Der große Marktplatz
Der große Marktplatz

Zamość

 

Zamość im Überblick

Idealstadt

 

Architekten werden noch heute Bernardo Morando beneiden. Der venezianische Architekt bekam Ende des 16. Jahrhunderts vom damaligen Großkanzler Jan Zamoyski den Auftrag zum Bau von Zamość. Rücksicht auf alte Bausubstanz brauchte er nicht nehmen. Die Stadt sollte auf freiem Feld errichtet werden. So schuf Morando die "ideale Stadt", der er seinen (italienischen) Renaissance-Stil verlieh. Als Vorbild diente ihm die italienische Stadt Padua. Die Arbeiten begannen 1581 und 1605 konnte Morando seine "Perle der Renaissance" an Zamoyski übergeben.

 

Philosophen und Stadtplaner haben immer von der Schaffung einer Idealstadt geträumt. Ihre Konzeptionen bearbeiteten auch die italienischen Architekten der Renaissancezeit, aber in Zamość gelang es sie voll zu verwirklichen. Die Idealstadt sollte praktisch, sicher, einwohnerfreundlich und schön sein. Und so war eben Zamość mit seinem übersichtlichen städtebaulichen Komplex, rationell geplanten gemeinnützigen Objekten, gekennzeichnet durch eine einheitliche Bebauung, und dank den Fortifikationen Sicherheit garantierend. Und schön – einfach ideal.

 

Darüber hinaus knüpft der von Bernardo Morando skizzierte Stadtplan an die anthropomorphische Konzeption (des sog. vitruvianische Mensch) und entspricht der menschlichen Gestalt, wo der Palast – der Kopf, die Hauptstraße, die die Residenz mit der Bastion Nr. 7 verbindet – die Wirbelsäule, und die Akademie und die Kathedrale – das Herz und die Lunge sind. Die Querverkehrsader mit den drei Märkten war der Bauch, und die der Verteidigung dienenden Bastionen – die Arme und die Beine.

 

Zamość für Touristen

 

Zamość ist eine Stadt, die besonders touristenfreundlich ist. Die interessantesten Denkmäler sind innerhalb der Mauern und der Festung lokalisiert, wodurch der Tourist nahe allen Sehenswürdigkeiten ist. Die Stadt besitzt eine sehr gut entwickelte Übernachtungsbasis, die an die Erwartungen verschiedener Touristengruppen angepasst ist.

 

Wir bieten eine Menge an Attraktionen: außer den Sehenswürdigkeiten der Altstadt gibt es hier einen interessanten Zoo, einen schönen Park, modernes Kino, das in Polen älteste Symphonieorchester, Galerien, zahlreiche Restaurants und Cafés in altstädtischen Kellern und im Sommer auch in Gärten. Daneben verwandelt sich der Großmarkt in der Sommersaison in einen Kunstsalon, wo Theaterspektakel und Konzerte stattfinden.

 

Zamość ist auch eine vorzügliche Abstecherbasis auf Roztocze – die schöne grüne Landschaft, und nur 130 km von Lemberg entfernt, das so nah den Herzen aller Polen ist.

 

UNESCO

 

UNESCO ist eine Außenstelle der Organisation der Vereinten Nationen für Bildung, Wissenschaft und Kultur. Sein Hauptziel ist die Förderung der internationalen Zusammenarbeit im Bereich der Kultur, Bildung, Wissenschaft und Kunst und Propagierung der Idee der Achtung der Menschenrechte. Im Rahmen der Realisierung seiner Mission hat UNESCO im Jahre 1972 die Konvention zum Schutz des Kultur- und Naturerbes der Menschheit verfasst. Eine Folge dieses Ereignisses war die Entstehung der Welterbe-Liste, in die seit 1977 die wertvollsten Güter eingetragen werden, die kulturelle Vielfalt und das Naturreichtum aller Weltregionen repräsentieren. Im August 2010 umfasste die Liste 91 Objekte in 151 Ländern, wovon es in Polen 13 waren. Zamość wurde in die Welterbeliste während der Tagung aufgenommen, die im amerikanischen Santa Fe am 14. Dezember 1992 stattfand.

 

Die Eintragung eines Objekts in die Welterbeliste erlegt einem Staat die Pflicht seines Schutzes vor der Zerstörung und die Erhaltung in einer möglichst unveränderten Gestalt auf. Im Falle von Zamość wurde in die Liste die Altstadt eingetragen, aber der Bereich des konservatorische Schutzes umfasst auch die im Vorfeld der Festung gelegenen Fortifikationen, und ihre Grenzen setzen: die Peowiaków-Straße und Sadowa-Straße von Norden: der Fluss Łabuńka mit dem Gebiet um die Rotunde vom Westen und Süden und die Podwale- Straße, Okopowa-Straße und Peowiaków-Straße von Osten. Dem Schutz unterliegen das ganze Gebiet und nicht die einzelnen Objekte. Diese werden aufgrund der ländlichen Vorschriften geschützt, die ihnen den Status der Denkmäler verleihen. In der Vergangenheit waren polnische Denkmäler in Klassen geteilt, und die Klasse „0“ wurde den Objekten von höchstem internationalem Rang verliehen. In dieser Gruppe, die über fünfzig Denkmäler zählte, wurde Zamość von zwei vertreten: die stadtplanerische Ordnung innerhalb der Festungsbebauung und die Stiftskirche (jetzt Kathedrale). Zurzeit werden die Denkmäler nicht gewertet. Das Denkmalregister nennt 120 Objekte in der Altstadt von Zamość, darunter die Rotunde und den Stadtpark mit der Kontergarde. Das 121. Denkmal – mit dem das Verzeichnis beginnt- ist „die Altstadt innerhalb der Fortifikationen zusammen mit allen gemauerten und hölzernen Gebäuden, Ruinen, Baumbestand und öffentlichen Straßen und Plätzen“. In der vorgenannten Gruppe der 120 Denkmäler gibt es natürlich die wichtigsten Gebäude der Altstadt: die Kathedrale, das Rathaus, Kirchen, die Synagoge, das Zentralhaus und viele Bürgerhäuser.

