Die Synagogen in Speyer

 

 

Speyer - Synagoge Beith-Schalom

 

Die Synagoge Beith-Schalom (hebräisch בית שלום, deutsch Haus des Friedens) ist seit 9. November 2011 die Speyerer Synagoge und das Gemeindezentrum der Jüdischen Kultusgemeinde der Rheinpfalz. Es ist die insgesamt vierte Synagoge seit dem Bestehen von jüdischen Gemeinden in Speyer.

 

Grundsteinlegung und Einweihung

 

Bei der Grundsteinlegung 2008 – 70 Jahre nach der Zerstörung der vorherigen Speyerer Synagoge in der Reichspogromnacht vom 9. November 1938 – erklärte der damalige Geschäftsführer der Gemeinde, Manfred Ehrlich, der Neubau solle ein Zeichen für die Rückkehr jüdischen Lebens in der Domstadt sein.

 

Die eigentlichen Bauarbeiten begannen im Herbst 2009 und dauerten bis kurz vor dem Eröffnungstermin am 9. November 2011 an.

 

Der für etwa 3,5 Millionen Euro errichtete Bau ist teils ein Neubau, nämlich der eigentliche Synagogenraum, teils greift das Gemeindezentrum mit Versammlungsräumen, Seminarräumen, Büros und einer Übernachtungsgelegenheit für den Rabbiner auf sanierte und neu gegliederte Teile der ehemaligen Stiftskirche St. Guido zurück. Die Kosten wurden von der Gemeinde, dem Land Rheinland-Pfalz und der Stadt Speyer getragen.

 

Die Synagoge wurde am 9. November 2011 feierlich eingeweiht. Der Vorsitzende der Gemeinde, Israel Epstein, konnte zur Einweihung den Bundespräsidenten Christian Wulff, den Ministerpräsidenten von Rheinland-Pfalz, Kurt Beck, den Oberbürgermeister der Stadt Speyer, Hansjörg Eger, den Präsidenten der Konferenz Europäischer Rabbiner, Pinchas Goldschmidt, den katholischen Bischof von Speyer, Karl-Heinz Wiesemann, und den Kirchenpräsidenten der Pfalz, Christian Schad, begrüßen. Eine Brücke zur alten Gemeinde schlug die Teilnahme des mittlerweile 80-jährigen mit Gattin aus den USA angereisten Jack Mayer an der Synagogeneinweihung. Mayer, 1930 in Speyer geboren, war im Frühjahr 1938 zusammen mit seiner Mutter und dem älteren Bruder vor der immer vehementer werdenden Judenverfolgung der Nationalsozialisten in die USA geflohen.

 

Die Synagoge wurde zur biblischen Synagoge durch feierliches Einstellen der Tora in den Toraschrein. Der Architekt Alfred Jacoby übergab der Gemeinde die Schlüssel.

 

Neben der Jüdischen Kultusgemeinde der Rheinpfalz gab es in Speyer eine zweite jüdische Gemeinschaft, die Jüdische Gemeinde Speyer e.V., deren Vorsitzende Juliana Korovai vor der Einweihung anfragte, welche Räume ihr Verein in der Synagoge zur Nutzung bekäme. Zwischen beiden Gemeinschaften bestand ein langjähriger Streit, da die Kultusgemeinde Korovais Verein nicht als jüdische Gemeinde anerkennt. Anlässlich der Einweihung betonte Korovai, „dass die Kultusgemeinde der Rheinpfalz nicht für alle Speyerer Juden sprechen kann“ und kritisierte, dass ihr Verein von der Nutzung der Synagoge ausgeschlossen wurde und niemand aus ihrem Verein zur Einweihung eingeladen worden war.

 

Salomon Korn, der Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, betonte anlässlich der Einweihung in einem Radiointerview, dass in der „medialen Aufblähung“ von Synagogenbauten ein Zeichen nach wie vor fehlender Normalität liege.

 

Gestaltung

 

Der eigentliche Sakralkraum ist als Ellipse schräg auf das östliche Fundament der alten Hallenkirche aufgesetzt. Der erhaltene Hauptteil der Hallenkirche wurde zum Gemeindezentrum umgebaut.

 

Das Eingangsportal weist in nordwestlicher Richtung auf die benachbarte Friedenskirche St. Bernhard, die der Aussöhnung zwischen Deutschland und Frankreich gewidmet wurde. Die Fenster um den Toraschrein im südwestlichen Ende der Ellipse weisen in Richtung des Speyerer Doms.

