Sopot - Zoppot

 

Sopot [ˈsɔpɔt] (deutsch Zoppot) ist ein Ostseebad in der polnischen Woiwodschaft Pommern. Es bildet zusammen mit Danzig (Gdańsk) und Gdynia (Gdingen) den Ballungsraum Dreistadt Danzig (poln. Trójmiasto Gdańsk). Während in den beiden Nachbarstädten vor allem Handel, Industrie und Häfen von Bedeutung sind, profitiert Sopot als Kurstadt vornehmlich vom Fremdenverkehr.

 

Geographische Lage

 

Der Bade- und Kurort liegt in der historischen Landschaft Westpreußen, an der Westküste der Danziger Bucht, etwa neun Kilometer nordwestlich von Danzig und neun Kilometer südlich von Gdynia (Gdingen).

 

 

Geschichte

 

Das Wort Zoppot ist slawischen Ursprungs und bedeutet Quelle. Als kleines Fischerdorf gehörte Zoppot seit 1283 zum Zisterze Oliva und war wie alle Eigentumsortschaften des Klosters gegenüber Danzig zum Burgdienst verpflichtet; von 1283 bis 1807 gehörte es zur Hansestadt Danzig. Die Geschichte Zoppots ist deshalb eng mit der Geschichte der Stadt Danzig verknüpft, die 1308 zusammen mit Pommerellen an den Deutschordensstaat Preußen gefallen war und nach 1466 unter Beibehaltung ihrer Souveränität und Bevölkerung zum Preußen königlichen Anteils gehörte, das sich freiwillig unter die Schirmherrschaft der Krone Polens, das heißt des Königs persönlich, begeben hatte.

 

Durch sein Dekret vom 16. März 1569 auf dem Lubliner Sejm kündigte König Sigismund II. August die Autonomie Westpreußens jedoch unter Androhung herber Strafen einseitig auf, weshalb die Oberhoheit des polnischen Königs in diesem Teil des ehemaligen Gebiets des Deutschen Ordens von 1569 bis 1772 als Fremdherrschaft empfunden wurde.

 

In Zoppot wurde 1668 eine Frau der Hexerei beschuldigt, die in einem anschließenden Hexenprozess den Tod fand.

 

Im Rahmen der ersten polnischen Teilung kam 1772 das Gebiet um Putzig und Zoppot unter Friedrich II. von Preußen zum Königreich Preußen. Im Jahr 1785 wird Zoppot als ein königliches Dorf an der Ostsee mit 38 Feuerstellen (Haushaltungen) bezeichnet.

 

Im Jahr 1819 fasste der Verwalter des Domänenamts in dem etwa 19 Kilometer weiter nördlich gelegenen Dorf Brück, Friedrich Gütte, der dort von der Schönheit der natürlichen Umgebung an der Danziger Bucht fasziniert gewesen war, den Entschluss, das Fischerdorf Zoppot in ein Seebad umzuwandeln. Zu diesem Zweck bewirkte er noch im gleichen Jahr die Verlegung des Sitzes des Domänenamtsbezirks von Brück nach Zoppot und leitete dort entsprechende Verwaltungsmaßnahmen ein. 1823 eröffnete der elsässische Arzt Johann Georg Haffner, der 1808 als Chirurg der Grande Armée Napoleon Bonapartes nach Danzig gekommen war, dort geheiratet und sich in Zoppot niedergelassen hatte, den ersten Strandbadbetrieb mit Kursanatorium. Zoppot erwies sich als Kurort für Erholungssuchende gut geeignet, weil bewaldete Höhenzüge den Ort vor Nord- und Westwinden schützen, die Luft milde und mückenfrei ist und das Meerwasser in der Danziger Bucht etwas wärmer ist und einen deutlich geringeren Salzgehalt aufweist als im westlichen Teil der Ostsee. Seit Aufnahme des Kurbetriebs entwickelte sich Zoppot stetig zu einem mondänen Seebad.