 

Rynek Wielki

 

Das Zentrum der Stadt bildet der 100 m breite und 100 m lange Rynek Wielki (Großmarkt). Laubenhäuser mit kunstvoll ausgestatteten Fassaden rahmen den Marktplatz ein. Blickfang ist das Rathaus mit seinem 50 Meter hohen Uhrenturm und einer schwungvollen Freitreppe. Die Pläne für das Rathaus stammten - wie konnte es anders sein - von Bernado Morando. Das ursprünglich niedrigere Gebäude wurde um 1640 im manieristischen Stil (Spätrenaissance) umgebaut, und im 18. Jahrhundert erhielt es die schwungvolle Freitreppe.

 

Gleich rechts neben dem Rathaus faszinieren die Armenischen Häuser, in denen armenische Händler lebten, die nach 1585 in die Stadt gezogen waren. Die Fassaden sind teilweise mit orientalischen Motiven, Flachreliefs von Christus, den Aposteln und Maria sowie Tierfiguren geschmückt n den Häusern ist das Stadtmuseum untergebracht, sodass Besucher auch die reich verzierten Wände und die prachtvollen Holzdecken im Inneren bewundern können.

 

Aber nicht nur Armenier prägten die Geschichte und die Architektur der Stadt. Im Laufe der Jahrhunderte siedelten sich Spanier, Engländer, Juden, Schotten, Deutsche, Griechen, Italiener und Russen an. Es ist also kaum verwunderlich, dass es in Zamość heute auch noch eine Synagoge und eine orthodoxe Kirche gibt.

 

Palais und Arsenal

 

Wenn man vom Markt in Richtung Osten die ul. Grodzka und dann auf der ul. Szczebrzeska nach links abbiegt, gelangt man zum Palais Zamoyski. Von der früheren Pracht ist nicht viel übrig geblieben. Nur der Torso. Anfang des 19. Jahrhunderts zog die Armee in das Palais ein. Später wurde es als Krankenhaus genutzt. Heute ist es ein Gerichtsgebäude. Gleich neben dem Palais steht das Arsenal (Zeughaus), in dem sich das Waffenarsenal der Stadt befand. Es beherbergt das polnische Waffenmuseum, in dem man neben alten Waffen unter anderem ein Modell der Stadt aus dem 17. Jahrhundert und eine umfangreiche Sammlung von Militäruniformen besichtigen kann.

 

Stiftskirche

 

Wenn man zur ul. Szczebrzeska zurückgeht, gelangt man zur Kollegiatskirche (Stiftskirche). Die dreischiffige Kirche mit ihrer manieristischen Fassade, den schlanken Säulen und ihrem geschmückten Gewölbe hat Bernado Morando entworfen. Der Bau der Kirche dauerte von 1587 bis 1630. Die Kirche, die inzwischen in den Stand einer Kathedrale erhoben worden ist, ist reich an Holzschnitzereien und Sakralkunst. So können die Besucher im Presbyterium ein silbernes Rokoko-Tabernakel und in der Zamoyski-Kapelle das Marmorgrabmal des Großkanzlers Jan besichtigen. In der Stiftsbibliothek gibt es eine umfangreiche Sammlung von Buchdrucken aus der Zeit bis 1500.

 

Umgeben war die Stadt von einer Befestigungsanlage, die aus sieben Bollwerken und drei Toren bestand. Bernado Morando hatte sie nach italienischem Vorbild gebaut. Sie schützten die Stadt vor Angriffen der Kosaken unter der Führung von Bohdan Chmielnicki (1648) und der Schweden während des Zweiten Nordischen Krieges (1655/1656). Erst 1813 gelang den Russen nach neunmonatiger Belagerung die Einnahme und 1866 schließlich die Zerstörung der Festung, deren Reste man heute noch besichtigen kann.

 

Das Schicksal der jüdischen Gemeinde

 

Im November 1942 begann SS-Führer Heinrich Himmler im Gebiet um Zamość mit einem Projekt zur Ansiedlung von Deutschen. Aus dieser Zeit stammt die Bezeichnung "Himmlerstadt" für Zamość. Um "Raum" für die Deutschen zu schaffen, ließ er die polnische Bevölkerung in Vernichtungslager deportieren. Das Projekt scheiterte jedoch am heftigen Widerstand der Polen und musste von den Nazis auf die Zeit nach dem "Endsieg" verschoben werden.

