine gut entwickelte Metallindustrie.
Eine Kulturbesonderheit wird in dem Buch der polnischen Sprichwörter hervorgehoben: Gekleidet wie ein Mensch aus
Biłgoraj, also reich aber sehr geschmackvoll
Mit Bilgoraj sind die weltberühmten Namen Isaac Bashevis Singer (Schriftsteller und Nobelpreisträger) und Stefan
Knapp (Maler) unwiderruflich verbunden.
Stanisław Nowakowski, ein Gutsherr im späten achtzehnten und frühen neunzehnten Jahrhundert organisierte auf
seinem Hof in dem Rożnówka genannten Teil Biłgorajs das sogenannte „Donnerstag Abendessen“. Als Vorbild galt das berühmte „Donnerstag Abendessen“ am Hof von König Stanisław Poniatowski.
Es lebten in dieser Zeit in Biłgoraj Ignacy Krasicki (Fürstbischof und Schriftsteller), Cyprian Godebski (Dozent an der Kunstakademie St. Petersburg), Józef Poniatowski (Fürst, General und Kriegsminister), Karol Kniaziewicz (General und der Gründer der Legionen General Jan Henryk Dąbrowski.
1 - Ignacy Krasicki (auch: Graf Ignatius Krasicki) (* 3. Februar 1735 in Dubiecko, Polen; † 14. März 1801 in Berlin) war Fürstbischof von Ermland, Erzbischof von Gnesen und darüber hinaus ein bekannter polnischer Schriftsteller.
2. - Cyprian Godebski auch Godziemba (geboren 1765 , verstorben. 19 April 1809 bei Raszyn ) - Oberst der polnischen Armee , ein Dichter und Schriftsteller , Redakteur Amüsante und nützliche Spiele, ein Mitglied der Gesellschaft der Freunde der Wissenschaften in Warschau , Freimaurer.
3 - Józef Antoni Poniatowski (* 7. Mai 1763 in Wien; † 19. Oktober 1813 bei Leipzig) war ein polnischer Adeliger, Fürst, General, Kriegsminister des Herzogtums Warschau, Reichsfürst im Heiligen Römischen Reich und Marschall von Frankreich.
4 - Karol Kniaziewicz (* 4. Mai 1762 in Assiten, Kurland; † 9. Mai 1842 in Paris) war ein polnischer General.
5 - Jan Henryk Dąbrowski, auch Johann Heinrich Dombrowski, (* 29. August 1755 in Pierzchowice, nahe Krakau; † 6. Juni 1818 in Winnogóra bei Wronki, Großpolen)
Zum Andenken an berühmte Persönlichkeiten der Republik wurden Gedenktafeln mit deren Namen entlang der Hauptallee errichtet. Die meisten wurden im Laufe der Jahre zerstört. Es ist nur eine Gedenktafel zu Ehren von Jan Henryk Dąbrowski erhalten geblieben.
Weit bekannt war in Polen ein grünliches Bier, dessen Rezept angeblich nur die Franziskaner aus dem Kloster in den Wäldern von Solskiej (im südlichen Bezirk von Biłgoraj gelegen) kannten
1366 Beginn der Siedlung auf dem Bilgoraj Gelände
10.09.1578 Besiedlungsprivileg vom König Stefan Batory verliehen
1589 Die Zitadelle von Zamość wird erbaut, welches eine entscheidende Rolle in der Entwicklung der
Besiedlung der Gegend in und um Bilgoraj nach sich zieht.