 

Bei der Einweihung erklärte Architekt Alfred Jacoby: „Der Bau selbst widerspiegelt die Idee dieses Dialogs, denn er ist ab heute eine Verbindung zwischen der ehemaligen Kirche St. Guido und der neuen Synagoge Beith-Schalom - Haus des Friedens. Wenn man hier am Weidenberg steht, einem der ältesten Plätze der Stadt, begreift man aber auch, dass man optisch mit dem Speyerer Salierdom und mit der Versöhnungskirche St. Bernhard, die nach Frankreich orientiert ist und 1954 eingeweiht wurde, in Blickbeziehung steht. ... Diese Synagoge soll das Spannungsfeld, in dem Juden hier lebten und leben, bewusst machen. Angefangen von Salierdom bis hin zur Versöhnungskirche, die die Speyerer nach dem furchtbaren Krieg erbaut haben. Heute ist der Tag an dem sich Speyer seiner Geschichte erneut stellt.

 

Auf dem roten Stoff des Vorhangs des Toraschreines ist in hebräischer Schrift der Spruch „Wahrheit entsprießt dem Boden und Gerechtigkeit blickt vom Himmel“ aufgebracht. Diese Schrift ist durch Aussparungen in den beiden Flügeln des Toraschrankes auch bei geschlossenen Türen lesbar.

 

In der Mitte der Decke, die wie die Wände in Weiß gehalten ist, ist ein viereckiges Dachfenster, der Architekt nannte es ein Portal zum Himmel, in dessen Mitte ein Davidstern angebracht ist. Die Sitzbänke mit 110 Plätzen sind entlang der Längsbögen der Ellipse in Doppelreihen angeordnet.

 

Während der Gebetszeremonie wird die heilige Tora aus dem Schrein ausgehoben und auf die Bima, das Lesepult, gelegt. Wie in den traditionellen aschkenasischen Synagogen, deren Traditionen in den SCHUM-Städten Speyer, Worms und Mainz wesentlich begründet wurden (wie auch in den neueren Synagogen Mannheim oder Recklinghausen), befindet sich die Bima in der Mitte des Innenraums.

 

Baugeschichte

 

Die Baukosten stiegen von geschätzten 2,5 Millionen auf 3,5 Millionen Euro. Als Ursachen dafür wurden / werden genannt zum einen eine Erweiterung des Bauprogrammes (einschließlich der Verlagerung der Gemeindeverwaltung von Neustadt nach Speyer) und entsprechende Planänderungen, und zum anderen Schwierigkeiten mit der Bausubstanz.

 

Zu den herausragenden Baudenkmälern Augsburgs gehört die Synagoge in der Halderstraße. Der Monumentalbau vom Anfang des 20. Jahrhunderts ist ein eindrucksvolles Zeugnis deutsch-jüdischer Kultur, ein herausragendes Dokument jüdischer Geschichte in Bayern und – nach der Vernichtung der jüdischen Gemeinde in der NS-Zeit – heute wieder das Zentrum einer, durch den Zuzug von Juden aus den Ländern der ehemaligen Sowjetunion sprunghaft gewachsenen Kultusgemeinde.

 

Zwischen 1974 und 1985 wurden die Schäden der Pogromnacht beseitigt und der Kultraum wieder hergestellt und eingeweiht. Seitdem beherbergt der Bau zudem in seinem Westtrakt das Jüdische Kulturmuseum Augsburg-Schwaben, das 1985 als erstes selbstständiges jüdisches Museum in Deutschland nach dem Krieg gegründet wurde.

 

Der überkuppelte Zentralbau entstand zwischen 1913 und 1917 nach den Plänen von Fritz Landauer (1883 – 1968) und Dr. Heinrich Lömpel (1877 – 1951). Die repräsentative Lage des Grundstücks, die Auslobung eines Architektenwettbewerbs (1912) sowie die Entscheidung für einen ausgesprochen modernen Entwurf zeugen von einer selbstbewussten Gemeinde, deren ca. 1200 Mitglieder sich als Teil der Augsburger Stadtgesellschaft verstanden, hoffnungsvoll in die Zukunft blickten und einen adäquaten architektonischen Ausdruck für ihr Selbstverständnis als deutsche Staatsbürger jüdischen Glaubens suchten.

 

Den Betenden bietet sich wie auch den Besuchern des Museums von der Frauenempore aus ein Raum von überwältigender Schönheit. Über einem Zentralraum in Form eines byzantinischen Kreuzes mit vier tonnengewölbten Kreuzarmen erhebt sich eine 29 Meter hohe Kuppel. Grüngoldenes Mosaik verkleidet die zur Bauzeit hochmoderne Konstruktion aus Eisenbeton. Aufwändige Maßwerkfenster, der doppelte Fensterkranz der Kuppel und vier Kugellampen aus Messing tauchen ihn in ein gedämpftes, mystisches Licht.