 

Zu Beginn des II. Weltkrieges lebten in Zamość rund 12.500 Juden. Nur wenige von ihnen überlebten die deutsche Besatzungszeit. 1941 richteten die Deutschen in der Neustadt ein Ghetto ein. Die systematische Vernichtung der jüdischen Bevölkerung begann im April 1942 mit der Deportation von 2.500 Juden in das Vernichtungslager Bełżec im Rahmen der Aktion Reinhard. Die Aktion endete mit der Liquidierung des Ghettos zwischen dem 16. und dem 18. Oktober 1942. Die restliche im Ghetto verbliebene jüdische Bevölkerung wurde zu Fuß nach Izbica getrieben, einem Ort 20 km nördlich von Zamość. Von dort wurden sie in Transporten in die Vernichtungslager Bełżec und Sobibór gebracht. An die dreieinhalb Jahrhunderte alte Geschichte der Juden in Zamość erinnert heute noch die Synagoge, die nordöstlich vom Marktplatz steht.

 

Rosa Luxemburg

 

Am 5. März 1870 erblickte Rosa Luxemburg in Zamość das Licht der Welt. Sie wuchs in Warschau auf und engagierte sich in der sozialistischen Bewegung. Über die Schweiz gelangte sie nach Deutschland, wo sie 1916 zusammen mit Karl Liebknecht den Spartakusbund gründete, aus dem später die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD) hervorging.

 

Geschichte

Die Entstehung von Zamość

 

Zamość liegt im Südosten von Polen. Die Stadt wurde Ende des 16. Jahrhunderts von Jan Zamoyski gebaut. Er hat wohl nicht gedacht, dass sie vier Jahrhunderte später in allen Lehrbüchern für Architekturgeschichte genannt wird und unter die herrlichsten städtebaulichen Komplexe Europas und der Welt gestellt wird.

 

Wer war der Mensch, dem wir die Entstehung von Zamość verdanken? Jan Zamoyski wurde 1542 in Skokówka, nicht weit vom jetzigen Zamość geboren. Er lernte in dem nahe gelegenen Krasnystaw, und dann in Straßburg, Paris und Padua. Während des Studiums in Padua  hat er sich als besonders talentierter junger Wissenschaftler und Veranstalter bekannt gemacht. Nach der Rückkehr in die Heimat wurde er der königliche Sekretär, im Alter von 36 Jahren Kanzler, und vier Jahre später Krongroßhetman. Weil er diese zwei Titel innehatte, war er die erste Person nach dem König. Genauso schnell wuchs auch der Geldbeutel des Hetmanns. Er hat als väterliches Erbe viereinhalb Dörfer bekommen, und am Ende seines Lebens bestand sein Vermögen aus 816 Dörfern, 23 Städten und über 17000 km2 Grundstücke. Nicht ohne Bedeutung waren hier auch die vier Eheschließungen des Hetmanns mit Vertreterinnen herrlicher Geschlechter: Anna Ossolińska, Krystyna Radziwiłłówna, Gryzelda Batorówna und Barbara Tarnowska. Die politische und wirtschaftliche Karriere von Jan Zamoyski gehört zu den glänzendsten in der Geschichte von Polen. man muss aber dabei in Erinnerung haben, dass der Hetmann und Kanzler zugleich ein großzügiger Mäzen und eine der hervorragendsten Geistesgrößen der Republik Polen, die Kontakte mit der intellektuellen Elite des damaligen Europas aufrechterhielten.

 

Mit 38 Jahren beschloss er eine Stadt zu errichten. Er hat dafür ein Gelände gewählt, das sich in die Stillgewässer der Flüsse Wieprza und Kalinowica einschneidet, einen für die Verteidigung günstigen Platz, nahegelegen zum Familiensitz von Zamoyskis – Skokówka und an der Kreuzung wichtiger Handelswege, was eine große Bedeutung für ihre künftige Entwicklung hatte.

 

Eine, für jene Zeiten, große Stadt mit 3 Tsd. Einwohnern, wurde auf dem „Zeichenbrett“ entworfen und erbaut, also mitten im Nichts.

 

Die Entscheidung über den Stadtbau verkündete Jan Zamoyski am 10. April 1580, indem er in Jarosławiec eine Ortsurkunde erstellen ließ. Kurz danach, am 12. Juni desselben Jahres, hat der König Batory diese Urkunde gebilligt. Die beiden Urkunden verliehen den künftigen Bewohnern von Zamość zahlreiche Privilegien u.a. Befreiung für 25 Jahre von Miete und Steuern, Befreiung von den Zöllen auf dem Gebiet des ganzen Landes und Genehmigung für die Gründung von Zünften. Der Stadt wurde das Lagerrecht verliehen, das Recht auf die Organisierung von ganzwöchentlichen Messen und drei Jahrmärkten im Jahr.

 

Ideale Stadt

 

Der Stifter wollte, dass Zamość eine moderne Stadt wird, Familiensitz, eine starke Festung, ein wichtiges Kultur- Religions- und Handelszentrum. Zur Durchführung dieser Aufgabe hat er den italienischen Architekten Bernardo Morando engagiert. Man weiß nicht zu viel über ihn, außer dass er vermutlich aus Padua stammte und früher in Warschau und Lemberg gearbeitet hat. Als Morando Zamość entwarf, stützte er sich auf die Konzeptionen der italienischen Stadtplaner und träumte von der Schaffung einer Renaissanceidealstadt. Er hat die Stadt in ein durch die Fortifikationen gebildetes Fünfeck eingeschrieben. Sie sollte die Fläche von 24 ha haben – 600m lang und 400m breit. Er hat einen schachbrettigen Straßenplan geplant und eine Situierung der Plätze; im Zentrum der Großmarkt, und symmetrisch auf seinen beiden Seiten die Märkte: der Salzmarkt und der Wassermarkt. In der Stadt sollten ca. 250 Häuser stehen. Er hat auch ihre wichtigsten Gebäude entworfen: den Palast, die Stiftskirche, das Rathaus, die Akademie und sogar einige Musterbürgerhäuser. Zamość sollte nicht nur schön sein, sondern auch praktisch und einwohnerfreundlich.

