Kaschubei und Kaschuben

 

Kaschubei

 

Die Kaschubei (auch Kaschubien, kaschubisch Kaszëbë oder Kaszëbskô, polnisch Kaszuby) ist ein Landstrich in der historischen Region Pommerellen in Polen, westlich und südwestlich der Städte Danzig und Gdynia, in der Kaschubisch gesprochen wird.

 

Geographie

 

Die Kaschubei bildet den östlichsten Teil der Pommerschen Seenplatte auf dem Baltischen Landrücken. Etwa 40 km südwestlich von Danzig erreicht dieser mit 331 m seinen höchsten Punkt im Turmberg. Er ist der Mittelpunkt der Kaschubischen Schweiz, des schönsten und bekanntesten Teils der Kaschubei. Die Kaschubei ist ein hoch gelegenes Hügelland auf eiszeitlichen Grund- und Endmoränen. Nach Westen fehlt eine scharfe Grenze, sowohl geologisch als auch ethnographisch, im Norden grenzt sie an die Ostsee, im Osten an die Danziger Niederung, und im Süden bilden die sandigen Flächen der Tucheler Heide ihren Abschluss.

 

Der größte Teil der in der Kaschubei entspringenden Flüsse gehört zum Stromgebiet der Weichsel. Zu ihr strömen die Brda (Brahe) mit ihren Zuflüssen, das Schwarzwasser, das den großen Weitsee entwässert, ferner die Ferse mit der Fietze und schließlich der Hauptfluss der Kaschubei, die Radunia (Radaune), die das Wasser zahlreicher Seen erst der Mottlau und dann der Weichsel zuführt.

 

In der Kaschubei gibt es mehrere hundert Seen, sie sind meist schmal und langgestreckt.

 

Kaschuben

 

Die Kaschuben (auch Kassuben, polnisch Kaszubi, kaschubisch Kaszëbi) sind ein westslawisches Volk, das in Polen in der Woiwodschaft Pommern (Województwo pomorskie) im Landstrich Kaschubien, auch Kaschubei genannt, lebt. Darüber hinaus sind viele sich dieser Ethnie zugehörig fühlende Menschen in die USA, nach Kanada und nach Deutschland ausgewandert oder im weiteren Polen beheimatet.

 

Name und Sprache

 

Umstritten ist der Ursprung des Namens, eine gängige Erklärung ist, dass er sich von dem Kassub, einem Mantel, den die Kaschuben trugen, ableitet. Doch ist dies nicht gesichert. Die kaschubische Sprache, eine westslawische Sprache aus dem lechischen Zweig, die heute nach Schätzungen von etwa 300.000 Kaschuben verstanden und von annähernd 108.000 Menschen aktiv als Umgangssprache gesprochen wird, enthält sowohl deutsche (ca. 5%), als auch altpreußische Lehnwörter.

 

Zu den Kaschuben gehörte der nicht mehr existierende Volkszweig der Slowinzen, der westlich der heutigen Kaschuben siedelte. Berühmt ist die kaschubische Tracht, die zu den großen Feiertagen getragen wird.

 

Geschichte

 

Im 13. Jahrhundert werden „Caszubitae“, also Kaschuben in der Chronica Poloniae Maioris erwähnt. Cassubia (Kaschubei) wurde dabei nur das Land um Belgard an der Persante genannt, ein Gebiet in der späteren Provinz Pommern. Der Name ging erst im 16. Jahrhundert auch und später ausschließlich auf das Land (pomerelia, Pommerellen) und das Volk der heutigen Kaschuben über.