 

Ungewöhnlich ist die reiche ikonographische Ausstattung mit farbigem Mosaik über dem Tora-Schrein, bildlicher Darstellung der Hohen Feiertage in den fünf Medaillons am Ostbogen und der zwölf Stämme an den Emporenbrüstungen sowie den vier Stuckreliefs, die den Übergang von der Kuppel zum Zentralraum füllen und die Tora als Baum des Lebens deuten. Verbunden werden sie durch zahlreiche Bibelzitate in hebräischer Schmuckschrift.

 

Auf der Ostempore über dem Tora-Schrein stand eine Orgel (Koulen & Sohn), Ausdruck der liberalen Gesinnung der Erbauergemeinde. Unter dem Zwang der nationalsozialistischen Verfolgung verkaufte die auf 400 Mitglieder geschrumpfte Gemeinde das Instrument 1940 an die katholische Kirchengemeinde in Weßling am Ammersee, wo sie noch heute steht.

 

Immer wieder wird die Augsburger Synagoge fälschlich Jugendstil-Synagoge bezeichnet. Sie weist durchaus Elemente des Jugendstils auf, verbindet darüber hinaus aber bemerkenswert unbefangen und selbstbewusst byzantinische und orientalisierende Details mit Anregungen aus der jüdischen Renaissance und traditionellen Formen des landschaftsgebundenen Bauens bei gleichzeitig modernster Konstruktion. Orthodoxen wie liberalen Zeitgenossen der Erbauung galt sie als Inbegriff eines „neu-jüdischen Tempels.“

 

Mittelalterliche Synagoge

 

Die Synagoge, die 1104 geweiht wurde, war ein romanischer Hallenbau mit ca. 10,5 m Breite und 17,5 m Länge. Die Überreste der Synagoge werden als der älteste aufrecht stehende jüdische Kultbau aus dem Mittelalter bezeichnet.

 

An Dom, Synagoge und Ritualbad (Mikwe) wirkten die gleichen Baumeister. Die christlichen Handwerker erhielten den Auftrag, da Juden keine Handwerksberufe ausüben durften.

 

Über die Innenausstattung der Synagoge wissen wir nur wenig. Aus einer Notiz in der rabbinischen Literatur erfahren wir, dass sie einen mit Steinplatten belegten Boden und verglaste Fenster besaß. Spuren der Fensterrahmung sind an den beiden Fenstern der Westwand erhalten.

 

Das jüdische Gotteshaus wurde während des Pogroms von 1349 geschändet und 1354 mit einigen baulichen Veränderungen wieder instandgesetzt. Nach der Vertreibung der Juden im frühen 16. Jahrhundert, im Zusammenhang mit dem Umbau zum städtischen Zeughaus, hat man sie endgültig zerstört und den Boden dort mit einem groben Pflaster geschlossen.

 

Speyer Jüdische Geschichte vom 17. Jahrhundert bis 1940 / Synagogengeschichte

 

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde

 

Nach den verschiedenen Ausweisungen am Ende des Mittelalters lebten zunächst nur wenige jüdische Familien in der Stadt. Während der Zeit des Dreißigjährigen Krieges nahm die Zahl der jüdischen Familien wieder zu. So wanderten 1622 14, 1623 sieben, 1624 fünf, 1625 sechs und 1626 zwei Juden zu, sodass um 1624/25 von einer Gemeinde mit etwa 300 Mitgliedern ausgegangen werden kann. Im weiteren Verlauf des 17. Jahrhunderts ging die Zahl jüdischer Einwohner in Speyer wieder zurück: 1685 wurden nur noch neun jüdische Familien gezählt. 1688 erfolgte eine neue Ausweisung aus der Stadt. Ein Jahr später wurde die Stadt durch die Franzosen zerstört.

 

1797 wurde Speyer in das französische Staatsgebiet eingegliedert, wo jüdischen Personen die Gleichberechtigung zustand. Im Laufe der folgenden Jahre ließen sich wieder mehrere jüdische Familien in der Stadt nieder.

 

Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt: 1818 80 jüdische Einwohner, 1823 155, 1824 190, 1830 209, 1841 301, 1848 272 (in 51 Familien), 1849 319, 1855 370, 1861 425, 1867 440, 1880 Höchstzahl mit 539 jüdischen Einwohnern (von insgesamt 15.589 Einwohnern), 1890 535, 1895 508, 1900 520, 1905 476. 1848 waren unter den jüdischen Gewerbetreibenden 61 % als Kaufleute tätig, 25 % waren im Handel tätig (einschließlich Metzgereien). In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden in der Stadt eine größere Zahl von Läden und Industriebetrieben eröffnet, u.a. Schuhfabriken, Zigarettenfabriken, Betriebe der holzverarbeitenden Industrie.