1648 Die Stadt wurde von Kosaken und Tataren, angeführt von Bohdan Chmielnicki erobert
1655 Bilgoraj wurde von dem schwedischen Heer zerstört
1672 Invasion der Tataren
1693 Stanislaw Antoni Szczuka erwarb die Stadt und das umliegende Land
1735 Die litauische Armee, angeführt von Eustachy Potocki, ergriff Besitz von Stadt und Land
1772 1. Teilung Polens - Annektion von Bilgoraj durch Österreich
1776 Rückgabe von Bilgoraj an die Republik Polen
1792 2. Teilung Polens - Einnahme der Stadt durch die russische Armee
1795 3. Teilung Polens - Annektion von Bilgoraj durch Österreich
1806 Der Kammerherr des Königs und Mitglied des Parlaments von Tarnogród,
Stanislaw Nowakowski, übernahm
alle Güter
1809 Die Stadt wurde in das Fürstentum Warschau aufgenommen
1815 Die Stadt wurde in das Kongresspolen aufgenommen
1831 Die Bürger von Bilgoraj nehmen an den Novemberaufständen teil
1862 Leon Frankowski organisierte Guerillaeinheiten; diese Einheiten wurden von Leon Czachowski, Kajetan
Ćwiek-Cieszkowski, General Antoni Jeziorański und insbesondere von Kommandeur Marcin Lelewel
Borelowski angeführt und wurden berühmt wegen ihrer tapferen Kämpfe im Solska Wald
1864 Bilgoraj ist nicht mehr im Privatbesitz
1867 Die Stadt wird Sitz des Landkreises (Powiat)
1914-1918 Der erste Weltkrieg bringt Zerstörung und führt zur Entvölkerung
Herbst 1939 Die ersten polnischen Sieges Organisationen (Służby Zwycięstwu Polski) werden gegründet (im Jahre
umbenannt 1940 in Kämpfende Vereinigung und im Jahre 1942 in National Armee). Bilgoraj spielte eine
entscheidende Rolle in den Kämpfen gegen die Deutschen. Die folgenden Guerillaeinheiten unterschieden
sich in diesen Kämpfen: AK-Einheit geführt von Jósef Stegliński „Cord“, als auch Einheiten angeführt von
Konrad Bartoszewski „WIR“, von Jan Kryka „Topola“ und von Adam Haniewicz „Wojna“
Mai 1944 Errichtung eines Überganglagers für gefangene Widerstandskämpfer, die in den Janowskie und Solska
Wäldern gefangen genommen wurden
04.07.1944 Brutale und bestialische Ermordung durch die Deutschen von 63 Mitgliedern der AK-Einheit
und der BCh Widerstandskämpfer
24.07.1944 Befreiung Bilgorajs
in den 1980ern Bürger der Stadt haben regen Anteil an der Gründung der Solidarność Bewegung
Eine jüdische Gemeinde hat sich in Bilgoraj in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts etabliert. Viele Juden sind während der Massaker in den Jahren 1648 bis 1649 umgekommen. Im Jahre 1765
wurden die jüdischen Kopfsteuer Zahler in der Nähe Bilgoraj auf 661 beziffert. Das russische Verbot für jüdische Siedlung im westlichen Grenzgebiet stoppte das Wachstum der Gemeinde bis die
Beschränkung im Jahre 1862 aufgehoben wurde. Die Anzahl der jüdische Bevölkerung betrug 1.637 im Jahr 1841 und 3.486 im Jahr 1897; und 3.715 im Jahr 1921 und 4.596 im Jahr 1931. Zwischen den
Kriegen wurden in Polen viele Juden in der Rosshaar-Weberei beschäftigt. Jiddische Schriftsteller (die Brüder IJ Singer und I.
Bashevis Singer) wurden in Bilgoraj geboren. Eine hebräische Buchdruckerei wurde im Jahre 1909 gegründet, die zahlreiche hebräische und jiddische Bücher bis zum Holocaust
veröffentlichte.
Es wird geschätzt, dass mehr als 5000 Juden vor dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs in Bilgoraj lebten, die zusammen mehr als die Hälfte der Stadtbevölkerung ausmachte Am 11. September 1939, wurde fast das gesamte jüdische Viertel bei einem schweren Bombardement der deutschen Luftwaffe in Brand gesetzt. Ein paar Tage später organisierten die deutschen Truppen in der Stadt antijüdische Pogrome. Am 29. September zog sich die deutsche Wehrmacht wegen der Besetzung durch die sowjetische Armee zurück. Allerdings mussten die Russen eine Woche später die Stadt wieder an die Deutschen zurückgeben. Über 20% der jüdischen Bevölkerung verließen die Stadt zusammen mit den abziehenden sowjetischen Truppen. Am 25. Juni 1940 wurde ein Ghetto eingerichtet. Im Laufe des Jahres 1941 und 1942 fanden eine Reihe von Abschiebungen statt; am 2. November 1942 wurden fast alle verbliebenen jüdischen Bürger in das Todeslager Belzec deportiert. Am 15. Januar 1943 wurden die letzten 27 Überlebenden, die sich versteckt hatten, erschossen. Eine Gruppe junger Männer organisierte in den umliegenden Wäldern eine kleine Partisaneneinheit. Es wurde nach dem Krieg keine neue jüdische Gemeinde gegründet.
Siehe auch „Geschichte der Juden in Polen“
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