 

Mit der deutschen Ostsiedlung, die in Pommern zu Ende des 12. Jahrhunderts einsetzte, als das Kloster Kolbatz gegründet wurde, begann, langsam von West nach Ost verlaufend, ein Prozess des Aufgehens der Kaschuben, die zur Minderheit wurden, in der zugewanderten deutschen Bevölkerung, die ihrerseits Orts- und Flurnamen und auch Bräuche und andere Überlieferungen der Kaschuben übernahm. In den pommerschen Herzogtümern, die seit dem 13. Jahrhundert zum Deutschen Reich gehörten, war diese Entwicklung, in der der neudeutsche Stamm der Pommern entstand, etwa im 16. Jahrhundert abgeschlossen. Im östlichen Teil des kaschubischen Siedlungsgebietes kam er dagegen zeitgleich zum Erliegen. Dieser von der Ostkolonisation schwächer erfasste Teil gehörte seit 1466 zu Polen, wo für die Fortentwicklung der Kaschuben bessere Bedingungen bestanden. Nachdem das Territorium in der ersten Teilung Polens 1772 zu Preußen gekommen war, fand dort kein vergleichbarer Germanisierungs – und Vermischungsprozess mehr statt. Die katholisch gebliebenen Kaschuben im ehemaligen Preußen Königlichen Anteils vermischten sich nicht mit der mehrheitlich evangelischen niederdeutschsprachigen Bevölkerung ihrer Region – dies im Gegensatz zu den evangelischen slowinzischsprachigen Lebakaschuben in Hinterpommern. Während in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts in der Provinz Pommern noch 4.080 Kaschuben (1827) gezählt wurden, waren es 1900 nur noch 310. In der Provinz Westpreußen dagegen war ihre Zahl im gleichen Zeitraum von 85.100 auf rund 200.000 angestiegen. Sowohl unter deutscher als auch unter polnischer Dominanz galten die Kaschuben als ländliche Minderheit. Ein Zugang zur Welt mit seinen Aufstiegschancen eröffnete sich für Kaschuben nur durch die Beherrschung der jeweiligen Sprachen.

 

Die Kaschuben, die heute im Staate Polen leben, fühlen eine geschichtliche und ethnische Verbundenheit mit dem Polentum, pflegen aber ihre eigene Sprache und Tradition. Seit dem 19. Jahrhundert gab und gibt es bis heute einerseits Kaschuben, welche entweder die besondere Nähe der Kaschuben zu Polen und zum Polentum betonen und sich selbst eher als ethnische Gruppe bezeichnen, sowie auch (weitaus geringere) Strömungen, die im Gegensatz dazu die eigenständige kaschubische Nationalität in den Mittelpunkt rücken, was manchmal von Seiten einiger Polen als separatistische Tendenz angesehen wird. Als Beispiel für diese zwei Strömungen können zwei bedeutende kaschubische Persönlichkeiten des 19. Jahrhunderts genannt werden, die sich beide um die kaschubische Sprache und deren Entwicklung verdient gemacht haben: Während der kaschubische Schriftsteller Hieronim Derdowski (1852–1902) schrieb „Nie ma Kaszëb bez Polonii, a bez Kaszëb Polśczi“ („Es gibt kein Kaschubien ohne Polonia, aber ohne Kaschubien Polen “), wandte sich Florian Ceynowa (1817–1881) sowohl gegen eine Germanisierung als auch gegen eine Polonisierung der Kaschuben und kritisierte die polnische Geistlichkeit und den polnischen Adel. Kaschubisch wird heute an verschiedenen Orten Kaschubiens in den Schulen gelehrt, eine eigenständige Literatur wird gefördert und vom polnischen Staat geschützt.

 

Heutige Lokalisierung

 

Die Kaschuben bewohnen die Gebiete um Puck (kasch. Pùck; dt. Putzig), Wejherowo (kasch. Wejrowò; dt. Neustadt i. Westpr.), Kościerzyna (kasch. Kòscérzëna; dt. Berent), Chojnice (kasch. Chònice; dt. Konitz), Bytów (kasch. Bëtowò; dt. Bütow), Kartuzy (kasch. Kartuzë; dt. Karthaus) und Gdańsk (kasch. Gduńsk; dt. Danzig). Letzteres, Gduńsk, betrachten die Kaschuben als ihre Hauptstadt, wenngleich unter den größeren Städten prozentual am meisten Kaschuben in Gdynia (kasch. Gdiniô; dt. Gdingen) wohnen.

 

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