 

Die ganze Bebauung knüpfte an die Konzeption der Ideal-Stadt-Menschen. Der Palast war hier der Kopf, die die Residenz mit der gegenüberliegenden Bastion Nr. 7 verbindende Hauptstraße – die Wirbelsäule und Akademie und Kathedrale Lungen, der Markt das Herz und die der Verteidigung dienenden Bastionen – Arme und Beine.

 

Das erste Gebäude der neuen Stadt war die Residenz des Eigentümers, dann hat man mit der Errichtung des Arsenals und der Stiftskirche begonnen. Die Stiftskirche war so entworfen, dass darin gleichzeitig 3 Tsd. Gläubige beten konnten, also alle Stadtbewohner. Der Stifter hat ursprünglich angenommen, dass die Bewohner von Zamość nur Katholiken sind. Bald hat er aber seine Meinung geändert und um die Entwicklung der Stadt zu beschleunigen, hat er seine Einwilligung für die Ansiedlung der Nationen in der Stadt erlassen, die traditionell Geschäfte in großem Ausmaß führen: Armenier (1585), Sephardische Juden (1588) und Griechen (1589). Kurz danach wurden in der Stadt eine griechisch-orthodoxe Kirche, eine armenische Kirche und eine Synagoge errichtet.

 

1589 hat der Hetmann das Majorat von Zamość gebildet, und Zamość wurde seine Hauptstadt.

 

Der Stadtbau schritt sehr schnell voran, und die Kontrolle aus dem Jahre 1591, also 11 Jahre nach dem Anfang besagt über 217 Häuser und nur 26 freie Parzellen. 1594 entstand die Akademie von Zamość. Bei deren Entstehung half ein anderer hervorragender polnischer Humanist, der Dichter Szymon Szymonowic. Das Ereignis war begleitet von Hetmanns Aufrufen mit den bekannten Worten: So wird die Republik Polen sein wie die Erziehung ihrer Jugend. Die Akademie war der Augenstern des Hetmanns und die dritte Hochschule in Polen nach denen in Krakau und Vilnius. Das hohe Unterrichtsniveau hatte zur Folge, dass hier Studenten aus ganz Europa zum Studium kamen, und Zamość errang den Ruf eines wissenschaftlichen Zentrums von europäischem Rang.

 

Jan Zamoyski starb am 5. Juni 1605. Sein Werk setzte sein Sohn Tomasz Zamoyski - der Krongrosskanzler fort. Er hat den Bau der Fortifikationen zu Ende gebracht. Den Zugang zur Stadt verteidigten gewaltige Mauern mit sieben Bastionen, Wassergräben und Stauseen. In die Stadt führten Zugbrücken und drei Tore: Lemberger, Lubliner und Szczebrzeszyner Tor.

 

Die erste Belagerung

 

Im Herbst 1648 haben die Stadtbefestigungsanlagen die erste Prüfung bestanden. Vor die Mauern kamen die Kosaken- und Tatarentruppen befehligt von Bohdan Chmielnicki. Einer Menge von Flüchtlingen, die sich in der Festung versteckten, fehlender Proviant und fehlende Hoffnung auf schnellen Entsatz und die sich verbreitende Epidemie hatten zur Folge, dass sich die Verteidiger für die Auszahlung des Lösegeldes entschieden. Nach zweiwöchiger Belagerung und der Einkassierung von 20000 Zloty, sind die Kosaken und Tataren von den Mauern weggerückt.

 

In der Zeit „der schwedischen Sintflut“, an der Wende von Februar und März 1956, belagerten Zamość die von dem König Karol Gustaw selbst befehligten Truppen. Dieses Mal war die Festung ausgezeichnet vorbereitet und der schwedische Beschuss verursachte keine ernsteren Schäden. Deshalb haben die Schweden nach einigen Proben der Einnahme der Festung, die Belagerung aufgegeben. Zamość war eine der drei Festungen, neben Danzig und Jasna Gora, die gegen die schwedischen Truppen Widerstand geleistet haben. Mit einem Misserfolg hat auch die ein Jahr später unternommene Probe der Eroberung von Zamość durch die vereinten schwedischen und transsilvanischen Kräfte geendet. In den beiden Fällen wurde die Verteidigung vom Enkel des Stadtgründers, dem 3. Majoratsherrn Jan Sobiepan Zamoyski befehligt. Man sollte auch hinzusagen, dass seine Frau Maria de la Grande d’Arquien war. Nach dem Tode von Sobiepan hat sie Jan Sobieski geheiratet und ist in der Geschichte von Polen vor allem als Königin Marysieńka bekannt. Das Ende des 17. Jahrhunderts ist die Zeit des rücksichtslosen Kampfes mit den Hexen. Ein Beispiel dafür ist das Urteil des Gerichts von Zamość aus dem Jahre 1664, das sechs Bürgerliche zum Scheiterhaufen verurteilt hat, die der Zauberei beschuldigt wurden. Letztendlich wurde das Urteil geändert und sie wurden durch das Schwert enthauptet. Von der in der Stadt herrschenden Demokratie zeugt die Tatsache, dass unter ihnen Katarzyna Bilelenkiewiczowa war, der man die Strafe nicht erlassen hat, obwohl sie Frau des damaligen Vogtes war.