 

Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts waren die jüdischen Einwohner im städtischen Leben weitestgehend integriert, u.a. durch ihr Engagement in den städtischen Vereinen (bis hin zum Roten Kreuz).

 

An Einrichtungen bestanden eine insbesondere eine Synagoge (s.u.), eine Israelitische Volksschule (seit 1831, zunächst mit 42 Schülern), ein rituelles Bad, eine Gemeindebibliothek und ein Friedhof. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde waren ein Lehrer, zumeist auch weitere Personen angestellt (Kantor, Schochet). Im 19. Jahrhundert war über mehrere Jahrzehnte die prägende Persönlichkeit des jüdischen Gemeindelebens Lehrer Ludwig Schloß. Er konnte 1883 sein 50-jähriges Amtsjubiläum in der Stadt begehen und wurde 1887 für seine vielfältigen Verdienste mit der Goldenen Ehrenmünze des bayerischen Ludwigsordens ausgezeichnet.

 

1825 wollte die jüdische Gemeinde, dass Speyer zum Sitz eines Bezirksrabbinates wird. Da jedoch damals noch keine Synagoge in der Stadt vorhanden war, wurde Neustadt und wenig später Frankenthal beziehungsweise Bad Dürkheim zum Sitz des Bezirksrabbinates (erster Bezirksrabbiner Aron Merz; ab 1935 war der Sitz des Bezirksrabbinates in Ludwigshafen am Rhein). Das Verhältnis zum Bezirksrabbinat war auf Grund der liberalen Prägung der jüdischen Gemeinde in Speyer teilweise sehr konfliktträchtig, vor allem nachdem der streng orthodox geprägte Rabbiner Dr. Adolph Salvendi 1865 das Bezirksrabbinat übernommen hatte.

 

Um 1925, als zur Gemeinde 335 Personen gehörten, waren die Vorsteher der Gemeinde Benedikt Cahn, Leopold Klein, Julius Seligmann und Albert Mühlhauser. Als Kantor und Schochet war Benno Grünberg (geb. 1885, 1940 nach Gurs deportiert und später in Auschwitz ermordet) angestellt, als Synagogendiener wird ein Herr Würt, als Organist ein Herr K. A. Krauß genannt. An der Israelitischen Volksschule unterrichtete Lehrer Jakob Krämer im Schuljahr 1924/25 21 Kinder. Außerdem erteilte er den Religionsunterricht an den öffentlichen Schulen für etwa 30 Kinder (Gymnasium, Realschule, höheres Mädchenlyzeum). 1932 bildeten den Gemeindevorstand: Leopold Klein (1. Vors., Hauptstraße 30), Julius Seligmann (2. Vors., Gilpenstr. 4), Ludwig Gudenberg (Wormser Str. 24) sowie zwei weitere Herren. Als Lehrer war seit dem Weggang von Jakob Krämer, der am 1. September 1928 eine Lehrerstelle in München angenommen hatte, Lehrer Leopold Schwarz angestellt. Er unterrichtete an der Israelitischen Volksschule im Schuljahr 1931/32 16 Kinder in vier Klassen. Kantor war 1932 weiterhin Benno Grünberg (wohnt Hartmannstr. 31).

 

Zur jüdischen Gemeinde in Speyer gehörten nach Auflösung der Gemeinde Otterstadt auch die in Otterstadt und Waldsee lebenden jüdischen Personen.

 

An jüdischen Vereinen gab es u.a.: den "Vereinigten Unterstützungsverein" mit der "Central-Kasse" und der "Spenden-Kasse" (die Vereinigung wurde aus älteren Wohltätigkeitsvereinen 1911 gegründet, 1924 unter Leitung von Benedikt Cahn mit 70 Mitgliedern; 1932 unter dem Namen "Vereinigte israelitische Männerwohltätigkeitsvereine" unter der Leitung von Leopold Klein, Hauptstr. 30; Zweck und Arbeitsgebiet: Unterstützung Hilfsbedürftiger), den Israelitischen Frauenverein (gegründet 1860, 1924 unter Leitung der Frau von Leopold Lehmann und 60 Mitgliedern, 1932 unter Leitung von Frau Landsberger, Gutenbergstr. 18 mit 80 Mitgliedern; Zweck und Arbeitsgebiet: Unterstützung Hilfsbedürftiger), den "Verein für jüdische Geschichte und Literatur" (1924 mit 50 Mitgliedern), eine Ortsgruppe des "Central-Vereins" (1924 mit 50 Mitgliedern), den Synagogenchorverein. Von überregionaler Bedeutung waren der "Verein für das israelitische Altersheim für die Pfalz, e.V. Neustadt (Haardt)", dessen Sitz und Geschäftsstelle in Speyer war, sowie der "Wohlfahrtsfonds des Rabbinatsbezirks Frankenthal" (1932 unter Leitung von Leopold Klein, Hauptstr. 30; Zweck und Arbeitsgebiet: Ausbildungsbeihilfen).