 

Von 1871 bis 1920 gehörte Zoppot zum Deutschen Reich. Seit 1894 erschien die Zoppoter Zeitung.

 

Durch einen Erlass Kaiser Wilhelms II. vom 8. Oktober 1901 wurde der Landgemeinde Zoppot die Annahme der Städteordnung vom 1. April 1902 ab gestattet. Zoppot gehörte als Stadt zum Kreis Neustadt in Westpreußen. Die rund 14.000 Einwohner (1910) verteilten sich auf das ehemalige Oberdorf – in der Nähe der Eisenbahnlinie und entlang der Danziger Chaussee – und auf das Unterdorf, das Villen- und Hotelviertel in Strandnähe.

 

Die Stadt hatte ein Gymnasium und eine kleine evangelische Kirche. Es gab eine Pferderennbahn, die vom Westpreußischen Reitverein unterhalten wurde, sowie eine Radrennbahn. Der 1909–1911 beim Seesteg errichtete Baukomplex mit Kurhaus und Logierhaus, von dem nur die seeseitige Front des Kurhauses erhalten blieb und in einen modernen Neubau integriert wurde, verfügte bereits ab 1919 über ein Spielkasino. Vor dem Ersten Weltkrieg fand in Zoppot alljährlich Mitte Juli die Zoppoter Woche mit einer Reihe sportlicher Wettbewerbe statt. Dazu zählten Pferderennen, Radrennen, eine offene Segelregatta, das Ostdeutsche Tennisturnier, für das Kaiser Wilhelm II. jedes Jahr einen Preis stiftete, sowie Schwimmveranstaltungen. Im August fanden zur Unterhaltung der jährlich etwa 15.000 Bade- und Kurgäste weitere Veranstaltungen wie Theateraufführungen und Hunderennen statt. Unter den nichtdeutschen Badegästen stellten Polen und Russen das größte Kontingent. Von 1924 bis 1927 wurde nördlich des Großen Seestegs das inzwischen in Grand Hotel umbenannte luxuriöse Kasinohotel erbaut, das heute noch das Strandbild prägt.

 

Bei der ohne Volksbefragung vom Völkerbund angeordneten Restaurierung der Freien Stadt Danzig am 10. Januar 1920 aufgrund der Bestimmungen des Versailler Vertrags (Artikel 100–108 Abschnitt XI, Teil III VV) wurde die Stadt Zoppot neben der Stadt Danzig und den Landkreisen Danziger Höhe, Danziger Niederung und Großes Werder (einschließlich der Städte Tiegenhof und Neuteich) in den Danziger Staat integriert. Zoppot war für eine kurze Übergangszeit Teil des Kreises Danziger Höhe, bevor es am 15. März 1920 zum Stadtkreis erhoben wurde. Zoppot lag nunmehr direkt an der Grenze zu dem durch das Reichsgebiet aufgrund der Bestimmungen des Versailler Vertrags eingerichteten Polnischen Korridor, mit Übergang zum Ort Koliebken im Korridor. Ein kleineres Gebiet Koliebkens, nur 3,34 ha groß, war bei der Grenzziehung nicht zum Korridor gekommen und wurde am 6. Mai 1922 Zoppot angegliedert.

 

Zwischen den Weltkriegen legten die Schiffe des Seedienstes Ostpreußen in Zoppot an.

 

Nach dem Überfall auf Polen 1939 wurde das Kreisgebiet vom Deutschen Reich annektiert. Es wurde dem Reichsgau Danzig-Westpreußen zugeordnet, zu dem Zoppot bis 1945 gehörte.

 

Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs näherten sich am 19. März 1945 Einheiten der Roten Armee von Westen der Stadt Zoppot. Gegen Abend erging Räumungsbefehl für Zivilisten, die daraufhin zu Tausenden nach Gdingen flohen. Andere nutzten einen Pendelverkehr vom Seesteg nach Danzig-Neufahrwasser. Ab 20. März 1945 kamen Zoppot und Oliva unter sowjetisches Artilleriefeuer, wobei Zoppot zu ca. 10% zerstört wurde. Die deutschen Truppen zogen ab, und am Abend des 23. März 1945 besetzten Rotarmisten Zoppot ohne größere Kämpfe.