 

Die Stadt entging nicht Unglücken. 1627 brannte der Palast, 1658 – die Stiftskirche, das Arsenal und die Akademie, und 1672 – zweihundert Häuser im südwestlichen Teil der Stadt. Es tobten auch Seuchen. Selbst im Jahre 1711 starben deswegen 500 Personen.

 

In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts hat man den Bau der Franziskanerkirche beendet, es entstanden die Kirchen und Klöster der Bonifraten, Klarissen und Reformanten. Sie wurden vom Architekten, dem Kommandanten der Festung von Zamość Jan Michał Link entworfen. Er hat auch eine Modernisierung der Befestigungsanlage durchgeführt. Im 18. Jahrhundert hat man den Palast der Majoratsherren, die Akademie und das Rathaus umgebaut, das die heutige Gestalt mit der charakteristischen breiten Treppe bekommen hat.

 

In der Zeit der Teilungen

 

Nach der ersten Teilung im Jahre 1772, ist Zamość Österreich zugefallen und wurde in das Königreich von Galizien und Lodomeria eingegliedert. Bald haben die österreichischen Behörden alle Klöster in der Stadt und die seit längerer Zeit herunterkommende Akademie von Zamość aufgelöst, an ihrer Stelle haben sie das Königliche Lyzeum geschaffen.

 

1809 haben die Truppen des Warschauer Fürstentums Zamość erobert und es in das Fürstentum eingegliedert. Für kurze Zeit, denn nach der Niederlage von Napoleon bei Borodino, haben die den französischen und polnischen Truppen folgenden russischen Truppen die Festung umzingelt. Die Belagerung dauerte 8 Monate. Die Situation in der Stadt war verheerend. Man hat sogar Ratten und Hunde aufgegessen. Um der Besatzung den Sold auszuzahlen, hat man aus den kirchlichen Gefäßen Münzen geprägt: 6 Groschen aus Bronze und silberne 2 Zloty. In dieser Situation hat der die Verteidigung befehligende General Maurycy Hauke die Festung übergeben.

 

Infolge der Bestimmungen des Wiener Kongresses hat sich Zamość in den Grenzen des von Russland abhängigen Kongresskönigtums befunden.

 

Obwohl die Zamoyskis formell weiter Stadtbesitzer waren, hatten sie doch immer weniger Einfluss auf ihr Schicksal. Letztendlich haben sie im Jahre 1821 die Stadt an die Regierung des Polnischen Königreiches verkauft. In den 20er und 30er Jahren des 19. Jahrhunderts hat man in großem Ausmaß Arbeiten bei der Modernisierung der Festung durchgeführt. Es entstanden u.a. die Rotunde, Bollwerke, Kojen und neue Tore.

 

Man hat entschieden die Verteidigung des Vorfeldes gestärkt. Bebauung aller Art im Umkreis von 1200 km von den Mauern wurde abgerissen. Zivilfunktionen der Stadt übernahm die 2km entfernte Neue Siedlung (poln. Nowa Osada), und die Festung wurde in eine große Kaserne und in ein Gefängnis umgewandelt. Deswegen hat man viele Gebäude u.a. den Palast, die Akademie und Klöster umgebaut und in Kaserne, Militärlager und Gefängnisse umgewandelt.

 

Während des Novemberaufstandes wurde die Festung von den Aufständischen  besetzt. Die Besatzung, die vor allem aus Polen bestand, hatte keine besondere Lust auf den Kampf mit den belagernden Landsleuten. Zamość war für die Aufständischen eine Abstecherbasis für die Gebiete des südöstlichen Polens, und auch der Sitz der Verwaltungsbehörden der Wojewodschaft Lublin. Nach der Niederlage des Aufstandes am 21. November 1831 hat Zamość als letzter Widerstandspunkt im Lande kapituliert.

 

Der schnelle Fortschritt in der Kriegstechnik, u.a. die Einführung der mit einem Gewinde versehenen Geschützen mit großer Reichweite und Treffsicherheit, für die die Festung von Zamość die ein nicht so großes Gebiet einnahm, mit geschlossener Bebauung ein ausgezeichnetes Ziel darstellen würde, haben über seine Auflösung entschieden. Sie wurde 1866 vollzogen, indem man die meisten die Stadt umgebenden Mauern in die Luft gesprengt hat und sie in die Wassergräben heruntergestoßen hat. Manche Fortifikationsgebäude u.a. Bollwerke, Rotunde und Tore haben neue Funktionen bekommen und haben die Auflösung der Festung in unversehrtem Zustand überstanden. So hat die Geschichte der Festung Zamość geendet, die in ihrer fast dreihundertjährigen Geschichte nie von fremden Truppen im Sturm erobert wurde.

 

Die Konsequenz des Verlassens der Stadt durch die Truppen war die Rückkehr des Zivillebens und ihre schnelle Entwicklung. Ende des Jahrhunderts zählte Zamość 11 Tsd. Einwohner.

 

Der 1. Weltkrieg hat keine ernsten Zerstörungen verursacht. Zwei Jahre nach der Wiedererlangung der Unabhängigkeit, während des polnisch-russischen Krieges im Jahre 1920, wurde Zamość von den Truppen von Siemon Budionny umzingelt. Zahlreiche Proben der Eroberung der Stadt erwiesen sich als erfolglos, und am 30. August haben die zum Entsatz gekommenen Truppen des Generals Józef Haller die Soldaten der umlagernden Roten Armee herbeigeeilt.