 

1933 lebten 269 jüdische Personen in der Stadt. In den folgenden Jahren ist ein Teil der jüdischen Gemeindeglieder auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts, der zunehmenden Entrechtung und der Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. Bis 1936 verließen 84 jüdische Personen Speyer, weitere 30 im Jahr 1937. Die jüdischen Vereine waren weiterhin aktiv, darunter die Jugend- und Sportvereine der Gemeinde. 1938 wurden noch 139 jüdische Einwohner gezählt. Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge niedergebrannt (s.u.), jüdische Häuser und Geschäfte wurden zerstört, der jüdische Friedhof geschändet. Die jüdischen Männer wurden in das KZ Dachau verschleppt und dort wochenlang festgehalten. Bis Mai 1939 verließen weitere 60 jüdische Personen die Stadt. Von den im Oktober 1940 noch 60 in Speyer lebenden jüdischen Personen wurden 51 im Oktober 1940 nach Gurs deportier t. Von ihnen starben 12 in Frankreich, 24 wurden später nach Auschwitz verbracht und ermordet. Nur wenige der Deportierten haben die grausamen Lagerzeiten überlebt.

 

Zur Geschichte der Synagogen

 

Vom 17. bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts

 

In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts war vermutlich ein Betraum in einem der jüdischen Wohnhäuser vorhanden. Urkundlich liegt jedoch kein Nachweis vor.

 

Ein alte Synagoge um 1700 könnte in einem Gebäude in der Webergasse eingerichtet gewesen sein. Auch hierzu liegen keine schriftlichen Nachweise vor.

 

Spätestens seit 1811 war eine Betstube im Haus des Gemeindevorstehers Simon Adler eingerichtet. Der Raum soll jedoch "mehr einem Speicher zum Tabakaufhängen als einer Synagoge" geglichen haben. Nachdem 1816 die Gottesdienste in privaten Betstuben durch die bayerische Regierung nicht mehr erlaubt waren, wurde diese Betstube aufgegeben.

 

19./20. Jahrhundert

 

Nach 1816 bemühte sich die jüdische Gemeinde mehrfach um die Einrichtung beziehungsweise um den Bau einer Synagoge. Ein 1819 dem königlichen Landkommissariat vorgelegter Plan zum Bau einer Synagoge, den Maurermeister Johann Friedrich Müller erstellt hatte, wurde wegen der ungesicherten Finanzierung nicht genehmigt. 1825 sollte ein Haus in der heutigen Hellergasse zu einem "Bethaus" umgebaut werden. Behördlicherseits wurde die Auflage erteilt, gleichzeitig ein jüdisches Schulhaus zu errichten. Doch überstieg dies die finanziellen Möglichkeiten der Gemeinde.

 

1832 gab es Pläne zum Umbau einer Kirchenruine an der Ecke Heydenreichstraße / Stöckergasse (heutige Hellergasse) in eine Synagoge mit Schule und Frauenbad. Die Pläne hatte der Zivilbauinspektor August Voit gezeichnet. Zunächst wurden die Pläne behördlicherseits wiederum abgelehnt. Nachdem Voit unter dem finanziellen Aspekt die Pläne überarbeitet hatte, wurden sie schließlich von der obersten Baubehörde, dem königlichen Innenministerium in München am 10. Mai 1836 genehmigt. Im August 1836 konnte die Kirchenruine abgebrochen werden. Bis Juni 1837 wurde das Schulhaus mit dem Frauenbad erstellt. Vier Monate später erfolgte die Einweihung der Synagoge am 24. November 1837. Baukosten betrugen 10.687 Gulden, finanziert durch Beiträge der Gemeindeglieder, Spenden (500 Gulden vom Frankfurter Bankhaus Rothschild) und durch Darlehen. Zunächst wurde der Gottesdienst traditionell abgehalten, worüber in der "liberal" eingestellten "Allgemeinen Zeitung des Judentums" 1840 eine Beschwerde vorliegt.

 

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