 

Im Potsdamer Abkommen vom 2. August 1945 (Punkt IX.b, Supplement Nr. 1, Berlin 1946, S. 3–20) wurde das Gebiet der Freien Stadt Danzig, somit auch Zoppot, bis zu einer künftigen Friedenskonferenz unter die Verwaltung des polnischen Staats gestellt. Zoppot wurde in Sopot umbenannt.

 

In Sopot hob nun die Zuwanderung von Polen an, die in die verlassenen Häuser einzogen. Sie kamen vorwiegend aus Gebieten östlich der Curzon-Linie, im Rahmen der „Westverschiebung Polens“. Ihre Herkunftsgebiete im früheren Ostpolen waren im Polnisch-Sowjetischen Krieg (1919–1921) von Polen erobert worden, fielen mit der sowjetischen Besetzung 1939 an die Sowjetunion, wurden beim deutschen Überfall auf die Sowjetunion 1941 deutsch besetzt und kamen nach Ende des Zweiten Weltkriegs zurück an die Sowjetunion. Polnischsprachige Bürger in diesen Gebieten waren nach Kriegsende vor die Wahl gestellt worden, entweder eine neue Staatsangehörigkeit zu akzeptieren oder auswandern zu müssen. Soweit die deutschen Einwohner nicht geflohen waren, wurden sie in der darauf folgenden Zeit größtenteils von der örtlichen polnischen Verwaltungsbehörde vertrieben bzw. später ausgesiedelt

 

Sehenswürdigkeiten

 

Das Stadtbild ist durch Bebauung aus dem 19. und dem frühen 20. Jahrhundert sowie Kureinrichtungen geprägt.

 

  • Das Rathaus der Stadt wurde 1910/1911 nach Entwurf von Paul Puchmüller (1875 Stolp – 1942 Zoppot; 1901 bis 1922 Stadtbaumeister von Zoppot) errichtet und 1922/1923 erweitert.
  • An die 1913/1914 von Adolf Bielefeldt erbaute und in der Nacht vom 12. zum 13. November 1938 von den Nationalsozialisten niedergebrannte Synagoge erinnert eine Gedenktafel.
  • Die Seebrücke, ein 511,5 Meter langer Holzsteg in die Danziger Bucht, offizieller Name bis 1945 Großer Seesteg, heute Molo genannt, mit Gaststätten sowie Anlegemöglichkeiten für kleine Boote und Ausflugsschiffe.
  • Das Krumme Häuschen (Krzywy Domek), ein Bau des 21. Jahrhunderts.
  • Der Jüdische Friedhof hat das einzig erhaltene Eingangsportal mit hebräischer Inschrift in der Woiwodschaft Pommern.

 Kirchen

 

  • Evangelisch-lutherische Heilandskirche (Kościół Zbawiciela), Sitz des Bischofs der Diözese Pommern-Großpolen, erbaut von 1913 bis 1919 von dem Danziger Architekten Adolf Bielefeldt (1876 Herne – 1934 Danzig) im neubarocken Stil
  • Katholische Kirche St. Georg (Kościół garnizonowy św. Jerzego), errichtet 1899 bis 1901 als evangelische Erlöserkirche mit 47 Meter hohem Turm im Stil der Neugotik nach Entwurf des Architekten Ludwig von Tiedemann
  • Katholische Kirche Maria Meeresstern (Kościół parafialny NMP Gwiazdy Morza), erbaut 1901/1902, neugotisch.
  • Katholische Kirche des heiligen Andreas Bobola (Kościół parafialny św. Andrzeja Boboli), 1869/1870 wurde die neugotische Kapelle Mariä Himmelfahrt errichtet und am 14. August 1870 eingeweiht. Sie wurde 1984 bis 1988 um die heutige Pfarrkirche erweitert.

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