 

Im freien Polen

 

Die Zwischenkriegszeit war für die Stadt die Zeit der wirtschaftlichen und kulturellen Entwicklung. In den Jahren 1934 bis 1937 hat man in der Altstadt Sanierungsarbeiten in großem Ausmaß durchgeführt. Man hat die auf dem Großmarkt wachsenden Bäume beseitigt, man hat dem Rathaus sein früheres Aussehen wiederhergestellt. Die Straßenfronten der Bürgerhäuser wurden bemalt und Arbeiten bei der Rekonstruierung der Fortifikationen begonnen. Und im Jahre 1936 wurde das altstädtische Ensemble zusammen mit den Fortifikationen in das Denkmalregister eingetragen.

 

In den ersten Tagen des 2. Weltkrieges wurde Zamość von den Deutschen besetzt, und dann vom 27. September bis zum 5. Oktober – von der Roten Armee. Seit dem 8. Oktober begann die faschistische Okkupation. In der Rotunde hat man ein Vernichtungslager eingerichtet. In der Stadt entstand Ghetto und Lager für russische Kriegsgefangene und für die im Rahmen der Ansiedlungsaktion ausgesiedelten Personen. In deren Rahmen planten die Deutschen die polnische Bevölkerung aus dem Gebiet Zamojszczyzna zu vertreiben, und an ihrer Stelle die deutsche Bevölkerung anzusiedeln. Zamość sollte das Zentrum des Umsiedlungslagers sein und es sollte Himmlerstadt heißen. In der Besatzungszeit hörte die Gemeinschaft der Juden aus Zamość auf zu bestehen, die ca. 11 Tausend Personen zählte. Die meisten fuhren mit russischen Truppen nach Osten, und die übrigen 4 bis 5 Tsd. – wurden von den Faschisten ermordet. Am 25. Juli 1944 wurde Zamość ohne einen Schuss von den russischen Truppen besetzt.

 

In der Nachkriegszeit hat sich die Stadt wesentlich vergrößert. Besonders vorteilhaft waren für sie die späten 70er Jahre. 1974 hat der Sejm das Gesetz über die Renovierung der Altstadt verabschiedet. Zamość wurde für einige Jahre zu einem großen Bauplatz. Vernachlässigte Bürgerhäuser wurden einer Grundsanierung unterzogen. Man hat die Stadttore, die Bastion Nr. 7 und die anliegende Kurtine rekonstruiert.

 

In den Jahren 1975-1998 war Zamość Hauptstadt der Wojewodschaft. Am 14. Dezember 1992 wurde die Altstadt von Zamość in die Liste des Weltkulturerbes eingetragen. Das Ereignis war ein Beweis für die internationale Anerkennung außergewöhnlicher stadtplanerischen und architektonischen Vorzüge von Zamość.

 

Sieben Jahre später, am 12. Juni 1999 hat Papst Johann Paul II. Zamość besucht. Er betete in der Kathedrale, fuhr mit Papamobile durch die Stadt und während der Wortliturgie, an der ca. 230 Tsd. Gläubige teilnahmen, hat er u.a. gesagt Hier sprechen uns mit besonderer Kraft das Bläuliche des Himmels, das Grün der Wälder und Felder, das Silber der Seen und Flüsse an. Hier erklingt der Vogelgesang besonders bekannt, polnisch.

 

Seit 2005 wurde eine weitere große Renovierung geführt, von der die Denkmäler und Fortifikationen der Altstadt umfasst wurden. So großer Umfang der Arbeiten war möglich dank der Förderung aus dem staatlichen Budget, der Europaischen Union und dank dem Finanzmechanismus des Europäischen Wirtschaftsgebietes.

 

Zamość heute

 

Zamość ist eine kreisfreie Stadt, zählt ca. 70 Tausend Einwohner und ist eine Stadt junger Leute. In den Schulen von Zamość lernen ca. 20 Tausend Personen. Akademische Traditionen der Stadt werden von der Staatlichen Berufshochschule, der Humanistisch-ökonomischen Hochschule und von der Hochschule für Management und Verwaltung fortgesetzt. Auf dem Gebiet der Touristik und Kultur ist Zamość ein Zentrum von großer Bedeutung in ganz Polen. In der Stadt ist das 1881 gegründete älteste Symphonieorchester tätig. Jedes Jahr werden kulturelle Veranstaltungen organisiert, von denen viele gesamtpolnische und internationale Charaktere haben. Seit 1976 findet der Theatersommer von Zamość statt, seit 1980 die Musiktage von Zamość und seit einigen Jahren – mit großem Schwung – Festival der Italienischen Kultur „Arte, Cultura, Musica e...“ und das Kulturfestival, das den Namen des aus Zamość stammenden Sängers und Dichters – Marek Grechuta trägt.

 

Ein zusätzlicher Triumph von Zamość ist die Lage der Stadt am Fuße der Landschaft Roztocze, Streifen von malerischen Hügeln, bewachsen mit Wäldern. Das ist ein richtiges Paradies für die Personen, die eine Erholungsmöglichkeit weit von dem Trubel der Großstädte suchen. Weite Kiefernwälder und Tannen-Buchenwälder, Touristenwege, Fahrradwege und Stauseen mit sandigen Stränden schaffen ausgezeichnete Bedingungen für viele aktive Erholungsformen.

 

Von dem Reichtum der Natur und der Schönheit der Landschaften von Roztocze zeugt die Entstehung auf diesem Gebiet des Nationalparks von Roztocze, der fünf Landschaftsparken und über zehn Reservate. Der Nationalpark Roztocze umfasst die ältesten und wertvollsten prähistorische Ur-Tannen-Buchen-Wälder, die Zwierzyniec-die Perle von Roztocze umgeben.

 

Roztocze ist nicht nur die Natur, es sind auch malerische Dörfer und Städtchen. Unbedingt sollte man Zwierzyniec mit der Kirche am Wasser und der Bebauung die  an die Zeiten erinnert, als diese Stadt die Hauptstadt des Majorats von Zamoyskis war, Kirchen, griechisch-orthodoxe Kirche, Synagoge und jüdischen Friedhof in Szczebrzeszyn, Steinbruch in Józefów oder Sanktuarien in Krasnbród, Górecko Kościelne und in Radecznica sehen.

 

Geschichte in Zahlen

 

  • 1578: Bernardo Morando erhält den Auftrag für den Bau von Zamość
  • 1580 - 1610: Bau der Stadt
  • 1587 - 1598: Bau der dreischiffigen Kollegiatskirche
  • 1588: Sephardische Juden aus Italien, Spanien und der Türkei siedeln sich an.
  • 1655 bis 1661: Zweiter Nordischer Krieg ("Schwedische Sintflut"). Anschließend wirtschaftlicher Niedergang der Stadt. Sephardische Juden verlassen die Stadt. Ihren Platz nehmen Aschkenasische Juden (Aschkenazen) ein.
  • um 1700: Bau des Rathauses mit seinem 50 Meter hohen Uhrenturm 1768: Das Rathaus erhält seine imposante Freitreppe
  • 15. März 1870: Rosa Luxemburg wird als Tochter einen betuchten jüdischen Kaufmanns in Zamość geboren. Sie gründet 1917 zusammen mit Karl Liebknecht in Deutschland den Spartakusbund.
  • 1825: Manieristische Verzierungen am Rathaus werden entfernt. Umbau des Rathauses im Stil des Klassizismus.
  • Ende 1939: Die Stadt wird abwechselnd von deutschen und sowjetischen Truppen besetzt. Die deutschen Besatzer richten ein jüdisches Ghetto ein.
  • 1940: Es kam zu ersten Massenverhaftungen von Angehörigen der polnischen Intelligenz und Personen des öffentlichen Lebens. Die Verhafteten wurden in der Rotunde untergebracht, in der ein Durchgangslager eingerichtet wurde. Das Lager wurde 1943 zum Vernichtungslager umgestaltet.
  • 1941: Errichtung eines offenes Ghettos in der Neustadt von Zamość
  • 11. April 1942: erster Transport von Juden im Rahmen der Aktion "Reinhard" in das Vernichtungslager Bełżec
  • 16. bis 18. Oktober 1942: Liquidierung des Ghettos
  • 1944: Zamość wird von der I. Ukrainischen Front der 3. Armee der sowjetischen Verbände befreit.
  • 1992: Die historische Altstadt wird zum Weltkulturerbe erklärt.

 

Der zweite Weltkrieg

 

Der 2. Weltkrieg hatte in Zamość und in der Region Zamojszczyzna besonders tragischen Verlauf. Schon in der ersten Septemberhälfte, während der deutschen Bombardierungen, kamen über 200 Stadtbewohner ums Leben. Am 13. September marschierten in Zamość die deutschen Truppen ein, und nach deren Rückzug für über eine Woche vom 27. September bis zum 5. Oktober, dann sowjetische Truppen. Die deutschen Truppen kehrten am 8. Oktober 1939 zurück. Schon im Herbst gab es hier die ersten Hinrichtungen, und im Dezember wurde hier das Judenghetto eingerichtet. 1940 haben die Deutschen Massenverhaftungen unter der Intelligenz und Sozialaktivisten im Rahmen der Aktion unter dem Kryptonym AB durchgeführt. Auch das Lager in Rotunde nahm seine Tätigkeit auf. Nach dem Ausbruch des deutsch-russischen Krieges im Jahre 1940, entstanden in Zamość die Lager für sowjetische Kriegsgefangene an der Okrzei-Straße und in Karolówka. In späterer Zeit wurde das Lager von der Okrzei-Straße in die Powiatowa-Straße übersiedelt. Man schätzt, dass in den beiden Lagern die Deutschen über 30 Tsd. Menschen erschossen oder verhungern ließen.

 

Die Deutschen hatten vor, in der Region Zamojszczyzna einen deutschen Ansiedlungskreis zu bilden, was bedeutete, dass aus diesem Gebiet die polnische Bevölkerung zu vertreiben war und an Stelle dieser die Bevölkerung deutscher Abstammung, vor allem aus den Ländern von Osteuropa eingeführt werden wollte. Es entstanden Lager für die umgesiedelte Bevölkerung u.a. in Zamość in der Okrzei-Straße. Insgesamt wurden etwa 110 Tsd. Personen aus fast 300 Dörfern ausgesiedelt.

 

Das tragischste Schicksal erlitten die Kinder, die zu Tausenden vor Hunger und Kälte starben. Eine Folge des Terrors, den man der polnischen Bevölkerung gegenüber angewandt hat, war die Entstehung von starken Partisanentruppen.

 

In der Nähe von Zamość, bei Wojda kam es am 30. Dezember 1942 zur ersten großen Partisanenschlacht auf dem polnischen Gebiet, und bei Osuchy hat sich vom 24. bis zum 26. Juni 1944, die größte Partisanenschlacht  auf polnischem Boden abgespielt.

 

Vor dem Krieg bewohnten Zamość ca. 12 Tsd. Juden. Man schätzt, dass zwei Drittel von ihnen Zamość 1939 zusammen mit den sowjetischen Truppen verlassen haben, und die verbliebenen wurden ermordet, vor allem in dem ca. 40 km von Zamość entfernten Lager in Belzec. Die Rotunde, in der ca. 8 Tsd. Menschen ermordet wurden, ist heute ein Mausoleum der Kriegsopfer aus der Region Zamojszczyzna. Und am Eingang zum Rathaus ist ein Grunwald-Kreuz eingemauert, das Zamość am 12. Oktober 1994 für das Heldentum der Einwohner im Kampf gegen den faschistischen Besatzer bekommen hat.

 

Himmlerstadt

 

Nach einem Besuch im Distrikt Lublin im Juli 1941 kam SS-Führer Heinrich Himmler auf die Idee, ein Großsiedlungsgebiet in den von den Deutschen annektierten Gebieten bei Zamość, dem Cholmer und Lubliner Land, einzurichten. Zunächst wurden etwa 2.000 Deutsche aus Bessarabien angesiedelt, das durch den Hitler-Stalin-Pakt in den Einflussbereich der damaligen Sowjetunion gefallen war. Im Zuge der nationalsozialistischen Siedlungspolitik kamen insgesamt 8.000 Deutsche aus Bessarabien, Russland, Serbien, dem Baltikum und der Bukowina in die Region um Zamość. Unter ihnen waren die aus Bessarabien stammenden Eltern des heutigen Bundespräsidenten, Horst Köhler. Er wurde im Februar1943 in Skierbieszow geboren, das nur rund 18 km von Zamość entfernt liegt. Vor der Umsiedlungsaktion hatte der SS- und Polizeiführer Friedrich-Wilhelm Krüger die polnische Bevölkerung aus 116 Dörfern vertreiben lassen, um Platz für die Bessarabiendeutschen zu schaffen.

 

Am 28. November 1942 begannen die Nazis mit Massendeportationen von Polen aus dem Gebiet um Zamość. Nur wenige Monate vorher hatten sie die Grundlage für die Deportationen von Polen und Ansiedlung von Deutschen geschaffen. Der von SS-Oberführer Konrad Meyer am 15. Juli 1942 vorgelegte "Generalplan Ost", der für alle von den Deutschen besetzten Gebiete in Osteuropa ausgearbeitet worden war, sah die Deportation der einheimischen Bevölkerung, die Ansiedlung von Deutschen und die wirtschaftliche Ausbeutung vor. Insgesamt sollten 31.000.000 Russen, Polen, Tschechen und Ukrainer nach Sibirien verbannt und die Grenzen des "Deutschen Reiches" nach Osten verschoben werden.

 

Wie die Pläne der Nationalsozialisten für Polen aussahen, geht auch aus den Ausführungen des Höheren SS- und Polizeiführer Ost (HSSPF) Wilhelm Hoppe aus dem Jahr 1941 hervor: "Dem Sieg der deutschen Waffen im Osten muss also der Sieg des deutschen Volkstums über das Polentum folgen, wenn der wiedergewonnene Ostraum nunmehr gemäß dem Willen des Führers für immer ein wesentlicher Bestandteil des Großdeutschen Reiches bleiben soll. Es kommt daher entscheidend darauf an, das wiedergewonnene deutsche Land mit deutschen Bauern, Arbeitern, Beamten, Kaufleuten und Handwerkern zu durchdringen, damit sich ein lebendiges und dennoch am Boden festverwurzeltes Bollwerk deutscher Menschen als Schutzwall gegen fremde Eindringlinge" herausbilden könnte.

 

Tausende Kinder ins Reich entführt

 

Die Kreishauptstadt Zamość wird zum ersten deutschen Siedlungsbereiche im Generalgouvernement erklärt", hieß es in einer Anordnung Himmlers.  Für die polnische Bevölkerung sahen die Pläne der deutschen Besatzer wie folgt aus: Die nach den deutschen Kriterien "rassisch wertvollen" Einheimischen sollten zur Wiedereindeutschung ins Reich gebracht, arbeitsfähige Polen zur Zwangsarbeit eingezogen und alle anderen, die in den Augen der Besatzer als "rassisch schlecht" galten, in Vernichtungslager gebracht werden. Bis zum Abbruch der Aktion im August 1943 deportierten die Nazis ca. 100.000 Polen aus Zamość und den umliegenden Gebieten. Ins Reich entführt wurden tausende polnische Kinder.

 

Bauern leisteten Widerstand

 

Die Reaktion der polnischen Bevölkerung traf die Deutschen unerwartet hart. Die polnischen Bauern flüchteten in die umliegenden Wälder und schlossen sich teilweise den Partisanen an. Sie überfielen von Deutschen besiedelte Dörfer und verübten Anschläge auf Bahnlinien. Der Widerstand der Polen, der trotz der militärischen Übermacht und Vergeltungsmaßnahmen der deutschen Besatzer nicht zu brechen war, hatte einen Rückgang der landwirtschaftlichen Produktion und damit eine Verschlechterung der Versorgungslage zur Folge. Der Plan zur Schaffung einer deutschen Kolonie im Gebiet um Zamość scheiterte.

 

Bilder von Zamość

 

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